-ion

-ion

-ion ist ein häufiges Suffix beim Substantiv, das der Wortbildung dient.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft aus dem Lateinischen

Die meisten Wörter mit dem Suffix -ion im Deutschen sind Feminina, die sich meist auch von Feminina im Lateinischen herleiten lassen, seltener nur von Verben. So geht etwa Nation auf natio zurück, Religion auf religio (im Lateinischen ist der Buchstabe n, der eigentlich auch dort zu dem Suffix gehört, im Nominativ und Vokativ nicht erhalten geblieben, aber in allen anderen Formen noch zu finden).

Diese Feminina sind entweder Abstrakta – etwa Religion – oder Substantivierungen zu Verben, die im Deutschen in der Regel auf -ieren enden (Bsp.: Operationoperieren).

Auch das lateinische Suffix -io wird, wie auch -tio, -sio und -tus, häufig bei der Umwandlung von Verben in Substantive verwendet. Hier liegt meist ein kontinuativer Aspekt vor, d. h., das Wort bezeichnet den Verlauf einer Handlung: ratio etwa ist der „Vorgang der Berechnung“, oratio die „Rede, die gehalten wird“. Häufig ist die Kombination mit einem „t“ zu -tio(n), die sich aus einem Partizip Perfekt Passiv des Lateinischen ableitet.[1]

Im Deutschen aber besitzt es, soweit überhaupt ein Verbalaspekt vorliegt, auch die Bedeutung von Handlungen, die schon abgeschlossen sind oder noch gemacht werden (perfektiver bzw. imperfektiver Aspekt), und ist dann Pendant zu -ung.[2] Nicht jedes Wort auf -ion hat allerdings erkennbare Wurzeln in einem Verb.

-ion gehört zu den produktivsten lateinischen Suffixen der wichtigsten europäischen Sprachen, der romanischen wie auch des Deutschen und Englischen.[3] Es hat in allen Sprachschichten über das Mittel- und Spätlateinische, Italienische, Französische (Dekoration, Pension), Englische (Lotion) wie auch die wissenschaftliche Fachsprache (Detonation, Sponsion) Eingang ins Deutsche gefunden. Die Ausbreitung der -ion-Bildungen im Deutschen hat Körner (2001) untersucht.

Für Substantive auf -ion, die lateinische Wurzeln haben, hat sich unter dem Einfluss des Französischen die Betonung der Endsilbe mit langem o durchgesetzt.

Herkunft aus dem Griechischen

Sehr viel seltener trifft man im Deutschen auch Substantive an, die auf -ion enden, aber nicht aus dem Lateinischen, sondern aus dem Griechischen stammen. Diese werden im Gegensatz zu jenen nicht auf der Endsilbe betont, sondern auf der Silbe, die auch in der Herkunftssprache den Akzent trug, und sind neutra. So stammt etwa das Symposion von συμπόσιον ab. Im Deutschen wird für solche Wörter allerdings entweder neben der aus dem Griechischen stammenden Endung -ion auch die lateinische Neutrumsendung -ium verwendet – so existiert neben Symposion auch Symposium – oder die griechische Endung ist überhaupt von der lateinischen verdrängt worden. Beispielsweise spricht man nur noch vom Evangelium oder Museum und verwendet die lateinische Endung, obwohl diese Wörter aus dem Griechischen stammen. Analog dazu hat sich auch die lateinische Endung -um bzw. -kum statt der griechischen für Neutra durchgesetzt, die in der Herkunftssprache auf -ον bzw. -κον enden. Ein Beispiel dafür ist das Politikum.

Weblinks

Literatur

  • Helle Körner: Der Zuwachs der Wörter auf -ion im Deutschen. In: Glottometrics 2, 2001, 82–86.
  • Peter von Polenz, Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. I, Berlin/New York 1991, ISBN 3-11-012458-0, bes. S. 231 f.
  • Hans Rubenbauer, Dr. J. B. Hofmann, R. Heine, Lateinische Grammatik, Bamberg/München, 10. Auflage 1977, ISBN 3-7661-5627-6; 3874886948; 3486069403, § 18,2

Einzelnachweise

  1. PPP-Stamm + -io, -ionis f. – Examen Latinum Supplendum, Universität Wien
  2. Klaus von Heusinger, Sabine von Heusinger: Aus der lateinischen Fachsprache zur deutschen Mystik. Der lange Weg der Suffixe -ung und -heit. In: K. Adamzik, J. Niederhauser: Wissenschaftssprache und Umgangssprache. Germanistische Arbeiten zu Sprache und Kulturgeschichte 38. Frankfurt, Lang 1999, S. 59–79
  3. Lateinische Suffixe in den modernen Fremdsprachen – Examen Latinum Supplendum

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