Formelle und reelle Subsumtion

Formelle und reelle Subsumtion

Mit der Unterscheidung zwischen formeller und reeller Subsumtion der Arbeit unter das Kapital verweist Karl Marx in seiner Kritik der politischen Ökonomie darauf, dass der konkrete Arbeitsprozess durch das Kapitalverhältnis fortlaufend verändert wird. Formelle Subsumtion bedeutet, dass zunächst nicht unter dem Kapitalverhältnis stattfindende Arbeitstätigkeiten diesem untergeordnet werden, ohne aber die Tätigkeit selbst substantiell zu ändern. Mit der historischen Genese der kapitalistischen Ökonomie wurden beispielsweise die Produktionsmittel den Produzenten enteignet und diese wurden zu Lohnarbeitern. Dabei blieb die konkrete Arbeitstätigkeit kurzzeitig substantiell unverändert. Aufbauend auf der formellen setzt die reelle Subsumtion ein. Diese verändert die Arbeitstätigkeit und die Produktionsmittel so, dass sie den Verwertungsprinzipien des Kapitals entsprechend am besten genutzt werden. Die reelle Subsumtion wird nach Marx vor allem durch die Produktion eines relativen Mehrwerts intendiert, der von der staatlichen Begrenzung des Arbeitstages weitestgehend unberührt bleibt. Die reelle Subsumtion hat einen Disziplinierungsprozess der Arbeit zur Folge, mit dem Effekt, dass „die Regelmäßigkeit, Gleichförmigkeit, Ordnung, Kontinuität und Energie der Arbeit wundervoll erhöht“[1] werde. Die formelle und die reelle Subsumtion bleibt aber nicht auf die historische Genese der kapitalistischen Ökonomie beschränkt, sondern stellt vielmehr ein überdauerndes Merkmal kapitalistischer Produktionsweise dar. Die formelle Subsumtion wird überall dort sichtbar, wo Tätigkeitsfelder in der Gesellschaft, die unabhängig vom Kapitalverhältnis funktionieren, diesem einverleibt werden. Die reelle Subsumtion bleibt aber nicht auf neu integrierte Tätigkeitsfelder beschränkt, sondern stellt einen, durch die relative Mehrwertproduktion intendierten, fortlaufenden Veränderungsprozess aller subsumierten Arbeitsfelder dar. Marx stellt fest: „Die Produktion des relativen Mehrwerts revolutioniert durch und durch die technischen Prozesse der Arbeit und die gesellschaftlichen Gruppierungen“.[2]

Einzelnachweise

  1. K. Marx: Das Kapital. I. In: Marx-Engels-Werke. Band 23. 1986, S. 433
  2. K. Marx: Das Kapital. I. In: Marx-Engels-Werke. Band 23. 1986, S. 532f.

Literatur


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