Flussmine

Flussmine
Deutsche Ankertau-Seemine mit entfernten Kontaktzündern aus dem 2. Weltkrieg

Seeminen sind Sprengladungen, die im Wasser gegen Schiffe und U-Boote eingesetzt werden. Der Oberbegriff für das im Minenkrieg verwandte Material ist "Sperrwaffen".

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seemine und Zünder, etwa 1880, damals noch als Kontakt-Torpedo bezeichnet

Die Erfindung der Seemine diente dem Ziel, gegnerische Kriegsschiffe durch Feuer oder Sprengung zu zerstören. Eine derartige Waffe ist vor allem für solche Kriegsparteien interessant, die einer gegnerischen Marine keine im Überwasserkampf ebenbürtige Flotte entgegensetzen können. Im Sinne der mahanschen Seemachttheorie ist die Mine ein typisches Mittel des sea denial. Mit ihr kann man einem Gegner zwar die Nutzung von Seegebieten verwehren, jedoch keine eigene Überlegenheit begründen.

Vorläufer der Seeminen waren die Brander, in Brand gesetzte Schiffe, die man in eine gegnerische Flotte hineintreiben ließ, um die hölzernen Kriegsschiffe anzuzünden. Die erste Sprengladung, die unter Wasser ans Ziel gebracht wurde, konstruierte David Bushnell 1776 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Sie war mit einem Zeitzünder versehen und wurde an gegnerischen Schiffen mit einem Haken befestigt.

Aus derartigen Unterwasserladungen entwickelten sich im 19. Jahrhundert zwei Arten von Seekriegswaffen: die stationäre Seemine und der bewegliche Torpedo.

Der Amerikaner Samuel Colt entwickelte 1842 eine funktionierende elektrisch ferngezündete Mine, allerdings wurde das Projekt gestoppt. Der bekannte Erfinder und Industrielle Werner von Siemens konstruierte 1848 während des Schleswig-Holsteinischen Krieges Seeminen für die Verteidigung des Hafens Kiel, die von Land aus elektrisch gezündet werden konnten. Auch im Amerikanischen Bürgerkrieg kamen Unterwasserladungen zum Einsatz, die wie bei Bushnell unter Wasser an ihr Ziel verbracht und dort gezündet wurden.

Trotz dieser Entwicklungen spielte die Mine in den Seekriegen des 19. Jahrhunderts nur eine untergeordnete Rolle. Erst in den Weltkriegen wurden große Zahlen von Minen eingesetzt, die erheblichen Einfluss auf die Bewegungen der Seestreitkräfte hatten und starke Kräfte banden. Auch während des Kalten Krieges spielten die Pläne für den Mineneinsatz eine wichtige Rolle. Eingesetzt wurden Seeminen in dieser Zeit vor allem im Vietnamkrieg, dem Ersten Golfkrieg sowie bei der Verminung nicaraguanischer Häfen im Contra-Krieg. Nach dem Ende des Kalten Krieges hat der Mineneinsatz in den Planungen der Seestreitkräfte an Bedeutung verloren.

Minentypen

Seeminen können nach der Art ihrer Positionierung in Grundminen und Ankertauminen und nach der Art ihres Zünders in Berührungs- und Fernzündungsminen eingeteilt werden. Die meisten dieser herkömmlichen Minen können in bis zu 60 m Wassertiefe gelegt werden.

Ankertauminen sind einfache, im wesentlichen auf Mechanik basierende Waffen, die auch von technologisch nicht sehr entwickelten Ländern preiswert hergestellt und eingesetzt werden können. Grundminen sind technisch anspruchsvoller, können dafür jedoch gezielt eingesetzt werden und sind sehr viel schwerer zu räumen.

Außerhalb dieser Einteilung gibt es eine Anzahl von Spezialminen.

Ankertauminen

Ankertaumine im Transportzustand (Deutsches Modell)

Ankertauminen bestehen aus einem Minenwagen oder Anker, der auf den Meeresgrund sinkt, und dem Minengefäß, das mit einem Drahtseil, dem so genannten Ankertau, am Minenwagen befestigt ist und aufgrund seines Auftriebs dicht unter der Meeresoberfläche schwimmt. Ankertauminen sind üblicherweise mit Berührungszündern ausgestattet und werden durch Kontakt mit einem Schiffsrumpf ausgelöst. In größeren Tiefen werden Ankertauminen auch gegen U-Boote eingesetzt.

Die Ankertaumine ist der älteste, in großer Zahl eingesetzte Minentyp. Die ersten wurden bereits 1813 vor den Forts Hudson und Richmond eingesetzt. Die Minensperren des Ersten Weltkriegs bestanden ausschließlich aus Ankertauminen, die des Zweiten Weltkriegs vorwiegend, und auch im Kalten Krieg und in Regionalkonflikten nach 1945 wurden Ankertauminen eingeplant bzw. eingesetzt.

Grundminen

Geborgene Grundminen

Bereits im Ersten Weltkrieg wurden Grundminen entwickelt, die auf dem Meeresboden liegen. Grundminen sind Fernzündungsminen, die auf in direkter Nähe passierende Schiffe ansprechen. Die Zerstörungswirkung geht von der bei der Detonation entstehenden Gas- und Schaumblase aus, die zunächst den Schiffskörper anhebt. Wenn die Gasblase durch die Wasseroberfläche bricht und ihren Druck verliert, entsteht kurzfristig ein Hohlraum unter dem Schiff und die tragende Wirkung des Wassers entfällt in diesem Bereich. Der betroffene Bereich wird also zunächst schockartig angehoben, dann wieder fallengelassen, was zu schweren Personalverlusten und Schäden am Schiffskörper führt. Häufig kommt es zum Auseinanderbrechen des Rumpfes, was mit dem Totalverlust des Schiffs einhergeht.

Minenzünder

Magnetfeld eines Schiffes

Kontaktzünder

Kontaktzünder basieren auf chemischen, mechanischen oder elektrischen Prinzipien.

Das chemische Prinzip beruht meist auf der heftigen Reaktion von zwei Stoffen, z. B. Schwefelsäure mit Kaliumchlorat. Mechanische Auslösung geschieht über einen schlagempfindlichen Initialsprengstoff. [1]

Herkömmliche Berührungszündersysteme bestehen aus einem elektrischen Zündmechanismus und mehreren Berührungssensoren in Form so genannter Zündhörner. Diese Hörner bestehen aus einem außen am Minengefäß abstehenden Rohr, in dem sich ein mit Säure gefülltes Glasröhrchen befindet. Wird das Rohr durch eine heftige Berührung verbogen, so bricht das Glasröhrchen und die Säure fließt in ein trockenes Galvanisches Element, das wiederum den Strom für den Zündmechanismus erzeugt. Dieses Zündsystem bietet den Vorteil, dass es extrem lange einsatzfähig bleibt. Kontaktzündsysteme, bei denen die Zündhörner lediglich Kontakte darstellen und die Zündenergie durch eine eingebaute Batterie zur Verfügung gestellt wird, sind von der Kapazität der Batterie abhängig und verlieren eher ihre Einsatzbereitschaft.

Abstandszünder

Fernzündungsminen reagieren auf die Veränderung ihres physikalischen Umfelds, d. h. des umgebenden Magnetfelds, Geräuschfelds oder Druckfelds. Bewegt sich ein Schiff über eine Mine, so verändern sich alle drei Felder. Die ersten Grundminen reagierten nur auf das Magnetfeld, neuere auch auf einen der anderen oder auf mehrere Faktoren. Manche Zünder sind mit einer Verzögerung versehen, so dass die Mine nicht schon unter dem Bug explodiert. Minen können auch mit Zählwerken ausgestattet werden, die erst nach einer bestimmten Zahl von Überläufen ansprechen, um die genaue Lokalisierung des Minenfeldes und dessen Räumung zu erschweren. Moderne Seeminen verfügen über eine Kombination mehrerer Sensoren und können bestimmte Schiffsgrößen oder sogar -typen erkennen.

Spezialminen

Für besondere Aufgaben sind spezielle Minen entwickelt worden, z.B. für den Einsatz bei großen Wassertiefen oder gegen U-Boote. So wurden Ankertauminen mit Fernzündung entwickelt, die in großen Wassertiefen gelegt werden und deren Minengefäße auf ähnlichen Tiefen schwimmen, auf denen sonst Grundminen gelegt werden. Damit ist die Verminung sehr tiefer Gewässer möglich.

Zu den Spezialminen gehören auch solche, die von Land ein- und ausgeschaltet oder auch gezündet werden können. Solche Minen werden zum Schutz eigener Hafeneinfahrten und Wasserwege benutzt.

Vor Küsten, an denen gegnerische Landungen erwartet werden, können Antiinvasionsminen (auch Fluss- oder Uferminen genannt) gelegt werden. Diese Grundminen sind besonders für den Einsatz in sehr flachem Wasser geeignet, ähneln z.T. Landminen und können mit ihren magnetischen, elektromagnetischen oder Schallsensoren auch kleine Landungsboote und Luftkissenfahrzeuge erkennen. Ihre Ladung ist meist klein, aber für die vorgesehenen Ziele ausreichend. Vor allem die Sowjetunion hat mehrere derartige Minentypen entwickelt. Teilweise werden für flache Gewässer auch geeignete Seeminen verwendet wie zum Beispiel die von Luftfahrzeugen abgeworfene U.S. NAVAL MINE, MK 62 MOD 0 QUICKSTRIKE.

Eine andere Spezialform sind Kombinationen von Minen und Torpedos. Torpedominen wie die amerikanischen MK-60 CAPTOR sind Waffensysteme, die aus einer Plattform und einem Torpedo bestehen. Bei Annäherung eines Schiffes oder U-Boots wird der Torpedo gestartet und greift sein Ziel selbstsuchend an. Eine andere Variante sind Torpedos, die nach einigen Meilen Laufstrecke als Grundmine liegenbleiben. Auf diese Art können Minen in Gewässer verbracht werden, die der Minenträger selber nicht befahren kann, weil sie vom Gegner beherrscht werden oder zu flach sind wie etwa Flussmündungen. Ein Beispiel für diesen Typ ist die amerikanische MK-67, die aus einem modifizierten MK-37 Torpedo mit zusätzlichen Zündeinrichtungen besteht und von U-Booten verschossen werden kann.

Die von Kleinkampfmitteln, bemannten Torpedos aus bzw. von Kampfschwimmern eingesetzten Kontaktminen und Grundminen sind weitere Formen. Weitere, ältere Sonderformen sind Spierentorpedo und nachgeschleppte Mine am Seil.

Mineneinsatz

Minenwirkung bei einem Torpedoboot (Erster Weltkrieg)

Der Einsatz von Minen erfolgt nach verschiedenen militärischen Überlegungen und unterliegt völkerrechtlichen Beschränkungen.

Völkerrechtliche Bestimmungen

Die wichtigsten Bestimmungen über den Einsatz von Seeminen finden sich im VIII. Haager Abkommen, dem „Abkommen über die Legung von unterseeischen selbsttätigen Kontaktminen“ von 1907.

Danach müssen unverankerte Kontaktminen (Treibminen) eine Stunde nach dem Aussetzen unscharf werden. Ankertauminen müssen unscharf werden, wenn sie sich aus ihrer Verankerung reißen. Torpedos müssen unscharf werden, wenn sie ihr Ziel verfehlt haben. Durch diese Regelungen soll vermieden werden, dass scharfe Sprengladungen unkontrolliert und ohne weiteren militärischen Nutzen die Meere gefährden.

Nach Kriegsende ist jede Partei angehalten, die Minen vor ihren Küsten zu beseitigen und die andere Partei über die von ihr gelegten Sperren in deren Gewässern zu informieren.

Verbringung der Minen

Minenwerfen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs durch das zum Minenleger umgebaute Passagierschiff Hansestadt Danzig

Minen können von Schiffen, U-Booten und Flugzeugen verbracht werden. Minenleger können in großer Zahl Minen legen und werden meist zum Werfen von weiträumigen Minensperren eingesetzt. Handelsschiffe mit großen, durchgehenden Decksflächen (wie zum Beispiel Fähren oder RoRo-Frachter) lassen sich innerhalb weniger Stunden mit Minenschienen ausrüsten und als Hilfsminenleger einsetzen. Viele Kriegsschiffe besitzen zumindest eine begrenzte Minenlegekapazität. U-Boote können meist nur eine kleine Zahl von Minen mitführen, diese jedoch unbemerkt auch in vom Gegner beherrschten Gewässern legen.

Militärische Überlegungen beim Mineneinsatz

Grundsätzlich wird zwischen offensivem und defensivem Mineneinsatz unterschieden. Als offensiv wird ein Mineneinsatz in den Gewässern eines Gegners oder auf den von ihm benutzten Seewegen bezeichnet. Offensive Minensperren sollen den Gegner daran hindern, seine Häfen zu verlassen oder ihn zwingen, Seewege zu wählen, auf denen man ihn besser angreifen kann. So kann es die Aufgabe einer Minensperre sein, einen Seeweg entlang der Küste zu sperren und gegnerische Schiffe ins tiefe Wasser zu zwingen, wo man U-Boote gegen sie einsetzen kann.

Beim defensiven Mineneinsatz wird zwischen defensivem und protektivem Minenlegen unterschieden. Defensive Minenfelder werden in internationalen Gewässern unter eigener Kontrolle gelegt. Sie dienen der Lenkung der Schifffahrt im eigenen Interesse und dem Schutz eigener Seeverbindungswege. Protektive Minensperren werden in den eigenen Hoheitsgewässern gelegt, um Küsten, Reeden und Häfen zu verteidigen. Bei protektiven und defensiven Sperren vor der eigenen Küste werden meist verdeckte Durchlässe für den eigenen Schiffsverkehr bestehen gelassen. Diese können durch kontrollierte Minen zusätzlich gesichert werden.[2]

Terroristischer Mineneinsatz

Da Minen einfach zu produzieren sind und von Handelsschiffen leicht und unbeobachtet gelegt werden können, eignen sie sich für Terrorakte gegen Seewege. Der größte bekannte Fall war die Verminung des Roten Meeres im Sommer 1984. Ein unbekanntes Handelsschiff hatte eine größere Zahl von Minen gelegt – nach Bekennerschreiben 190 –, durch die eine Anzahl von Schiffen beschädigt wurden. Knapp 30 Minenabwehrfahrzeuge aus sieben Nationen suchten von August bis November 1984, dabei wurde eine Mine gefunden und geborgen. Es handelte sich um ein sowjetisches Produkt, dessen Ladung man so reduziert hatte, dass sie zu Beschädigungen, aber möglichst nicht zur Versenkung führen sollte. Um die Schifffahrt durch den Suezkanal nicht zu beeinträchtigen, war insbesondere Ägypten bemüht, den Vorfall herunterzuspielen. Andere Nationen teilten dieses Bemühen aus Sorge um den Seehandel.

Minenabwehr

Der Minengefahr kann man durch Vermeiden oder Beseitigen der Minen begegnen.

Schutzmaßnahmen

Schiffe können durch eine Anzahl von technischen und organisatorischen Maßnahmen vor Minen geschützt werden. Während man auf Handelsschiffen im Frieden meist auf technischen Minenschutz verzichten wird, findet man auf Kriegsschiffen zum Teil sehr aufwändige Schutzmaßnahmen. Viele Kriegsschiffe verfügen über ein Mineneigenschutzsystem gegen Magnetminen. Diese Anlage besteht aus großen, fest im Schiff eingebauten elektrischen Schleifen. Sie erzeugen ein Magnetfeld, das das Eigenmagnetfeld des Schiffes kompensiert und so die Störungen des Erdmagnetfelds verhindert, die zur Zündung von Magnetminen führen. Weniger aufwändig ist die "Entmagnetisierung" der Schiffe in speziellen Anlagen. Die Wirkung ist allerdings geringer und nur vorübergehend, so dass der Vorgang regelmäßig wiederholt werden muss.

Alte Seeminen am Strand der estnischen Insel Naissaar

Minenabwehrfahrzeuge, also Minensuchboote, Räumboote und Minenjagdboote, sind zusätzlich gegen Minen geschützt. Sie haben geringen Tiefgang, um möglichst keine Ankertauminen zur Zündung zu bringen, und ihre magnetischen und Geräuschsignaturen werden aufwändig gedämpft. So werden diese Fahrzeuge meist aus nicht magnetisierbaren Materialien gebaut wie Holz, Kunststoff oder nicht-magnetisierbarem Stahl. Viele Minensuchboote verfügen außerdem über ein Minenmeidesonar, mit dessen Hilfe sie Ankertauminen auf ihrem Kurs erkennen und umfahren können.

Um die Schifffahrt bei Minengefahr zu schützen, werden minenfreie Wege geschaffen, durch die Schiffe geleitet werden. Bei starker Minengefährdung außerhalb dieser Wege werden die Schiffe durch vorausfahrende Minenabwehrfahrzeuge gelotst. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestanden fast dreißig Jahre lang so genannte Zwangswege in Nord- und Ostsee, auf die die Handelsschifffahrt angewiesen wurde. Bei Verlassen der Wege erlosch der Versicherungsschutz.

Suchen und Räumen

Als wichtigste Methoden der Minenbeseitigung unterscheidet man das Minenräumen und die Minenjagd. Die dafür eingesetzten Kriegsschiffe fasst man unter dem Oberbegriff Minenabwehrfahrzeuge zusammen.

Minenräumen

Minenabwehrsystem TROIKA mit ferngelenkten Räumbooten

Beim Minenräumen handelt es sich um verschiedene Verfahren, mit Hilfe derer Minen in einem Suchgebiet mit technischen Mitteln unschädlich gemacht werden sollen.

Ju 52 MAUSI mit Minensprengring

Um Ankertauminen zu räumen, verwendet man Räumgeschirre, die von Minensuchbooten durch das Wasser gezogen werden. Sie werden entweder von mehreren Booten im Verbund eingesetzt oder von Einzelbooten, deren Räumkabel mit Hilfe von Scherbrettern seitlich ausgesteuert werden. Mit Hilfe von Schwimmern werden die Kabel in einer vorbestimmten Räumtiefe geführt und sollen mit anmontierten Greifern die Ankertaue der Minen erfassen und zerschneiden. Die Minengefäße schwimmen dann auf und werden mit Schusswaffen zur Explosion gebracht.

Grundminen werden geräumt, indem man die Signaturen simuliert, die die Zünder der Minen ansprechen. So genannte Hohlstäbe, die von Minensuchbooten geschleppt werden, enthalten eine große Magnetspule und simulieren Magnetfelder größerer Schiffe. Ebenfalls nachgeschleppte Geräuschbojen können die Geräuschfelder von Schiffen simulieren. Bei dem deutschen System Troika werden ferngelenkte Hohlstäbe mit Eigenantrieb eingesetzt, die außerdem eine Geräuschboje mitführen. Ein solches System erlaubt die Minensuche bei geringer Personalgefährdung.

Zwei Taucher üben das Entschärfen einer Ankertaumine

Magnetfelder können auch durch Flugzeuge und vor allem durch Hubschrauber mit Magnetspulen simuliert werden. Bereits im Zweiten Weltkrieg setzte die Wehrmacht Flugzeuge vom Typ Junkers Ju 52/3m (Variante MAUSI) mit einer großen Magnetspule zum Minenräumen ein. Die U.S. Navy verwendet Hubschrauber vom Typ Sikorsky S-65 in der Variante RH-53A, die einen Räumschlitten über die Wasseroberfläche ziehen.

Im Gegensatz zu Magnet- und Geräuschfeldern lassen sich Druckfelder nicht simulieren. Minen mit Druckzünder können nur mit Sperrbrechern geräumt werden, die als besonders geschützte Schiffe die Minen überlaufen und zur Zündung bringen.

Minenjagd

Pinguin B3 Minenjagddrohne

Bei der Minenjagd werden einzelne Minen mit Hilfe von hoch auflösenden Sonargeräten geortet, die auf Minenjagdbooten eingesetzt werden. Sie können dann entweder entschärft oder gesprengt werden. Für die Identifizierung der Minen und ihre Vernichtung können Minentaucher oder unbemannte Unterwasserdrohnen eingesetzt werden. Soll eine Mine zur Analyse des Minenfeldes entschärft und geborgen werden, werden dafür Minentaucher benötigt.

Ein Beispiel ist dafür die Minenjagddrohne "Pinguin" der Deutschen Marine. Sie verfügt über Kamera- und Sonarsysteme und kann zwei Minenräumladungen abwerfen, um Minen zu vernichten.

Minenabwehrmittel und moderne Minen

Zur Ortung von Seeminen ausgebildeter Delfin des US-Militärs mit Ortungsgerät

Mineneinsatz und Minenabwehr unterliegen einem beständigen technischen Wettlauf. Man versucht, Minen auf vielfältige Weise gegen Abwehrmaßnahmen resistent zu machen. Zu den ältesten Maßnahmen gehörte es, in Feldern von Ankertauminen so genannte Minenfeldschutzmittel auszubringen, minenähnliche Schwimmkörper, die die Räumdrähte zerstören sollen. Moderne Grundminen werden so konstruiert, dass sie zur Tarnung ihre Oberfläche verändern und schnell mit Meerespflanzen überwuchern oder sich vollständig in den Boden eingraben und deshalb mit Minenjagdmitteln nicht mehr zu orten sind.

Bei der Minenabwehr ergänzen sich Minenräumen und Minenjagd. Während mit Hilfe der Minenjagd Minen gefunden werden können, die gegen Räumverfahren resistent sind (z. B. bei Geräuschzündern), werden beim Minenräumen auch solche Minen unschädlich gemacht, die die Minenjagd nicht erfassen kann (z. B. im Sand verborgene und überwucherte Minen). Zu den Trends der Minenabwehr gehört der Einsatz ferngelenkter Systeme, um die Gefährdung des Personals zu vermindern. Außerdem können solche Systeme auch von anderen Fahrzeugen als Minensuchbooten eingesetzt werden, die auf Grund ihrer häufig geringen Größe und Geschwindigkeit für entfernte Einsätze nur bedingt geeignet sind.

Auch hat es Versuche mit Delfinen gegeben, Minen aufzuspüren und Vernichtungsladungen zu den gefundenen Minen zu bringen. Allerdings versprechen moderne Minenjagddrohnen einen zuverlässigeren Erfolg bei geringerem Aufwand.

Auswirkungen der Minenkriegführung

Bis heute sind viele Meere, zumeist in den Küstenregionen, durch Minen aus beiden Weltkriegen belastet. Das gilt besonders für Ost- und Nordsee. Bis 1972 wurden Seewege in Nord- und Ostsee systematisch von Seeminen geräumt und in Seekarten als minenfrei vermerkt. Aufgrund des Alters ihrer technischen Ausstattung wie Zünder und Batterien und der Korrosion durch Seewassereinfluss wurde das Risiko durch die verbliebenen Minen als nicht höher eingestuft als das Risiko der Seefahrt überhaupt.

Trotzdem werden immer noch Minen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges in der Ostsee von den Anrainerstaaten geräumt. Zu diesem Zweck findet unter Leitung der Deutschen Marine jährlich eine gemeinsame Übung der meisten Ostseemarinen unter dem Namen „Open Spirit“ statt, bei der seit 1996 über 400 Minen und Unterwassersprengkörper geräumt wurden. [3] [4]

1919 schufen Jauch & Hübener eine Police, die Seekaskoversicherung für Minenschäden, die das Risiko eines Schadens durch Seeminen für Handelsschiffe abdeckte.

Verweise

Interne Links

Weblink

Literatur

  • Friedrich Ruge, Im Küstenvorfeld - Wehrwissenschaftliche Berichte Nr. 15, herausgegeben vom Arbeitskreis für Wehrforschung, 2. verbesserte Auflage, München 1977, ISBN 3-7637-5160-2

Einzelnachweise

  1. Brockhaus 14. A., Bd. 15
  2. Henning Gieseke. Die Flottille der Minenstreitkräfte. In: Marineforum 9-1992 S. 292ff [294]
  3. Information der Deutschen Marine[1]
  4. Bericht 3sat [2]

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