Fernmeldesektorturm

Fernmeldesektorturm
Fernmeldesektorturm B mit „Horizontaler Erweiterung“ für das LAPAS-Projekt auf dem Thurauer Berg bei Woltersdorf in Niedersachsen.

Die Aufklärungstürme der Bundeswehr wurden von den EloKa-Einheiten von Heer, Luftwaffe und Marine der Bundeswehr an der Deutsch-Deutschen Grenze und der Grenze zur Tschechoslowakei aufgestellt und betrieben, um die Streitkräfte des Ostblocks aufzuklären. Die Türme der Luftwaffe übermittelten ihre Ergebnisse dem Fernmeldebereich 70 der Luftwaffe in Trier zur zusammenfassenden Auswertung und wurden Fernmeldesektortürme genannt.

Die Türme befanden sich in unmittelbarer Nähe zur Grenze, teils in Sichtweite zu ihren östlichen Gegenparts. Sie waren mit umfangreichen Geräten zur Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung ausgestattet. In einem Turm waren in der Regel ca. 200 Soldaten im Schichtbetrieb beschäftigt. Diese waren in einer Kaserne in der Umgebung untergebracht.

Als militärische Einrichtungen und nicht nur ungewolltes Resultat der besonderen Geheimhaltung waren die Türme stets ein gerne ventiliertes Ziel für wildeste Vermutungen über deren Sinn und Zweck. Zeitgenössische Vermutungen lauteten z. B. die Türme wären die Verpackung für Raketen, der BND horche hier Telefongespräche ab, die Fenster der Türme seien Abhörsicher, die Türme würden länger als 5 Minuten den Anfang eines dritten Weltkriegs überstehen, die großen Laster aus dem damaligen Ostblock auf einem Parkplatz nahe Turm A würden die Anlage abhören oder die Türme richteten sich nach Umfallen, in Folge eines Bombentreffers, wie ein Stehaufmännchen wieder auf.

Nach der deutschen Wiedervereinigung und dem Ende der militärischen Konfrontation durch das Zerbrechen des Ostblocks wurden die Türme überflüssig und daraufhin sämtlich aufgegeben, die sie betreibenden militärischen Einheiten aufgelöst.

Die einzelnen Türme waren:

Luftwaffe:

Fernmeldesektor Standort Turm Unterkunft Baubeginn Aufgelöst weitere Nutzer
A Klaustorf Großenbrode 1965 2004 BFst
B Thurauer Berg Neu Tramm 1965 1994 FmKp 945, 2. Zug (später FmKp 1) des Heeres
C Stöberhai Osterode am Harz 1964 1993, 2005 gesprengt Teile der FmKp 947 (später FmKp 7) des Heeres
E Schneeberg (Fichtelgebirge) Wunsiedel 1963 1993
F Hoher Bogen (mit zwei zusätzlichen Antennenträgern) Bad Kötzting 1965 2004 FmKp 946 des Heeres
Lage der Türme an der ehemaligen innerdeutschen Grenze
ehemaliger Aufklärungsturm des Heeres am Großen Kornberg

Heer:

Fernmeldekompanie Standort Turm Unterkunft Baubeginn Aufgelöst
945 Barwedel Ehra-Lessien 1976 1994
947 Hoher Meißner Hessisch Lichtenau 1976 1994, 2002 gesprengt
946 Großer Kornberg (Fichtelgebirge) Hof/Saale 1976 1994

Marine:

Bezeichnung Betreiber Standort Turm Unterkunft Baubeginn Aufgelöst
M Marinefernmeldesektor 73 Pelzerhaken Neustadt (Holstein) 1972 1992

Die Türme und ihre Kasernen waren zum Teil in den strukturschwachen Regionen an der Grenze mit die größten Arbeitgeber. Der Turm B nahe Dannenberg (Elbe) sollte eigentlich das geplante LAPAS-Projekt beherbergen und wurde nach dessen Einstellung 1993 schnell aufgelöst.

Einige Türme werden noch als Plattform für Mobilfunkbetreiber weitergenutzt, der Turm am Großen Kornberg wird vom Fraunhofer-Institut genutzt.

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