Freiraum (Mensch)

Freiraum (Mensch)

Der Begriff Freiraum gründet, für einen Menschen, prinzipiell in der Möglichkeit, seine Identität wahrzunehmen und zu entwickeln. Der Freiraum soll sowohl den Rahmen der eigenen Kreativität aufzeigen als auch anregen, über die Grenzen des Freiraums zu reflektieren. Freiräume an sich haben klare Bedingungen und stehen in Bezug zueinander.[1]

Vor allem in linksalternativen Szenen wird der Freiraum als übergreifendes Konzept für verschiedene selbstverwaltete Organisationsformen und Praktiken wie zum Beispiel Autonome Zentren, Hausbesetzung und Volxküchen thematisiert und gefordert.[2]

Inhaltsverzeichnis

Rahmenbedingungen

Durch die Rahmenbedingungen Regel, Individualität und Aktivität wird Menschen das Bewusstsein für Freiraum gegeben, was zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung und Veränderung der Freiräume führen kann. Die Interaktion von Individuen kann zu einer Beeinflussung ihrer Freiräume führen, da sich durch die Interaktion auch die Individualität oder der Interaktionspartner verändern kann.

Regel: Sie legt fest, welche Denkprozesse und Tätigkeiten speziell in jedem Freiraum zulässig sind. Ohne die Definition der Regeln (Grenzen) wäre die Bestimmung des Freiraums nicht möglich und seine Existenz nicht sichtbar.

Individualität: Jeder Freiraum wird durch die Individualität des Menschen geprägt und verändert. Der individuelle Freiraum entsteht aus dem Zusammenwirken der drei Rahmenbedingungen. Die Einzigartigkeit des Menschen spiegelt sich auch in seinen Freiräumen wider. Daraus folgt, dass kein Freiraum identisch sein kann.

Aktivität: Die Aktivität im Freiraum kann geistiger und materieller Natur sein. Sie zeigt an, was das Individuum als Freiraum wahrnehmen kann.

Einfluss auf den Freiraum

In der Realität sind Freiräume durch ständige innere und äußere Einflüsse in Bewegung und nie wirklich statisch. Das Individuum selbst als auch die soziale und materielle Umwelt können Motor für die Veränderung sein. Diese Flexibilität entsteht durch Verdrängung, Verschiebung, Ausdehnung und Schrumpfung der einzelnen Freiräume. Freiräume befinden sich somit immer in einem metamorphosen Zustand.

Äußere Einflüsse: Die äußeren Einflüsse sind einerseits Umwelteinwirkungen und andererseits Einwirkungen durch andere Freiräume. Die äußere Einwirkung ist im ständigen Wandel und wirkt sich als Konstante auf den Freiraum aus.

Innere Einflüsse: Die inneren Einflüsse gehen von dem individuellen Bewusstsein aus. Diese Einflüsse sind hier: genetische Vorgaben, abgespeicherte Erfahrung, Schlussfolgerungen und Visionen. Das aktuelle Stadium des Freiraums wird ständig von dem Bewusstsein kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert.

Das Bewusstsein

Das „Ich-Sein“ ist die menschliche Form des Bewusstseins. Das menschliche Bewusstsein nährt sich aus Gedankengängen: Der Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, deren Planung und das kulturelle Miteinander. Diese Zustände ermöglichen die Reflexion vorhandener Informationen hin zu einer Schlussfolgerung und neuen Gedankengängen. Laut Jean Piaget beginnt der Erwerb der Fähigkeit zum logischen Denken, der Fähigkeit, Operationen auf Operationen anzuwenden, ab dem 12. Lebensjahr. Diese Stufe wird in Jean Piagets Entwicklungsmodell als Formaloperationales Stadium bezeichnet.

Physischer und psychischer Freiraum

Freiräume lassen sich in geistige und körperliche Freiräume untergliedern. Diese sind hinsichtlich ihrer Möglichkeiten zu unterscheiden. Während psychische Freiräume die Unendlichkeit der eigenen Vorstellungskraft zulassen, unterliegt der physische Freiraum den Gesetzmäßigkeiten der Umwelt und des Körpers. Was beide jedoch gemein haben, ist das begrenzte Leistungsvermögen des menschlichen Körpers. Obwohl es zunächst so scheint, als sei der geistige Freiraum körperlos, so bildet schlussendlich doch die begrenzte biologische Kapazität unseres Gehirns die natürliche Grenze dieses gedanklichen Konstruktes.

Positiver und negativer Freiraum

Unter positiven und negativen Freiräumen versteht man die Gliederung von Freiräumen in nützliche und schädliche. Diese Verortung wird hier nicht im Sinne von räumlich positiv/negativ benutzt, sondern stellt die jeweilige Belastung anderer Freiräume dar. Ethische und moralische Bestandteile unseres Bewusstseins prägen die positiv/negative Definition von Freiräumen.

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Falk Hegewald, Eva-Maria Lickert: Die Entwicklung einer Visualisierungstechnik für den philosophischen Begriff Freiraum. (Dimploarbeit, slanted.de und designersatwork.net)
  2. siehe AK Freiraum Dresden

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Freiraum — bezeichnet einen Begriff der Landschaftsarchitektur und des Städtebaus; siehe Freiraum (Landschaftsplanung) einen Begriff der Psychologie; siehe Freiraum (Mensch) eine Jugendsendung auf BR alpha; siehe freiraum (Fernsehsendung) das Leerzeichen… …   Deutsch Wikipedia

  • Frawenzymer — Als Frauenzimmer, damals frawenzymer, bezeichnete man an Höfen des 15. Jahrhunderts den gesamten Hofstaat einer adligen Hausherrin sowie ihre Gemächer. Dazu konnten mehr als 50 Personen beiderlei Geschlechts gehören. Gefolgsleute waren zum… …   Deutsch Wikipedia

  • Netzlabel — Netlabels sind Musiklabels die ihre Musik primär über das Internet vertreiben. Häufig sind es selbstorganisierte, nicht kommerzielle Do It Yourself Projekte von Musikern und Musikliebhabern, die in aufbereiteter Form in einem Labelkontext ihre… …   Deutsch Wikipedia

  • Freiheiten — Datei:Eugène Delacroix La liberté guidant le peuple.jpg Eugène Delacroix – Die Freiheit führt das Volk Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel verstanden als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Alternativen auswählen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Persönliche Freiheit — Datei:Eugène Delacroix La liberté guidant le peuple.jpg Eugène Delacroix – Die Freiheit führt das Volk Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel verstanden als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Alternativen auswählen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Oldenburg (Oldenburg) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Raum (Architektur) — Raum ist das primäre Medium der Architektur. Architektur schafft, gestaltet und gliedert Raum. Die Definition, Bemessung, Gliederung, Fügung und formale Gestaltung von Raum ist die wichtigste Aufgabe der Architektur. Inhaltsverzeichnis 1 Begriffe …   Deutsch Wikipedia

  • Homo ludens — Der homo ludens [ˈhɔmoː ˈluːdeːns] (lat. hŏmō lūdēns ›der spielende Mensch‹) ist ein Erklärungsmodell des lebenden Menschen, wonach dieser seine Fähigkeiten im besonderen über das Spiel entwickele (siehe auch homo oeconomicus): Er entdecke im… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Petersen (Pädagoge) — Peter Petersen (* 26. Juni 1884 in Großenwiehe bei Flensburg; † 21. März 1952 in Jena) war ein bedeutender deutscher Reformpädagoge und Professor an der Universität Jena. Er verwendete als Erster den Begriff Frontalunterricht für den… …   Deutsch Wikipedia

  • Freiheit — Unabhängigkeit; Ungebundenheit; Ungezwungenheit * * * Frei|heit [ frai̮hai̮t], die; , en: 1. a) <ohne Plural> Zustand, in dem jmd. frei von bestimmten persönlichen oder gesellschaftlichen, als Zwang oder Last empfundenen Bindungen oder… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”