Forenrollenspiel

Forenrollenspiel

Bei einem Foren-Rollenspiel (manchmal an Anlehnung an das Englische (Role Playing Game) als Foren-RPG bezeichnet) handelt es sich um eine Abwandlung vom so genannten Pen-&-Paper-Rollenspielen, die ähnlich wie Pbem (Play by E-Mail) auf Erzählbasis rein schriftlich stattfinden. Das Foren-Rollenspiel wird im Internet in speziellen Foren gespielt. Vom Prinzip her funktionieren solche Foren-Rollenspiele wie normale Rollenspiele am heimischen Spieltisch, nur dass die Mitspieler eben nicht zusammen um einen Tisch sitzen, sondern sich online in einem Forum zusammen am Fortgang der Geschichte beteiligen.

Inhaltsverzeichnis

Arten

Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Foren-Rollenspielen. Schauplätze reichen von Serien über Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart bis zu ausgedachten Paralleluniversen oder sonstigen erdachten Welten. Je nach Forum können bestimmte Arten von Helden gespielt werden, die über bestimmte, übernatürliche Kräfte, wie Zaubern und dergleichen, verfügen. Oder es werden simple Serien mit normalen Personen nachgespielt oder anders gespielt.

Es gibt zwei Hauptgruppen von Forenspielen: Solche mit Rollenspielaspekten und Strategiespiele. Beispiele für Forenspiele sind Alternations, Warrior Quest oder Cosmic Force. Eines der ältesten Spiele, bei dem Spieler die Möglichkeit haben, einen Staat zu lenken, ist das strategische und chronikhaft aufgebaute Spiel Alternations der Projektgruppe Golden Corner.

Unterschiede gibt es auch im Regelwerk. Während manchen Spielen ein Pen-&-Paper-Regelwerk (DSA, D&D/AD&D o. Ä.) zugrunde liegt und wie im Chat-Rollenspiel das Würfeln durch den Spielleiter oder eine Software erfolgt, etablieren sich zunehmend freie Rollenspiele, die ohne traditionelles Regelwerk auskommen. Sie sind stärker durch den Spielleiter moderiert, der den Ausgang von Aktionen anhand der Beschreibung durch den Spieler bestimmt.

Foren-Rollenspiele werden oft in Rollenspielforen gespielt. Dort gibt es Bereiche, die explizit für Foren-Rollenspiele vorgesehen sind und OOC-Bereiche, die alle Themen behandeln, die nicht unmittelbar mit dem Spiel zu tun haben. In diesen Foren bevölkern die Spieler mit ihren Charaktern oft eine ganze Stadt, eine Insel oder gar eine ganze Welt. Die einzelnen Orte dieser Spielwelt werden durch Unterforen dargestellt.

Anfang

Im Normalfall beginnt man mit der Registrierung in einem dafür vorgesehenen Forum, meistens ist der Nickname, unter dem man sich registriert, derjenige des späteren Helden. Je nach Forum erschafft man sich nun einen Helden oder es wird ein bereits vorhandener Held übernommen. Nachdem die Registrierung durch den Administrator angenommen wurde, beginnt man mit der Erstellung eines Charakterbogens, dessen äußere Merkmale je nach Art und Regelbuch des Forums vorgegeben sind oder nicht, und je nach Anforderung an die Schreibkünste des Spielers in Qualität und Quantität variiert. Dieser Charakterbogen dient dazu, den Charakter für andere Spieler kenntlich zu machen und ihm Profil zu verleihen. Der Spieler kann sich daran orientieren. Er ähnelt einem Steckbrief.
Oft kann man sich für seinen Charakter bestimmte Fertigkeiten aussuchen, die entweder von den Regeln vorgegeben und eingeschränkt werden, oder die man sich selber ausdenken kann. Diese Fertigkeiten reichen von normalen Fähigkeiten, wie lesen und schreiben, schwimmen und dem Sprechen bestimmter Sprachen, bis zu Kampffertigkeiten, Zaubersprüchen und sonstigen übernatürlichen Fertigkeiten. Dies kommt jedoch auf die Art des Forums an, meistens wird man nur insofern in der Auswahl der Charakterfähigkeiten eingeschränkt, als dass jene den Charakter nicht zu einem „Überchar“ (Unverwundbarkeit usw.) machen und im Rahmen der Chargeschichte erklärt werden können.
Wird der Charakterbogen gepostet (engl. to post „im Forum veröffentlicht und somit für die anderen User einsichtig“) und gegebenenfalls vom Administrator genehmigt, beginnt das eigentliche Rollenspiel.

Aufbau

Im Normalfall entspricht das Layout des Foren-Rollenspiels dem eines ganz normalen Forums. Es gibt verschiedene Threads, die die Titel bestimmter Orte tragen, an denen sich die Charaktere aufhalten können. Manche Threads sind nur für bestimmte Charaktere zugänglich. In diesen Threads, die nur von Administratoren eröffnet werden können, gibt es bestimmte Topics, die wiederum von den Spielern selbst eröffnet werden. Diese Topics können ebenfalls Orte darstellen, in besagten Threads, aber auch Handlungen oder sonstige Ereignisse. In diesen Topics können sich Spieler ingame (engl. „im Spiel“) unterhalten oder Dinge zusammen tun, und so weiter.
Des Öfteren gibt es neben den ingame Topics auch offgame (engl. „außerhalb des Spiels“) Topics, in denen sich die Spieler unabhängig von ihren Charakteren unterhalten können.

Ablauf/Spielweise

Das Spielen erfolgt, wie gesagt, in den dafür vorgesehenen Threads und Topics. Der Spieler redet und verhält sich hier den Charakteristika seines Charakters entsprechend und verkehrt mit anderen, erdachten Charakteren, die von anderen Menschen gespielt werden. Es existieren ebenfalls die so genannten Nichtspielercharaktere (NSCs) (engl. non player characters oder NPCs). Diese werden entweder von den Spielern selbst oder vom Spielleiter (Administrator) gesteuert.

Der Spieler eröffnet nun in einem Thread ein Topic mit einem Titel, der einen bestimmten Ort oder eine Aktion in dem Thread darstellt. Dieser post (engl. to post „abschicken“ vergl. Zug) ist quasi eine Beschreibung des Ortes und der Handlung des Charakters. Die Schreibweise variiert von Forum zu Forum von 1. Person Singular Präsens bis zur 3. Person Singular Präteritum.
Es wird beschrieben, was der Charakter tut, was er denkt und sagt, fühlt, riecht, schmeckt und spürt (dies ist der Idealfall, viele Spieler aber vergessen häufig, dass die Charaktere über wenigstens 5 Sinne verfügen). Man kann Dialoge und Monologe führen. Hier variiert die Formatierung der Posts ebenfalls wieder zwischen den Foren. Hat ein Spieler seinen Post vollendet, postet er das Geschriebene in dem besagten Topic, so dass sein Zug nun für alle anderen lesbar ist. Ein zweiter Spieler kann nun den Post lesen und auf diesen reagieren. Er antwortet also auf den Post mit bestimmten Aktionen oder Worten, die er ebenfalls in einem Post schriftlich wiedergibt.
So erfolgt ein Wechsel von zeitlich begrenzten Handlungen, bei dem jeder Spieler die Aktionen seines Charakters beschreibt. Das Beschreiben der Aktionen des Gegenübers (außer, dieser hat die Aktion ausgeführt) wird in den meisten Foren nicht gerne gesehen, da es größtenteils auf realitätsgetreues Denken und Handeln der Mitspieler ankommt. Diese Spielzüge, die dem eigenen Charakter einen Vorteil verschaffen und dem Anderen keine Gegenwehr ermöglichen soll, werden oft von sogenannten Powergamern (im negativen Sinne) ausgeführt.

Die Aktionen können also frei ausgedacht beschrieben werden, so dass prinzipiell ein kleiner Zwerg einen riesigen Drachen besiegen könnte. Jedoch wird in den meisten Foren davon ausgegangen, dass sich die Spieler an die realen Chancen ihrer Charaktere halten. Übertreibungen oder dergleichen werden nicht gern gesehen und oft nicht toleriert, da dieses wieder auf Powergamertum hinweist.

Besonderheiten

In vielen Foren-Rollenspiel werden bestimmte Ereignisse oder Geschichten gespielt, Kriege und dergleichen. Oft müssen Aufträge erfüllt und Abenteuer bestanden werden. Für gutes Schreiben bekommen Charaktere oftmals Erfahrungspunkte (Ep’s – engl. auch exp, experience points „Erfahrung, Erfahrungspunkte“) die gesammelt und gegen bestimmte Fähigkeiten oder Zauber eingetauscht werden können, oder der Charakter steigt einen Level auf und wird so stetig mächtiger. Je nach Forum muss das Lernen ingame ausgespielt und beschrieben werden.

Aber meistens sind die Handlungen eines Chars völlig frei (in den Grenzen der Regeln eingeschlossen), man kann sozusagen im Rahmen der vorgebenen Welt tun und lassen was man will, und einfach die Geschichte mit dem Charakter schreiben, die man schon immer einmal schreiben wollte.

Online-Chroniken

Mit dem Begriff Online-Chroniken bezeichnet man in der Regel umfangreichere Foren-Rollenspiele. Als Abgrenzung zum oben definierten Begriff werden hier häufig mehrere Forenboards (auch: Bretter) genutzt und mehrere Moderatoren teilen sich die SL-Arbeit für bestimmte Bereich auf.

Die Online-Chronik ist bei weitem epischer ausgelegt als ein reines Forenrollenspiel. Ist beim Forenrollenspiel vorwiegend nur ein Abenteuer oder Szenario zu spielen, wird bei einer Online-Chronik die Handlung immer weiter voran getrieben. Ein Plot jagt den nächsten und die Handlungen der Spielercharaktere sind mit mehr Leben gefüllt. Als ein Beispiel sei hier das Morgenland aus der Welt der Gold-und-Glorie-Reiche genannt.

Wichtige aktuelle Vertreter

Eines der ältesten Foren-Rollenspiele im deutschsprachigen Raum ist das 1998 von Wilko Mattern gegründete und handmoderierte Chrestonim. Die Spielwelt ist an das Pipes-Rollenspielsystem angelehnt, bespielt werden hauptsächlich Städte einer Dschungelwelt. Obwohl ein großer Teil des öffentlichen Lebens über Foren gespielt wird, bildet der Austausch von E-Mails im Stile eines E-Mail-Rollenspiels noch immer die Grundlage der persönlichen Beziehungen der Charaktere untereinander.

Parallel dazu hat sich Gratogel, welches auf dem Computerspiel Albion basiert, als handmoderiertes, reines Foren-Rollenspiel aus mehreren Vorgängern entwickelt. In der derzeitigen Form existiert es seit 2000, wurde aber im Laufe der Zeit vielfach verbessert und erweitert. Der Gründer ist Benjamin Groß. Bespielt wird eine keltisch orientierte Fantasywelt, wobei durch die Charaktere das Leben in einem Keltendorf gestaltet wird. Hinzu kommen klassische Abenteuer, in denen die Geschichte der Spielwelt weiterentwickelt wird.

In den letzten Jahren haben sich dazu diverse andere Rollenspiel-Foren gesellt, die Plattformen verschiedener Genres anbieten, auf denen Spieler in einer vorgegeben Welt Abenteuer erleben und Geschichten schreiben können, um ihre Charaktere in und mit der Welt wachsen zu sehen. Zu den weit verbreiteten Fantasy-Foren gesellen sich auch viele Vertreter aus den anderen Bereichen des Rollenspiels. Der wohl bekannteste Vertreter aus dem Bereich Science Fiction dürfte Starwars sein (z. B. Projekt Starwars). Aber auch Welten als Mittelpunkt von Kriegsschauplätzen (z. B. Warhammer), die eher dunkel angehauchten Vampire/Werwölfe (z. B. Vampire: The Masquerade) oder Endzeit-Szenarien (z. B. Fallout) sind beliebte Inhalte solcher Foren. Zudem gibt es auch etliche, in denen man in die Rolle eines Tieres schlüpft, oftmals zum Beispiel Pferde, Hunde oder Wölfe.

Zu den Foren-Rollenspielen kann man mittlerweile auch die Virtuellen Nationen zählen, da man dort oft in die Rolle des Bürgers eines anderen Staates oder eines Fantasie-Staates schlüpft und nicht generell ein Abbild des eigenen Lebens und der eigenen Ansichten darstellt. Diese virtuellen Staaten können auch historische Nationen (wie z. B. das beliebte Imperium Romanum) abbilden, und den Mitspielern die Möglichkeit geben in mehr oder weniger historischem Inhalt Rollenspiel zu betreiben. Ebenso sind Foren, in denen man real existierende politische Systeme virtuell darstellt und jeder die Chance auf politische Funktionen hat (zum Beispiel dol2day oder vDeutschland), eine Art von Rollenspiel.

Das größte deutschsprachige Foren-Rollenspiel (ca. 650 Mitglieder) derzeit ist Shinobi no Koden. Aber neue Foren-Rollenspiele, die mitunter innovative Ideen haben, entstehen fast täglich.


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