Feindlicher Ausländer

Feindlicher Ausländer

Der Begriff Enemy Alien (zu deutsch etwa feindlicher Ausländer) bezeichnet im angloamerikanischen Recht einen Flüchtling aus einem Land, welches sich in einem Konflikt – nicht zwangsläufig Krieg – mit dem Land befindet, in dem er Zuflucht sucht. Der Begriff wurde vorranging in der Zeit des 2. Weltkriegs verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Großbritannien

Zu Beginn des 2. Weltkriegs kamen viele Deutsche, hauptsächlich Juden und Antifaschisten, nach Großbritannien, die vor dem Nazi-Regime flüchteten. Diese wurden zunächst wie andere feindliche Bewohner auch ohne Unterscheidung in Internierungslager geschickt. Nach dem Kriegseintritt Italiens betraf dies auch eine größere Zahl Italiener.

Die vergleichsweise isoliert vom britischen Festland gegelegene Isle of Man war prädestiniert, da sie als beliebtes Ferienziel auch eine große Anzahl an Unterkünften bot.

Viele wurden aber auch nach Kanada, Australien oder Indien transportiert.

Ironisch wurden in Großbritannien die Soldaten deutscher und österreichischer Abstammung, die für die britische Armee kämpften, als „The King’s Most Loyal Enemy Aliens“ (des Königs treuste Feinde im Inland; Wortspiel mit dem Begriff Ausländer) bezeichnet[1]. Zu ihnen gehörte unter anderem Ken Adam, der später als Szenenbildner der James Bond-Filme bekannt wurde.

Australien

In Australien gab es während des 1. Weltkrieges als gesetzliche Grundlage den War Precautions Act 1914, der auf die Kriegsgegnerschaft mit England und die mögliche Gefährdung australischer Interessen abhob. 7.000 Personen wurden danach interniert, von denen 4.500 als Enemy aliens oder Briten mit deutscher Herkunft galten.[2] Viele zunächst eröffnete kleinere Lager wurden 1915 zugunsten einer Unterbringung in größeren geschlossen. Das größte war in Holsworthy in New South Wales.[3]

Ähnlich galt im 2. Weltkrieg der National Security Act of 1939. Etwa 7.000 Einwohner wurden zwischen 1939 und 1946 interniert.[4] [5] Außerdem wurden in Australien ca. 8.000 weitere internierte Personen aus den Niederlanden und England und dessen Kolonialgebieten im pazifischen Raum gefangen gehalten (vgl. z. B. die Geschichte des Truppentransporters SS Dunera).

Vereinigte Staaten

Die erste Rechtsgrundlage stammt aus dem Jahr 1798, dem Alien Enemy Act, der heute noch als Kap. 50 des United States Code gültig ist. Er gibt dem US-Präsidenten das Recht, die Verhaftung und Abschiebung jedes Ausländers zu befehlen, der Bürger eines Landes war, mit dem sich die Vereinigten Staaten im Kriegszustand befand (siehe auch „Alien and Sedition Acts“).

Während des 2. Weltkriegs waren zunächst überwiegend Japaner betroffen, da die USA erst mit dem Angriff auf Pearl Harbor in den Krieg eintraten. Im Rahmen der Internierung japanischstämmiger Amerikaner wurden auch amerikanische Staatsbürger japanischer Abstammung von der Westküste unter Zwang in Internierungslager umgesiedelt. Später kamen größere Zahlen deutscher und italienischer Auswanderer dazu. In den USA mussten die Enemy Aliens eine Registrierungskarte mit sich führen und monatlich persönlich bei den Behörden vorstellig werden. Dies betraf auch Emigranten, die schon seit Jahren in den USA lebten. Allein für Deutschstämmige gab es über 50 verschiedene Lager, darunter Ellis Island.

Literatur

  • Max Zimmering: Die unfreiwillige Weltreise, Kinderbuchverlag, Berlin 1956

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Spiegel Online EinesTages: Treue Feinde, abgerufen am 27.07.2008
  2. Internment (engl.). Uncommon Lives: Wolf Klaphake. National Archives of Australia (2004). Abgerufen am 15. Juli 2008.
  3. Germans interned in Australia
  4. ENEMY ALIENS: The Internment of Italian Migrants in Australia. Connor Court Publishing Online Bookshop (2005). Abgerufen am 15. Juli 2008.
  5. Tatura WK2 Camps & Irrigation Museum

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