Friedrich (Bayern)

Friedrich (Bayern)

Friedrich der Weise (* um 1339; † 4. Dezember 1393 in Budweis) aus dem Hause Wittelsbach war von 1375 bis 1392 Herzog von Bayern und von 1392 bis zu seinem Tod Herzog von Bayern-Landshut.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die vier bayerischen Teilherzogtümer nach der Landesteilung von 1392

Friedrich wurde um 1339 als zweiter Sohn des späteren Herzogs Stephan II. und seiner Ehefrau Elisabeth von Sizilien geboren. 1360 heiratete er Anna von Neuffen, im Jahr darauf kam die Tochter Elisabeth zur Welt. Elisabeth ehelichte nach 1367 Marco Visconti, den Sohn des Mailänder Stadtherrn Bernabò Visconti. Ihr Heiratsgut betrug 45.000 Gulden.[1] 1371/72 unternahm Friedrich mit seinem älteren Bruder Stephan III. eine Preußenfahrt.[2] Er war von seinem einige Jahre jüngeren Onkel Otto V. als Nachfolger in der Mark Brandenburg vorgesehen, die sich aber 1373 Kaiser Karl IV. aneignete. Die Herzöge von Bayern erhielten eine Entschädigung von 500.000 Gulden.

Nach dem Tod seines Vaters 1375 regierte Friedrich zusammen mit Otto V. und seinen Brüdern Johann II. und Stephan III. das Herzogtum Bayern. Friedrich verwaltete dabei – zunächst gemeinsam mit Otto, nach dessen Tod 1379 allein – das reiche Niederbayern mit seiner Hauptstadt Landshut. Als Ausgleich zahlte er seinen in Oberbayern residierenden Brüdern jährlich 4000 Gulden. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Anna heiratete er 1381 Maddalena Visconti, eine Schwester seines Schwiegersohns Marco. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, darunter die Tochter Elisabeth und der Sohn Heinrich, der später seinem Vater als Herzog nachfolgte.

1383 kämpfte Friedrich auf französischer Seite in Flandern gegen die Engländer. Er besuchte den Hof seines Onkels Albrecht I. von Straubing-Holland in Le Quesnoy und nahm an der Belagerung von Bourbourg teil. Am 1. November trat er gegen eine jährliche Pension in Höhe von 4000 Franc in Paris in den Dienst König Karls VI., dessen Eheschließung mit seiner Nichte Elisabeth er maßgeblich betrieb. Im Sommer 1385 begleitete er Elisabeth – später Isabeau de Bavière genannt – nach Amiens zu ihrer Hochzeit mit dem König.[3]

Im Städtekrieg nahm Friedrich 1387 den Salzburger Erzbischof Pilgrim gefangen und forderte für seine Freilassung die Auflösung seines Vertrags mit dem Schwäbischen Städtebund. Bei der Landesteilung am 19. November 1392 gelang es ihm, Niederbayern mit Landshut zu behalten, während Johann II. Bayern-München und Stephan III. Bayern-Ingolstadt übernahm. Friedrich war lange Zeit Berater König Wenzels in rechtlichen Fragen und galt als aussichtsreichster Nachfolger des kränklichen Königs. Sein plötzlicher Tod bei einem Dienstritt verhinderte jedoch, dass er seinem Großvater Ludwig dem Bayern auf den Königsthron folgte.

Nachkommen

Am 16. Mai 1360 heiratete er Anna von Neuffen, eine Tochter Graf Bertholds VII. von Neuffen. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor:

Als Anna 1380 starb, heiratete Friedrich am 2. September 1381 Maddalena Visconti, eine Tochter Bernabò Viscontis. Mit ihr hatte er fünf Kinder:

  • Elisabeth (1383–1442), verheiratet mit Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg;
  • Margarete (* 1384), begraben im Kloster Raitenhaslach;
  • Heinrich XVI. (1386–1450), Herzog von Bayern-Landshut;
  • Magdalena (1388–1410), verheiratet mit Johann Meinhard VII. von Görz-Kirchberg, Pfalzgraf in Kärnten und Graf von Kirchberg in Schwaben;
  • Johann (1390–1396), begraben im Kloster Raitenhaslach.

Literatur

  • Helga Czerny: Der Tod der bayerischen Herzöge im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit 1347–1579. Vorbereitungen – Sterben – Trauerfeierlichkeiten – Grablegen – Memoria. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-10742-7, S. 137–140 (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte, Band 146; zugleich Dissertation, Universität München 2004).
  • Siegfried Hofmann: Friedrich, Herzog von Bayern. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, S. 493.
  • Sigmund Ritter von RiezlerFriedrich (Herzog von Bayern-Landshut). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 462–464.
  • Theodor Straub: Bayern im Zeichen der Teilungen und Teilherzogtümer. In: Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte. 2. Auflage. 2. Band, C. H. Beck, München 1988, ISBN 3-406-32320-0, S. 196–287, insbesondere S. 226.

Anmerkungen

  1. Theodor Straub: Die Mailänder Heirat Herzog Stephans III. des Kneißels und Das wirkliche Geburtsjahr Herzog Ludwigs des Bärtigen und seiner Schwester Isabeau de Bavière. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt. Band 77, 1968, S. 5–12, insbesondere S. 6–8 (online).
  2. Werner Paravicini: Die Preußenreisen des europäischen Adels. Teil 1, Thorbecke, Sigmaringen 1989, ISBN 3-7995-7317-8, S. 149 (Beihefte der Francia, Band 17/1).
  3. Zu den Hintergründen der Eheschließung:
    • Theodor Straub: Herzog Ludwig der Bärtige von Bayern-Ingolstadt und seine Beziehungen zu Frankreich in der Zeit von 1391 bis 1415. Lassleben, Kallmünz 1965, S. 1–5.
    • Tracy Adams: The life and afterlife of Isabeau of Bavaria. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2010, ISBN 978-0-8018-9625-5, S. 2–6.
Vorgänger Amt Nachfolger
Stephan II. Herzog von Bayern(-Landshut)
1375/1392–1393
Heinrich XVI.

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