Feilenhauer

Feilenhauer
Der Nürnberger Feilenhauer Peter Bauernschmied im Jahr 1534

Feilenhauer ist ein ehemaliger Handwerksberuf, der sich mit der Herstellung neuer und der Wiederaufbereitung alter Feilen beschäftigt.

Der Beruf entstand im späten Mittelalter als ein Spezialzweig des Schmiedehandwerks. In Deutschland wird er gegen 1400 erstmals erwähnt. Die Feilenhauer waren in Zünften organisiert. Einer mindestens dreijährigen Lehrzeit schloss sich eine mindestens ebenso lange Wanderschaft als Geselle an, bevor ein Meistertitel durch das Anfertigen eines Meisterstücks zumeist in Form von 3 verschiedenartigen Feilen erworben werden konnte. Das Erstellen einer Feile erfolgte durch Erhitzen (auf ca. 780 Grad Celsius) und langsames Abkühlen des eisernen Feilenrohlings um dadurch das Eisen weich zu machen. Dann wurden mit Hammer und Meissel die einzelnen Zeilen oder Zahnreihen geschlagen. Anschließend wurde die Feile mit Härtungspulver aus Salz, Holzkohle, Hornstaub und Mehl bestreut und durch Erhitzen und schnelles Wiederabkühlen im Wasserbad gehärtet. Das Pulver schützte gleichzeitig die Feilenzähne vor dem Verglühen. Anschließend wurde das Heft durch nochmaliges Erhitzen wieder etwas elastisch gemacht, um einem Brechen vorzubeugen.

Mitte des 19. Jahrhunderts setzte auch in diesem Handwerk die Mechanisierung ein. Die Herstellung von Feilen wurde immer mehr automatisiert und in Fabriken verlagert.

In der DDR hieß der Beruf Facharbeiter(in) für Fertigungsmittel, Spezialisierungsrichtung Feilenhauer(in). 1985 wurde daraus ein Ausbildungsberuf ("Seltener Handwerksberuf"). Bis zum 31. Dezember 1989 waren allein bei der Handwerkskammer des Bezirkes Potsdam noch 3 Feilenhauerbetriebe registriert. Seit der Deutschen Wiedervereinigung gilt dieses Handwerk als ausgestorben.

Literatur

  • Bundesanstalt für Arbeit: Bildung und Beruf - 302 DDR-Ausbildungsberufe 2 - Vergleichbare und verwandte Berufe in der Bundesrepublik Deutschland Metall / Elektro Verlag BW Bildung und Wissen, Nürnberg 1990

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