Ferdinand II. von Fürstenberg

Ferdinand II. von Fürstenberg
Fürstbischof Ferdinand II. - Stifterbild für das Franziskanerkloster in Paderborn von Johann Georg Rudolphi 1672
Ferdinand v. Fürstenberg
Abbildung aus den Monumenta Paderbornensia, 4. Auflage 1714

Ferdinand Freiherr von Fürstenberg (* 26. Oktober 1626 auf Burg Bilstein im Herzogtum Westfalen (Sauerland), auch Ferdinandus liber baro de Furstenberg; † 26. Juni 1683 in Paderborn) war als Ferdinand II. Fürstbischof von Paderborn und Münster (zuvor Koadjutor). Er gilt als einer der herausragendsten Vertreter des Barockkatholizismus.[1]

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Ausbildung

Ferdinand von Fürstenberg stammte aus dem westfälischen Adelsgeschlecht von Fürstenberg. Sein Vater war der kurkölnischen Landdroste Friedrich von Fürstenberg. Die Mutter war Anna Maria (geb. von Kerpen). Sein Bruder war der Geistliche, Künstler und Offizier Caspar Dietrich von Fürstenberg. Auch der spätere Dompropst in Münster und Paderborn Johann Adolf von Fürstenberg war einer seiner Brüder.

Entsprechend dem Familienbrauch erhielt Ferdinand von Fürstenberg eine für einen Adeligen der damaligen Zeit überdurchschnittlich gute Ausbildung.[2] Fürstenberg besuchte zunächst das Gymnasium im protestantischen Siegen. Danach studierte er Philosophie in Paderborn und Münster. Theologie und ziviles Recht studierte Fürstenberg in Köln.

Vor allem in Münster und Köln kam er in Kontakt mit führenden Gelehrten der Zeit. Dazu zählten etwa Aegidius Gelenius. In dieser Zeit begann Fürstenberg selbst historische Studien zu treiben. In Münster lernte er auch Fabio Chigi, den Nuntius bei den Friedensverhandlungen des Dreißigjährigen Krieges und späteren Papst Alexander VII. kennen, dem er 1652 nach Rom folgte.

Gelehrter in Rom

Auch in Rom trat Fürstenberg in den Kontakt mit den dortigen Gelehrten. Er wurde Mitglied der Akademie der schönen Künste. Später wurde er sogar Präsident dieser Einrichtung.

Mit der Wahl von Fabio Chigi wurde Fürstenberg zum päpstlichen Kammerherren ernannt. Vor allem aber widmete er sich der wissenschaftlichen Arbeit. So fertigte er zahlreiche Abschriften von Urkunden aus den vatikanischen Archiven an. Dazu zählten etwa die Capitulatio de partibus Saxoniae Karls des Großen. Einige Fund überließ er anderen zur Veröffentlichung, einige gab er selbst heraus. Darüber hinaus trat er als Förderer von großangelegten wissenschaftlichen Vorhaben wie die Herausgabe der Acta Sanctorum durch Jean Bolland und dessen Nachfolgern in Erscheinung.

Bischofsamt

Wohl auch durch die Nähe zum Papst begünstigt wurde Fürstenberg 1661 zum Bischof von Paderborn gewählt. 1667 wurde er zusätzlich Koadjutor des münsterschen Bischofs Christoph Bernhard von Galen und 1678 dessen Nachfolger.[3]

Wappen des paderbornischen Fürstbischofs Ferdinand von Fürstenberg auf dem Portal der Busdorfkirche in Paderborn (1667). Das Wappen der von Fürstenberg wechselt mit dem Wappen des Fürstbistums Paderborn (Aufnahme 2008).

Fürstenberg setzte weniger auf kriegerische Handlungen. Wichtiger waren im verschiedene Reformen um die Folgen des Dreißigjährigen Krieges zu überwinden. Die von seinem kriegerischen Vorgänger eroberten Gebiete gab er 1678 an Schweden zurück. Im Jahr 1680 ließ er die Burg Bevergern sprengen, da er befürchtete, die Holländer könnten von Lingen aus die Burg erneut besetzen.

Auch sein Bischofsamt hat Fürstenberg sehr ernst genommen. So hat er selbst die Pontifikalämter zelebriert. Auch für die Reform der Priesterausbildung hat er sich eingesetzt. Dabei sollte die Einstellung der Pfarrer nach Leistung erfolgen. Großen Wert legte Fürstenberg auf eine gänzlich friedliche Verbreitung des römisch-katholischen Glaubens in Norddeutschland.[4]

Fürstbischof Ferdinand war eng verbunden mit dem dänischen Konvertiten und Naturforscher Niels Stensen, den er 1680 zu seinem münsterschen Weihbischof ernannte. Stensen hatte für Ferdinand nicht nur als gelehrter Freund Bedeutung, sondern trug auch maßgeblich zur Missio Ferdinanda bei, der Missionsstiftung des Jahres 1682 zur Volksmission in Westfalen, zur Mission in Fernost und zur Seelsorge im europäischen Norden.[5]

Fürstenberg versuchte das ländliche Schulwesen zu reformieren und ließ neue Schulen Gründen. Da er in den Klöstern Zentren zur Erneuerung des katholischen Glaubens im Volks sah, förderte er diese Einrichtungen. Zahlreiche Kirchen wurden renoviert oder ganz neu erbaut. Allein in Paderborn ging der Bau der Franziskaner-, der Kapuziner- und der Jesuitenkirche auf ihn zurück.

Fürstenberg war kulturell vielseitig interessiert und gebildet und hinterließ eine „wahrscheinlich nahezu komplette Fürsten- bzw. Bischofskorrespondenz.“[6] Belegt sind Korrespondenz und Treffen in der Neuhäuser Residenz mit dem Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz. Er selbst schrieb poetische Dichtungen und veröffentlichte historische Schriften. Fürstenberg förderte zudem die Erforschung der Geschichte seines Bistums und zog zu diesem Zweck Historiker an seinen Hof. In Westfalen war er durch seine Auftragskunst stilbildend im so genannten Fürstenberger Barock. Darüber hinaus ließ Fürstenberg durch regionale Künstler großformatige Gemälde von Städten und Gemeinden seiner Territorien anfertigen. Diese sind zu einem Großteil erhalten.

Schriften

Ferdinand von Fürstenberg verfasste zahlreiche Schriften, darunter eine lateinische Chronik und Topographie des Bistums Paderborn (mitsamt einer Genealogie des Geschlechts Fürstenberg), die 1669 in Paderborn als Monumenta Paderbornensia, ex historia Romana, Francica, Saxonica eruta, novis inscriptionibus, figuris, tabulis geographicis ac notis … illustrata … Compendium vitae … Ferdinadaei, & Panegyricus Paderbornensis … erschien und bis 1714 drei weitere Auflagen erlebte. Eine deutsche Ausgabe (Denkmale des Landes Paderborn, übersetzt von Franz Joseph Micus) erschien 1844 ebenfalls in Paderborn.

Einzelnachweise

  1. zum Begriff Barockkatholizismus, vgl. Ernesti 2005: 50f
  2. vergl. dazu Horst Conrad: „Splendor Familiae.“ Generationendisziplin und Politik bei der Familie von Fürstenberg. Eine Skizze. In: Südwestfalenarchiv 6.Jg. 2006
  3. Zum Verhältnis zu Galen vgl. Ernesti 2005: 54ff
  4. So sein kirchenpolitischer Grundsatz gegenüber Papst Innozenz XI.; vgl. Ernesti 2005: 57.
  5. Ernesti 2005: 58f
  6. vgl. Ernesti 2005: 51

Literatur

  • Hans J. Brandt, Karl Hengst: Die Bischöfe und Erzbischöfe von Paderborn. Paderborn 1984, S. 249–256, ISBN 3-87088-381-2.
  • Jörg Ernesti: Drei Bischöfe - ein Reformwille. Ein neuer Blick auf Ferdinand von Fürstenberg (1626-83) und sein Verhältnis zu Christoph Bernhard von Galen und Niels Stensen. In: Westfalen, Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde. 83. Bd. 2005; S. 49-59.
  • Jörg Ernesti: Ferdinand von Fürstenberg (1626–1683). Geistiges Profil eines barocken Fürstbischofs. (= Studien und Quellen zur Westfälischen Geschichte; Bd. 51). Bonifatius, Paderborn 2004, ISBN 3-89710-282-X
  • Josef B. Nordhoff: Ferdinand von Fürstenberg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 702–709.
  • Norbert Börste, Jörg Ernesti (Hrsg.): Friedensfürst und Guter Hirte. Ferdinand von Fürstenberg – Fürstbischof von Paderborn und Münster. (= Paderborner Theologische Studien; Bd. 42). Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-71319-1
  • Klemens Honselmann: Ferdinand von Fürstenberg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, S. 93 f.

Weblinks


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