Franz Stassen

Franz Stassen

Franz Stassen (* 12. Februar 1869 in Hanau; † 18. April 1949 in Berlin) war ein deutscher Maler, Zeichner und Illustrator.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von 1886 bis 1892 besuchte er die Berliner Hochschule für Bildende Künste. Nach dem Abschied von der Akademie ließ er sich zunächst in Hanau nieder, um einige Zeit darauf erneut nach Berlin zurückzukehren. Anfangs noch naturalistisch orientiert, wandte sich Stassen nun dem Jugendstil zu, orientierte sich an Sascha Schneider, Fidus, Koloman Moser und Gustav Klimt. Ab 1900 reduzierte sich das ornamentale Element in seinem Werk. Bis 1908 trat Stassen vor allem als Buchillustrator in Erscheinung. Neben den über 100 Büchern, die er illustriert hat, schuf er etwa 50 Exlibris und 25 Postkartenmotive.

Er lieferte 1908 im Auftrag des Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck Entwürfe für Stollwerck-Sammelbilder, u.a. für das Stollwerck-Sammelalbum No. 10.[1]

Ebenfalls 1908 unternahm Stassen erste Kontaktversuche zum Bayreuther Wagner-Kreis. Er wurde ein enges Mitglied des Kreises um Siegfried Wagner, schuf Mappen zu Wagner-Werken, unter anderem „Das Rheingold“ und der „Der Ring des Nibelungen“. Sein darin geübter Illustrationsstil war einerseits der realistischen Formgebung des 19. Jahrhunderts verhaftet, andererseits durch die pathetische Gestik und Augensprache bereits von neuen populären Medien wie Fotografie beeinflusst. Zeitgenössische Publizisten werteten Stassens Werk auch als Ausläufer der Lebensreform der Jahrhundertwende, vor allem als eine Huldigung germanischer Naturreligion. Stassen verband diese Vorstellungen allerdings mit einem esoterisch und spiritistisch aufgefassten Christentum. 1913 starb seine Frau Minna.

Stassen trat 1930 in die NSDAP ein. Er schuf vier Wandteppiche für Hitlers Reichskanzlei, die Motive aus dem Sagenkreis der Edda darstellten. Er blieb ein von der Politik abgewandter Illustrator von Wagner-Werken sowie literarischen Sagen und Märchen. Wichtige Einzelausstellungen fanden 1937 in Bayreuth und 1940 in Dresden statt. 1939 verlieh ihm Hitler den Titel Professor.[2]

Seit 1941 lebte er mit einem Lebensgefährten zusammen und bekannte sich nun zu seiner homosexuellen Veranlagung. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm ihn Adolf Hitler im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste mit den wichtigsten Malern auf.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er mit großer Energie daran, einen Teil seines zerstörten Werkes auszugleichen.

Werke

  • Descey, Ernst (Vorwort): "Mein singendes klingendes Wien". Illustriert von Franz Stassen (11 sw, 2 fbg auf dem Umschlag). München Berlin Wien ca. 1920, Drei Masken Verlag A.G.
  • "Deutsche Weihnacht - Eine Liebesgabe deutscher Hochschüler", Kassel 1914?, Furcheverlag Cassel, Softcover, 176 Seiten. Das Titelblatt hat R. C. Hirzel, Berlin, den inneren Buchschmuck Franz Stassen, Berlin gefertigt.
  • "Deutscher Humor in alter und neuer Zeit" (2 Bände), Berlin ca. 1920, Verlag Ludwig Schroeter GmbH, Hardcover. Mit 200 Federzeichnungen von Franz Stassen.
  • Eichendorff, Joseph von: "Ausgewählte Werke", Berlin 1925, Verlag von Ludwig Schroeter, Hardcover, 295 Seiten. Mit 55 Federzeichnungen von Franz Stassen.
  • "Ein feste Burg ist unser Gott. Andachtsbuch für das deutsche Haus". Mit einem Geleitwort von Hans Paul von Wolzogen. Mit 100 Federzeichnungen von Franz Stassen. Berlin 1916, Verlagsanstalt für Vaterländische Geschichte und Kunst GmbH.
  • Eulenburg, Philipp zu: "Rosenlieder". Berlin 1919, Verlag Bote & Bock. Prachtausgabe illustriert von Franz Stassen. (Reprint Boosey & Hawkes · Bote & Bock, Berlin 1999)
  • Falke, Gustav: "Herr Purtaller und seine Tochter", Stuttgart 1921, K. Thienemanns Verlag, Reihe: Jungmädchen Bücher, Hardcover, 120 Seiten. Mit Federzeichnungen von Franz Stassen, Cover von Henry.
  • Gnauck-Kühne, Elisabeth: "Goldene Früchte aus Märchenland - Märchen für jung und alt", Bremen, G. A. v. Halem, Export- u. Verlagsbuchhandlung A.-G. Bremen. Mit 45 Illustrationen von Franz Stassen.
  • Goethe, Johann Wolfgang von: "Goethes Faust", Mainz 1984, Stassen Verlag, Hardcover, 400 Seiten. Mit 96 Farbillustrationen von Franz Stassen.
  • Grimm, Brüder: "Hänsel und Gretel und andere Märchen", Berlin 1922, Verlag von Ludwig Schroeter, Hardcover. Mit 102 Bildern von Franz Stassen (davon einige farbig).
  • Grimm, Brüder: "Rotkäppchen und sechs andere der schönsten Märchen", Berlin 1921, Verlagsanstalt für Vaterländische Geschichte und Kunst GmbH, Hardcover. Mit 32 Bildern (sw) von Franz Stassen.
  • Herzog, Rudolf: "Die Nibelungen", Berlin-Wien, Ullstein & Co (1913). Mit Bildern von Franz Stassen.
  • "Die Insel der Glücklichen - Ein Buch der Freude" (Gedicht-Sammlung). Mit 60 Federzeichnungen von Franz Stassen. Berlin 1923, Verlag von Ludwig Schroeter.
  • Krügel, Gerhard: "Helden streiten, Götter ringen - Deutsche Helden- und Göttersagen". Mit Bildschmuck von Franz Stassen und Günther Zimmermann (davon 10 von Stassen). Frankfurt/Main 1939, Verlag Moritz Diesterweg.
  • Krügel, Gerhard: "Menschen kämpfen - Märchen von Tapferkeit und Treue". Mit Bildschmuck von Franz Stassen (6 Zeichnungen sw), Titelbild von Bohn. Frankfurt/Main 1943, Verlag Moritz Diesterweg.
  • Kusche, Arthur: "Sagen vom Rhein". Mit Bildern von Franz Stassen (10 ganzseitige Bilder, 1 farbiges Umschlagbild und Zierleisten). Mainz 1902, Victor von Zabern.
  • Lechleitner, Franz: "Sonnenkinder, Märchen von ...". Mit Zeichnungen von Franz Stassen (19 sw plus 1 farbige Umschlagillustration). Berlin, Verlag von Fischer & Franke.
  • "Die sieben Raben", gezeichnet von Franz Stassen (8 große farbige Vollbilder und 7 sw Textzeichnungen). Mainz vor 1917. Scholz’ Künstler-Bilderbücher Nr. 13, Verlag von Jos. Scholz in Mainz.
  • "Silentium - Alte und neue Studenten- Kommers- und Volkslieder für Klavier mit vollständigen Texten". Krone, Hermann (Hrsg.). Illustriert von F. Stassen (10 Illustrationen und 1 Textrahmen). Berlin München 1929, Drei Masken Verlag A.G.
  • Volbehr, Theodor: "Hinter dem Erdentag", Berlin, Fischer & Franke, (1901). Mit Illustrationen von Franz Stassen.
  • "Vom Erleben Gottes - Ein Buch deutschen Glaubens". Mit Federzeichnungen von Franz Stassen (29 Illustrationen sw). Berlin 1923, Verlag von Ludwig Schroeter.
  • "Von allerlei Schelmen und Sonntagskindern - Humoristische Erzählungen". Mit 56 Federzeichnungen von Franz Stassen. Berlin 1934. Verlag Ludwig Schroeter G.m.b.H.
  • "Von heiligen und unheiligen Leuten -- Humoristische Erzählungen". Mit 67 Federzeichnungen (sw) von Franz Stassen. Berlin 1935, Verlag Ludwig Schroeter G.m.b.h. Berlin.
  • Wildenbruch, Ernst von: "Der Meister von Tanagra - Eine Künstlergeschichte aus Alt-Hellas". Mit Bildern von Franz Stassen (17 Zeichnungen sw). Berlin 1925, G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung.
  • Wolzogen, Hans von: "Beowulf - Gudrun". Mit Federzeichnungen von Franz Stassen (23 St.). Berlin 1920, Verlagsanstalt für Vaterländische Geschichte und Kunst GmbH.
  • Wolzogen, Hans von: "Die Edda, Germanische Götter- und Heldensagen". Erster Band: Göttersagen. Mit 48 Federzeichnungen von Franz Stassen. Berlin 1919, Verlagsanstalt für Vaterländische Geschichte und Kunst GmbH.
  • Ein Dantekranz aus 100 Blättern. Ein Führer durch die "Commedia", Auswahl von Paul Pochhammer. Mit 100 Federzeichnungen von Franz Stassen, G. Grote Verlag Berlin 1905.

Literatur

  • Anton Merk: "Franz Stassen, 1869−1949. Maler, Zeichner, Illustrator. Leben und Werk". Museum Hanau Schloss Philippsruhe, 18. April bis 23. Mai 1999.
  • "Die Schönheit - Franz Stassen-Heft". Heft 1, 17. Jg. (mit Abbildungen von Illustrationen, Gemälden und Exlibris). Dresden 1921, Verlag der Schönheit.
  • Franz Stassen. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 31, E. A. Seemann, Leipzig 1937, S. 488f
  • Franz Stassen. In: Hans Vollmer: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Bd. 4. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 345

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stollwerck-Sammelalbum No. 10 " Helden des Geistes und vom Schwert". Verlag Gebr. Stollwerck, Berlin, Pressburg, New York, 1908.
  2. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 585.

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