Fellfarben der Hunde

Fellfarben der Hunde

Die Fellfarbe der Hunde wird wie die Fellfarben anderer Tierarten auch durch verschiedene Gene gesteuert.

In den Artikeln zu den Genloci finden sich jeweils Abschnitte mit eigener Überschrift zum Hund.

Inhaltsverzeichnis

Die Steuerung der Farbstoffproduktion

Es gibt zwei Farbstoffe (Melanine), die im Fell vorkommen: schwarzes Eumelanin und rotes Phäomelanin. Alle von Hunden bekannten Fellfarben entstehen durch unterschiedliche Verteilung dieser beiden Farbstoffe im Fell. Einige Farbgene steuern wann und wo diese Farbstoffe im Fell und in der Haut erscheinen sollen. Am besten erforscht sind von diesen Steuerungsloci der Extension-Locus (E) und der Agoutilocus (A).

Wenn ein Gen die Steuerung der Melaninsynthese betrifft, also festlegt ob und wo welches Melanin produziert werden soll, erkennt man das oft daran, dass alle Farbstoffe produziert werden können, aber an veränderten Stellen auftauchen.

In der folgenden Tabelle ist neben den wichtigsten Daten der Gene auch angegeben wie sich die Farben nennen, die entstehen, wenn das Gen auf die drei Grundfarben der Gene wirkt. Die Gene eines Locus sind jheweils in ihrer Dominanzreihenfolge angegeben, das dominanteste zuerst.

Artübergreifender Genlocus Chromosom Mutation, Allel Farben
Agouti CFA24 fawn/sable ay Rehfarben, Sandfarben, gelb oder rötlich mit dunkleren Abzeichen z.B. an der Nase. Teilweise verstreute schwarze Haare vorhanden.
Agouti CFA24 wolf sable aw Wildfarbenes Tier bei dem die einzelnen Haare gebändert sind.
Agouti CFA24 at Schwarz mit rotem Brand bzw. Lohfarbenen Abzeichen
Agouti CFA24 a Rezessives Schwarz
Extension CFA5 EM Schwarze Maske
Extension CFA5 E Schwarze Fellbereiche möglich
Extension CFA5 e Am ganzen Körper Rehfarben, Sandfarben, gelb oder rötlich. Im Fell kann nur Phäomelanin produziert werden, Haut schwarz wenn sie nicht durch ein Leuzismus- oder Albinismusgen aufgehellt ist.
K-Locus (siehe Melanismus beim Hund) (Beta-Defensin 103 (CBD103)-Gen) CFA16 kB Dominant schwarze Farbe
K-Locus (siehe Stromung beim Hund) CFA16 kbr Bereiche, die bei ky ihre Farbe durch Phäomelanin erhalten würden, erscheinen gestromt
K-Locus CFA16 ky Phäomelanin kann produziert werden.

Die Wirkung der drei Genloci aufeinander

Im K-Locus ist ky das häufigste Allel und gleichzeitig der Wildtyp. Wenn dieses Allel vorliegt ergeben die Allele des Agouti- und Extension-Locus folgende Farben.

Farbvariationen bei ky fawn/sable ay wolf sable aw at a
EMEM, EME oder EMe Lena 26 09.jpg
Hellbraun mit schwarzer Maske im Gesicht
Owczarek alzacki n765.jpg
Wildfarben mit schwarzer Maske im Gesicht
Hovawart2.jpg
Schwarz mit rotem Brand, Maske bleibt schwarz
Wilmi.jpg
Schwarz
EE oder Ee Wyżeł portugalski 123.jpg
Hellbraun ohne Maske
German Shepherd Dog with disc.jpg
Wildfarben ohne schwarze Maske im Gesicht
Standart Dachsund.jpg
Schwarz mit rotem Brand
Wilmi.jpg
Schwarz
ee Wyżeł portugalski 123.jpg
Hellbraun ohne Maske
Wyżeł portugalski 123.jpg
Hellbraun ohne Maske
Wyżeł portugalski 123.jpg
Hellbraun ohne Maske
Wyżeł portugalski 123.jpg
Hellbraun ohne Maske
ay: Hunde deren Farbe hellbraun mit einer Sattelzeichnung aus durchgefärbten schwarzen Haaren sind, wie dieser Collie, tragen auf dem Agouti-Locus das Gen ay - welches Gen auf welchem Locus dafür sorgt, dass der Hund eine Sattelzeichnung hat und nicht hellbraun ist, ist unbekannt.
kbrEMay: Hellbraun schwarz geflammt mit schwarzer Maske im Gesicht

Das Allel für Flammung kbr des K-Locus ist gegenüber dem Allel ky dominant. Also prägt sich die geflammte Zeichnung aus, wenn die Allelkombinationen kbrkbr oder kbrky vorliegen. Je nach den Genen auf Agouti- und Extension-Locus können unterschiedliche Zeichnungen auftreten. Die bei ky hellbraunen Fellbereiche sind jeweils hellbraun schwarz geflammt, während die schwarzen Fellbereiche unverändert schwarz bleiben. Auch hier ist das Allel e des Extension-Locus epistatisch über die Flammung kbr und die Hunde mit der Genkombination ee sind unabhängig vom K-Locus hellbraun.

Das Allel kB für dominant schwarze Farbe ist das dominante Allel des K-Locus. Die Allelkombinationen kBkB, kBkbr oder kBky führen also alle zu demselben Erscheinungsbild. Von den anderen Genloci ist nur das Allel e des Extensionlocus epistatisch über die dominant schwarze Farbe. Wenn kB mindestens einmal vorliegt, ist ein Hund bei fast allen Genkombinationen schwarz, nur ee am Extensionlocus führt zu einer hellbraunen Farbe.

Farbvariationen bei kBkB, kBkbr oder kBky ay, aw, at und a in beliebiger Zusammenstellung
EMEM, EME, EMe, EE oder Ee Wilmi.jpg
Schwarz
ee Wyżeł portugalski 123.jpg
Hellbraun ohne dunkle Maske

Albinismusspektrum: mutierte Enzyme der Melaninsynthese

Zur Produktion der beiden Melanine müssen eine Reihe verschiedener Enzyme, Strukturproteine und Transportmechanismen in der farbstoffproduzierenden Zelle, dem Melanozyt, richtig zusammenarbeiten. Mutationen an Genen der hierfür benötigten Stoffe führen dazu, dass die betroffenen Tiere nicht fähig sind, Melanin zu produzieren oder dass sie nur wenig Melanin produzieren können. Gleichmäßige Aufhellungen der Fellfarbe sind häufig auf Veränderungen von Enzymen der Melaninsynthese zurückzuführen. Mutationen am Anfang des Melaninsyntheseweges betreffen sowohl den roten als auch den schwarzen Farbstoff. Sind der schwarze und der rote Farbstoff in unterschiedlichem Maße aufgehellt, liegt das oft daran, dass das Gen gegen Ende der Melaninsynthese eingreift, wo sich die Synthesewege von Eumelanin (schwarz) und Phäomelanin (gelb, braun) schon getrennt haben.

Manche Mutationen in diesem Bereich wie das Merlegen führen dazu, dass sich in den Melanozyten giftige Stoffwechselzwischenprodukte ansammeln, so dass die Zellen dadurch absterben.

Artübergreifender Genlocus Chromosom Mutation, Allelkombination Bezeichnung, Beschreibung des Erscheinungsbildes
Albino-Locus (C), (Okulokutaner Albinismus Typ 1), Tyrosinase-Gen CFA21  ? Es sind (2007) keine Mutationen bekannt, die die Farbe der betroffenen Tiere beeinflussen. Die weiße Farbe bei Doberman Pinschern, Lhasa Apso und Pug sind nicht auf Mutationen des Tyrosinase-Gens zurückzuführen.
Braun-Locus (Tyrosinase related protein 1 (TYRP1), Okulokutaner Albinismus Typ 3) CFA11 B Eumelanin ist schwarz (Schwarze Hunde, Hunde mit schwarzer Zeichnung, schwarze Haut bei einfarbig hellbraunen Hunden)
Braun-Locus (Okulokutaner Albinismus Typ 3) CFA11 Braun-Gen b (3 Varianten: bs, bd oder bc) Eumelanin: schwarz wird zu braun aufgehellt, die Haut an Nase, um die Augen und unter den Füßen wird ebenfalls zu Braun aufgehellt.
Phäomelanin wird nicht aufgehellt. Das Fell von Hunden mit dem Genotyp e/e bleibt unverändert, jedoch wird die Hautfarbe, an Nase, Augen und Füßen von schwarz zu braun aufgehellt.
Silver-Locus CFA10 Merle-Faktor (M) Merle, Tiger, sehr helle Tiere, meist Augenschäden oder Taubheit
Silver-Locus CFA10 Merle-Faktor, mischerbig (Mm) Merle, Tiger, gesund, überwiegen Eumelanin wird aufgehellt.
Silver-Locus CFA10 kein Merle-Faktor (mm) Nicht aufgehellt, gesund
Melanophilin-Gen (MLPH) CFA25 D Nicht aufgehellt
Melanophilin-Gen (MLPH) CFA25 Dilute-Gen (d) Hellt schwarz zu "Blau" (engl. Blue) auf, das eigentlich ein grau ist. Phäomelanin wird durch das Gen kaum beeinflusst.
Melanophilin-Gen (MLPH) CFA25 Dilute-Gen (d2) Hellt schwarz zu "Blau" (engl. Blue) auf, das eigentlich ein grau ist. Phäomelanin wird durch das Gen kaum beeinflusst. Hautprobleme
unbekanntA unbekanntC P nicht aufgehellt
unbekanntA unbekanntC p Eumelanin und Phäomelanin zu weiß aufgehellt
unbekanntA unbekanntC G allmähliches grauwerden (wie beim Schimmel)
unbekanntA unbekanntC g nicht aufgehellt
unbekanntA unbekanntC C nicht aufgehellt
unbekanntA unbekanntC cch Eumelanin und Phäomelanin aufgehellt
unbekanntA unbekanntC ca vollständiger Albinismus
unbekanntA unbekanntC I nicht aufgehellt
unbekanntA unbekanntC mischerbig: Ii Eumelanin nicht aufgehellt, Phäomelanin aufgehellt
unbekanntA unbekanntC i Eumelanin nicht aufgehellt, Phäomelanin fehlt

Beispiele für die Auswirkungen der Gene des Albinismusspektrums

Ausgangsfarbe Aufgehellt durch Braun-Gen (bb) Aufgehellt durch Merle-Faktor (Mm) Aufgehellt durch Dilute-Gen (dd, dd2 oder d2d2) Aufgehellt durch ii
Wilmi.jpg
Schwarz
BoraDK20050369.JPG
Braun
Mudi blue merle.jpg
Blue Merle
Dog niemiecki błękitny 009.jpg
Blau (sieht grau aus)
Wilmi.jpg
unverändert: schwarz
Doberman długouchy.jpg
Schwarz mit rotem Brand
Australien Kelpie.jpg
braun mit Brand
Koolie-blue merle, .jpg
Blue Merle mit rotem Brand
Doberman Pinschers black and blue.jpg
Blau (sieht grau aus) mit rotem Brand
Chihuahua sc.jpg
Schwarz mit weißem Brand
Wyżeł portugalski 123.jpg
Hellbraun (durch Phäomelanin) mit schwarzer Schnauze
Dogue de Bordeaux standing.jpg
Hellbraun mit brauner Schnauze
Wyżeł portugalski 123.jpg
unverändert hellbraun mit schwarzer Schnauze
Wyżeł portugalski 123.jpg
unverändert hellbraun mit schwarzer Schnauze
Biały owczarek szwajcarski h8.jpg
Weiß
BoraDK20050369.JPG
Braun
BoraDK20050369.JPG
Braun, genetisch identisch mit Ausgangsfarbe
Pieblad dachshund.jpg
Red Merle (Im Bild fälschlicherweise mit Brand)
Weimaraner Freika-1.jpg
typische Farbe des Weimaraners (Isabell)
BoraDK20050369.JPG
unverändert: braun
Grau-Gen - Das Tier wird schwarz geboren und färbt sich zu grau mit dunklem Kopf um, wenn das schwarz auf das Gen für Rezessives Schwarz (a) auf dem Agouti-Locus und auf das Gen für die schwarze Maske EM auf dem Extension-Locus zurückgeht. Ohne das Maskengen wird der Hund mit der Zeit gleichmäßig am gesamten Körper grau

Leuzistische Farbgene

Bei Leuzismus wandern während der Embryonalentwicklung die Farbstoffbildenden Zellen (Melanozyten) nicht, in geringerer Anzahl als üblich oder zu spät aus der Neuralleiste aus. Als Verursacher von Leuzismus wurden folgende Gen-Loci bekannt: Endothelin-Rezeptor-B-Gen (EDNRB), das Paired Box Gen 3 (PAX3), SOX10, der Microphthalmie-assoziierter Transkriptionsfaktor (MITF), c-Kit und der Steel-Locus (codiert MGF). Bei vollständigem Leuzismus ist das betroffene Tier völlig weiß, und kann normalfarbene, leicht aufgehellte, blaue oder rote Augen haben. Weniger ausgeprägter Leuzismus führt zu gescheckten Tieren, zu weißen Abzeichen an Kopf und Beinen oder zu Tieren mit weißen Stichelhaaren im sonst normalfarbenen Fell.

Jedes Scheckungsmuster ist auf jeder Grundfarbe möglich.

Ebenso gibt es bei Scheckungen erhebliche individuelle Unterschiede in der Ausprägung der Scheckung: Meist reichen bei demselben Scheckungsgen die Varianten von völlig weißen Hunden bis hin zu Hunden, die zwar das Scheckungsgen tragen aber äußerlich nicht gescheckt erscheinen oder nur einen unauffälligen kleinen Fleck aufgrund dieses Gens haben.

Weiße Abzeichen an Gesicht und Beinen sind bei den meisten Tierarten ebenfalls auf Leuzismus zurückzuführen.

Artübergreifender Genlocus Chromosom Name der Mutation Allgemeine Bezeichnung
MITF (siehe Leuzismus) CFA20 S keine Scheckung
MITF (siehe Leuzismus) CFA20 si Irish spotting
MITF (siehe Leuzismus) CFA20 sp Piebald
MITF (siehe Leuzismus) CFA20 sw Weiß mit farbigem Kopf (Extreme white)
unbekanntA (Leuzismus) unbekanntC T (ticking) weiß mit braunen Platten und brauner Sprenkelung, braunschimmel mit Platten, schwarzschimmel mit Platten (engl. Belton, Ticked oder je nach Grundfarbe Bluetick, Redtick, Red oder Blue roan)
unbekanntA (Leuzismus) unbekanntC t ohne weiß
unbekanntA (Leuzismus) unbekanntC R (roan) Es wurde ein Gen "roan" postuliert, für einen Hund mit Weißen Stichelhaaren im farbigen Fell. Vermutlich ist es jedoch identisch mit dem Gen T (ticking)
unbekanntA (Leuzismus) CFA9 HH In der frühen Embryonalentwicklung tödlich (letal)[1]
unbekanntA (Leuzismus) CFA9 Hh (Harlequin) Harlequinscheckung wenn zusätzlich das Merlegen mindestens einmal vorhanden ist[1]
unbekanntA (Leuzismus) CFA9 hh (kein Harlequin) keine Harlequinscheckung[1]
unbekanntA (Leuzismus) unbekanntC nicht benannt weiße Unterseite sowohl in homo- als auch in heterozygoter Form des Gens

Einfluss der Fellfarbe auf Gesundheit und Verhalten

Die Fellfarbe kann auch Einfluss auf Gesundheit und Verhalten eines Hundes haben. Das liegt daran, daß die Gene, die unterschiedliche Fellfarben hervorrufen, oft auch bei anderen Vorgängen im Körper eine Rolle spielen.

Gesundheit

Deutsche Dogge, die reinerbig für das Merle-Gen ist und dadurch eine Fehlbildung der Augen aufweist.

Sehbehinderungen: Bei Menschen und allen Tierarten führt vollständiger Albinismus zu roten Augen und einer Sehbehinderung, die darauf zurückzuführen ist, dass das Melanin im Auge fehlt. Abgeschwächte Formen des Albinismus wie sie beispielsweise durch das Dilute-Gen hervorgerufen werden, können je nach Ausprägungsgrad zu leichteren Sehbehinderungen führen oder auch keine erkennbaren Auswirkungen auf das Sehvermögen haben. Im Falle des Dilutegens ist beim Hund keine Sehbehinderung bekannt. Leuzismus kann zu ähnlichen Sehbehinderungen führen wie Albinismus. Beim Merle-Syndrom kommen darüber hinaus auch verkleinerte Augäpfel und Fehlbildungen der Linse vor. Obgleich Mutationen des Mikrophtalmielokus (MITF) bei vielen Tierarten zu ähnlichen Fehlbildungen der Augen führen und die Scheckungen "Irish spotting", "Piebald" und "Extreme white" hierdurch hervorgerufen werden, haben die Hunde mit diesen Scheckungen normal ausgebildete Augen.

Taubheit: Leuzismus ist häufig mit Taubheit verbunden. So sind 12-22 % der Dalmatiner auf einem Ohr und 5-9 % beidseitig taub. Es besteht ein Zusammenhang mit den Farbgenen, denn Tiere mit blauer Augenfarbe sind signifikant häufiger von Taubheit betroffen, Tiere mit Plattenzeichnung sind seltener taub[2]. Der Merle-Faktor zählt eher zum Albinismus-Spektrum, jedoch sind Hunde, die für das Gen reinerbig sind, meist auf einem oder beiden Ohren taub.

Hautkrankheiten: Das Dilute-Gen (MLPH) des Hundes ist oft mit Haarausfall und Veränderungen der Haarwurzeln verbunden.

Verhalten

Für den Cocker-Spaniel wurde in mehreren Studien nachgewiesen, daß golden oder rotbraun gefärbte Tiere am aggressivsten sind, schwarze Cockerspaniel liegen in der Mitte und Hunde der Farben Blau- oder Rotschimmel sind am wenigsten aggressiv.[3]

Nomenklatur in der FCI

In der FCI, der größten internationalen Organisation für Hundezucht, existiert seit 2009 eine Nomenklatur für die Bezeichnung der Haarfarben der Hunde. Diese wurde von Bernard Denis in dem Buch Standardized Nomenclature of Coat Colours in Dogs (Standardnomenklatur für die Haarfarben von Hunden) veröffentlicht und von der wissenschaftlichen Kommission der FCI im Juli 2009 als Referenz beschlossen. Sie soll bei Überarbeitungen und Neufassungen von Rassestandards Verwendung finden.[4]

Siehe auch

Zur Genetik von Farben:

Anmerkungen zur Genforschung am Hund

Erkenntnisse dazu, wie genau ein Gen transkribiert, also in Eiweiße übersetzt wird und wie diese Eiweiße dann die Entstehung der Farbstoffe oder andere Vorgänge im Körper steuern und beeinflussen, wurden gewöhnlich am Menschen oder einem der Modellorganismen für die Genforschung gewonnen. Bei den Fellfarben ist der wichtigste tierische Modellorganismus die Zuchtform der Hausmaus, die Farbmaus. Wenn bei einem Pferde-Gen der Artübergreifende Genlocus noch nicht bekannt ist, bedeutet das deshalb immer, dass man nicht weiß, wie das Gen genau arbeitet und deshalb in vielem auf das Wissen angewiesen ist, das schon vor Beginn der Genforschung gesammelt wurde. Bei der Maus wurden bisher etwa 40 verschiedene Gene im Genom lokalisiert, die die Fellfarbe beeinflussen. Beim Pferd sind bis jetzt nur ein Bruchteil davon bekannt, so dass anzunehmen ist dass hinter den Genen, deren Existenz bisher postuliert wurde, ohne den genauen Genort zu kennen eher mehrere Gene stehen als dass ein Gen verworfen werden muss.

  • Wenn der artübergreifende Genlocus unbekannt ist, heißt das auch, dass die genaue Funktionsweise des Gens noch nicht bekannt ist
  • Dass die Lage eines Gens bekannt ist, aber nicht der artübergreifende Genort oder umgekehrt, kommt beim Hund vor, weil im Gegensatz zum Menschen und zur Maus das Genom noch nicht vollständig sequenziert ist und man deshalb nicht von jedem Gen weiß, wo es liegt.
  • Wenn sowohl der artübergreifende Genlocus als auch die Lage des Gens auf dem Chromosom unbekannt sind, stammen die Erkenntnisse über dieses Gen aus der Genforschung ohne Gentechnik. Es ist dann damit zu rechnen dass sich herausstellt, dass mehrere unterschiedliche Gene dieses Erscheinungsbild hervorrufen können oder dass das Gen anders arbeitet als vermutet.
  • Vermutlich sind in Wirklichkeit mehrere Mutationen und mehrere Genorte für die unterschiedlichen Ausprägungen der Zeichnung verantwortlich.

Einzelnachweise

  1. a b c Clark LA, Starr AN, Tsai KL, Murphy KE.: Genome-wide linkage scan localizes the harlequin locus in the Great Dane to chromosome 9. Gene. 2008 Jul 15;418(1-2):49-52. Epub 2008 Apr 16. PMID 18513894
  2. Simone G. Rak, Prof. Dr. O. Distl, Prof. Dr. I. Nolte, Prof. Dr. J. Bullerdiek: Molekulargenetische Untersuchung der angeborenen Taubheit beim Dalmatiner. Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung e.V. Bonn
  3. Joaquín Pérez-Guisado, Andrés Muñoz-Serrano, Rocío López-Rodríguez: Evaluation of the Campbell test and the influence of age, sex, breed, and coat color on puppy behavioral responses. The Canadian Journal of Veterinary Research, 2008;72:269–277
  4. Protokoll der Sitzung des FCI-Vorstands Wien, 28./29. Juli 2009 S. 6

Artikelquellen

Wo nicht anders angegeben stammen die Informationen dieses Artikels aus folgenden beiden Quellen:

Weblinks

Fellfarben am Beispiel Eurasier


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Vermischung der Dingos mit anderen Haushunden — „Dingo“ mit ungewöhnlicher Schnauzenmusterung Die Vermischung von Dingos mit anderen Haushunden ist ein laufender Prozess, der die Populationen wild lebender Haushunde in Australien betrifft. Der Bestand an wild lebenden Haushunden in Australien… …   Deutsch Wikipedia

  • Wer mit der Katze geeggt hat, weiß, wie sie zieht — Hauskatze im Größenvergleich zu einer Maus Die Hauskatze ist ein fleischfressendes, zu den Katzen gehörendes Säugetier. Sie stammt ursprünglich von der nordafrikanischen Wild oder Falbkatze Felis silvestris lybica ab und ist ein seit mindestens… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bezeichnungen für Haus- und Wildtiere — Haustiere und Wildtiere haben oft spezielle Bezeichnungen je nach Geschlecht, Alter, Fortpflanzungsfähigkeit und anderen Kategorien. Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnungen für Haus und Wildtiere 1.1 Anmerkungen 2 Siehe auch …   Deutsch Wikipedia

  • Okulokutaner Albinismus Typ 3 — Der Okulokutane Albinismus Typ 3 (OCA3) ist eine Form des Okulokutanen Albinismus, die zu aufgehellter Haut und Haarfarbe führt. Er beruht auf vorzeitigen STOP Kodons im TYRP1 Gen, das für das Enzym DHICA Oxidase codiert. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Haushund — Der Langhaarcollie ist eine bekannte Hunderasse. Systematik Überfamilie: Hundeartige (Canoidea) Familie …   Deutsch Wikipedia

  • Fellfarbe (Katze) — Gestreifte Katze mit Colorpointzeichnung Getickte Katze Die Hauskatze kommt in verschiedenen Fellfarben vor, die sich alle von den Farben schwarz, rot und weiß herleiten. Die Farben können dicht ode …   Deutsch Wikipedia

  • Fawn — Als rehfarben wird bei verschiedenen Haustieren ein beiger Farbton bezeichnet. Die englische Entsprechung ist fawn. Inhaltsverzeichnis 1 Hund 1.1 Allel ay des Agouti Locus 1.2 Allel e des Extension Locus 1.3 Braungen und MLPH Gen 1.4 …   Deutsch Wikipedia

  • Fellfarbe — In seiner natürlichen Umgebung ist das Dikdik fast unsichtbar. Die Fellfarbe erfüllt bei Wildtieren mehrere Funktionen. Sie dient als Tarnung sowohl des Beutegreifers als auch der Beute. Die Anpassung der Färbung der Tiere an die Umgebung stellt… …   Deutsch Wikipedia

  • Rehfarben — Als rehfarben wird bei verschiedenen Haustieren ein beiger Farbton bezeichnet. Die englische Entsprechung ist fawn. Inhaltsverzeichnis 1 Hund 1.1 Allel ay des Agouti Locus 1.2 Allel e des Extension Locus 1.3 Braungen und MLPH Gen 1.4 …   Deutsch Wikipedia

  • Cocker-Spaniel — English Cocker Spaniel FCI Standard Nr. 5 Gruppe 8: Apportierhunde – Stöberhunde – Wasserhunde …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”