Feste Franz

Feste Franz
Feste Kaiser Franz
Innenhof des Kehlturms
Werkeingang mit Poterne

Die Feste Kaiser Franz (auch Feste Franz) ist ein Teil der ehemaligen preußischen Festung Koblenz. Sie wurde zwischen 1816 und 1822 nach Plänen des preußischen Offiziers Le Bauld de Nans errichtet[1] und nach Franz I., Kaiser von Österreich, benannt, einem Verbündeten Preußens in den Befreiungskriegen gegen Napoleon. Die Feste Franz bildete zusammen mit der Bubenheimer Flesche das Hauptwerk der Festungsanlagen auf und um den sogenannten Petersberg in Lützel-Koblenz.

Inhaltsverzeichnis

Baubeschreibung

Der Wall der Feste Franz war in Form einer Halbredute angelegt. Die Kehle der Festung, in deren ausspringenden Kehlwinkel sich das Reduit befindet, schließt mit dem Berghang ab.[2] Die Sicherung der Kehle übernimmt eine Kaponniere am Fuße des Petersbergs in Form eines zu drei Seiten freistehenden Turms, der über eine Treppenanlage im Innenhof mit den Reduit verbunden ist. Von hier aus konnte man auch ursprünglich durch eine große Türöffnung in das Kriegspulvermagazin I unter dem Reduithof gelangen. Der Zugang in das Werk erfolgte über eine mit zwei Wachen gesicherte Zufahrt an der rechten Flanke, die zum Haupttor der Festung führte. In das Werk gelangte man durch eine dahinterliegende Poterne. Der umlaufende Graben mit Eskarpe und Kontereskarpe war zusätzlich durch drei Grabenwehren mit je drei Kasematten gesichert. Am Poternenvorhof kann man noch heute in die ehemalige Zufahrt des zur Grabenwehr des Frontgrabens führenden Hohlgangs sehen.

Geschichte

Nach diversen Korrekturen, die auf Schäden am Bau zurückzuführen waren, fanden in den 1860er Jahren größere Anpassungen am Werk statt. So wurde z.B. der Wall zunächst erhöht und später darauf Hohltraversen angelegt. 1876/77 wurde das Reduit zum Werkhof hin mit einem Mantel versehen, der im Inneren durch zwei Hohlgänge begehbar war.[3] Damit reagierten die Militärs auf die bis dahin erfolgten Verbesserungen in der Geschütztechnik. Dies sollten allerdings schon die letzten größeren Umbaumaßnahmen sein.

In Folge des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 trat die Festung Koblenz, bedingt durch den Gewinn der französischen Festungen in Elsass-Lothringen, in die zweite Reihe. 1890 gab man die Feste Franz schließlich zusammen mit dem gesamten System Franz auf.

Nach dem Ersten Weltkrieg musste auch die Feste Franz, wie auch die anderen Koblenzer Festungswerke, in Ausführung des Artikels 180 des Versailler Vertrags entfestigt werden. Vorgesehen waren weitreichende Arbeiten wie z.B. die Beseitigung der drei Grabenwehren, die Zerstörung diverser Hohlgänge und Pulvermagazine. Bis auf die Kontereskarpe in der rechten Face und ein Teil der Mauer in der Front wurden alle Grabenmauern zerstört, die Wälle größtenteils abgetragen und in die Gräben verfüllt. Die Entfestigungsarbeiten an der Feste begannen Ende November 1920 und wurden am 25. November 1921 von Vertretern der IMKK abgenommen. Mit der Sprengung der Decke des Kriegspulvermagazins I und der Verfüllung des offenen Hohlraums waren die Arbeiten am 20. Juli 1922 endgültig beendet. Als eindrucksvolle Reste blieben das Reduit, die Reverskaponniere, das Haupttor mit der anschließenden Poterne sowie die äußere Mauer der Kommunikation zur Bubenheimer Flesche erhalten, welche noch heute aufgrund des Höhenunterschieds zum darunter liegenden Gelände als Stützmauer dient.

Nach 1930 übernahm die Stadt Koblenz das Gebiet. Schon zu dieser Zeit hatten sich Wohnungslose im Reduit niedergelassen. Verschiedene Pläne zur Umgestaltung des entfestigten Areals kamen nicht zur Ausführung. Während der NS-Zeit entstand auf dem Gelände ein Arbeitslager für ausländische Fremdarbeiter, während im Reduit Sinti und Roma interniert wurden. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Hohlgänge der Feste den Koblenzern als Luftschutzräume. Vermutlich war auf dem Reduit zum Schutz des Güterbahnhofs eine Flak aufgestellt.

Nach dem Krieg entstand hier eines von vielen Koblenzer Elendsvierteln. Dieses ließ die Stadt Ende der 50er Jahre auflösen, nachdem die Bewohner in einen eigens zu diesem Zweck errichteten Wohnblock in den nahe gelegenen Mittelweiden umgesiedelt worden waren. Das Reduit wurde Anfang 1959 gesprengt, um es unbewohnbar zu machen; der Schutt blieb an Ort und Stelle liegen. Heute zeugen nur noch die beiden seitlichen Enden des halbkreisförmigen Bauwerks von seiner einstigen Größe. Verschont blieb dagegen die Kaponniere am Fuße des Petersbergs mit einem Leckerbissen: Den einzigen noch vollständig erhaltenen Festungsbackofen der gesamten Festung Koblenz.

Lange Jahre waren die wenigen Reste der Feste Franz dem Verfall preisgegeben. Seit 1997 bemüht sich der Verein Feste Kaiser Franz e.V. um deren Erhalt. Der Kehlturm weist in seiner Substanz starke Schäden auf, so dass dieser für weiteren Publikumsverkehr wegen statischer Probleme bis auf weiteres geschlossen bleibt. Seit 2006 wird nun verstärkt an der Sicherung dieser in Koblenz einmaligen Anlage gearbeitet.

Im Zuge der Neufassung des Rheinland-Pfälzischen Denkmalschutzgesetzes 2008 sind alle Reste der Feste Kaiser Franz als geschütztes Kulturdenkmal in die Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen worden.[4]

System Feste Kaiser Franz

Datei:System Feste Franz.JPG
System Feste Kaiser Franz in den 1880er Jahren

Hauptaufgabe des Systems war die Sicherung der hier vorbeiführenden Marschstraße sowie des Rhein- und Moselübergangs. Außerdem galt es, die Stadt Koblenz vor direktem Beschuss zu sichern. Die Werke Moselflesche und Bubenheimer Flesche waren durch Hohlgänge (Kommunikationen) mit der Feste Franz verbunden. Das System mit seinen veralteten Festungen wurde 1890 schließlich aufgegeben; die Anlagen blieben aber vorerst unter militärischer Verwaltung. Die Neuendorfer Flesche, die Moselflesche und die Rheinschanze wurden eingeebnet und zum Teil überbaut. Die verbliebenen Werke wurden auf der Grundlage des Versailler Vertrages in der Zeit von September 1920 bis Juli 1922 in zwei Abschnitten entfestigt. Bis auf die Schanzen sind von allen Werken heute noch Reste vorhanden.

Das System Franz bestand neben dem Hauptwerk Feste Franz aus den Festungsanlagen:

Militärische Einrichtungen im Bereich des Systems Feste Kaiser Franz

Nach 1850 entstanden im Schutz des Systems Franz einige militärische Einrichtungen wie z. B. der Güterbahnhof mit der Mauerumschließung von Lützel, das Friedens-Laboratorium im Neuendorfer Feld sowie das Artillerie-Depot in der Kehle der Feste Franz.

Eine krenelierte Mauer schützte den neu entstanden Güterbahnhof und den Ort Lützel-Koblenz. In diese waren insgesamt zwei Kaponnieren und ein Blockhaus integriert. Im Oktober 1889 wurde die Umschließung aufgegeben; Nachrichten über den Rückbau der Anlage gibt es allerdings nicht. Die letzten Reste sind heute in der Deichstraße sowie im Hof des Hauses Deichstraße 1 zu sehen.

Das ehemalige Friedens-Laboratorium entstand 1869/ 70. Es diente bis zu seiner Aufgabe nach 1889 der Munitions-Produktion, die in der Folgezeit in den eigens hierfür errichteten Gebäuden im Hof der Feste Franz weitergeführt wurde. Nach dem erfolglosen Versuch, das Gelände zu verkaufen, wurde die ehemalige Anstalt 1908 mit Truppen belegt und erhielt in der Folge die Bezeichnung Infanterie-Kaserne Neuendorfer Feld. Die Kaserne wurde 1930 schließlich verkauft und musste einer Wohnbebauung weichen. Reste sind nicht vorhanden.

Das Artillerie-Depot in der Kehle der Feste Franz entstand nach 1867 mit dem Bau des ersten Wagenhauses (Nr.9). Bis 1908 sollten fünf weitere Häuser folgen. Im Zweiten Weltkrieg wurden zwei Häuser sowie ein Dienstwohngebäude zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die verbliebenen Gebäude übernahm nach 1969 die Bundeswehr, die hier die Standortverwaltung unterhielt. Das weitere Schicksal der Wagenhäuser bleibt ungewiss. Es steht zu befürchten, dass mit einer endgültigen Freigabe des Areals durch die Bundeswehr die Tage der Häuser gezählt sind. Damit wäre dieses in Koblenz einmalige Ensemble aus Depot und Festungswerk verloren.

Einzelnachweise

  1. Weber, Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815–1834), Seite 230f.
  2. Weber, Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815–1834), Seite 232.
  3. Weber, Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815–1834), Seite 238.
  4. Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Koblenz, S. 21. Quelle: http://www.gdke-rlp.de/, abgerufen am 12.01.2009.

Literatur

  • Thomas Tippach (Diss.): Koblenz als preussische Garnison- und Festungsstadt Wirtschaft, Infrastruktur und Städtebau. 2000 (Reihe: Städteforschung, Reihe A: Darstellungen Band 53), ISBN 3-412-08600-2.
  • Klaus T. Weber (Diss.): Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815-1834). (Reihe: Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen) 2003, ISBN 3-89739-340-9.
  • Rüdiger Wischemann: Die Festung Koblenz. Vom römischen Kastell und Preußens stärkster Festung zur größten Garnison der Bundeswehr, Koblenz 1978 (Anm.: In vielen Dingen überholt, aber immer noch die beste Darstellung für einen Überblick).
  • Peter Kleber/Matthias Kellermann: Militärische Einrichtungen im Bereich des Systems Feste Kaiser Franz, in: Feste Kaiser Franz. Zur Geschichte des Festungswerks und des Systems Feste Franz in Koblenz-Lützel. Festschrift zum 10-jährigen Jubiläum Feste Kaiser Franz e.V., hrsg. von Feste Kaiser Franz e.V., Koblenz 2008, S. 65-74, ISBN 978-3-934795-55-6.
  • Matthias Kellermann: Die Feste Franz in Koblenz-Lützel - eine Spurensuche, in: Feste Kaiser Franz (wie vor), S. 18-46.

Siehe auch

Weblinks

50.3706666666677.59101388888897Koordinaten: 50° 22′ 14″ N, 7° 35′ 28″ O


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