Finanzsoziologie

Finanzsoziologie

Die wissenschaftliche Disziplin Wirtschaftssoziologie befasst sich mit der soziologischen Analyse von ökonomischen Phänomenen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Entwicklung der Wirtschaftssoziologie

Für die soziologischen Klassiker wie Vilfredo Pareto, Ferdinand Tönnies, Émile Durkheim, Georg Simmel oder Max Weber gehörten das Verstehen und die Erklärung wirtschaftlicher Zusammenhänge und Ereignisse ganz selbstverständlich zu den Aufgaben der Soziologie. Besonders die Frage nach dem Charakter, den Ursachen und den gesellschaftlichen Folgen der modernen kapitalistischen Wirtschaftsform stand im Zentrum vieler wichtiger Werke der klassischen Soziologie. Dabei war die Frage nach dem Funktionieren der Wirtschaft für diese Autoren immer zugleich mit dem Ziel verbunden, das wirtschaftliche Handeln als eine von vielen möglichen Formen des sozialen Handelns zu begreifen bzw. wirtschaftliche Phänomene als Ergebnis gesellschaftlicher Strukturen und der sozialen Interaktion von Individuen.

Aus mehreren Gründen differenzierte sich das Fach Nationalökonomie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend in die Wirtschaftswissenschaften (Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre) auf der einen Seite und die Soziologie auf der anderen. Einen Nebenstrang hierzu bildeten die Staatswissenschaften und die Finanzwissenschaft einerseits wie die Finanzsoziologie (Rudolf Goldscheid, Joseph Schumpeter) andererseits.

Ein Hauptgrund für die Trennung von Nationalökonomie und Soziologie war die Herausbildung einer "reinen Ökonomie"[1], die sich auf eine "exakte" Modellbildung beschränkte, die sich mathematischer Funktionen bediente. Den Boden für diese formale mathematische Analyse war durch William Stanley Jevons, Carl Menger und Léon Walras bereitet worden. Im Verein für Socialpolitik kam es darüber zu dem sog. "Methodenstreit" mit Vertretern einer historisch orientierten Nationalökonomie. Darauf kam es im sog. "Werturteilsstreit" zu einer weiteren Kontroverse um die Frage, inwieweit es zur Aufgabe von Wissenschaft gehören sollte, Werturteile zu fällen, etwa in sozialpolitischen Fragen. In den 1920er Jahren hatte sich dann innerhalb der Volkswirtschaftslehre die "theoretische Ökonomie" mit ihrer der mathematischen Betrachtungsweise weitgehend durchgesetzt.

Aber auch aus der Soziologie selbst heraus lässt sich diese Trennung beobachten. Talcott Parsons, der einflussreichste Soziologe der unmittelbaren Nachkriegszeit, unterschied in seiner Handlungs- und Systemtheorie den ökonomischen Bereich als eins der wesentlichen Teilsysteme der Gesellschaft, schied sie aber dadurch aus anderen Teilsystemen aus. Die kritische Theorie bezog sich zwar auf die Folgen der kapitalistischen Wirtschaftsweise, arbeitete aber zumal kultursoziologisch, ohne die Wirtschaftsabläufe selbst in den Blick zu nehmen. Die einzigen Stränge der Soziologie, die sich um einen integrierten Blick zwischen Soziologie und Wirtschaftswissenschaft bemühten, waren noch die Industrie- und die Organisationssoziologie. Dabei standen allerdings vor allem die innerbetrieblichen Abläufe sowie die Mikroanalysen der Arbeitsverhältnisse und –bedingungen in der Produktion im Vordergrund der Betrachtung. Mit der Auswanderung der deutschen Soziologie aus den Wirtschafts- und Sozoialwissenschaftlichen in die Philosophischen Fakultäten und Fachbereiche gab es immer weniger soziologischen Nachwuchs mit wirtschaftswissenschaftlichen und -rechtlichen Kenntnissen

Mit dem bahnbrechenden Artikel „Economic Action and Social Structure: The Problem of Embeddedness“ von Mark Granovetter begann jedoch in den 80er Jahren vor allem in den USA, in den 90er Jahren auch in Deutschland eine intensive Debatte darum, die Kernphänomene des Wirtschaftens wieder mit den Mitteln der Soziologie zu analysieren.

Ziel der Wirtschaftssoziologie

Seit den 1980er Jahren entwickelte sich die neuere Wirtschaftssoziologie mit selektiver Anknüpfung an klassische Texte von zumal (nur) noch Marx und Weber mit dem Ziel, wirtschaftliche Handeln nicht der Wirtschaftstheorie zu überlassen, sondern (wieder) in den weiteren Kontext des sozialen Handelns zu stellen und den Markt als sozialen Ort bzw. als eine von vielen gesellschaftliche Institutionen zu begreifen. Dabei lässt sich die Kritik der Wirtschaftssoziologie auf drei zentrale Kritikpunkte an der Wirtschaftstheorie bringen, die (1) die Handlungslogik wirtschaftlicher Akteure wie Unternehmen oder Organisationen betreffen (vgl. Homo oeconomicus, aber (2) die Ordnung des Marktes selbst oder (3) den Austausch zwischen marktlichen und staatlichen Akteuren.

Kritikpunkt 1: Begriff des wirtschaftlichen Handelns

Der rational handelnde wirtschaftliche Akteur entscheidet nicht auf Grundlage seiner individuellen Nutzenkalkulation, sondern orientiert sich an seiner sozialen Umgebung

Mark Granovetter hat herausgearbeitet, dass die Entscheidungen des wirtschaftlichen Akteurs nicht individuell getroffen werden, sondern in spezifische Netzwerke eingebunden sind. Angesichts von überkomplexen Zusammenhängen und systematisch unerreichbaren Informationen orientiert sich der Akteur am Verhalten der Netzwerkkontakte, wo eigene Kalkulationen nicht nur kostspielig, sondern unmöglich sind und die Gefahr, vom Gegenüber „betrogen“ zu werden, kaum beherrschbar ist. Harrison White beschreibt, dass Unternehmen nicht in erster Linie den kaum zu erfassenden Kunden, sondern ihre Marktkonkurrenten in ihrer Preis- und Produktionsstrategien beobachten, um die eigene Nische zu finden, in der sie auf wirtschaftliches Überleben hoffen können. Andere Autoren wie Michel Callon weisen auf die Mehrdeutigkeit der Interaktionssituation für die Kaufentscheidung hin. Präferenzen sind häufig nicht individuell und vor dem Kaufprozess gebildet, sondern unterliegen Einflüssen wie Marketingstrategien oder der identitären Bindung bestimmter sozialer Gruppen an bestimmte Produkte. Paul DiMaggio und andere Autoren betonen zudem die Bedeutung von Emotionen für wirtschaftlich effizientes Handeln: Dort, wo eine Kalkulation viel zu teuer und langwierig wäre, oder gar nicht erreichbar ist, helfen positive Gefühle bei der Überwindung von Bedenken, etwa in der gefährlichen Interaktion am Kapitalmarkt, die durch bestimmte soziale Settings erzeugt werden können.

Kritikpunkt 2: Die Stabilität von Märkten

Märkte tendieren nur unter bestimmten nicht-marktlichen Voraussetzungen ins Gleichgewicht und bilden stabile Ordnungen aus.

Der wichtigste Angriff auf die Gleichgewichtsannahmen der Neoklassik liegt in dem Argument, dass Erwartungswerte von Nutzengewinnen für wirtschaftliche Akteure nicht kalkulierbar sind. Selbst unter Aufwendung der kompliziertesten mathematischen Berechnungen gelingt es in vielen wirtschaftlichen Zusammenhängen nicht, die Wahrscheinlichkeiten verschiedener Outcomes zu bewerten. Jens Beckert spricht im Unterschied zum kalkulierbaren Risiko von einer fundamentalen Unsicherheit, in der es nicht einmal möglich ist, die Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Ereignisse rational abzuschätzen. Die marginalistische Argumentation der Neoklassik braucht jedoch die Annahme der perfekten Information oder zumindest der Kalkulierbarkeit von Informationskosten, da nur so zu erklären ist, warum sich Gleichgewichtsstrategien herausbilden können. Ohne diese Kalkulierbarkeit kehrt das Hobbessche Ordnungsproblem zurück, das schon die soziologischen Klassiker für die Frage des Kapitalismus beschäftigte . Die Ökonomie selbst antwortet auf dieses Problem in der Institutionenökonomik, etwa bei Douglass North d. h. Effizienz- und Stabilitätsprobleme werden mit der Etablierung von Institutionen überwunden, die die Akteure auf den effizienten Weg zwingen, bzw. die entsprechenden Anreize setzen. Dagegen lässt sich aber einwenden, dass Institutionen zumeist nicht dort entstehen, wo sie effizient wären, im Gegenteil, sie können sehr ineffizient sein. Versteht man Institutionen dagegen nicht funktionalistisch, sondern sieht sie als historisch gewachsene soziale Ordnungselemente, lässt sich auch erklären, dass Akteure Institutionen häufig folgen, obwohl eine ökonomische Nutzenkalkulation Abweichung nahelegen würde: Normen, Routinen, Kultur oder auch Machtstrukturen können die Koordination wirtschaftlichen Handelns ermöglichen, die zwar nicht unbedingt effizient ist, aber stabile Orientierungen und Erwartungen bzw. Erwartungserwartungen für die wirtschaftliche Interaktion anbietet. So entfernt sich das Marktergebnis systematisch von dem, was eine hyperrationale Berechnung unter der Annahme perfekter Information voraussagen würde, ohne dass dies mangelnder Rationalität geschuldet wäre: Intentional rationale Akteure (Beckert) müssen mit ihrer Unsicherheit umgehen und da helfen ihnen gesellschaftliche Strukturen aus den verschiedensten nicht-ökonomischen Bereichen. So entsteht eine Marktordnung, die stabiles Wirtschaften erlaubt, ohne dass sie jemals vollständig aus individuellen Nutzenerwägungen erklärbar wäre.

Kritikpunkt 3: Die Entstehung von Märkten

Ökonomische Rationalität und Märkte entspringen nicht der spontanen Ordnung nutzenkalkulierender Individuen, sondern sind sozial, politisch und kulturell erzeugt.

Organisationssoziologen wie Neil Fligstein, Frank Dobbin, Paul DiMaggio, aber auch Politökonomen wie Peter Hall und David Soskice haben herausgearbeitet, dass die Bildung von Märkten bzw. die Ausbildung bestimmten Markthandelns nicht spontan ist, sondern zumeist unter starker Beteiligung staatlicher Strukturen stattfindet. Unternehmen und Organisationen am Markt bemühen sich darum, die staatlichen und gesellschaftlichen Regulierungen des Marktes zu ihren Gunsten umzugestalten und der Markt ist somit nicht nur ein Ort des Austauschs, sondern auch des politischen Kampfes. Viviana Zelizer hat gezeigt, dass die Entstehung von Lebensversicherungsmärkten nicht aufgrund der Profitabilität dieses neuen Produktes möglich wurde, sondern erst nach einer Neudefinition der Bedeutung von Sterben und der Vorsorge für die Angehörigen als eine wichtige moralische Pflicht. Märkte können demnach nur dort entstehen, wo Staat oder kulturelle Traditionen ökonomische Strategien erlauben bzw. „denkbar“ machen. In ähnlicher Weise beschreiben Lynne G. Zucker oder Guido Möllering die Bedeutung von Vertrauen zwischen Produzenten, Konsumenten oder Finanzgebern für einen stabilen Ablauf wirtschaftlicher Prozesse. In den letzten Jahren haben wichtige Studien des Kapitalmarktes, wie etwa die Arbeiten von Donald MacKenzie, Michel Callon oder Frank Dobbin, diese Einsicht noch radikalisiert, indem sie darauf hingewiesen haben, dass wirtschaftliche Akteure das rationale Handeln im Sinne der ökonomischen Modelle häufig durch den Einfluss der Wirtschaftstheorie selbst erst erlernen (Performativitätsthese). Die rationalen Gleichgewichtsmodelle der Wirtschaftstheorie wirken durch Beratungen und Ausbildung in die wirtschaftlichen Geschehnisse selbst hinein und erzeugen so das Verhalten, das sie erklären sollen, überhaupt erst. Studien zeigen, dass Absolventinnen und Absolventen der Wirtschaftswissenschaften viel stärker nach den Vorhersagen der wirtschaftstheoretischen Modelle handeln als andere Menschen. Studien zeigen zudem, dass am Kapitalmarkt die Formeln der Wirtschaftstheorie häufig den Akteuren als Handlungsorientierung dienen, angesichts der wachsenden Komplexität und Unsicherheit.

Zentrales Argument der Wirtschaftssoziologie

Das verbindende Ziel aller Wirtschaftssoziologen besteht darin, wirtschaftliche Phänomene wie andere soziale Phänomene empirisch zu erforschen und die Frage nach der Stabilität der sozialen Ordnung auch für Märkte, Unternehmen und Wirtschaftsräume zu stellen. Zugleich wird der Homo Oeconomicus als Handlungstyp nicht paradigmatisch vorausgesetzt, sondern wirtschaftliches Handeln ist eine Form des sozialen Handelns, das sich an Werten, Normen, Institutionen und sozialen Identitäten orientiert und nur unter ganz bestimmten strukturellen Voraussetzungen die von der Wirtschaftstheorie axiomatisch gesetzte Form annehmen kann.

Als gemeinsamer Bezugspunkt dafür hat sich das etwas missverständliche Stichwort der „Einbettung“ durchgesetzt, das allerdings nicht so zu verstehen ist, dass dem wirtschaftstheoretischen Modell etwas hinzugefügt werden soll. Ziel der Wirtschaftssoziologie als Gesellschaftstheorie ist es nicht, die „Bedingungen der Effizienz“ zu benennen, sondern die Durchsetzung der spezifische Rationalität der kapitalistischen Moderne als permanenten Umbau der Gesellschaft in Richtung einer reinen Marktgesellschaft zu beschreiben, die notwendigerweise daran scheitern muss, dass Markthandeln nie ohne nicht-marktliche Voraussetzungen denkbar ist und eine vollständige Durchsetzung enorme Instabilität und permanente Krisen erzeugen würde. Insofern ist die Wirtschaftssoziologie eng verbunden mit dem Denken von Karl Polanyi. Die Wirtschaftssoziologie ist aber zugleich eng verbunden mit den klassischen Soziologen, das die Analyse der historische Entwicklung der kapitalistischen Marktgesellschaft nicht als wachsende Durchsetzung anthropologisch als gegeben vorausgesetzter ökonomischer Rationalität sieht, sondern von einem historisch offenen Handlungsbegriff aus: Der Homo Oeconomicus ist gerade dort, wo er sich in Reinheit zeigt, gesellschaftlich enorm voraussetzungsreich und bezeichnet nur einen von vielen möglichen Rationalisierungspfaden, die auf den sie umgebenden politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen basiert und sich mit diesen permanent verändert. Die moderne Marktgesellschaft ist als soziale Ordnung zu analysieren, die nicht das Ergebnis ökonomischer Rationalität von Akteuren ist, sondern die moderne ökonomische Rationalität ist das Ergebnis der gesellschaftliche Durchsetzung bestimmter Werte, Normen und internalisierter Handlungsdispositionen, die keineswegs konkurrenzlos oder auch nur langfristig determiniert ist. Dieses Denken war für die Klassiker der Soziologie offensichtlich, da sie in einer Zeit lebten, in der die neue kapitalistische Ordnung entstand und sie konnten den Prozess als gesellschaftlichen Umbau begreifen.

Systemtheoretische Wirtschaftssoziologie

Im Kontrast zu Wirtschaftssoziologien, die beispielsweise den Begriff „sozial“ wertend verwenden und von der Wirtschaft die Erfüllung „sozialer“ Aufgaben verlangen, steht der systemtheoretische Ansatz von Niklas Luhmann. Seine Kritik ist nicht gegen „die Wirtschaft“ gerichtet, sondern sie ist eine weitgehend wertfreie Analyse der Wirtschaft und zugleich auch eine Theorie des Geldes. In „Die Wirtschaft der Gesellschaft“ (1988) betrachtete Luhmann die soziale und ökonomische Ebene separat, berücksichtigt aber Wechselbeziehungen. Das interne Kommunikationsmedium der Wirtschaft ist Geld. Hinsichtlich dieses Mediums ist die Wirtschaft ein geschlossenes System; eine Kommunikation mit der Umwelt findet nur insofern statt, als die Wirtschaft und ihre Umwelt (z. B. die Gesellschaft) strukturell miteinander gekoppelt sind. Nach Luhmann sind wirtschaftliche Vorgänge nur solche, denen Zahlungen zugeordnet werden können.

Wirtschaftssoziologie in Deutschland

In der deutschen akademischen Landschaft hat das Gebiet der Wirtschaftssoziologie nach einer verzögerten Rezeption der amerikanischen 'Neuen Wirtschaftssoziologie' (Granovetter) seit ca. Ende der 90er Jahre stark an Aufmerksamkeit gewonnen. Wichtige neuere Beiträge zur Wirtschaftssoziologie haben u. a. Jens Beckert, Dirk Baecker, Kai-Uwe Hellmann, Andrea Maurer, Sophie Mützel, Susanne Lütz, Jörg Rössel, Christoph Deutschmann und Michael Schmid geliefert. Ein institutioneller Schwerpunkt der deutschen Wirtschaftssoziologie ist das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln mit seinem Forschungsbereich „Soziologie des Marktes“.

Kritik an der Wirtschaftssoziologie

Viele der vorgebrachten Einwände werden auch von Wirtschaftswissenschaftlern aufgenommen und bearbeitet. Die Behavioral Economics erforschen die Grenzen der individuellen ökonomischen Rationalität und die Institutionenökonomik bezieht die Bedeutung von Ordnungselementen für das Funktionieren der Märkte zunehmend mit ein. Auch im Bereich der Netzwerköonomik sind die Fortschritte der letzten Jahrzehnte nennenswert. Aus Sicht der Wirtschaftswissenschaft liegt der besondere Blickwinkel der Wirtschaftssoziologie jedoch darin begründet, dass gesellschaftliche Strukturen in ihrer sprachlichen, politischen und/oder normativen Eigenlogik in die Entwicklung der Erklärungsmodelle einbezogen werden. Diese Logik eines solchen sozialen Interessenbegriffs lässt sich nicht auf individuelle Nutzenbegriffe runterbrechen, da Werte und institutionelle Ordnungen sich nicht mithilfe der formalen Logik der Mathematik abbilden lassen, sondern historisch gewachsen und logisch widersprüchlich sein können. Wirtschaftswissenschaftler würden jedoch den Boden jener formalen Logik nur selten und ungern verlassen, die sie als mit Normativität belasteten Gegensatz zur Logik der Soziologie verstehen. Normativität ist jedoch nicht Eigenschaft, sondern zusammen mit der Analyse wirtschaftlicher Dogmenlehren[2] einer der Forschungsgegenstände der modernen Wirtschaftssoziologie.

Einzelnachweise

  1. Joseph Schumpeter: Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie. 2. Aufl. Berlin 1970, S. 32; "... exakt sein heißt, alle nötigen und nur die nötigen Worte zu machen." (S. 76)
  2. siehe (a) Dirk Baecker, Walter Benjamin, Norbert Bolz, Christoph Deutschmann: Kapitalismus als Religion, 2002, ISBN 3931659275; (b) Robert H. Nelson: Economics as Religion - From Samuelson to Chicago and Beyond, 2003, ISBN 0271022841 und (c) Michael Dellwing : Globalisierung und religiöse Rhetorik: Heilsgeschichtliche Aspekte in der Globalisierungsdebatte, 2008, ISBN 978-3593385839

Literatur

Einführend/Gesamtdarstellungen

  • Beckert, Jens, Milan Zafirovski (editors), International encyclopedia of economic sociology, London 2005.
  • Hedtke, Reinhold, Wirtschaft - ein soziologischer Grundbegriff, Ms. Bielefeld 2005 (PDF; 0,16 MB).
  • Luhmann, Niklas: Die Wirtschaft der Gesellschaft, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-28752-4
  • Maurer, Andrea (Hrsg.): Handbuch der Wirtschaftssoziologie, 2008, Wiesbaden.
  • Mikl-Horke, Gertraude, Sozialwissenschaftliche Perspektiven der Wirtschaft, Oldenbourg, München, 2008.
  • Smelser, Neil J. und Swedberg, Richard (Herausgeber) , The handbook of economic sociology, 2.eds., Princeton 2005.

Bedeutende Werke der klassischen Wirtschaftssoziologie

  • Mann, Fritz Karl: Finanztheorie und Finanzsoziologie, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1959.
  • Parsons, Talcott, Smelser, Neil J.: Economy and Society. A study in the integration of economic and social theory, Routledge, London 1984.
  • Polanyi, Karl: The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen, Europa Verlag, Wien 1977.
  • Schumpeter, Joseph: Capitalism, Socialism and Democracy, 1942 (Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, 1946, ISBN 3825201724).
  • Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der Verstehenden Soziologie, Mohr, Tübingen 1922.

Bedeutende Beiträge der neueren Wirtschaftssoziologie

  • Beckert, Jens: Was ist soziologisch an der Wirtschaftssoziologie? Ungewißheit und die Einbettung wirtschaftlichen Handelns. In: Zeitschrift für Soziologie, 1996, Jg. 25, S. 125-146
  • Beckert, Jens: Grenzen des Marktes. Die sozialen Grundlagen wirtschaftlicher Effizienz, Campus, Frankfurt am Main 1997
  • Beckert, Jens und Jörg Rössel: Kunst und Preise. Reputation als Mechanismus der Reduktion von Ungewissheit am Kunstmarkt. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 2004, Jg. 56, S. 32 - 50.
  • Fligstein, Neil: The Architecture of Markets. An Economic Sociology of Twenty-First-Century Capitalist Societies, Princeton University Press, Princeton/Oxford ²2001
  • Granovetter, Mark: Economic Action and Social Structure: The Problem of Embeddedness, in: The American Journal of Sociology, 1985, Jg. 91, S. 481-510.(PDF, 3 MB); siehe institutionelle Einbettung
  • Maurer, Andrea/Schimank, Uwe (Hgg.): Die Gesellschaft der Unternehmen - Die Unternehmen der Gesellschaft, VS Verlag, Wiesbaden 2008
  • Swedberg, Richard: Principles of Economic Sociology, Princeton University Press, Princeton 2003

Weblinks

Siehe auch


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