Floxyfral

Floxyfral
Strukturformel
Allgemeines
Freiname Fluvoxamin
Andere Namen
  • IUPAC: (E)-5-Methoxy-1- [4-(trifluormethyl) phenyl]pentan-1-on-[(E)-O- (2-aminoethyl)oxim]
  • Latein: Fluvoxaminum
Summenformel C15H21F3N2O2
CAS-Nummer
  • 54739-18-3 (freie Base)
  • 61718-82-9 (Hydrogenmaleat)
PubChem 3404
ATC-Code

N06AB08

DrugBank DB00176
Kurzbeschreibung weißes bis fast weißes, geruchloses, kristallines Pulver
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antidepressiva

Wirkmechanismus

selektiver Serotonin-Reuptake-Hemmer

Fertigpräparate
  • Flox-ex® (CH)
  • Fevarin® (D)
  • Felixsan® (A)
Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse
  • 318,33 g·mol−1 (freie Base)
  • 434,41 g·mol−1 (Hydrogenmaleat)
Schmelzpunkt

120–121,5 °C (Hydrogenmaleat) [1]

pKs-Wert

8,7 (Hydrogenmaleat)

Löslichkeit

Wasser: 20 g·l−1 (Hydrogenmaleat)

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Xn
Gesundheits-
schädlich
R- und S-Sätze R: 22
S: 36
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
LD50

1100 mg·kg−1 (Maus p.o.) [2]

WGK 3 (stark wassergefährdend) [2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Fluvoxamin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), das vor allem zur Behandlung von Zwangsstörungen eingesetzt wird. Es wird unter den Handelsnamen Luvox®, Faverin®, Fevarin® und Dumyrox® vertrieben.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Fluvoxamin wurde von dem Pharmaunternehmen Solvay entwickelt. Ab 1983 wurde es in klinischen Studien an ca. 35.000 Patienten erprobt und anschließend zuerst in der Schweiz eingeführt (1984), 1994 in den Vereinigten Staaten und 1999 in Japan. Bereits 1995 wurden über 10 Millionen Patienten mit Fluvoxamin behandelt. In die Kritik geriet das Medikament unter anderem durch das Schulmassaker von Littleton. Einer der Täter, Eric Harris (18), wurde mit dem Medikament behandelt. Da das Medikament bei Jugendlichen nachgewiesenermaßen feindseliges Verhalten auslösen kann, wurde von einigen Menschen ein Zusammenhang vermutet.[3]

Indikationen

Fluvoxamin ist zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen, Sozialer Phobie und Posttraumatischer Belastungsstörung zugelassen. Off-Label wird es auch bei einer Generalisierten Angststörung oder dem Reizdarmsyndrom eingesetzt.

Wirkweise

Fluvoxamin unterscheidet sich durch seine monozyklische chemische Struktur von den meisten anderen SSRI. Dennoch wirkt es genauso wie alle anderen SSRI, indem es nur selektiv die Wiederaufnahme von Serotonin hemmt, jedoch die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin so gut wie nicht beeinflusst. Auch hat es kaum anticholinerge oder antihistaminische Eigenschaften. Eine Besonderheit von Fluvoxamin ist seine hohe Affinität zu dem σ-Rezeptor, was besonders bei der Behandlung von wahnhaften Depressionen oder stark angstbesetzten Depressionen von Vorteil ist. Die Halbwertszeit von Fluvoxamin ist mit 15 Stunden relativ kurz. Therapeutisch sinnvolle Dosen liegen zwischen 50 bis 300 mg pro Tag.

Unerwünschte Wirkungen

Fluvoxamin hat die typischen Nebenwirkungen von SSRI. Die negativen Auswirkungen auf die Libido sollen allerdings weniger stark ausgeprägt sein.

Folgende Unerwünschte Nebenwirkungen lassen sich beobachten:[4]

Nervensystem Häufig: Erregung, Angst, Benommenheit, Schlaflosigkeit, Zittern, Somnolenz, Nervosität Gelegentlich: Ataxie, Verwirrungszustände, extrapyramidale Symptome, Halluzinationen Selten: Krämpfe, Manie

Kardiovaskuläres System Häufig: Herzklopfen, Tachykardie Gelegentlich: orthostatische Hypotension

Verdauungstrakt Häufig: Abdominaler Schmerz, Anorexie, Verstopfung, Diarrhöe, Mundtrockenheit, Dyspepsie Selten: Leberfunktionsstörungen

Haut Häufig: Schwitzen. Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen (einschl. Ausschlag, Pruritus, Angioödem). Selten: Photosensibilität.

Skelettmuskulatur Gelegentlich: Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen.

Reproduktionssystem und Brust Gelegentlich: Impotenz, Anorgasmie, Libidostörungen, abnorme (verzögerte) Ejakulation. Selten: Galaktorrhoe

Sonstige unerwünschte Wirkungen Häufig: Asthenie, Kopfschmerzen, Unwohlsein

Wechselwirkungen

Bei SSRI wie Fluvoxamin kann die gleichzeitige Einnahme von Arzneistoffen mit einer Wirkung auf das Serotonin-System (z.B. MAO-Hemmer, Triptane, Echtes Johanniskraut) die Gefahr des potentiell lebensbedrohlichen Serotonin-Syndroms erhöhen. Fluvoxamin kann die Plasmakonzentration von Carbamazepin erhöhen.[5]Die Plasmaspiegel von oxydativ metabolisierten Benzodiazepinen (z.B. Alprazolam, Diazepam, Bromazepam, Brotizolam, Midazolam, Triazolam) werden möglicherweise bei gleichzeitiger Anwendung von Fluvoxamin erhöht.[4] Es bestehen Wechselwirkungen mit weiteren Medikamenten.

Anwendung in der Schwangerschaft

Da keine kontrollierten klinischen Studien bei schwangeren Frauen vorliegen, sollte Fluvoxamin bei Frauen im gebärfähigen Alter nur bei zwingender Indikation angewendet werden und ein geeignetes Verhütungsmittel angewendet werden. Bei Neugeborenen, deren Mütter Fluvoxamin einnahmen, sind folgende Absetzsymptome möglich: Ess- und Schlafstörungen, Atmungsschwierigkeiten, Krampfanfälle, Temperaturschwankungen, Hypoglykämie, Tremor, abnormaler Muskeltonus, Hyperreflexie, Emesis, abnormale Irritabilität und anhaltendes Weinen.[6]

Siehe Hauptartikel: SSRI und Schwangerschaft

Anwendung bei Kindern und Jugendlichen

Fluvoxamin soll nicht zur Behandlung einer Depression bei Patienten unter 18 Jahren eingesetzt werden. In klinischen Studien wurden Suizidalität sowie feindseliges Verhalten beobachtet. Auch bei Kindern mit Zwangsstörungen wurde unter Fluvoxamin vereinzelt über solche Verhaltensstörungen berichtet.[4]

Mögliche Verstärkung von Suizidgedanken

Es kann zu einer Verstärkung von Suizidgedanken und Suizidverhalten kommen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Patienten müssen engmaschig in Bezug auf Zeichen einer Depressionsverschlechterung, insbesondere von suizidalem Verhalten, sowie von Unruhe überwacht werden, dies vor allem zu Beginn der Behandlung und bei Dosisänderungen. Auch nach Abbruch der Behandlung müssen die Patienten gut überwacht werden, da solche Symptome sowohl als Zeichen eines Entzugs oder eines beginnenden Rückfalls auftreten können.[4]

Absetzsyndrom

Bei Abrupten Absetzen von Fluvoxamin sind bei einigen Patienten Absetzphänomene wie Parästhesien, Kopfschmerz, Nausea, Schwindel, Müdigkeit, Schlafstörungen und Angst aufgetreten. Es wird empfohlen die Behandlung ausschleichend zu beenden.[4]

Hauptartikel: SSRI Discontinuation Syndrome

Einzelnachweise

  1. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 722-723, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. a b c Datenblatt für Fluvoxamine maleate – Sigma-Aldrich 13.04.2008
  3. Kelly Patricia O'Meara (23. September 2002): "Prescription drugs may trigger killing: experts in a lawsuit against the manufacturer of Luvox say that the antidepressant may have tipped Eric Harris from being a troubled teen to a cold-blooded murderer". Insight on the News [1]
  4. a b c d e Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Floxyfral, Stand: Dezember 2005
  5. Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Carsol® CR; Stand der Informationen: Januar 2004
  6. Fachinformationen des Arzneimittelkompendiums der Schweiz: Floxyfral® junior 50 mg/ Floxyfral® 100 mg, Stand der Informationen: April 2008
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