Frankfurt-Ginnheim

Frankfurt-Ginnheim
Wappen von Ginnheim
Wappen von Frankfurt am Main

Ginnheim
Stadtteil von Frankfurt am Main

Karte
Koordinaten 50° 8′ 25″ N, 8° 38′ 50″ O50.1402777777788.6472222222222Koordinaten: 50° 8′ 25″ N, 8° 38′ 50″ O
Fläche 2,7 km²
Einwohner 16.444 (31. Dez. 2009)
Bevölkerungsdichte 6088 Einwohner/km²
Postleitzahl 60431
Vorwahl 069
Website www.frankfurt.de
Gliederung
Ortsbezirk 9 – Mitte-Nord
Stadtbezirke
  • 441 - Ginnheim
Quelle: Stadt Frankfurt am Main: Einwohnerzahlen. Abgerufen am 6. August 2011.

Ginnheim ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main mit über 15.000 Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Ginnheim liegt etwa 4,5 km nordwestlich der Innenstadt von Frankfurt am Main auf einer Geländeschwelle südlich der Nidda. Die Kirche liegt im alten Dorfkern in zentraler Lage. Die moderne Bebauung hat sich nach Süden und Südosten in Richtung der Frankfurter Innenstadt entwickelt. Ginnheim ist mit den Stadtteilen Eschersheim im Norden und Dornbusch im Osten städtebaulich verwachsen. Letzterer gehörte bis 1946 zur Hälfte zu Ginnheim und noch heute zu dessen Gemarkung. Im Westen schließen – durch das Ginnheimer Wäldchen und den Volkspark Niddatal getrennt – die Stadtteile Hausen und Praunheim an. Heddernheim liegt durch die Nidda abgegrenzt nordwestlich von Ginnheim.

Im Süden bildet die Wilhelm-Epstein-Straße, unter deren Straßendecke der ehemalige Marbach verrohrt verläuft, die Grenze zum heutigen Stadtteil Bockenheim. Der Teil von Bockenheim, der zwischen der Wilhelm-Epstein-Straße und der Bundesautobahn 66 liegt, wird oft fälschlicherweise zu Ginnheim gezählt. Dort befinden sich auch der im Volksmund Ginnheimer Spargel genannte Europaturm und die Zentrale der Deutschen Bundesbank.

Geschichte

Mittelalter

Die älteste erhaltene Erwähnung von Ginnheim stammt aus dem Jahr 772, als Gennenheim anlässlich einer Schenkung an das Kloster Lorsch genannt wird. Später kam es zum Kloster Seligenstadt. Das Dorf gehörte zum Hofgericht des Klosters Fulda mit Hauptsitz in Eschersheim, dem sogenannten "Cremser Gericht". Das Kloster Seligenstadt belehnte die Herren und Grafen von Hanau mit Ginnheim, die es 1479 vom Kloster kauften. Damit gelangte es endgültig an die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Daran erinnern im Wappen von Ginnheim die roten und gelben Sparren, ursprünglich das Wappen der Grafschaft Hanau. In der Grafschaft war Ginnheim Bestandteil des Amtes Bornheimerberg.

Im Mittelalter gehörte Ginnheim zur Pfarrei Praunheim.

Historische Namensformen

Alte Bethlehemkirche

Der Name Ginnheim stammt wohl von einem gewissen Genno, Gennenheim bedeutet Heim von Genno.

  • Gennenheim (772)
  • Gennenheim (um 850)
  • Ginnenheim (1159)
  • Ginninheim (1222)
  • Ginneheim (1253)
  • Ginnenheim (1261)
  • De Gynnenheim (1289)
  • Ginheym (1309)

Reformation

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vollzogen die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch das Dorf Ginnheim die Reformation zunächst nach luterischem Vorbild. 1597 setzte Graf Philipp Ludwig II. eine zweite Reformation zugunsten des reformierten Bekenntnisses durch. 48 Ginnheimer Familien weigerten sich aber, diesen Schritt zu vollziehen und blieben lutherisch. Da alle Kirchengebäude und die Pfarrer ausschließlich zur reformierten Staatskirche der Grafschaft gehörten, musste die lutherische Mehrheit des Dorfes nun nach Eschersheim in den Gottesdienst gehen und wurde vom Pfarrer in Bonames betreut. Erst nachdem ab 1642 in der Grafschaft Hanau-Münzenberg die ebenfalls lutherischen Grafen von Hanau-Lichtenberg regierten, entspannte sich die Situation für die Lutheraner in Ginnheim: Ab 1678 hatten sie wieder einen eigenen Pfarrer und ab 1700 auch wieder eine eigene Kirche.[1], die heutige Alte Bethlehemkirche.

Neuzeit

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., erbten die Landgrafen von Hessen-Kassel die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Aus der Landgrafschaft Hessen-Kassel wurde 1803 das Kurfürstentum Hessen. Vorübergehend gehörte Ginnheim in napoleonischer Zeit dann zum Großherzogtum Frankfurt (1810 bis 1813). Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Ginnheim zum Landkreis Hanau. Das Kurfürstentum unterlag 1866 im Preußisch-Österreichischen Krieg, ebenso wie die Freie Stadt Frankfurt mit Österreich verbündet, dem Königreich Preußen. Dieses annektierte daraufhin beide, Kurhessen und Frankfurt, und damit auch Ginnheim. Ab 1867 gehörte es so zur Preußischen Provinz Hessen-Nassau und dem Regierungsbezirk Kassel. 1886 wurde es dann dem neu gebildeten Landkreis Frankfurt zugeschlagen. Am 1. April 1910 wurde Ginnheim mit allen übrigen Gemeinden des bisherigen Landkreises Frankfurt in die Stadt eingemeindet und somit ein Frankfurter Stadtteil. Bereits ein Jahr später fuhr die erste Straßenbahn von Bockenheim kommend nach Ginnheim, ab 1911 gab es eine zweite Linie, die vom Dornbusch über die Raimundstraße zur Ginnheimer Schule verlief.

Bauprojekte wie die Wohnsiedlung Höhenblick des Architekten und Stadtplaners Ernst May, die 1926/1927 an der Hügelstraße von der Gemeinnützigen Kriegerheimstätte errichtete Wohnsiedlung Friede oder die in derselben Straße nach dem Zweiten Weltkrieg von der Bank deutscher Länder errichtete Siedlung haben den Stadtteil im 20. Jahrhundert stark wachsen lassen. Ernst May hat sich 1923 in der Ludwig-Tieck-Str. 11 in der Siedlung Höhenblick sein eigenes Wohnhaus gebaut. Sein Baudirektor Martin Elsaesser, der neben anderen Bauten für die Frankfurter Großmarkthalle verantwortlich war, hatte seine private Villa nach eigenem Entwurf ab 1925 im Höhenblick 37. Für die Angehörigen der amerikanischen Streitkräfte entstand 1954/1955 auf 65 Hektar zwischen Raimundstraße und Hügelstraße die Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Siedlung, 17 Gebäude mit 268 Wohnungen. Nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte wurden diese Wohnungen neu vermietet und die Einwohnerzahl stieg nochmals kräftig an.

1989 fand auf dem heutigen Niddapark-Gelände die Bundesgartenschau statt.

Einwohnerstatistik

Ehemaliges Wohnhaus von Ernst May
Ehemaliges Wohnhaus von Martin Elsaesser
  • 1597: ca. 90 Herdstellen
  • 1634: 50 Haushaltungen
  • 1753: 80 Familien mit 1713 Einwohnern
  • 1834: 579 Einwohner
  • 1840: 599 Einwohner
  • 1846: 657 Einwohner
  • 1852: 681 Einwohner
  • 1858: 700 Einwohner
  • 1864: 752 Einwohner
  • 1871: 797 Einwohner
  • 1875: 1170 Einwohner
  • 1885: 1324 Einwohner
  • 1895: 1713 Einwohner
  • 1905: 2293 Einwohner

Sehenswertes

Die Alte Bethlehemkirche in Ginnheim ist eine barocke Saalkirche, die ehemalige lutherische Kirche. Ihre Ersterrichtung datiert auf die Jahre 1699/1700. Im Jahre 1910 wurde sie zur Gemeindekirche umgebaut. Der sie umgebende Kirchplatz wurde 2003 umgestaltet und erneuert. Beachtenswert ist auch das Anwesen Woogstraße 43 aus dem 17. Jahrhundert, das als baulich gut nachvollziehbare Fränkische Hofreite erhalten ist und unter Denkmalschutz steht. Dort befand sich die erste Bierbrauerei Ginnheims, die aber nicht ganzjährig betrieben wurde.

Verkehr

Ehemaliger Bahnhof Bundesgartenschau

Ginnheim hat Anschluss an die U-Bahn-Linien U1 und U9, die dort ihre Endstation haben. Ebenfalls ist Ginnheim Endstation der Straßenbahnlinie 16 von Offenbach-Stadtgrenze über Sachsenhausen und Hauptbahnhof. Die Buslinien 34, 39 und 64 verbinden Ginnheim mit dem Rebstockgelände, Bornheim, Berkersheim und dem Nordend.

Es wird diskutiert, mit dem viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn in der Nähe des jetzigen U-Bahnhofs Niddapark einen zusätzlichen Haltepunkt Frankfurt-Ginnheim zu errichten, der einen Übergang zur U-Bahn-Linie U1 und zur S-Bahn-Linie S6 ermöglichte.

Eine Fahrradroute führt von der Nordweststadt zur Innenstadt über die Woogstraße, Raimundstraße und Platenstraße.

Wirtschaft und Handel

Im Stadtteil Ginnheim sind keine Großbetriebe angesiedelt, jedoch viele kleine und mittelständische Gewerbebetriebe. Viele von ihnen haben sich im Gewerbering Ginnheim mit derzeit etwa 55 Mitgliedern zusammengeschlossen, der mit einer eigenen Zeitung Ginnemer Blättche regelmäßig über Ginnheimer Interna, Vereinsleben, Veranstaltungen, Historie berichtet.

Politik

Ginnheim bildet zusammen mit den Stadtteilen Eschersheim und Dornbusch den Ortsbezirk 9. Der Ortsbeirat 9 setzt sich aus 19 Mitgliedern zusammen, der Ortsvorsteher wird bisher stets von der CDU gestellt.

Sonstiges

Ginnheim war auch der Name eines Überseefrachters der URAG (Unterweser Reederei), einer Tochtergesellschaft der Metallgesellschaft in Frankfurt am Main, der 1937 vom Stapel lief. Richard Merton, Sohn des Firmengründers, ließ die Dampfer der URAG nach Frankfurter Vororten benennen. Die erste Ginnheim wurde 1945 durch Luftangriffe versenkt, 1955 wurde die zweite als Erzfrachter auf Linien zwischen Nordwesteuropa, Kanada und den USA in Betrieb genommen. 1971 wurde sie nach Griechenland verkauft und fuhr dann mit neuem Heimathafen Piräus unter dem neuen Namen Eternity.

Schulen

Nachweise

Literatur

  • Otto Appel: Die politische Tätigkeit Ulrichs III. Herrn von Hanau 1346-1370. Ein Beitrag zur Geschichte der Herren und Grafen von Hanau = Hanauer Geschichtsblätter 5 (1922), S. 39.
  • Arnold Erler: Das "Cremser Gericht" zu (Frankfurt)-Eschersheim. Ein Beitrag zur Namensdeutung. In: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst Bd. 59 (1985), S. 103-134.
  • Hessisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen, Heft 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834 bis 1967. Wiesbaden o.J., S. 16, 52, 57, 58, 103
  • Gerhard Kleinfeldt u. Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16. 1937, ND 1984, S. 68, 74.
  • Hermann Lenz „Ginnheim im Wandel der Zeiten“ (PDF-Datei; 182 kB)
  • Franz Lerner: Ginnheim: von der Vorzeit bis zur Gegenwart. Frankfurter Sparkasse von 1822 (Hrsg.), Druck Waldemar Kramer 1983. (Stark gekürzte digitale Fassung unter GINNHEIM Von der Vorzeit bis zur Gegenwart
  • Anette Löffler: Die Herren und Grafen von Falkenstein (Taunus): Studien zur Territorial- und Besitzgeschichte, zur reichspolitischen Stellung und zur Genealogie eines führenden Ministerialengeschlechts; 1255 – 1418. (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 99), ISBN 3-88443-188-9, Darmstadt 1994, Bd. 1 S. 285, 268f.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 172.
  • Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau. Wiesbaden 2000, S. 424.
  • Heinz Schomann u.a.: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Braunschweig 1986, S. 524-529.
  • Manfred Schopp: Die weltliche Herrschaft der Abtei Seligenstadt 1478 – 1803. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde N.F. 29 (1965/66), S. 300f.

Quellen

Weblinks

 Commons: Frankfurt-Ginnheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sara Wagner: Glaubensstreit in Ginnheim. In: Evangelisches Frankfurt 1/2011, S. 10.

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