Friedrich Schrader

Friedrich Schrader

Friedrich Schrader (* 19. November 1865 in Wolmirstedt; † August 1922 in Berlin) war ein deutscher Philologe der orientalischen Sprachen, Schriftsteller, Kunsthistoriker, Sozialdemokrat, Übersetzer und Journalist. Er lebte von 1891 bis 1918 in Istanbul und schrieb unter dem Pseudonym Ischtiraki ( اشتراكى )= arabisch/osmanisch für „der Sozialist“.

Friedrich Schrader

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ausbildung in Magdeburg und Halle (1865–1891)

Friedrich Schrader legte sein Abitur am Domgymnasium Magdeburg ab. Nach seinem Studium (Philologie, Orientalistik, Kunstgeschichte) promovierte er 1889 in Indologie bei Prof. Dr. Richard Pischel (Geschäftsführer der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft) an der Universität Halle. Pischel war seinerzeit einer der bedeutendsten Prakrit-Forscher weltweit. Im Rahmen seiner Dissertation übersetzte Schrader den ersten Teil der sogenannten „Karmapradipa“, einer vedischen Sutra, ins Deutsche. Der zweite Teil der Karmapradipa wurde im Jahre 1900 von Baron Alexander von Staël-Holstein übersetzt, ebenfalls im Rahmen einer Dissertation bei Pischel in Halle.

Von 1889 bis 1891 war Schrader als Bibliothekar in Halle tätig, wo sein Doktorvater Pischel die Bibliothek der DMG betreut.

Lehrtätigkeit in Istanbul (1891–1907)

Ab 1891 arbeitete Schrader als Dozent am Robert College in Bebek bei Istanbul. Um 1900 war er Professor an einem armenisch-französischen Lycée in Pera, danach am Alman Lisesi, der Deutschen Schule Istanbul tätig. Schrader begann bereits während der Amtszeit von Sultan Abdülhamid II., türkische Schriftsteller zu übersetzen und in deutschsprachigen Zeitschriften zu rezensieren. Während seiner Tätigkeit am Robert College lernte Schrader den deutschen Musikpädagogen Paul Lange kennen, der am mit dem Robert College eng verbundenen American College for Girls tätig war, und blieb ihm über Jahrzehnte freundschaftlich verbunden. Langes Sohn Hans emigrierte später in die USA, wo er ein bekannter Dirigent wurde.

Erste journalistische Aktivitäten

Ab ca. 1900 war Schrader Korrespondent für verschiedene deutsche Tageszeitungen und Zeitschriften.

Im „Vorwärts“ und in „Die Neue Zeit“ (Hg. SPD) veröffentlichte er regimekritische Artikel unter dem PseudonymIschtiraki“, in denen er die Politik Deutschlands im Osmanischen Reich kritisierte, speziell die Fokussierung auf wirtschaftliche und militärische Interessen unter Vernachlässigung des kulturellen Austausches zwischen den beiden Nationen. In einem begleitenden Brief an Karl Kautsky (heute im Kautsky-Archiv im IISG Amsterdam) wies Schrader auf die Repression und Bespitzelung durch die türkischen Behörden in dieser Zeit hin.

Lehrtätigkeit in Baku (1907–1908)

Von 1907 bis 1908 war Schrader Dozent an der Russischen Handelsschule in Baku (Aserbaidschan) und betrieb Feldforschungen in der Kaukasusregion. Unter anderem beschäftigte sich Schrader mit den in der Nähe von Baku an natürlichen Erdgasquellen gelegenen Kultstätten der Parsen („Feueranbeter“).

Stellvertretender Chefredakteur „Osmanischer Lloyd“ (1908–1917)

Von 1908 bis 1918 arbeitete Schrader als Mitbegründer und stellvertretender Chefredakteur der deutsch- und französischsprachigen Konstantinopeler TageszeitungOsmanischer Lloyd“ Eine Sammlung seiner Essays aus dieser Zeit für das Feuilleton der Zeitung findet sich im Buch „Konstantinopel in Vergangenheit und Gegenwart“, s.u.. Seine kenntnisreichen literarischen und kulturhistorischen Essays erhielten in Fachkreisen Lob und wurden beispielsweise in der „Frankfurter Zeitung“ oder der „Kölnischen Zeitung“ nachgedruckt.

Schrader wohnte ab 1908 mit seiner Familie im Doğan Apartmanı, einem heute noch existierenden Wohnkomplex, der überwiegend von europäischen Ausländern bewohnt ist und sich im Stadtteil Beyoğlu befindet.

Engagement für den deutsch-türkischen Kulturaustausch

Ab 1907 übersetzte Schrader osmanische Literatur ins Deutsche, u.a. Romane von Ahmed Hikmet und Halide Edip, und berichtete über die aktuelle türkische Literatur in Zeitschriften wie „Das literarische Echo“ und dem Feuilleton bekannter Tageszeitungen wie der Frankfurter Zeitung.

Schrader engagierte sich neben der Popularisierung neuer türkischer Kultur in Deutschland auch für die Verbreitung deutscher Kultur im Osmanischen Reich. Im November 1909 organisierte er mit einem türkisch-armenischen Theaterensemble eine Gedenkfeier zum 150. Geburtstag von Friedrich Schiller, mit einem von ihm in Osmanisch gehaltenen Referat und szenischen Darstellungen aus Dramen Schillers. Ebenfalls 1909 erhielt Schrader Besuch von Martin Hartmann, einem Berliner Orientalisten, der in seinem 1910 veröffentlichten Bericht über seinen Türkeiaufenthalt („Unpolitische Briefe aus der Türkei“) Schraders hervorragenden Ruf in der literarisch-intellektuellen Szene und beim internationalen Pressekorps der osmanischen Hauptstadt sowie seine guten Beziehungen zu nichtmuslimischen Intellektuellen wie dem armenischen Hochschullehrer und Journalisten Dikran Kelekian würdigte.

Im Frühjahr 1914 war der junge Schriftsteller Otto Flake in Konstantinopel. Flake beschrieb die gemeinsamen Wanderungen mit Schrader rund um das Goldene Horn in einem Essay in der Neuen Rundschau, der später in seiner Essaysammlung „Das Logbuch“ nachgedruckt wurde.

Fünf Jahrzehnte vor Gründung des ersten Goethe-Instituts in Istanbul war Schrader der euro-mediterrane tolerante Geist der Weimarer Klassik von Goethe und Schiller wichtig. Besonders Goethe berief sich ja nicht nur auf die griechisch-römische Antike, sondern auch auf die islamische Tradition („West-östlicher Divan“). Schrader versuchte mit der Förderung dieses Erbes die Grundlage eines kulturellen Dialogs zwischen Deutschland und dem Orient zu legen, im Gegensatz zu dem von ihm erlebten und in früheren Artikeln in der „Neuen Zeit“ und im „Vorwärts“ eindringlich beschriebenen, die damaligen offiziellen deutsch-türkischen Beziehungen beherrschenden preußischen Militarismus und wirtschaftlichem Imperialismus, sowie dem arrogant bis rassistischen Auftreten deutscher „Experten“ aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Militär im Orient.

Vergeblich versuchte Schrader, die von ihm von Anfang an unterstützte jungtürkische Bewegung in diesem Sinne zu beeinflussen. Die besonders ab 1915 stattfindenden Verfolgungen nicht-muslimischer Minderheiten, vor allem der Armenier und Griechen, durch die überwiegend aus von preußischen Offizieren gedrillten Militärs rekrutierten jungtürkischen Machthaber dokumentieren das Scheitern von Schraders Bemühungen, der jungtürkischen Revolution im Sinne der geistigen Traditionen Europas und des Orients einen humanistischen Impuls zu verleihen.

Auch armenische Mitarbeiter des Osmanischen Lloyd waren im Sommer 1915 von der Deportation bedroht; in einzelnen Fällen bemühte sich Schrader als ihr Vorgesetzter, ihre Ausreise zu erwirken[1].

Sachverständiger für den Istanbuler Denkmalschutz (1917–1918)

1917/18 zog sich Schrader resigniert aus der journalistischen Arbeit zurück und widmete sich ganz seinen denkmalpflegerischen Interessen. Er wurde Mitglied der Städtischen Kommission Konstantinopels zur Erfassung und Katalogisierung islamischer und byzantinischer Baudenkmale (Zusammenarbeit u.a. mit dem armenisch-türkischen Fotografen Hagop Iskender). Mit einem Team von türkischen Experten erfasste Schrader systematisch durch Kriegseinwirkungen beschädigte und bedrohte Bauwerke der Stadt. Anhand von archäologischen Untersuchungen, Recherchen und Befragungen der Anwohner wurden Informationen über die Denkmäler systematisch erfasst und durch Iskender fotografiert. Wertvolle Bauteile wurden geborgen und im Archäologischen Museum der Stadt gesichert. Da Schrader im November 1918 infolge der alliierten Besatzung die Stadt verlassen musste, konnten die Arbeiten nicht abgeschlossen werden (siehe auch die Anmerkung über Çelik Gülersoy weiter unten).

Journalist in Berlin (1919–1922)

1918/19 kam Schrader nach einer spektakulären Flucht vor der drohenden Internierung durch die Entente, über Odessa und durch die nach der Oktoberrevolution in den russischen Bürgerkrieg verwickelte Ukraine, nach Berlin.

In Berlin bemühte er sich zunächst vergeblich um eine Position im wissenschaftlichen Bereich oder der Diplomatie. Von 1919 bis 1920 war Schrader Mitarbeiter bei der vom Parteivorstand der SPD und dem preußischen SPD-Landtagsabgeordneten und Völkerkundeprofessor Heinrich Cunow (ab 1917 Nachfolger von Karl Kautsky) herausgegebenen Zeitschrift „Die Neue Zeit“. Daneben schrieb er Leitartikel für die Zeitungen, für die er vor 1918 als Korrespondent tätig gewesen war, z.B. die „Magdeburgische Zeitung“. In mehreren Artikeln für die Theoriezeitschrift der SPD setzte er sich kritisch mit der deutschen Türkeipolitik im Ersten Weltkrieg auseinander. In einem 1920 veröffentlichten Artikel „Die Ägyptische Frage“ warnte Schrader prophetisch vor verhängnisvollen Entwicklungen in den europäisch-arabischen Beziehungen durch die britisch-französische Kolonialpolitik in Ägypten, Palästina und Syrien nach dem Ersten Weltkrieg. Zuletzt war er von 1920 bis 1922 Mitarbeiter der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ (DAZ) in Berlin, wo ein anderer SPD-Politiker, der Reichstagsabgeordnete und Nationaloekonom Prof. Dr. Paul Lensch in dieser Zeit das außenpolitische Ressort leitete, und die zu dieser Zeit, kurz nach ihrer Neugründung, noch ein konservativ-liberales Profil hatte und die Rekonsolidierung Deutschlands in der Weimarer Republik unterstützte (Mitarbeit u.a. von Friedrich Meinecke, dem späteren Gründungsrektor der FU Berlin).

Schrader starb im August 1922 im Alter von nur 57 Jahren in Berlin, nachdem die DAZ wenige Wochen zuvor seinen historischen Roman „Im Banne von Byzanz“ nachgedruckt hatte.

Schicksal des Werkes von Friedrich Schrader

Im Buch Eine Flüchtlingsreise durch die Ukraine erwähnt Schrader seine umfangreiche Privatbibliothek, die er im November 1918 in seiner Wohnung im Doğan Apartmanı, Istanbul-Beyoglu, zurückgelassen hat. Diese Bibliothek ist nach dem Tod seiner in Istanbul zurückgebliebenen britisch-bulgarischen Ehefrau während der alliierten Besatzung im September 1919 verschollen; inwieweit sich noch Teile in Privatsammlungen oder öffentlichen Bibliotheken befinden, lässt sich nicht mehr nachweisen.

Schrader wurde durch sein 1917 erschienenes Buch Konstantinopel in Vergangenheit und Gegenwart bekannt, das in Deutschland und der Türkei auch nach 1945 noch rezipiert wurde. Der Schweizer Journalist Max Rudolf Kaufmann, der als junger Mann Schraders Kollege beim Osmanischen Lloyd war, besprach das Buch 1957 in den Mitteilungen der Deutsch-Türkischen Gesellschaft. Çelik Gülersoy rezensierte es 1959 in den Mitteilungen des türkischen Automobilclubs TTOC. 1981 und 1987 wurden Texte aus dem Buch für literarische Anthologien zum Thema Istanbul im Insel-Verlag und Deutschen Taschenbuch Verlag ausgewählt. Im ursprünglichen deutschen Mohr Siebeck Verlag ist das Buch vergriffen.

Der einzige vollständig erhaltene Satz der Tageszeitung Osmanischer Lloyd befindet sich in Istanbul in der Bibliothek des Deutschen Archäologischen Instituts. Irmgard Farah hat dieses Material sowie die im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes befindlichen Akten über den Osmanischen Lloyd in ihrer Dissertation ausgewertet, aber sich nicht näher mit der Person Schraders befasst. Insbesondere Schraders bis vor 1900 zurückreichendes politisches Engagement im Zusammenhang mit seinen Kontakten zu führenden Jungtürken und zur SPD-Führung in Berlin ist bisher unerforscht geblieben.

Der Verbleib der von Schrader 1919 in einer Veröffentlichung (s.u.) beschriebenen umfangreichen Unterlagen und des fotografischen Materials des von ihm 1917/18 durchgeführten Istanbuler Denkmalschutzprojektes ist heute unbekannt. Der Byzantinist Otto Feld ist in den 60er Jahren in der Bibliothek des Deutschen Archäologischen Instituts in Istanbul auf Reste des Nachlasses Schrader gestossen und hat diese in einer Veröffentlichung (s.u.) beschrieben.

Zitate

Zum Umgang mit nichtmuslimischen Minderheiten im Osmanischen Reich

  • „Das Unerhörte, was im Orient geschehen war, die fast völlige Vernichtung der armenischen Bevölkerung Kleinasiens.“ Flüchtlingsreise, 1919
  • „Wir dürfen auch im Ausland nicht, wie wir bisher getan haben, stets zu der Partei halten, die es auf Vergewaltigung wichtiger Kulturelemente zugunsten der eigenen nationalen Vorherrschaft abgesehen hat. Das wird sich stets rächen, wie es sich in der Türkei gerächt hat. Wir hätten nicht türkischer sein dürfen als der Türke.“ – Flüchtlingsreise, 1919

Zur Rolle der Frau in der Neuen Türkei

  • „Die neue türkische Frau, die in der Volksschule und auf den höheren Schulen gebildet sein wird, unterscheidet sich wesentlich von ihren Vorfahrinnen, den bleichen Blumen des Harems, den »Enttäuschten«. Sie wird mit der ihr eigenen hochentwickelten Intelligenz nicht hinter ihren europäischen Schwestern zurückstehen und sich der Teilnahme am politischen Leben würdig zeigen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die bewährte Führerin der türkischen Frauenwelt, die Meisterin des poetischen Wortes Halide Edip Hanum, auch bei diesen neuen Reformen eine Rolle spielen wird. Daran, dass diese Neuerungen, so kühn sie auch erscheinen mögen, angesichts des dumpfen Widerstandes, der von den Volksschichten und den Frauen des Volkes selbst ausgeht, auch wirklich ausgeführt werden, hat man nicht zu zweifeln. Aber man darf nicht glauben, dass die Masse schon von ihrer Notwendigkeit überzeugt ist und ihnen zujubelt.“ – Das Jungtürkische Lausanner Programm, Die Neue Zeit, 1920, Jahrgang 38, Band 2, S. 6–11, 31–35

Zur Rolle der Westmächte (England, Frankreich, USA) im Nahen Osten

  • „Man kann sich trotz der Schiffsgeschütze, über die England verfügt, der Furcht nicht erwehren, dass sich die nationalistische Bewegung in Ägypten eines Tages wieder gegen England wie überhaupt gegen jede fremde Ausbeutung richten könnte. Zwar würde England dieser Bewegung Herr werden, aber mit welchen Opfern und mit welchen Verlusten an moralischem Prestige würde dies geschehen! Es ist das schlechte Gewissen des Imperialismus, der sich moralisch durch die Behauptung einer angeblichen Kulturmission zu rechtfertigen sucht, das ihn jetzt gegenüber den von den Ägyptern geforderten Zugeständnissen zögern lässt. […] Die Geister, die die britische Regierung im Einvernehmen mit Frankreich heraufbeschworen hat, wird sie so bald nicht loswerden. Überall in den arabischen Besitzungen der Türkei ist jetzt eine ungeheure Erregung der arabischen Bevölkerung bemerkbar, die zwar an der türkischen Herrschaft viel auszusetzen hatte, aber jetzt bemerkt, dass sie nach ihrer »Befreiung« aus dem Regen in die Traufe gekommen ist und eine Faust in ihrem Nacken fühlt, die sie so bald nicht abschütteln kann.“ – Die ägyptische Frage, Die Neue Zeit, 1920
  • „Die Geschichte und der Geist von Robert College kann auch für uns Deutsche belehrend sein hinsichtlich unserer Schulbestrebungen im Orient.Man vergesse nicht, dass der türkische Boden ein wesentlich demokratisches, freiheitsliebendes Land ist, das für den deutschen Militarismus und die deutsche Kriegsgeschichte weniger Verständnis hat als für den Kampf eines Volkes um die Grundrechte der Menschen. Daher fanden die Amerikaner, indem sie die großen Gestalten George Washingtons und Abraham Lincolns ihren Schülern vorführten, einen fruchtbareren und dankbareren Boden, als wir gefunden haben mit aller unserer pädagogischen Weisheit und wissenschaftlichen Tiefe.“ (Aus: Robert College, Nord und Süd, November 1919, S. 165–169)

Zur Rolle der Türkei in Europa

  • „Was das türkische Volk braucht, und was seine wirklichen Freunde ihm wünschen, ist Bewegungsfreiheit für seine geistige, politische und materielle Entwicklung, die jetzt total unterbunden ist. Es ist dann alle Aussicht vorhanden, […] dass es zu seiner Zeit ein brauchbares Mitglied der europäischen Völkerfamilie werden wird.“ – Das geistige Leben in der Türkei und das jetzige Regime, Die Neue Zeit, 1900

Zitate mit Bezug auf Friedrich Schrader

  • „Er war seit seiner Jugend im Lande und kannte es besser, viel besser als irgendein Türke – so gut, wie nur ein Deutscher mit philologischen Neigungen und deutscher Hingabe an fremde Zustände ein Land kennen kann. Er war ein vollständiger Gelehrter, der alle Sprachen und alle Literaturen dieses Reiches beherrschte, ein Kenner der Geschichte und der Kultur der vergangenen Jahrhunderte. Statt Journalist in Konstantinopel müsste er Professor an einer Universität sein.“ – Otto Flake, 1914, Aus Konstantinopel: Neue Rundschau, 15. Jg., Bd. 2, S. 1666–1687 (Zitat auf S. 1678f.)
  • „Schrader sprach und schrieb neben einem Dutzend lebender europäischer Sprachen ein weiteres Dutzend des Balkans und des vorderen Orients, darunter solche wie Albanisch, Armenisch u.a., die nur von wenigen Europäern studiert worden sind. Türkisch, Griechisch und Arabisch beherrschte er auch in der gehobenen Sprache in Wort und Schrift und pflog daher vertraute Beziehungen zu zahlreichen bedeutenden Politikern und Literaten im einstigen türkischen Reiche. Aus dieser intimen Bekanntschaft erwuchs eine seltene Kenntnis der Literatur der Neuzeit, wie des späten Mittelalters dieser Länder.“ – Nachruf, Deutsche Allgemeine Zeitung, 30. August 1922

Literatur

Werke

  • Konstantinopel in Vergangenheit und Gegenwart. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1917
  • Eine Flüchtlingsreise durch die Ukraine. Tagebuchblätter meiner Flucht aus Konstantinopel. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1919
  • Im Banne von Byzanz. Roman, Berlin, DAZ Juni 1922

Nachdrucke aus Schraders „Konstantinopel“

  • Esther Gallwitz (Hrsg.): Istanbul. Insel Taschenbuch Verlag 1981, ISBN 3-458-32230-2
    • S. 250–252 Die Koranschule (Orig. S. 7–9)
    • S. 285–286 Im Schatten von Mahmud Pascha (Orig. S. 33–38)
    • S. 329–330 Der Bosporus (Orig. S. 204–207)
    • S. 396–397 Alter und neuer Aberglaube in Konstantinopel (Orig. S. 132–136)
  • Jale Tükel (Hrsg.): dtv-Reise-Textbuch Istanbul. dtv, München 1987, ISBN 3-423-03904-3
    • S. 57 Ein Wintermorgen in der Mahalle (Orig. S. 1–2)
    • S. 135–136 Heilmittel und Wohlgerüche (Orig. S. )
    • S. 233–234 In Dschihangir (Orig. S. 199–204)

Übersetzungen

  • Der Karmapradipa. Dissertation, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 1889
  • Ahmed Hikmet: Türkische Frauen. Berlin, Mayer und Müller 1907 (Übersetzung F. Schrader, Herausgeber Prof. Dr. Georg Jacob)
  • Aka Gündüs: "O junger Deutscher" (Aj Geng Alman). In: Frankfurter Zeitung, 1. Januar 1915
  • Ahmed Hikmet: Der Traubenverkäufer (Erzählung). In: Max Rudolf Kaufmann: (Hrsg.), Türkische Erzählungen. Delphin, München 1916
  • Ahmed Hikmet: Der Kulturträger (Erzählung). In: Max Rudolf Kaufmann: (Hrsg.), Türkische Erzählungen. Delphin, München 1916
  • Ahmed Hikmet: Tante Naqije (Erzählung). In: Max Rudolf Kaufmann: (Hrsg.), Türkische Erzählungen. Delphin, München 1916
  • Halide Edip: Das Neue Turan – ein türkisches Frauenschicksal. Gustav Kiepenheuer, Leipzig 1916 (übersetzt von F. Schrader, Deutsche Orientbücherei, Herausgeber Ernst Jäckh)
  • Halid Sia: Die schwarze Sklavin (Erzählung). In: Max Rudolf Kaufmann: (Hrsg.), Türkische Erzählungen. Delphin, München 1916
  • Halid Sia: 1916, Im Dienste der Mahalle (Erzählung). In: Max Rudolf Kaufmann: (Hrsg.), Türkische Erzählungen. Delphin, München 1916
  • Die drei Schwestern (Türkisches Volksmärchen). In: Max Rudolf Kaufmann: (Hrsg.), Türkische Erzählungen. Delphin, München 1916

Aufsätze in Zeitungen und Zeitschriften (Auswahl)

Politik (SPD)

  • Ischtiraki: Das geistige Leben in der Türkei und das jetzige Regime. In: Die Neue Zeit Jahrgang 18, Band 2, 1900, S. 548–555
  • Ischtiraki: Vom Goldenen Horn. In: Vorwärts, Unterhaltungsbeilage, 31. Mai 1900 – 1. Juni 1900
  • Politisches Leben in der Türkei. In: Die Neue Zeit Jahrgang 37, Band 2, 1919, S. 460–466
  • Das Handwerk bei den Osmanli-Türken. In: Die Neue Zeit Jahrgang 38, Band 1, 1919, S. 163–168
  • Die Lage der ackerbauenden Klasse in der Türkei. In: Die Neue Zeit Jahrgang 38, Band 1, 1920, S. 317–319
  • Das Jungtürkische Lausanner Programm., In: Die Neue Zeit Jahrgang 38, Band 2, 1920, S. 6–11, 31–35
  • Die ägyptische Frage. In: Die Neue Zeit Jahrgang 38, Band 2, 1920, S. 172–177

Literatur

  • Neutürkisches Schrifttum. In: Das Literarische Echo Band 3, 1900, S. 1686–1690 (beschäftigt sich im Wesentlichen mit dem Dichter Tevfik Fikret)
  • Auf, Türke, Erwache! (Ai Türk, Ujan!). In: Vossische Zeitung Nr. 553, Abendausgabe, rezensiert in Die Welt des Islams Band 3, 1915, Heft 1, S. 90 (über die erste Lesung des gleichnamigen Gedichtes von Mehmet Emin (Yurdakul) durch den Autor).
  • Aus der Polenzeit Peras. In: Osmanischer Lloyd 1916 (?), nachgedruckt in: Konstantinopel, S. 180–184 (erwähnt die polnischen Freiheitskämpfer, z.B. Adam Mickiewicz, die 1855 von Konstantinopel aus die Türkei im Krimkrieg gegen Russland unterstützten, erschienen anlässlich der offiziellen Anerkennung des unabhängigen Polen durch das Deutsche Reich im Jahre 1916)

Archäologie und Kunstgeschichte

  • Im Herzen Stambuls. In: Frankfurter Zeitung Nr. 268, 27. September 1916
  • Die Kunstdenkmäler Konstantinopels. In: Der Neue Orient Band 5, 1919, S. 302–304 und 352–354 (Beschreibung des o. g. Denkmalschutzprojektes)
  • Barock und Rokoko - Bilder aus Stambul. In: Osmanischer Lloyd Nr. 16, 16. Januar 1916, Rezension in Die Welt des Islams Band 4, Heft 1/2, S. 61

Bildung, Religion und Kulturpolitik

  • Die türkische Sprachreform. In: Osmanischer Lloyd Nr. 6, 6. Januar 1916, vollständig abgedruckt in Die Welt des Islams Band 4, Heft 1/2, S. 53 (Rezension eines Artikels von Hashem Nahid)
  • Buchhandel und Buchkunst in der Türkei. In: Osmanischer Lloyd Nr. 26, 26. Januar 1916, Rezension in Die Welt des Islams, Band 4, Heft 1/2, S. 57
  • Amtliche türkische Unterrichtsstatistik. In: Osmanischer Lloyd Nr. 37, 6. Februar 1916, vollständig abgedruckt in Die Welt des Islams Band 4, Heft 1/2, S. 61
  • Reform der Derwischklöster. In: Osmanischer Lloyd Nr. 30, 30. Januar 1916, Rezension in Die Welt des Islams Band 4, Heft 1/2, S. 61
  • Türkische Geschichtsliteratur. In: Osmanischer Lloyd Nr. 36, 5. Februar 1916, Rezension in Die Welt des Islams Band 4, Heft 1/2, S. 55
  • Im Tekke von Pera - ein Bild aus der türkischen Hauptstadt. In: Kölnische Zeitung Beilage Nr. 23 vom 10. Juni 1917
  • Der Türke Konstantinopels. In: Bund Nr. 71, 12. Februar 1917
  • Robert College. In: Nord und Süd November 1919, S. 165–169

Deutsche Zeitungen und Zeitschriften, für die Schrader als Korrespondent in Istanbul bis 1918 tätig war (unvollständig)

Sekundärliteratur

Politik, Journalismus, allg. Biographisches

  • Martin Hartmann: Unpolitische Briefe aus der Türkei. Leipzig, Verlag Rudolf Haupt 1910 (Beschreibung von Besuchen bei Schrader in Konstantinopel während seines Aufenthalts im Jahre 1909)
  • N.N., Nachruf auf Dr. Friedrich Schrader. In: Deutsche Allgemeine Zeitung, 30. August 1922
  • Irmgard Farah: Die deutsche Pressepolitik und Propagandatätigkeit im Osmanischen Reich von 1908–1918 unter besonderer Berücksichtigung des „Osmanischen Lloyd“. Beiruter Texte und Studien, Band 50, Hg. vom Orient-Institut der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Beirut 1993, ISBN 3-515-05719-6
  • Anja Hotopp: Friedrich Schrader – Wolmirstedter und Weltbürger mit Türkeikenntnis.. In: Volksstimme, 31. August 2007 (Regionalausgabe Wolmirstedt, inzwischen offline)
  • Mehmet Doğan: Schrader Ailesi. In: Kağnıdan internete, Baski, Ankara 2005, ISBN 975-6151-18-8, S. 186–191 (erwähnt Friedrich Schrader)

Literatur

  • Otto Flake: Aus Konstantinopel. In: Neue Rundschau, 15. Jg., Bd. 2, 1914, S. 1666–1687 (nachgedruckt in: Das Logbuch, S. Fischer Verlag, Frankfurt, 1917 (Schrader taucht als „Dr. S.“ auf den Seiten 1678–1681 auf.)
  • Max Rudolf Kaufmann: Eine literarische Entdeckung – Schraders „Konstantinopel“. In: Mitteilungen der Deutsch-Türkischen Gesellschaft, Heft 17, 1957, S. 13–14 ISSN 0415-5289
  • Metin And: Mesrutiyet Döneminde – Türk Tiyatrosu 1908–1923. Türkiye Is Bankasi Kültür Yayinlari – 108, Ankara, 1971 (erwähnt die Gedenkfeier Schraders zum 150. Todestag von Schiller im Jahre 1909)

Archäologie und Kunstgeschichte

  • Çelik Gülersoy: Bibliographie: „Istanbul“ de Friedrich Schrader. In: Touring et Automobile Club de Turquie, Janvier 1959, S. 31–32 (Celik Gülersoy, der „grand old man“ des Istanbuler Denkmalschutzes der 50er bis 80er Jahre, kannte und schätzte Schrader und seine Arbeiten.)
  • Otto Feld: Noch einmal Alexios Apokaukos und die byzantinische Kirche von Selymbria (Silivri). In: Byzantion 37, 1967, S. 57–65 (bezieht sich auf Fotos aus dem Nachlass Schrader am DAI Istanbul)
  • Hans-Peter Laqueur: Heilige Narren – Närrische Heilige – Spaziergänge durch das alte Istanbul. In: Istanbul-Post (Internetzeitung), seit 5. Juni 2004 – (Bezug auf Schraders „Konstantinopel“)

Referenzen

  1. 1915-07-28-DE-004 de Der stellvertretende Chefredakteur der Osmanischen Lloyds (Schrader) an den Generalkonsul in der Botschaft Konstantinopel (Mordtmann) http://www.armenocide.net

Weblinks


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