Feuerlandindianer

Feuerlandindianer

Als Patagonier (von span. patagón, etwa Großfüßer) bezeichnet man die südlichsten Indianerstämme in Südamerika auf dem Gebiet Patagoniens, das heute zu Argentinien und Chile gehört. Die Bezeichnung stammt von den Entdeckern, die im 16. Jahrhundert die Region bereisten und von den großen Fußabdrücken dieser Indianer beeindruckt waren. Die südlichen Gruppen von ihnen, die auf der Insel Feuerland leben, werden auch Feuerländer genannt.

Die Patagonier waren ethnisch nicht einheitlich, sondern setzten sich aus mehreren Stämmen zusammen, die sich in Sprache und Kultur zum Teil deutlich voneinander unterschieden. Insbesondere finden sich deutliche Unterschiede zwischen den Tehuelche auf dem Festland und dem Norden Feuerlands sowie den Seenomadenvölkern der Gegend um den Beagle-Kanal. Auch die südlichen Gruppierungen der Het (auch Querandíes oder Pampas), die den Tehuelche sehr ähnlich waren und im 18. Jahrhundert ihre Kultur übernahmen, wurden zum Teil in die Gruppe der Patagonier eingeschlossen.

Zu den Tehuelche gehörten vier größere Gruppen. Die Gennakenk oder nördlichen Tehuelche wohnten im heutigen Gebiet der westlichen Provinz Buenos Aires und Río Negro, die Aonikenk in der Gegend des Río Chubut, und die Selk'nam (auch Ona) und Haush (auch mánekenk) im Inneren Feuerlands. Sie jagten mit Pfeil und Bogen Guanakos, Kleinwild und Vögel.

Zu den Seenomadenvölkern gehörten die Yahgan und Alakaluf (auch Kawesqar), die mit Kanus entlang der Küste Feuerlands und der südlichen patagonischen Inseln nomadisierten. Sie lebten vom Fang von Fischen und Robben und vom Sammeln von Vogeleiern und Muscheln.

Trotz der Unterschiede in der Lebensweise gab es auch Vermischungen unter beiden Volksgruppen, insbesondere zwischen den Untergruppierungen der Haush und Yámana.

Während die Tehuelche im Norden Patagoniens zunächst im Zuge der Araukanisierung im 18. Jahrhundert die Sprache und Kultur der Mapuche aus den Anden übernahmen und im 19. Jahrhundert in mehreren Kampagnen vom neuen Staat Argentinien gewaltsam unterworfen wurden, wurden die Feuerländer Ende des 19. Jahrhunderts von Goldsuchern und Schafzüchtern verfolgt und durch eingeschleppte Krankheiten und systematischen Genozid durch europäische Einwanderer fast vollständig ausgerottet. Zum Aussterben der Ona als ethnischer Einheit trug auch die Praxis bei, ihnen die Kinder weg zu nehmen und diese in (Salesianer-)Schulen als kulturelle "Weiße" aufwachsen zu lassen. Die Nachfahren der letzten Yaghan, Alakalufen, Ona und Kawesqar sind in der nichtindianischen Bevölkerung Feuerlands aufgegangen.

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