Fernmeldeaufklärung

Fernmeldeaufklärung

Als Fernmeldeaufklärung (engl.: Communication Intelligence - COMINT) wird bei Nachrichtendiensten und dem Militär das Abfangen und Auswerten verbaler und non-verbaler Kommunikation, die über Kabel (zum Beispiel Telefon, Überseekabel), Satellit oder Radiowellen übertragen wird, bezeichnet.

Durch das enorme Aufkommen von Informationen, die über solche Wege übertragen werden - etwa E-Mails -, liegt die eigentliche Herausforderung in der Filterung und Auswertung der teilweise noch zusätzlich verschlüsselten Nachrichten. Hierin werden sie durch Informationstechnik und Kryptologen unterstützt.

Fernmeldeaufklärung (COMINT) ist neben Elektronischer Aufklärung (ELINT) und Foreign Instrumentation Signals Intelligence (FISINT) eine der Formen der Signalerfassenden Aufklärung (SIGINT).[1]

Verfahren und Hilfsmittel für COMINT im VHF/UHF Bereich

Die Suchempfänger (Scanner)

Einer oder mehrere Suchempfänger suchen kontinuierlich einen vorbestimmten Frequenzbereich ab. Ähnlich dem „Zappen“ beim Fernseher schalten sie in Sekundenbruchteilen von einer Frequenz zur anderen. Wird ein Trägersignal (Sender) erkannt, stoppt der Empfänger den Suchlauf und das Signal (Funkspruch) wird über den Lautsprecher bzw. Kopfhörer ausgegeben. Da nun der Empfänger belegt ist, können keine weiteren Frequenzen empfangen werden.

Die Identifikations- / Analyse-Empfänger

Sobald vom Suchempfänger ein Signal empfangen wird, muss durch einen COMINT-Operator überprüft werden, ob es brauchbar ist oder uninteressant bzw. unwichtig. Damit der Suchempfänger so rasch wie möglich weitere aktive Frequenzen finden kann, wird die gefundene Frequenz auf einem Identifikations- / Analyseempfänger eingestellt und der Suchempfänger kann seinen Suchlauf weiterführen. Die Überweisung der Frequenz vom Suchempfänger zum Identifikations- / Analyseempfänger kann automatisiert erfolgen.

Die Überwachungsempfänger

Entscheidet der Operator, dass eine Frequenz (Sprechkanal / Datenkanal) wichtigen Inhalt aufweist, wird dieser Kanal auf einem Überwachungsempfänger eingestellt. Oft sind diese Empfänger mit Aufzeichnungsgeräten (Tonband / Harddisk-Recorder) verbunden, was eine spätere Auswertung ermöglicht. Auf diese Empfänger können zudem optimierte Antennen geschaltet werden, welche für die verwendete Frequenz die optimale Reichweite, oder bei Richtantennen die optimale Ausrichtung haben.

Da pro Empfänger nur eine Frequenz permanent überwacht werden kann, werden alle zu überwachenden Frequenzen erneut von einem separaten Suchempfänger gescannt, also nacheinander umgeschaltet. Erfolgt die Zuweisung automatisiert, wird eine Aktivität auf einer zu überwachenden Frequenz direkt vom Suchempfänger an den Überwachungsempfänger signalisiert, der sich auf diese Frequenz einstellt. So sind mit einem Empfänger Überwachungen von mehreren Frequenzen möglich. Nachteil: Je mehr Frequenzen mit einem Empfänger überwacht werden sollen bzw. je mehr Aktivität auf den Frequenzen ist, desto mehr Signale gehen verloren. Denn sobald der Empfänger auf der einen Frequenz steht, kann auf diesem keine andere Frequenz mehr wiedergegeben werden.

Das Panoramagerät

Um das Signal zu visualisieren und um zu sehen, welche Aktivitäten in einem Frequenzbereich vorgehen, kann den Empfängern ein Panoramagerät angeschaltet werden. Hierbei handelt es sich um eine Art Oszilloskop, das einen kleinen Bereich des Frequenzbandes bildlich darstellt. Für den Operator ist das ein nützliches Hilfsmittel, um sich einen Überblick über die Frequenzbelegung zu verschaffen. So kann er erkennen, um welche Art von Signal es sich handelt (z.B. AM, FM oder eine Breitbandübertragung), oder ob in diesem Frequenzbereich (z.B. auf einem benachbarten Kanal) noch weitere Sender empfangen werden könnten, denn auch die Signalstärke kann mit dem Panorama-Gerät erkannt werden.

Die Datenbank

Die empfangenen Daten müssen festgehalten werden, nur so ist eine Auswertung möglich. In einer Statistik erkennt man schnell Unregelmässigkeiten oder außergewöhnliche Vorkommnisse. Zudem kann die Datenbank auch bei der Erfassung zu Hilfe genommen werden. So ist für einen COMINT-Operator ersichtlich, auf welchen Frequenzen häufig gesendet wird bzw. was alles empfangen werden kann, aber auch welche Aktivitäten auf welchen Frequenzen stattfinden. Bei schlechten Sprachübertragungen, z.B. im Flugfunk, kann der Operator das vermeintlich Gehörte mit Datenbankeinträgen vergleichen, um es gegebenenfalls zusammenzufügen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. „Joint Publication 2-0 - Joint Intelligence“ vom 22. Juni 2007 (PDF, 3,04MB)

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