Francesco Guicciardini

Francesco Guicciardini
Francesco Guicciardini
Francesco Guicciardini, Standbild in den Uffizien

Francesco Guicciardini (* 6. März 1483 in Florenz; † 22. Mai 1540 in Montici) war ein italienischer Politiker und Historiker. Er war mit Niccolò Machiavelli befreundet, dessen Discorsi er kritisch kommentierte. Seine „Geschichte Italiens“ war jahrhundertelang ein Standardwerk und wurde für ihre präzise objektive Darstellung der Ereignisse in Italien zwischen 1494 und 1532 gerühmt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Guicciardini entstammte einer alten florentinischen Adelsfamilie, deren Mitglieder schon mehrfach hohe Posten im Staatsdienst bekleidet hatten. An den Universitäten von Ferrara und Padua studierte er die Jurisprudenz; eine von ihm ersehnte kirchliche Karriere wurde ihm von seinem Vater Piero verwehrt. Bereits 1512 wurde er von der Signoria als Botschafter an den Hof von Ferdinand dem Katholischen in Aragón entsandt. Bereits in der Korrespondenz seiner spanischen Zeit zeigte er scharfe Beobachtungsgabe und einen hohen analytischen Verstand.

Später stand er im Dienst der Päpste Leo X. und Clemens VII. und bekleidete hohe Funktionen; der letztere ernannte ihn zum Vizeregenten der Romagna und zum päpstlichen Generalleutnant, letztlich betraute er ihn sogar mit der einflussreichen Stellung des Gouverneurs von Bologna. In seinen Funktionen erlebte Guicciardini nach eigenem Bekunden genug Missbrauch päpstlicher Macht, um ihn zum Luthertum zu bekehren, trotzdem blieb er nicht nur ein gehorsamer Sohn der katholischen Kirche, sondern auch seinen päpstlichen Brotgebern treu ergeben. Er setzte deren Interessen skrupellos durch. Theoretisch fundierte der brillante Analytiker diese pure Machtpolitik in seinen Ricordi politici, die, mehr noch als Machiavellis „Principe“, auf moralische Maßstäbe verzichten.

Eine ähnliche Diskrepanz zwischen privater Meinung und öffentlichem Wirken zeigte er in seinem Wirken für die Medici als Despoten von Florenz: wiewohl er eine Ratsherrschaft nach dem Vorbild Venedigs als die bestmögliche Regierungsform betrachtete, setzte er sich nach Kräften für den unbeliebten Medici-Usurpator ein. Bereits zu Lebzeiten brachte ihm dies den Ruf eines zynischen Opportunisten ein. In den Wirren des Jahres 1527, dem Jahr der Plünderung Roms durch die Truppen Karls V. lehnte sich seine Heimatstadt gegen das Regiment des Herzogs auf und etablierte die Republik. Guicciardini als bekannter Anhänger des geflohenen Medici musste später ebenfalls fliehen. Nach der Rückkehr der herzoglichen Herrschaft 1530 wurde er mit der Bestrafung der Einwohnerschaft beauftragt, die er mit grausamer Härte durchführte.

Nach der Ermordung Alessandros 1537 hoffte Guicciardini, als Berater des unmündigen Cosimo de Medici die wahre Macht in Florenz ausüben zu können. Seine Erwartungen wurden jedoch getäuscht, denn Cosimo entließ ihn aus allen Ämtern.

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte der alternde Ex-Diplomat auf seinem Landsitz in Arcetri, wo er sich durch Niederschrift seines Hauptwerkes dauernden Nachruhm erwarb: er verfasste die Storia d'Italia.

Ein Neffe Francesco Guicciardinis war der Kartograf Lodovico Guicciardini.

Die „Geschichte Italiens“

Sachlich kühl, detailliert und präzise war das umfangreiche Werk geschrieben. Guicciardini beschrieb die Ereignisse als politischer Insider, aber distanziert und für die damalige Zeit erstaunlich unparteiisch. Zudem zeichnete er die wenige Jahre zurückliegenden Ereignisse im politisch zerrissenen Italien von einem überregionalen, nationalen Standpunkt aus. Das Werk galt lange Zeit als unanfechtbar; erst im 19. Jahrhundert wurden ihm von Leopold von Ranke einige Fehler nachgewiesen.

Werke

  • Storie fiorentine (erste „Geschichte von Florenz“) (1508-1510)
  • Diario di Spagna (1512) (Spanisches Tagebuch)
  • Discorso di Logrogno (1512)
  • Relazione di Spagna (1514)
  • Consolatoria (1527)
  • Oratio accusatoria (1527)
  • Oratio defensoria (1527)
  • Del reggimento di Firenze or Dialogo e discorsi del reggimento di Firenze („Dialoge über die Regierung von Florenz“) (1527)
  • Considerazioni intorno ai „Discorsi“ del Machiavelli sopra la prima deca di Tito Livio („Bemerkungen zu Machiavellis Diskursen“) (1528, oder frgl. 1530)
  • Ricordi oder Ricordi politici (wie in der 1911 erschienenen Encyclopedia Britannica vermerkt) oder Ricordi civili e politici (so von Giuseppe Canestrini 1857 herausgegeben) oder Ricordi politici e civili (in der Catholic Encyclopedia so genannt) auch „Maximen and Reflexionen“ in Übersetzungen (1512-1530)
  • Le cose fiorentine (zweite „Geschichte von Florenz“) (1528-1531)
  • Storia d'Italia („Geschichte Italiens“) (1537-1540)

Literatur

Weblinks

 Commons: Francesco Guicciardini – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Wikisource: Francesco Guicciardini – Quellen und Volltexte

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Francesco Guicciardini — Francesco Guicciardini. Francesco Guicciardini (Florencia, 6 de marzo de 1483 – Arcetri, 22 de mayo de 1540) fue un filósofo, historiador y político italiano. Contenido 1 …   Wikipedia Español

  • Francesco Guicciardini — (March 6, 1483 May 22, 1540) was an Italian historian and statesman. A friend and critic of Niccolò Machiavelli, he is considered one of the major political writers of the Italian Renaissance. Guicciardini is considered as the Father of Modern… …   Wikipedia

  • Francesco Guicciardini — Portrait de Francesco Guicciardini Storia d Italia …   Wikipédia en Français

  • Francesco Guicciardini — Honradez Ambiciona honor, no honores. Muerte Es fuerte cosa que todos sepamos que tenemos que morir, y que todos vivamos como si estuviéramos ciertos de vivir eternamente …   Diccionario de citas

  • Guicciardini,francesco —     Francesco Guicciardini     † Catholic Encyclopedia ► Francesco Guicciardini     An historian and statesman; born at Florence, 1483; died there, 23 May, 1540. His parents, Piero di Jacopo Guicciardini and Simona Gianfigliazzi, belonged to… …   Catholic encyclopedia

  • Francesco Guichardin — Francesco Guicciardini Portrait de Francesco Guicciardini …   Wikipédia en Français

  • Guicciardini — ist der Name einer berühmten Familie aus Florenz in der Zeit der Renaissance: Francesco Guicciardini (1483–1540), italienischer Politiker und Historiker Lodovico Guicciardini (1521–1579), italienischer Humanist, Geograph, Kartograph, Politiker… …   Deutsch Wikipedia

  • GUICCIARDINI, Francesco — (1483 1540) Francesco Guicciardini, a Florentine aristocrat and statesman, served as am­bassador and administrator for the Medici for many years; from his privileged vantage point within diplomatic circles, he also wrote highly perceptive… …   Renaissance and Reformation 1500-1620: A Biographical Dictionary

  • Francesco della Rovere — Papst Sixtus IV. ernennt Platina im griechischen Saal des Vatikans zum Präfekten der Bibliothek (Fresko von Melozzo da Forlì, ca. 1477 Sixtus IV. (Francesco della Rovere; * 21. Juli 1414 in Celle bei Savona, Ligurien; † …   Deutsch Wikipedia

  • Guicciardini, Francesco — ▪ Italian historian and statesman born March 6, 1483, Florence died May 22, 1540, Santa Margherita a Montici, near Florence       Florentine statesman, diplomat, and historian, author of the most important contemporary history of Italy, Storia d… …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”