François Arago

François Arago
François Arago
Ein Arago-Medaillon
Aragos Name auf dem Eiffelturm

Dominique François Jean Arago (Katalanische Sprache: Francesc Joan Domènec Aragó) (* 26. Februar 1786 in Estagel bei Perpignan; † 2. Oktober 1853 in Paris) war ein französischer Physiker und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

François Aragos Vater war Bonaventure Arago, der Bürgermeister von Estagel, einer kleinen Stadt etwa 18 km nordwestlich von Perpignan, und seine Mutter war Marie Roig. Die Familie Arago kam aus den östlichen Pyrenäen. François Aragos Eltern hatten neun Kinder, vier Jungen und fünf Mädchen. François Aragos vier Brüder waren Jean Arago (1788-1836), er kämpfte in den Reihen der Rebellen während des mexikanischen Unabhängigkeitskriegs und hatte eine militärische Laufbahn eingeschlagen; Jacques Étienne Victor Arago (1790-1855), ein Schriftsteller und Entdecker, so nahm er an einer Forschungsreise der l'Uranie unter der Leitung von Louis Claude Desaulces de Freycinet (1779-1842) teil, um magnetische und ozeanographische Untersuchungen im Pazifik durchzuführen und Etienne Arago (1802-1892), Schriftsteller, Dramatiker und Politiker.

François Arago wurde mit siebzehn Jahren zur École polytechnique in Paris zugelassen. Nach dem Studium holte ihn Pierre Simon de Laplace an die Pariser Sternwarte. 1805 wurde er Sekretär am Bureau des Longitudes. In dessen Auftrag führte er ab 1806 unter großen Schwierigkeiten und Gefahren während des spanischen Aufstands gegen Napoleon gemeinsam mit Jean-Baptiste Biot die Meridianmessungen von Pierre Méchain auf dem Meridian von Paris in Spanien und auf den Balearen zu Ende. Er berichtet darüber in seinen autobiographischen Aufzeichnungen Geschichte meiner Jugend. 1808 wurde Arago auf Mallorca wegen des in der damaligen Lage extrem verdächtigen Entzündens eines Leuchtfeuers auf einer Bergspitze festgenommen, konnte jedoch entkommen. Biot war schon vorher nach Frankreich zurückgekehrt. Erst 1809 kehrte Arago nach einer weiteren Gefangennahme auf der Rückfahrt nach Frankreich zurück und wurde im selben Jahr – 23 Jahre alt – zum Mitglied der Pariser Akademie der Wissenschaften gewählt und zum Professor für Geodäsie und analytische Geometrie an der École polytechnique. Er wird in den Mémoires de Physique et de Chimie de la Société d’Arcueil als Mitglied der Société d’Arcueil erwähnt.

François Arago und Alexander von Humboldt

In Paris lernte Alexander von Humboldt 1809 den François Arago kennen, mit dem er alsbald sowohl menschlich als auch wissenschaftlich eine besondere Freundschaft pflegte. Beide waren an dem Phänomen Erdmagnetismus interessiert.

Wissenschaftliche Leistungen

1812 wies Arago nach, dass auch polarisiertes Licht interferieren kann. Er war überzeugt davon, dass Licht aus Transversalwellen besteht (nach der sogenannten Undulationstheorie). Die Publikation dieser Auffassung, die im Gegensatz zu den damaligen Vorstellungen stand, überließ er aber Augustin Jean Fresnel (1821). Alexis Thérèse Petit (1791-1820) heiratete eine Schwester von Dominique François Jean Arago, beide führten gemeinsam Experimente zur Lichtbrechung und dem Einfluss der Temperatur auf den Brechungsindex in Gasen durch. Zusammen mit diesem fand er 1816 das Gesetz, nach dem zwei in einer Ebene polarisierte Strahlen miteinander interferieren können, zueinander senkrecht polarisierte Strahlen jedoch nicht.

1820 bemerkte er die Magnetisierung von Eisen (Stahlnadeln) durch einen stromdurchflossenen Leiter. 1824 führte er ein Experiment durch, bei dem eine frei rotierbare Magnetnadel über einer rotierenden Kupferscheibe schwebt und durch die Rotation der Scheibe ebenfalls in Bewegung gesetzt wird. Michael Faraday wies einige Jahre später nach, dass es sich hierbei um die Induktion handelt. Arago nannte dieses Phänomen Rotationsmagnetismus. Es war auch der erste Versuch, der den Wirbelstrom nachweisen konnte.

Seit 1830 war Arago Direktor der Pariser Sternwarte und nutzte hier alle modernen Möglichkeiten der Astronomie und Physik. Als erster führte er die Szintillation der Sterne auf Interferenzen in der Erdatmosphäre zurück, die aufgrund der Luftunruhe entstehen.

Am 31. Mai 1842 wurde er als ausländisches Mitglied in den preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste aufgenommen.[1] 1843 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften berufen. 1850 wurde nach ihm das Cape Arago in Oregon benannt. Er ist ferner namentlich auf dem Eiffelturm verewigt, siehe: Die 72 Namen auf dem Eiffelturm. Auf dem Meridian von Paris wurden 1995 vom niederländischen Konzeptkünstler Jan Dibbets bronzene Arago-Medaillons in Straßenpflaster, Bürgersteige, Höfe und verschiedene Gebäude eingelassen. Von den ursprünglich 135 bisher wenig beachteten Plaketten sind einige seit der Veröffentlichung von Dan Browns Bestseller Sakrileg gestohlen worden.

Politische Karriere

Nach der Revolution von 1830 hat sich Arago in der Politik engagiert. Als republikanischer Abgeordneter der Pyrénées-Orientales redet er während der Juli-Monarchie in der Abgeordnetenkammer insbesondere zu Fragen der Seefahrt, des Kanalbaus und der Eisenbahnen. Nach der Revolution von 1848 holte ihn Alphonse de Lamartine in die provisorische Regierung als Kriegs- und Marineminister. Zusammen mit seinem Untersekretär Victor Schoelcher spielte er eine ausschlaggebende Rolle bei der endgültigen Abschaffung der Sklaverei in Frankreich. Für anderthalb Monate ist er Vorsitzender der Exekutivkommission der Republik, bevor die Versammlung den General Louis-Eugène Cavaignac an die Spitze der Macht stellt. Er weigert sich, sich Louis-Napoléon Bonaparte nach dessen Staatsstreich 1851 anzuschließen und legt seine öffentlichen Ämter nieder.

Werke

Literatur

  • J. Z. Buchwald: The battle between Arago and Biot over Fresnel. In: Journal of Optics 20; S. 109-117; 1989
  • Maurice Daumas: Arago, 1786–1853. Paris: Belin, 1987. ISBN 2-7011-1122-6
  • François Sarda: Les Arago. François et les autres. Paris: Tallandier, 2002. ISBN 2-84734-005-X (mit einem Vorwort von Emmanuel Le Roy Ladurie)

Weblinks

 Commons: François Arago – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste (Hrsg.): Die Mitglieder des Ordens. 1: 1842-1881, Gebr. Mann Verlag, Berlin 1975, ISBN 3-7861-6189-5 (http://www.orden-pourlemerite.de/plm/publikationen/1_mitgliederband.pdf, abgerufen am 18. September 2011).


Vorgänger Amt Nachfolger
Louis-Eugène Cavaignac Kriegsminister von Frankreich
5. April 184811. Mai 1848
Jean-Baptiste Adolphe Charras

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