Fermerswalde

Fermerswalde
Fermerswalde
Stadt Herzberg
Koordinaten: 51° 39′ N, 13° 11′ O51.64666666666713.1982Koordinaten: 51° 38′ 48″ N, 13° 11′ 24″ O
Höhe: 82 m
Eingemeindung: 31. Dez. 2001
Postleitzahl: 04916
Fermerswalde (Brandenburg)
Fermerswalde

Lage von Fermerswalde in Brandenburg

Fermerswalde ist ein Straßenangerdorf etwa 6 Kilometer südwestlich der Kreisstadt Herzberg (Elster) im Land Brandenburg und liegt direkt an der Bundesstraße 87 im Nordwesten des Landkreises Elbe-Elster im Grenzgebiet zu den Bundesländern Sachsen und Sachsen-Anhalt. Mit der Eingemeindung zum 31. Dezember 2001 wurde Fermerswalde zu einem Ortsteil der Stadt Herzberg. Das Dorfbild der noch etwa 150 Einwohner zählenden Gemeinde wird durch die Kirche mit ihrem hohen Turm (ca. 24 m), der die Hofstellen beiderseits der Hauptstraße überragt, geprägt. Der Gebäudebestand reicht, abgesehen von der mittelalterlichen Kirche, bis in das 18. Jahrhundert zurück. Das repräsentativste Gebäudeensemble aus dieser Epoche ist die ehemalige kurfürstliche Oberförsterei aus dem Jahre 1767. Die Fläche der Gemarkung Fermerswalde beträgt 3,83 km² und befindet sich im Elbe-Elster-Tiefland im Bereich der Schwarzen Elster-Niederung. Im Süden grenzt Fermerswalde an die Gemarkung Beyern (jetzt Ortsteil der Stadt Falkenberg), im Westen an Züllsdorf, im Norden an Buckau und im Osten an Gräfendorf. Züllsdorf, Buckau und Gräfendorf sind ebenfalls Ortsteile von Herzberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort um 1380 als Volmerswalde in einer Schenkungsurkunde des Herzog Wenzel. Dieser erlaubte einem Kasper Kum aus Herzberg, Zinsen von Volmerswalde zu verschenken.[1] Spätere Schreibweisen des Ortes lauteten: 1429 Formerswalde, 1444 Bormerswalde, 1460 Vormarswalde, 1486 Volmarswalde, 1529 Firmerßwalde/Formerswalde, 1555 Fromerswalde/Formerswalde/Fermerswalde. Die Ortsnamen bezeichnen die am Walde gelegene Siedlung des Volmar.[2]

In früherer Zeit tritt Fermerswalde auch als Rittersitz in Erscheinung und als ausdrücklich "zu Volkmarswalde" sesshaft wird 1424 der Besitzer Oswald von Czemen genannt. In der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts findet sich hier das Geschlecht der Falk(en), welche in Urkunden als Herzberger Bürger und kurfürstliche Beamte auftreten und auch Rechte über Triestewitz, Arzberg, Nichtewitz und Bleddin besaßen. Die Falk(en) sind ein ursprünglich hessisches Geschlecht, welches ostwärts zuerst in der Ganerbschaft Treffurt, dann weiter nach Sachsen und in die Mark vordringt. Nach 1555 wird Fermerswalde durch den Kurfürsten August I. von Sachsen (1526-1586) erworben und untersteht fortan der Botmäßigkeit des Amtes Lochau/Annaburg bis zum Jahr 1815.[3]

Für die Jahre 1474 (Besitzer war Mathias von Falk(en)) und 1529 (Besitzerin war Sophie von Falk(en), geborene von Lamberswalde, Witwe des Jorge von Falk(en) und Mutter des Clement von Falk(en)) wird mitgeteilt, dass im Dorf zehn Hüfner und zwei Gärtner ansässig waren. Als der Kurfürst August I. von Sachsen für das Schloss Annaburg einen Tiergarten einrichten und mit einer Mauer umgeben ließ, sollten die zwölf Hüfner und vier Gärtner die zum Vorwerk Fermerswalde gehörten, das damals Erich Falcke besaß, die entsprechenden Baudienste leisten. Der Kurfürst wandelte 1577 diese Dienste in ein Frongeld um.

In besonderer Weise war Fermerswalde in den Jahren 1576 und 1577 vom Bau des Neugrabens betroffen, welcher von Neumühl an der Schwarzen Elster über Annaburg nach Grabo zur Schwarzen Elster angelegt wurde und in Fermerswalde mitten durch die heute noch vorhandene Nachtheide führte. Durch den Bau wurden gemeindeeigene Ländereien der Nutzung entzogen. Deshalb wandte sich die Dorfschaft 1579 mit einer Beschwerde an den Kurfürsten August von Sachsenund erhielt am 26.August 1579 eine Entschädigung durch Überlassung der "vier Lasswiesen", welche unmittelbar an die Felder der Gemeinde angrenzten. Zusätzlich musste aber dafür die Gemeinde einen jährlichen Triftzins in Höhe von drei Talern, drei Groschen und sechs Pfennigen zahlen.[1] Der Neugraben verlässt die Schwarze Elster in Neumühl bei Uebigau, tangiert den östlichen Ortsrand von Annaburg und mündet bei Grabo in der Nähe von Jessen wieder in die Schwarze Elster. Der Bau des Neugrabens erfolgten durch den Maurermeister und Baumeister Christof Tendler (um 1540 bis vor 1617) und durch den kursächsischen Oberbergmeister Martin Planer (um 1510-1582) aus Freiberg (Sachsen) unter Beteiligung von bis zu 2300, teils zwangsweise herangezogenen, Arbeitern. Der in früheren Jahren schiffbare Kanal war einst 8 m breit und 30 km lang. Heute beträgt die Breite nur noch 5 bis 7 m bei einer Wassertiefe von 0,1 m bis 0,6 m. Ursprünglich diente der Neugraben nicht der Flößerei. Dies erfolgte erst nach einem Befehl August des Starken vom 4. Mai 1697.[4]

Fermerswalde erlebte wie zahllose andere Dörfer und Städte in Deutschland seinen Niedergang im Dreißigjährigen Krieg, vor allem im Jahr 1637 nach der Brandschatzung durch das schwedische Heer unter General Banner. 1642 wurde Fermerswalde abermals von den Schweden verwüstet. Die schwedischen Truppen lagen damals in Graditz, Kreischau und Zwethau und proviantierten sich bis weit in die Herzberger Gegend. Im Jahre 1672, 24 Jahre nach Ende des 30jährigen Krieges, waren von den vormals vorhandenen 13 Hüfnern und drei Neubauernstellen immer noch drei Hüfner und drei Neubauernstellen als wüst verzeichnet. Erst 1733 war die alte Siedlungsstruktur mit 19 Wirtschaften wieder hergestellt. Doch 1748 legte ein Brand wieder große Teile des Dorfes nieder. Den Abgebrannten wurde die Zahlung des Erbzinses in Höhe von rund 40 Talern erlassen. Für die Jahre 1749 und 1771 werden je 21 Wirtschaften in den Einwohnerlisten der Gemeinde geführt.

Besonders werden die Jahre 1558, 1579, 1622 und 1637 für Fermerswalde als Zeiten mit großer Hungersnot und Teuerung angegeben. Im Jahre 1726 mussten der Gemeinde Erbzins und Triftgeld wegen Wetterschadens sowie Misswuchses und im Jahre 1730 Zinshafer und Triftgeld wegen des an ihren Feldfrüchten erlittenen Schloßenschadens erlassen werden. Weiterhin führten der Erste Schlesische Krieg (1740-1742), der Zweite Schlesische Krieg (1744-1745) und der Siebenjährige Krieg (1756-1763) zu großen Nöten in der Gemeinde. Die Dorfbewohner mussten Gelder für zu werbende Rekruten, für die Anschaffung von Artilleriepferden und für Arbeiten an der Torgauer Elbschanze aufbringen. Am 23. September 1756 wurde die Gemeinde zur Abgabe von Rind- und Schafvieh für die preußische Armee und am 16.Oktober zur Zahlung von 100 Talern und 11 Groschen als Fouragegeld aufgefordert. Deshalb blieben die Dorfeinwohner mit den sonstigen Abgaben im Rückstand. Am 14.November 1763 wurde der Gemeinde wegen der "erlittenen Kriegs-Calamitäten 120 Scheffel rückständiger Zins und Trifthafer" erlassen.[1]

Dorfkirche

Dorfkirche Fermerswalde

Die Dorfkirche von Fermerswalde ist als Filialkirche von Beyern gegründet worden.[5] Seit dieser Zeit galt der sogenannte "Pfaffensteg" als kürzeste Verbindung zwischen Fermerswalde und Beyern.[1]

Die Zeit ihrer Erbauung ist urkundlich nicht belegt, doch weist das verputzte Mischmauerwerk (Raseneisenstein mit Backsteinzwickelungen, backsteinverstärkte Ecken, unregelmäßige Steinformate) auf den Beginn der Bauzeit im 14.Jahrhundert hin. Dehio verweist das Gebäude unbestimmt in das 14./15.Jahrhundert.[6]

Das Kirchenschiff und der bemerkenswerte lange Chor sind akzentuiert gestaffelt, der Chorteil ist deutlich eingezogen. Im Osten wird der gerade Chorteil durch ein Fenster belichtet, wie ebenfalls durch je ein Fenster an der Süd- und der Nordwand. Eingänge zur Kirche finden sich an der Südwand des Chores und an der südlichen Wand des Turmanbaues. Ein weiterer früherer Eingang an der Südwand im Bereich des Kirchenschiffes wurde zugesetzt. Vor dieser alten Öffnung ist außen ein beschädigtes und verwittertes Doppel-Grabmal mit bekrönendem Obelisken gestellt. Das Südschiff empfängt Licht durch drei rundbogig veränderte Fenster unterschiedlicher Größe. Das Nordschiff besitzt nur ein Fenster.[7]

Der Kirchturm ist über die Jahrhunderte hinweg mehrfach umgestaltet worden. Über seine frühere Gestalt vor dem barocken Aufbau ist nichts bekannt. Im Jahre 1733 wurde der Kirchturm als Fachwerkturm durch den Zimmerermeister Johann Gottfried Wassermann und den Maurermeister Johann Georg Noack aus Annaburg neu gebaut, wobei die Einwohner "Handreichung und Dienste getan haben". Die Fertigstellung erfolgte am 19. September 1733.[8] Der Turm war aber, wie es in weiteren alten Urkunden heißt, so schlecht erbaut, dass er im Jahre 1753 "bereits so wackelbar gewesen, dass er die Glocken nicht mehr ertragen und deshalb solche herabgenommen werden müssen,welche auch bis in stehenden Jahres auf dem Kirchhofe über einem kleinen Gerüst und Dächelein hangenblieben".[9] Zum Turmneubau kam es jedoch wegen Ausbruch des Siebenjährigen Krieges(1756–1763) nicht. Erst im Jahre 1771 konnte mit der Errichtung des neuen Fachwerkturmes begonnen werden. Das damalige Kirchvermögen betrug kaum 60 Taler, aber der Bau kostete 230 Taler. Deshalb musste die Gemeinde das fehlende Geld selbst dazugeben.[1] Die Baumeister waren der Ratszimmerermeister Johann Christian Wolfen aus Torgau und der Maurermeister Christian Jacob aus Herzberg. Der Grundstein zum neuen Turm wurde am 12. April 1771 durch den Maurerermeister Jacob mit Frau Förster Kröhner gelegt. Der Turm selbst war am 11. Mai 1771 gerichtet, "ohne dass jemand dabei den geringsten Schaden genommen". Die Aufhängung der Glocken erfolgte am 30. Mai und am 6.Juni 1771 wurden durch den Meister Wolfen der Knopf und die Fahne aufgesetzt.[9]

In den Jahren 1861 und 1862 erfolgte eine "gründliche Turmreparatur" und eine "Reparatur der obersten Bedachung des Turmes durch den Klempnermeister Herrn Bredow aus Herzberg".[10]

Im Jahre 1932 wurde der alte Fachwerkturm abgebrochen.[11] "Das Holz des im Jahre 1771 erbauten Fachwerkturmes war großenteils morsch geworden und der Turm drohte einzustürzen. Mehr und mehr hatte er sich schon zur Seite gesenkt."[12] Der Neubau des Turmes erfolgte nach einem Entwurf von Dr. Dobert. Der Gemeindekirchenrat begann mit dem Bau ohne Zeichnungen und ohne Eingeständnis des Konsistoriums und des Konservators. Kurz vor Errichtung des eigentlichen Dachstuhles schaltete sich das Kirchliche Bauamt in Magdeburg ein und auf Veranlassung von Dr. Dobert wurden die letzten 6 m des Turmbaues wieder abgebrochen und nach seinen Plänen wieder mit fünf sehr schmalen und sehr hohen Schalllukenöffnungen auf jeder Seite der quadratischen Turmanlage neu aufgebaut. Als Abdeckung erhielt dieser Turmneubau ein einfaches und verhältnismäßig niedriges Zeltdach mit Biberschwanzeindeckung.[11] Insgesamt zeigte sich der massive Neubau im Zeitstil der 30er Jahre des 20.Jahrhunderts als ein voluminöser Rechteckturm mit flacher Haube.[7] Der Abbruch des alten baufälligen Turmes und der Neuaufbau erfolgten durch die Firma Otto Ahrens aus Falkenberg/Elster.[12]

"Bei einem schweren Unwetter am 8. Juni 1953 ist gegen 21.15 Uhr bei strömenden Regen der Blitz in das Kirchendach eingeschlagen. Erst gegen 23.00 Uhr wurde bemerkt, dass das Kirchendach und der Kirchturm in Flammen standen. Die sofort ergriffenen Gegenmaßnahmen kamen kaum zur Auswirkung, da die örtliche Motorspritze versagte und die Brandbekämpfung zunächst bloß mit einer überalterten Pumpe erfolgen konnte. Erst später kam die Motorspritze aus Herzberg."[11] Durch den Brand wurde der Dachstuhl des Kirchenschiffes völlig zerstört und der Turm brannte total aus. Das Dach und die Decke über dem Chorraum konnten durch die Brandbekämpfungsmaßnahmen gerettet werden. Die große, im Jahre 1490 gegossene Glocke mit einem Gewicht von 264 kg, "zeigte große Risse und klang wie ein alter Blechtopf". Die kleinere Glocke mit einem Gewicht von 117 kg war vollständig geschmolzen und es fanden sich nur noch Bronzeklumpen in der Asche. Diese Glocke war 1949 vom Rat der Stadt Torgau gekauft worden. Es handelte sich dabei um die vom Glockenlager Hamburg an die Stadt Torgau zurück gegebene "Arme Sünderglocke".[13] Das Kirchenschiff erhielt noch 1953 ein neues Dach und ebenso wurden zwei neue Ersatzglocken gegossen. Auf Betreiben des Instituts für Denkmalpflege der DDR in Dresden erfolgte der Neuaufbau des Turmes nach dem Vorbild des barocken Turmes aus dem Jahre 1771, da die "Turmlösung aus dem Jahre 1933 die Kirchengemeinde in keiner Weise befriedigte. Der damalige Turmbau in seiner modernen Formgebung wurde weithin als ortsfremd, ungewohnt, kurzum als Fremdkörper im Zusammenhang mit dem mittelalterlichen Baukörper der Kirche empfunden."[11] Der Entwurf für den neuen Turm stammt vom Architekten Otto Semerau aus Herzberg. Dem quadratischen Turmstumpf sitzt ein Fachwerk-Oktogon auf, das Schweifhaube und Laterne bekrönen. Die Zimmererarbeiten erfolgten durch das Sägewerk Otto Ahrens aus Fermerswalde unter Leitung des Poliers Böhme mit seinem Sohn Gerhard Böhme aus Buckau, während die Maurerarbeiten durch die Firma Otto aus Herzberg, die Schieferarbeiten vom Dachdeckermeister Martin Liepe aus Herzberg und die Klempnerarbeiten vom Klempnermeister Erich Noack aus Herzberg erbracht wurden. Die neuen Glocken wurden von der Firma Schilling in Apolda gegossen und bereits Anfang März 1954 montiert. Die neue große Glocke mit einem Gewicht von 475 kg trägt neben dem alten Schriftband der Glocke aus dem Jahre 1490 die neue Inschrift "Herr laß deine Augen offen stehen über diesem Hause Nacht und Tag". Die kleinere Glocke mit einem Gewicht von 269 kg trägt das Spruchband der aus Torgau gekauften Schlagglocke "Verbum domini manet aeternum" ("Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit") dem Wahlspruch der in Torgau im Jahre 1548 mit dem Kurfürsten August I. von Sachsen vermählten Prinzessin Anna von Dänemark und Norwegen. Das neue Kreuz auf dem Turm wurde wegen Materialmangels aus altem Kupferblech vom Schloss Neudeck gefertigt. Die Bekrönung und die Wetterfahne wurden am 7. Dezember 1954 aufgesetzt.[13]

1992 musste der Kirchturm wieder saniert und instand gesetzt werden. Als Ursache dafür gelten unterlassene Instandhaltungsarbeiten sowie eine nicht fachgerechte Ausführung des Wiederaufbaus (Verwendung von nicht ausreichend getrocknetem Bauholz und vernachlässigter Holzschutz) im Jahre 1954. Insgesamt wurden für die Reparatur ca. 100.000 DM an Bundes- und Eigenmitteln eingesetzt. Die Einwohner von Fermerswalde spendeten zusätzlich 3.300 DM für die erforderlichen Baumaßnahmen. Die Hauptarbeiten wurden von der Firma Hubrich Hoch-, Tief- und Stahlbetonbau GmbH aus Falkenberg/Elster und der Firma Lehmann & Schmedt GmbH aus Herzberg(Elster) ausgeführt. Die neue Bekrönung mit Wetterfahne und Jahreszahl 1992 wurde im Juli 1992 aufgesetzt.[14]

Das Innere des Kirchenraumes teilt ein rundbogiger Triumphbogen zwischen Schiff und Chor, der im späten 17. Jahrhundert mit Rustikaquaderung verputzt wurde. Beide Teile des Raumes sind flachgedeckt, das Schiff mit einer gegräteten Dielenlage über Sichtbalken und der Chorbereich besitzt eine auf Schilfrohr verputzte Decke. Im 17. Jahrhundert (nach 1625) bestand die Chordecke ebenfalls wie die des Kirchenschiffes aus Sichtbalken mit gegräteten Einschub. Die Verputzung erfolgte vermutlich erst zu Beginn des 20.Jahrhunderts. Im 19.Jahrhundert wurde das Kircheninnere scheinbar grundlegend überarbeitet.[15] Die Kirchenschiffsinnenwände umgibt über dem Grundgestühl eine Hufeisenempore. Auf der Südseite ist diese vor der auf einem hölzernen Stock sitzenden Kanzel eingekürzt. Die Orgelempore im Westteil mit einer Balusterbrüstung entstammt dem 18.Jahrhundert. Die Nord- und Südempore, das Gestühl und die Kanzel besitzen allesamt schlichte Dekorfelder und stammen aus dem späten 19. Jahrhundert.[7]

Zu den frühesten Ausstattungsstücken der Kirche gehört die aus dem Jahre 1524 stammende kelchförmige Sandsteintaufe mit akanthusdekoriertem konischem Schaft. An der zylindrischen Kuppa befinden sich Inschriften und applizierte plastische Wappen der Adelsfamilie von Falck. An das nördliche Widerlager des Triumphbogens gelehnt steht auf einer Mauerbasis ein gut erhaltener Epitaph aus Sandstein für die 1542 im Kindbett verstorbene Hedwig von Falck, geborene von Sahlhausen. Er zeigt als symmetrisch gestaltetes Basrelief die Verstorbene unterlebensgroß unter einer inschriftlichen Vita und den beiden Wappen der Familien von Falck und von Sahlhausen jeweils neben ihrem Kopf. Am Unterrand ihres langabfallenden Gewandes kniet das mit der Mutter verstorbene Kind. Weiterhin befinden sich zwei Bilder eines Altarretabels (inschriftlich von 1676) an der nördlichen Chorwand. Diese wurden im 19. Jahrhundert in einem neuen Rahmen gefasst und hingen bis Mitte des 20. Jahrhunderts vor dem östlichen Fenster des Chorraumes. Das obere Bild stellt eine Kreuzigungsszene dar und das untere Bild beinhaltet eine Abendmahldarstellung. Die Orgel auf der Westempore wurde 1909 von der "Orgelbauanstalt Fleischer und Kindermann" aus Dessau erbaut. Leider ist die Orgel seit Jahren infolge des Löschwasserschadens aus dem Jahre 1953 sowie weiterer späterer Wasserschäden nicht bespielbar. Das Ostfenster des Chores, eine Naumburger Arbeit aus dem Jahre 1895 (Glasmalerei) gehört wie die Orgel zur wilhelminischen Epoche und zeigt einen kreuztragenden Christus unter einem Abendmahlskelch und über einem Kreuz. Zwei achtarmige Kronleuchter aus Messing aus dem späten 19. Jahrhundert, ein Paar Altarleuchter aus Silber aus derselben Zeit und eine Taufkanne von 1825 ergänzen das Kircheninventar.[7] Das Kirchenschiff wurde letztmalig 1938 vom Kirchenmaler Mannewitz ausgemalt.[11]

Die Inschrift auf dem Epitaph aus dem Jahre 1542 lautet: "Als man zählt nach Christi unseres Erlösers und Seligmachers Geburt 1542 Jahr in den heiligen Osterfeiertagen ist die ehrbare edle und sehr viel tugendsame Frau Hedwigk von Salhausen aus dem Gut Schwete bei Oschitz gelegen gebürtig, die gewesen ist des edlen und ehrenfesten Clement Falcken zu Formerswalde ehelichen Hausfrau, samt ihrem ersten ungetauften Kinde zu Formerswalde auf dem Edelhofe den 9.Tag ihres Wochenbettes wie oben gemeldet in Gott selig verschieden und allhier in dieser Kirche zu Formerswalde ehrlichen zur Erde bestetiget worden. Der allmächtige Gott wolle ihnen am jüngsten Tage eine fröhliche Auferstehung verleihen. Amen. Aber ich weiß, daß mein Erlöser lebet und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken und werde darnach mit dieser meiner Haut umgeben werden und werde in meinem Fleisch Gott sehen. Denselben werde ich mir sehen und meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Hiob am XIX Capittel. Der Falcken Wappen und der von Salhausen."

Verkehr

Der Bahnhof Fermerswalde liegt an der Bahnstrecke Roßlau–Falkenberg/Elster und wird von Regionalbahnen der DB Regio fahrplanmässig angefahren.

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. a b c d e Herrmann Bley: Gemeindechronik,Fermerswalde 1937
  2. Walter Wenzel: Die Ortsnamen des Schweinitzer Landes, Akademie-Verlag, Berlin 1964, zugleich Dissertation, Leipzig 1960
  3. Chronik Stadtarchiv Herzberg
  4. Exkursionsführer der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde e.V. vom 19. September 1998
  5. Karl Pallas: Registraturen der Kirchenvisitationen im ehemaligen sächsischen Kurkreis
  6. Handbuch der Deutschen Kulturdenkmäler
  7. a b c d Architekten GbR ANGELIS+PARTNER, 04916 Herzberg, Kirchstraße 7: Maßnahmenbeschreibung zur Dorfkirche Fermerswalde
  8. Urkunde in der Turmbekrönung aus dem Jahre 1733
  9. a b Johann Wiegand Kröhner, Kurfürstlich Sächsischer Förster und Richter: Urkunde aus der Turmbekrönung vom 6. Juni 1771
  10. Schulmeister und Küster Johann Wilhelm Müller: Urkunde aus der Turmbekrönung vom 29. Juli 1862
  11. a b c d e Baurat Koch, Ev. Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen, Kirchliches Bauamt, Außenstelle Wittenberg: Besichtigung der Kirche in Fermerswalde, KKs. Torgau, am 15. Juni 1953
  12. a b Pfarrer Ernst Liebau: Urkunde aus der Turmbekrönung vom 11. Oktober 1933
  13. a b Erich Noack: Urkunde aus der Turmbekrönung vom November 1954
  14. Marlies und Siegbert Lieske: Urkunde zur Turmbekrönung im Juli 1992
  15. Diplom-Restauratorin Evelin Waldmann: Bericht zur Begutachtung der Chordecke in der Kirche in Fermerswalde vom 13.Februar 2002

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Baudenkmale in Herzberg (Elster) — In der Liste der Baudenkmale in Herzberg (Elster) sind alle Baudenkmale der brandenburgischen Gemeinde Herzberg (Elster) und ihrer Ortsteile aufgelistet. Grundlage ist die Veröffentlichung der Landesdenkmalliste mit dem Stand vom 30. Dezember… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmäler in Herzberg (Elster) — In der Liste der Baudenkmäler in Herzberg (Elster) sind alle Baudenkmäler der brandenburgischen Gemeinde Herzberg (Elster) und ihrer Ortsteile aufgelistet. Grundlage ist die Veröffentlichung der Landesdenkmalliste mit dem Stand vom 31. Dezember… …   Deutsch Wikipedia

  • Amt Lochau — Das Amt Torgau, Karte von Peter Schenk Amt Annaburg nach Schreiber Das Amt Annaburg war eine Verwaltungseinheit des 1806 in …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Dessau-Falkenberg — Dessau–Wittenberg–Falkenberg/Elster Kursbuchstrecke (DB): 216 Streckennummer: 6207 (Meinsdorf–Węgliniec) Streckenlänge: 91 km Legende …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Dessau-Falkenberg/Elster — Dessau–Wittenberg–Falkenberg/Elster Kursbuchstrecke (DB): 216 Streckennummer: 6207 (Meinsdorf–Węgliniec) Streckenlänge: 91 km Legende …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Dessau-Wittenberg — Dessau–Wittenberg–Falkenberg/Elster Kursbuchstrecke (DB): 216 Streckennummer: 6207 (Meinsdorf–Węgliniec) Streckenlänge: 91 km Legende …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Dessau–Falkenberg/Elster — Dessau–Wittenberg–Falkenberg/Elster Kursbuchstrecke (DB): 216 Streckennummer: 6207 (Meinsdorf–Węgliniec) Streckenlänge: 91 km Legende …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Dessau–Falkenberg (Elster) — Dessau–Wittenberg–Falkenberg/Elster Kursbuchstrecke (DB): 216 Streckennummer: 6207 (Meinsdorf–Węgliniec) Streckenlänge: 91 km Legende …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Dessau–Wittenberg — Dessau–Wittenberg–Falkenberg/Elster Kursbuchstrecke (DB): 216 Streckennummer: 6207 (Meinsdorf–Węgliniec) Streckenlänge: 91 km Legende …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Wittenberg-Falkenberg — Dessau–Wittenberg–Falkenberg/Elster Kursbuchstrecke (DB): 216 Streckennummer: 6207 (Meinsdorf–Węgliniec) Streckenlänge: 91 km Legende …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”