Flottendienstboot

Flottendienstboot
Flottendienstboot A52 „Oste“ im Kieler Marine-Hafen.

Als Flottendienstboot wird in der Deutschen Marine ein Hilfsschiff bezeichnet, das mit speziellen Sensoren ausgerüstet ist und im Bereich der strategischen Informationsgewinnung eingesetzt wird.

Inhaltsverzeichnis

Missionsprofil

Während des Kalten Krieges bestand die Aufgabe der damaligen Flottendienstboote Alster (A 50), Oker (A 53) und Oste (A 52) sowie ihrer Vorgänger Eider und Trave in der optischen und elektronischen Aufklärung der Seestreitkräfte des Warschauer Paktes im Ostseeraum, insbesondere der Baltischen Rotbannerflotte. Die elektronische Aufklärung erfolgte neben dem Abhören des Funkverkehrs durch Messen der elektromagnetischen Signatur der von der Gegnerseite verwendeten Radargeräte, wodurch teilweise die Identifikation bestimmter Einheiten möglich war. Deshalb wurden die Flottendienstboote anfangs auch Messboote genannt. Die optische Aufklärung bestand in der Anfertigung von Film- und Fotoaufnahmen der gesichteten Schiffe, wobei besonders die Antennenanlagen von Interesse waren. Hierzu mussten die Boote in die Nähe des „Bildmotivs“ gelangen. Diese konnten sich aber durch ihre überlegene Geschwindigkeit einer unerwünschten Ausspähung regelmäßig entziehen, da die Flottendienstboote mit ihren maximal 15 Knoten nicht mit den Zerstörern und Fregatten der Sowjets Schritt halten konnten. Auf Grund Ihrer Funktion als Aufklärer sind Flottendienstboote meist als Einzelfahrer mit langer Seeausdauer im Einsatz.

Schiffe

1960 bis 1988

Auf Grund der militärischen Verhältnisse in der Ostsee war es für die NATO und nahestehende Staaten nicht möglich, mit Kriegsschiffen in Küstennähe der Staaten des Warschauer Paktes vorzustoßen. Daher wurden Handelsschiffe und Hilfsschiffe für den Zweck der Informationsbeschaffung 'zweckentfremdet'.

Bei Alster und Oker handelte es sich um die ehemaligen Seitenfang-Trawler Mellum und Hoheweg. Die Oste war der ehemalige Bergungsschlepper Puddefjord. Ende der 1980er-Jahre wurden sie durch Neubauten ersetzt. Alster und Oker wurden 1989 und 1988 an die Türkei und Griechenland verkauft, die sie unter den Namen Yunus und Hermis für den gleichen Zweck in der Ägäis und im Schwarzen Meer einsetzten. Oste wurde 1987 verkauft und 1990 abgewrackt.

1988 bis heute

Die Deutsche Marine verfügt derzeit über drei Flottendienstboote der Oste-Klasse. Die Schiffe haben eine Länge von 84 m und erreichen eine maximale Geschwindigkeit von 21 und eine Reisegeschwindigkeit von 19 Knoten. Die Schiffe verfügen über zwei Radaranlagen und ein AISYS-Sonargerät und Befestigungsmöglichkeiten für zwei 20-Fuß-Container. Die Stammbesatzung aus 36 Marineangehörigen ist für die Navigation und Betrieb des Schiffes verantwortlich, während bis zu 40 weitere Soldaten des so genannten Bordeinsatzteams See (BET See) als Aufklärungspersonal dem Bataillon Elektronische Kampfführung 912 in Nienburg (Weser) als Teil des Kommandos Strategische Aufklärung unterstehen.

Die Schiffe wurden 1986 bis 1988 bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft gebaut. Durch den Zusammenbruch der Sowjetunion verlor der ursprüngliche Einsatzort Ostsee erheblich an Bedeutung und die Schiffe werden seither weltweit als Aufklärungsboote eingesetzt. Die Flottendienstboote gehörten früher zum Marinefernmeldestab 70 in Flensburg und wurden im Zuge der Reorganisation der Bundesmarine dem 1. U-Boot-Geschwader in Eckernförde als Teil der Einsatzflottille 1 unterstellt.

Nr. Name Klasse Dienstzeit Anmerkung
A50 Eider (ex-HMS Flint) Klasse 752 (vorher 139) 19561978 ehemals brit. Isles-Klasse
A51 Trave Klasse 715 (vorher 139) 19561971
A1449 Hans Bürkner Klasse 421 19631990 gleichzeitig U-Boot-Jäger Typ B
A50 Alster Klasse 422
(vorher 753)
19601989 an die Türkei verkauft
A52 Oste 19571987 verschrottet
A53 Oker 19611988 an Griechenland verkauft
A50 Alster (II) Klasse 423
(Oste-Klasse)
seit 1989 1. U-Boot-Geschwader
A52 Oste (II) seit 1988 1. U-Boot-Geschwader
A53 Oker (II) seit 1988 1. U-Boot-Geschwader

Quelle

  • Gerhard Koop/Siegfried Breyer: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956 bis heute, Bernhard & Graefe Verlag Bonn 1996, ISBN 3-7637-5950-6
  • Aktuelles Lexikon, Flottendienstboot, Süddeutsche Zeitung, Nr. 249, 28. Oktober 2006.

Weblinks


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