Friedrichsgrün

Friedrichsgrün
Wappen Deutschlandkarte
Wappen fehlt
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Reinsdorf (Sachsen)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Reinsdorf hervorgehoben
50.697512.558888888889Höhenangabe falsch oder mehr als zwei NachkommastellenKoordinaten: 50° 42′ N, 12° 34′ O
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Direktionsbezirk: Chemnitz
Landkreis: Zwickau
Höhe: 296–425 m ü. NN
Fläche: 21,17 km²
Einwohner: 8430 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 398 Einwohner je km²
Postleitzahl: 08141
Vorwahl: 0375
Kfz-Kennzeichen: Z
Gemeindeschlüssel: 14 5 24 250
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile: Friedrichsgrün, Reinsdorf und Vielau
Adresse der Gemeindeverwaltung: Wiesenaue 41
08141 Reinsdorf
Webpräsenz:
Bürgermeister: Steffen Ludwig (parteilos)

Reinsdorf ist eine Gemeinde in Westsachsen. Der Ort hat etwa 8.600 Einwohner und eine Fläche von ca. 21 km². Reinsdorf entstand 1999 aus den heutigen Ortsteilen Reinsdorf, Vielau und Friedrichsgrün.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Die Gemeinde befindet sich am Fuße des Westerzgebirges, östlich von Zwickau. Reinsdorf besteht aus den drei Ortsteilen Reinsdorf, Vielau und Friedrichsgrün.

Ausdehnung des Gemeindegebiets

Der größte und mit ca. 4.685 Einwohnern bevölkerungsreichste Ortsteil ist Reinsdorf. Er liegt nördlich und gliedert sich wiederum in das landwirtschaftlich geprägte Oberdorf und das durch Bergbau beeinflusste Niederdorf sowie die im 19. Jahrhundert entstandene Wilhelmshöhe, eine Siedlung mit etwa 1.000 Einwohnern auf einer Anhöhe im Südwesten des Ortsteiles.

Der Ortsteil Reinsdorf verläuft langgestreckt von West nach Ost im Tal des Dorfbaches. Im Westen öffnet sich das Tal zur Zwickauer Mulde. In östlicher und südlicher Richtung steigt das Profil sanft an, um im Süden wieder zum Tal des Vielauer Baches hin abzufallen. Nördlich erhebt sich der langgestreckte Rücken des Reinsdorfer Bergs bis auf 400 m über NN. Von hier aus sind bei guter Sicht die Gipfel des mittleren und westlichen Erzgebirges zu erkennen. Der Blick reicht vom auf der tschechischen Seite des Erzgebirges gelegenen Keilberg bis nach Thüringen und ins Leipziger Land.

Das Landschaftsbild wird durch landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Im Westteil des Ortsteiles Reinsdorf sind die bewaldeten Halden des eingestellten Steinkohlebergbaues unübersehbar.

Die Ortsteile Vielau und Friedrichsgrün schließen sich im Süden an. Vielau hat etwa 3.200 Einwohner und liegt im Tal des Vielauer Baches, der bei Wilkau-Haßlau in die Zwickauer Mulde mündet. An dieser Stelle befindet sich der „Bogenstein“, ein steiler Fels am Muldenufer und Ausläufer des Erzgebirges. Das Landschaftsbild wird ebenfalls durch die landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Im Westen bildet der Vielauer Wald die Grenze zu den benachbarten Städten Wilkau-Haßlau und Zwickau.

Friedrichsgrün liegt auf einer Anhöhe im Südosten der Gesamtgemeinde und schließt sich an den Ortsteil Vielau an. Hier leben etwa 1.000 Einwohner. Das Gebiet von Friedrichsgrün ist mit etwa 1 km² das kleinste der drei Ortsteile und entsprechend dicht besiedelt.

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Panorama mit der Ortsmitte von Reinsdorf und den Ortsteilen Friedrichsgrün und Wilhelmshöhe im Vordergrund. Im Hintergrund einige Gipfel des Westerzgebirges.
Panorama mit der Ortsmitte von Reinsdorf und den Ortsteilen Friedrichsgrün und Wilhelmshöhe im Vordergrund. Im Hintergrund einige Gipfel des Westerzgebirges.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind Mülsen und die Städte Wilkau-Haßlau, Wildenfels und Zwickau im Landkreis Zwickau.

Geschichte

Ortsteil Reinsdorf

Die ältesten Zeugen einer Siedlungstätigkeit im Tal des Reinsdorfer Baches sind Überreste einer frühdeutschen Wallanlage. Dieser so genannte „Wohl zu Reinsdorf“ befindet sich am heutigen Pfarrhaus, war seinerzeit von einem Wassergraben umgeben und diente wahrscheinlich dem Schutze der Einwohner und deren Habe.

Der Name Reinsdorf geht zurück auf den Wildenfelser Lehnsträger Heinrich von Rybinsdorff. Er wird in alten Urkunden zwischen 1225 und 1260 mehrfach erwähnt. Historische Dokumente nennen 1254 als Gründungsjahr des Ortes Rybinsdorff. Im Laufe der Zeit wandelte sich dieser Name zum heutigen Reinsdorf. Als Siedler zogen Hessen, Franken und böhmische Landleute in die Wildnis, rodeten Wälder, schufen Ackerland, bauten Unterkünfte für sich und ihr Vieh und errichteten die 1345 urkundlich erwähnte erste Kirche, von der jedoch fast nichts mehr erhalten ist. Der Ort wurde als typisches Waldhufendorf angelegt. Prägend sind die wehrhaften Vierseithöfe, die im Oberdorf auch heute gut erhaltenen sind. Das Wappen zeigt einen Bienenkorb mit 43 Bienen. Diese symbolisieren die 43 Reinsdorfer Güter Wildenfelser Anteils, sollen aber auch auf Fleiß und Wohlstand der Reinsdorfer Bauern hinweisen.

Der Röhrensteg

Die Reinsdorfer Besitzung der Grafschaft Wildenfels erstreckte sich über 1 ¼ Wegstunden (ca. 7 km) den Bach entlang, von der Höhe am Einsiedel (Gasthof) bis zu den Stadtgütern Zwickaus. Die Stadt an der Mulde wurde lange Zeit mit Trinkwasser aus dem Reinsdorfer Talgrund versorgt. Die hölzernen Röhren führten das Wasser über eine bis heute erhaltene Brücke, den „Röhrensteg“, in die Stadt.

1525 zogen Reinsdorfer Bauern im Bauernkrieg zusammen mit anderen gegen das Hartensteiner Schloss, belagerten es, unterlagen aber einige Wochen später. 1529 hielt die Reformation Einzug. Unter dem Dreißigjährigen Krieg litt Reinsdorf schwer. Von 1632 an zogen Truppen verschiedener Heerführer immer wieder mordend, plündernd und brennend durch den Ort, so „dass man nicht mal mehr ein Vieh schreihen hörte“.

Während der napoleonischen Befreiungskriege fand am 29. Mai 1813 auf Reinsdorf-Pöhlauer Flur ein Überfall des preußischen Rittmeisters Colomb auf ein überlegenes französisches Regiment statt. Mit 82 Mann nahm er einen ganzen französischen Artilleriepark mit 6 Offizieren, 116 Mann Reiterei, 80 Mann Infanterie und mehreren hundert Troßsoldaten ein. Das einzige Opfer wurde auf dem Reinsdorfer Friedhof beigesetzt. Der „Colombstein“ an der B173 erinnert heute an dieses Ereignis.

Der Ort besaß über Jahrhunderte landwirtschaftlichen Charakter mit unverändert ca. 700 Einwohnern, deren Anzahl sich jedoch von 1810 bis 1900 auf 7.300 mehr als verzehnfachte. Wichtigste Ursache für diesen Zuwachs war der Aufschwung des Steinkohlebergbaus. Während im Oberdorf, östlich der Kirche, nach wie vor die Landwirtschaft dominierte, veränderte der Bergbau mit der folgenden Industrialisierung im westlichen Teil des Ortes Landschaft und Bevölkerungsstruktur. Durch die notwendige Schaffung von Wohnraum entstand der Ortsteil „Wilhelmshöhe“ und das Niederdorf wandelt sich zum Arbeiterwohngebiet.

Der Kohlenabbau, der seit dem 14. Jahrhundert in Zwickau und Umgebung betrieben wurde, begann auf Reinsdorfer Flur im Gebiet der Standesherrschaft Wildenfels um das Jahr 1540. Nach nur vereinzelten Grabungen und Schürfungen im 17. Jahrhundert wurde die Steinkohle im 18. Jahrhundert ein begehrter Brennstoff, da sich die Wälder erschöpften und die Holzpreise stiegen. Die mit Feuer arbeitende Industrie nutzte immer mehr die Steinkohle als Brennstoff. Den eigentlichen Wert der Steinkohle zu erkennen, blieb jedoch erst dem 19. Jahrhundert, dem Jahrhundert des Dampfes, vorbehalten. Anfang des 19. Jahrhunderts begannen verschiedene Gutsbesitzer in Reinsdorf wieder mit der Suche nach Steinkohle und teuften Schächte bis ca. 24 m Tiefe. Bekannt ist, dass um 1805 auf Reinsdorfer Flur mindestens sieben Schächte mit Teufen von 8 bis 24 m und unterschiedlichem Erfolg aufgefahren wurden. Ab 1820 wurden die „Kohlenbauern“ in Reinsdorf immer erfolgreicher und ernsthafte Konkurrenten für die Besitzer der Kohlenschächte auf Oberhohndorfer und Zwickauer Flur. Die Reinsdorfer hielten sich nicht mehr an die im Land Sachsen geltende Kohlenordnung. Der Widerstand der Reinsdorfer Bauern führte am 21. November 1823 zu deren Aufhebung. Mit der Aufhebung der Kohlenordnung, der Einführung der Dampfkraft Ende der 1820er Jahre und der Koksherstellung 1830 nahm der Bergbau eine lebhafte Entwicklung. Gleichzeitig erhöhten sich die Kosten für Tiefbauanlagen, die vielfach von einzelnen Grundbesitzern allein nicht mehr aufzubringen waren. Viele entschlossen sich zur Feldzusammenlegung und Beschaffung von Fremdkapital. Dies führt zur Gründung einer Vielzahl von Steinkohlenbau-Vereinen. Das für Reinsdorf wirtschaftlich und sozialpolitisch bedeutendste Unternehmen war das Steinkohlenwerk Morgenstern, das im Jahr 1867 als Familienunternehmen Sarfert & Wiede gegründet wurde. Sein 107,49 Hektar großes Grubenfeld erstreckte sich bei einer Breite von 500 Metern in 2,6 Kilometer Länge von Süd nach Nord quer über die ganze Reinsdorfer Flur von der Vielauer bis zur Pöhlauer Flurgrenze. Am 25. April 1889 wurde die bestehende Gesellschaftsform in eine Gewerkschaft umgewandelt. Teufen von mehr als 1.000 m wurden erreicht. Bis zur Einstellung des Steinkohlenbergbaus im Zwickau-Oelsnitzer Raum 1978 zählte man im Ort mehr als 30 Schachtanlagen. Der verbliebene Förderturm und weitere Anlagen des Schachtes II der Gewerkschaft Morgenstern sind heute ein Bergbau- und Heimatmuseum.

1870/71 nahmen Reinsdorfer Soldaten am Deutsch-Französischen Krieg teil, den vier Toten wurde am Sedanstag 1895 am Pfarrgut ein Obelisk gewidmet. 1929 kam ein Denkmal für die über 200 Gefallenen des Ersten Weltkrieges hinzu und 1997 die Eintragung der über 400 Gefallenen des Zweiten Weltkrieges.
1891 wurde die dritte, die St. Jacobus-Kirche geweiht. Vorbild war die St. Nicolaikirche in Aue. Die Reinsdorfer Kirche ist die höchste des früheren Landkreises Zwickau und spiegelt den damaligen Wohlstand der „Kohlenbauern“ im Ort wider.

1923 sollte Reinsdorf nach Zwickau eingemeindet werden. Dies scheiterte jedoch am energischen Widerstand der Bürger.

Am 17. April 1945 wurde Reinsdorf von amerikanischen Truppen besetzt, die im Juli von den Sowjets abgelöst wurden. Der Ort entwickelte sich in den folgenden Jahren des sozialistischen Aufbaus und beging 1954 seine 700-Jahr-Feier. Im gleichen Jahr verwüstete eine Hochwasserkatastrophe die Region.

Seit 1989 nimmt der Ort eine dynamische Entwicklung. Die gesamte Infrastruktur wurde modernisiert und ausgebaut, Wohn- und Gewerbegebiete entstanden und das Vereinsleben erlebte einen Aufschwung. Im Jahre 1999 wurde Reinsdorf per Gesetz mit den benachbarten Orten Vielau und Friedrichsgrün vereinigt.

Ortsteil Friedrichsgrün

Friedrichsgrün wurde erst im Jahre 1755 gegründet. Der Ort entstand auf dem zur Herrschaft Wildenfels gehörenden Teil der Markung Vielau. Zu dieser Zeit führte Albertine Charlotte von Bylandt-Palsterkamp, die verwitwete Mutter von Friedrich Magnus I. Graf zu Solms-Wildenfels die Amtsgeschäfte für ihren minderjährigen Sohn. Sie initiierte vermutlich die Ortsgründung und dessen Namensgebung. Keimzelle des Örtchens war der "Hammelhof". Dieses noch heute bestehende Vorwerk ist jedoch wesentlich älter. Es entstand aus einer frühdeutschen Wallanlage, die während der Landnahme durch germanische Siedler erbaut wurde. Der Wassergraben sowie die zentrale Erhebung, auf der sich die befestigte Anlage befand, sind heute noch gut erkennbar.
Der Ort war ein Weberdorf, die Bewohner verfügten kaum über eigenes Land. Das Ortswappen zeigt den Solmsschen Löwen. Die Farbe Blau steht für die Grafschaft Solms-Wildenfels. Hammer und Schlegel weisen auf den früheren Bergbau.

Religionen

Die drei lutherischen Kirchgemeinden gehören zum Kirchenbezirk Zwickau der sächsischen Landeskirche. Die methodistische Erlöserkirche bildet zusammen mit Mülsen einen Pfarrbezirk innerhalb des Kirchenbezirks Zwickau der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland.

  • Ev.-luth. St. Jakobuskirchgemeinde Reinsdorf

Die Kirche stand von Anfang an im Zentrum der neu gegründeten Siedlung. 1345 wird erstmals ein Pfarrer Heinrich zu Ribbensdorff und eine Kirche erwähnt, die statt eines Turmes einen Dachreiter hatte. Ihr Schlussstein, ein Männerkopf mit Laubwerk, blieb bis heute erhalten und befindet sich an der Südseite des jetzigen Kirchturmes. Die erste Kirche erhielt 1466 zwei Glocken, 1510 einen Altar des aus Eger stammenden Bildschnitzers Michael Heuffner, der auch in Zwickau wirkte und dessen Schaffen der Nürnberger Schule zugerechnet wird. Die vier aus Lindenholz geschnitzten Altarfiguren (Johannes, Jakobus, Urban und Schmerzensmutter mit Maria Magdalena) waren ursprünglich bemalt und vergoldet. Sie wurden 1890 dem Zwickauer Altertumsverein übergeben und stehen heute im Städtischen Museum Zwickau. Um 1620 erhielt die Kirche eine Kanzel, die auch in der späteren zweiten Kirche Verwendung fand. Ebenso ist ein vergoldeter silberner Kelch aus dem Jahre 1657 erhalten.

1529 hielt die Reformation Einzug in Reinsdorf. Seit etwa 1590 ist eine Pfarramtskanzlei nachweisbar, die ältesten Kirchenbuchaufzeichnungen reichen bis ca. 1610 zurück, denn zahlreiche Kirchenbücher wurden im Dreißigjährigen Krieg vernichtet. Dieser setzte der Kirche arg zu. Im August 1633 wurde der Pfarrer Theodor Matthesius von kaiserlichen Soldaten erschossen, der Diakon Johannes Francke starb am Ende des gleichen Jahres. Von 1638 bis 1641 fand wegen der Kriegswirren keine einzige Trauung statt, in einer Chronik ist zu lesen: „war lauter Krieg [...] nicht mehr ein Vieh habe man an diesem Ort schreien hören.“

Die erste Kirche war auch durch den Krieg baufällig geworden. 1691 begann man sie abzutragen, am 19. Juli 1693 wurde die zweite, eine Saalkirche, die ihren Turm im Osten hatte, eingeweiht. Der Altar befand sich wohl am oder im Turm und war mit einfachen Gemälden versehen, über ihm die Orgel und eine gebogene Sängerbühne. Das Kirchenschiff versah man mit einer hölzernen Felderdecke, an den Emporenbrüstungen befanden sich Darstellungen vom Leben Jesu zwischen Geburt und Himmelfahrt. Dazwischen standen die Figuren vom Altar der ersten Kirche. 1780 wurde ein Taufstein aus Wildenfelser Marmor installiert. Am 28. Juni 1783 schlug der Blitz innerhalb von fünf Minuten zweimal in die Kirche ein und beschädigte die Orgel sehr.

Ende des 19. Jahrhunderts war auch diese Kirche baufällig und zudem für die durch die Industrialisierung gewachsene Bevölkerung zu klein. Mit dem Neubau wurde der in Zwickau lebende Baurat Dr. Otto Mothes beauftragt, durchgeführt wurden die Arbeiten durch den Reinsdorfer Baumeister Wilhelm Junghans, die Zimmerarbeiten führten der Reinsdorfer Bauunternehmer Erich Haupt und der Zwickauer Lieske durch. Die zweite Kirche wurde Schritt für Schritt abgetragen, so dass während des Baus in ihr noch Gottesdienste gefeiert wurden, zuletzt am 21. Juni 1891. Am 26. Oktober 1891 wurde die heutige Kirche geweiht. Bedauerlicherweise stürzte bei den Turmbauarbeiten ein Dachdecker ab und verunglückte tödlich.
Die dritte Reinsdorfer Kirche wurde im neugotischen Stil als Ziegelrohbau mit Agaer Verblendsteinen in roter Farbe erbaut, das Kirchenschiff ist kreuzförmig. Der Turm der vorhergehenden Kirche blieb erhalten, wurde erhöht und mit Strebepfeilern versehen. Obenauf wurde ein vergoldeter Engel gesetzt. Emporen und Gewölbe werden von gusseisernen Säulen getragen, die in der Cainsdorfer Marienhütte hergestellt wurden. Südlich des Chorraumes befindet sich die Sakristei, nördlich die Taufkapelle. Über dem Sandsteinaltar befindet sich ein hölzerner Aufbau mit fünf lebensgroßen Figuren aus einer Münchener Holzbildhauerkunstanstalt: Links und rechts zwei Evangelisten, in der Mitte Christus als Weltenkönig. An der Kanzel sind Petrus (mit dem Schlüssel), Paulus (mit dem Schwert), Martin Luther und Philipp Melanchthon dargestellt. Ursprünglich stand eine Orgel von E. Müller aus Werdau in der Kirche, 1910 wurde sie von der Orgelbaufirma Jehmlich aus Dresden umgebaut und hat nun zwei Manuale, ein Pedal, 18 Register und viele Nebenstimmen. Das Gestühl aus Eiche hat 950 Sitzplätze.

Die Kirchenfenster über den Emporen wurden von 1907 bis 1909 von der Firma Türke und Co. aus Zittau bemalt, 1933/34 das Turmdach mit Kupfer bedeckt. 1956 wurden neue Glocken geweiht, 1965/66 fand eine Kirchenrenovierung statt. Unter Leitung des Bärenwalder Malermeisters Siegfried Tröger wurde von 1974 bis 1976 der innere Raum renoviert. Seit der Wende fanden und finden immer noch aufwändige Renovierungs- und Erneuerungsarbeiten statt.

Unweit der Kirche befindet sich das heutige Pfarrgut. Dies war ursprünglich ein vierseitiger Wirtschaftshof für die Versorgung des Pfarrers; in den 1930er Jahren wurden drei Seiten abgebrochen. Das belassene Gebäude wird seither für Gemeindeaktivitäten genutzt. 1997 wurde es zusammen mit dem vorliegenden Platz umfassend saniert, im oberen Teil des Hauses befinden sich Wohnungen, die von der Kirchgemeinde vermietet werden. Westlich davon steht das 1892 villenartig errichtete Pfarramt mit Kanzlei und Pfarrwohnung. Der Friedhof erstreckt sich nördlich der Kirche, daran schließt sich der Pfarrwald, die „Klinge“ an.

Die Kirchgemeinde besteht aus etwa 1.100 Mitgliedern. Es existieren verschiedene Gemeindekreise, darunter der 1888 gegründete Kirchenchor, der auch schon an verschiedenen CD-Produktionen mitgewirkt hat. Andere sind der Junge-Erwachsenen-Kreis Hoffnungsfunke, Gymnastikabende für ältere und jüngere Frauen, ein Posaunenchor, Flötenkreis, Seniorenkreis, Frauen und Mütterdienst, Männerwerk, Gesprächskreis, Junge Gemeinde, Konfirmandenunterricht, Christenlehre, Vorschulkreis und ein Mutter-Kind-Kreis. Meistens findet neben dem sonntäglichen Gottesdienst auch ein Kindergottesdienst statt und es trifft sich die Landeskirchliche Gemeinschaft.

  • Ev.-meth. Erlöserkirche Reinsdorf

1891 entstand die Reinsdorfer Evangelisch-methodistische Kirchgemeinde, die ersten Gottesdienste wurden in Privatwohnungen abgehalten, das heutige Gemeindehaus wurde 1907 erworben. Reinsdorf wurde 1914 ein eigener Gemeindebezirk, hierzu gehören seitdem Mülsen und Oberhohndorf. Die Erlöserkirche wurde im Jahre 1927 vom Kirchenbaumeister Paulus Zeuner gebaut und eingeweiht.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (Stichtag 31. Dezember):

  • 1998 - 8.978
  • 1999 - 8.976
  • 2000 - 8.915
  • 2001 - 8.893
  • 2002 - 8.833
  • 2003 - 8.872
  • 2004 - 8.800
  • 2005 - 8.649
  • 2007 - 8430
Datenquelle: Statistisches Landesamt Sachsen

Politik

In den 1990er Jahren gab es im Zuge der Gemeindegebietsreform im Freistaat Sachsen Bestrebungen, Reinsdorf nach Zwickau einzugemeinden. Dieser Plan scheiterte letztendlich und es kam 1999 zum Zusammenschluss der Orte Friedrichsgrün, Reinsdorf und Vielau zur Einheitsgemeinde Reinsdorf. Bürgermeister ist seit 1999 Steffen Ludwig.

Gemeinderat

Der Gemeinderat wurde zur Kommunalwahl am 13. Juni 2004 zu letzt gewählt und besteht aus 18 Mitgliedern. Die Sitzverteilung ist wie folgt:

Kommunalwahl 2004
  • CDU 6 Sitze
  • Freie Wählervereinigung 5 Sitze
  • PDS 4 Sitze
  • Förderverein Friedrichsgrün e. V. 2 Sitze
  • SPD 1 Sitz

Außerdem existiert für den Ortsteil Friedrichsgrün ein Ortschaftsrat. Er hat 9 Mitglieder, die sich wie folgt verteilen:

  • CDU 4 Sitze
  • Förderverein Friedrichsgrün e. V. 3 Sitze
  • PDS 2 Sitze

Ortspartnerschaften

Daneben bestehen Schulpartnerschaften mit

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Heimat- und Bergbaumuseum
  • Heimat- und Bergbaumuseum im ehemaligen Morgensternschacht II, Reinsdorf
  • Historische Brauerei in Vielau
  • Informationspunkt zum Bergbau in Reinsdorf mit Aussichtsplattform an der Hüttenstraße

Bauwerke

Die St. Jakobus-Kirche
  • St. Jakobuskirche: im OT Reinsdorf, 1889 - 1891 von königlichen Baurat Dr. Mothes im neugotischen Baustil erbaut (s. Religionsgeschichte) sowie die freigelegten Fundamente des Vorgängerbaues
  • Peter- und Paul-Kirche in Vielau
  • Kirche Friedrichsgrün
  • Methodistische Erlöserkirche (1927 von Kirchenbaumeister Paulus Zeuner erbaut)
  • Denkmale für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges und der Weltkriege
  • Rittergut Reinsdorf: Bei dem im Volksmund „Rittergut“ genannten Gebäudekomplex handelt es sich um das villenartig ausgebaute Gut eines früheren Schachtbesitzers. Dieser ließ auch das „Ebertschlösschen“ am Muldenufer in Zwickau erbauen.
  • zahlreiche gut erhaltene und restaurierte Vierseithöfe
  • Brücke der A 72 über das Tal der Zwickauer Mulde bei Vielau: Die Brücke ist 65 m hoch und 671 m lang. Sie wurde 1938/39 erbaut und war bis in die 1990er Jahre die größte Autobahnbrücke Sachsens.
Der Colombstein
  • Colombstein: Zum Gedenken an das Gefecht zwischen französischen und preußischen Truppen unter Rittmeister Colomb während der Befreiungskriege im Mai 1813. Der Stein befindet sich an der Ecke Freitagstraße / Dresdener Straße (B 173) auf Pöhlauer Flur.

Parks

  • Parkanlage mit Parkeisenbahn in Friedrichsgrün
  • dort findet alljährlich das Parkfest statt

Naturdenkmäler

  • Im Ort befindet sich ein als Naturdenkmal ausgewiesenes Vorkommen der Braunroten Stendelwurz, einer Orchideenart.
  • Friedenseiche

Vereine und Sport

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts treffen sich Gleichgesinnte, um nach Feierabend ihren Interessen nachzugehen. Den Anfang machte 1839 der Reinsdorfer Leseverein mit einer eigenen Bibliothek. Heute sind in Reinsdorf 37 Vereine ansässig. Um die Arbeit der Vereine zu unterstützen, wurde das ehemalige Schulgebäude III zum Vereinshaus umgebaut. Jeder der drei Ortsteile verfügt über eine Freiwillige Feuerwehr. Die Freiwilligen Feuerwehren Friedrichsgrün, Reinsdorf und Vielau sorgen für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe. Im Ort gibt es mehrere Sport- und Hartplätze, einen Allwettersportplatz, einen Tennisplatz und Sporthallen.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Friedrichsgrüner Parkfest
  • Vielauer Kirmes
  • Weihnachtsmarkt Reinsdorf
  • Brauereifest Vielau
  • Sommerfest Gartenanlage "Glück-Auf"

Freizeit

Das gut ausgebaute Wegenetz lädt zum Wandern und Radfahren ein. Der historische Fahrweg des Ortsteiles Reinsdorf, die „Wiesenaue“, ist auf der gesamten Länge von etwa 8 km als Radweg ausgebaut und verbindet vor allem die Bauerngehöfte im Ort, aber auch kommunale und Infrastruktureinrichtungen wie Schulen, Rathaus, Bibliothek, Seniorenheim, Behindertenwohnheim und -werkstatt, Kirche, die Wohngebiete und führt zum Mühlrad am Klingenbach. Im Oberdorf des Ortsteiles Reinsdorf befindet sich ein Reiterhof. Daneben laden der Friedrichsgrüner Park, die Vielauer Brauerei und das Heimat- und Bergbaumuseum in Reinsdorf zum Besuch ein. Im Ortsteil Reinsdorf befindet sich eine Mountainbikestrecke.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Reinsdorf liegt an der Ausfahrt Zwickau-Ost der A 72 (Chemnitz – Hof). Durch den Ort führen die Staatsstraßen 283 (Zwickau in Richtung Hartenstein mit Anschluss an die A 72) sowie die S 277 (Vielau zur B 93 in Wilkau-Haßlau). Ein weiterer Autobahnzubringer von der B 173 ist geplant. Von hier aus kann die B 93 mit Anschluss an die A 4 (Dresden – Erfurt) direkt erreicht werden. Die Linie 135 der Regionalverkehrsbetriebe Westsachsen (im Verkehrsverbund Mittelsachsen) führt von Zwickau über Reinsdorf, Friedrichsgrün und Vielau nach Wilkau-Haßlau.

Ausstattung

Nach 1990 wurden in Reinsdorf und Friedrichsgrün Gewerbegebiete ausgewiesen. Daneben existieren neu erschlossene Wohngebiete in allen drei Ortsteilen. In Reinsdorf ist nahezu flächendeckend Versorgung mit Erdgas, Breitband und DSL möglich. Der Ort ist an eine zentrale Abwasserbehandlung angeschlossen. Innerörtliche Straßen und Wegeverbindungen befinden sich in gutem bis sehr gutem Ausbauzustand.

In der Ortsmitte des Ortsteiles Reinsdorf befindet sich ein 2004 erbautes Seniorenheim. Daneben existiert ein Wohnheim für Behinderte und eine Werkstatt für Behinderte des Lebenshilfe Sachsen e. V. Die Ortsteile verfügen über kommunale Bibliotheken, niedergelassene Ärzte und Zahnärzte und Verkaufsstellen für Waren des täglichen Bedarfs.

Bildung

Die zentrale Grundschule befindet sich im Ortsteil Vielau. Reinsdorf ist außerdem Standort einer Mittelschule sowie der "Internationalen Mittelschule Reinsdorf", einer sprach-, medien- und wirtschaftsorientierten Mittelschule in freier Trägerschaft.

Öffentliche Einrichtungen

Ansässige Unternehmen

  • Briefverteilerzentrum 08 der Deutschen Post
  • weitere Unternehmen von regionaler und überregionaler Bedeutung sowie zahlreiche Handwerksbetriebe

Medien

  • Television Zwickau, Regionalsender mit Sitz in Reinsdorf
  • es erscheint die Chemnitzer „Freie Presse“ mit der Lokalausgabe Zwickau
  • „Blick“ und „Wochenspiegel“ als ein kostenlose wöchentliche Infomagazine
  • das wöchentlich erscheinende Reinsdorfer Gemeindeblatt als kommunales amtliches Mitteilungsblatt

Persönlichkeiten

Ferdinand Schumann, ein Enkel des in Zwickau geborenen Komponisten Robert Schumann, ließ sich in Reinsdorf nieder und führte die hiesige Apotheke. Er ist in Reinsdorf bestattet. Ernst Beyer, geboren in Vielau, wirkte als Schulrat in Leipzig und setzte sich sehr für die Belange der sächsischen Lehrerschaft ein. Nach ihm ist die Grundschule benannt. Prof. J. A. Werner, geboren in Vielau, lag die sportliche Ertüchtigung der Jugend am Herzen. Lehrtätigkeit an der Universität Leipzig und in Dresden, wo er Gymnastiklehrer und Offiziere ausbildete.

  • Gerhard Tautenhahn (* 1929 in Vielau), Minister für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau der DDR

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung

Literatur

  • Regina Röhner: Gemeinde Reinsdorf. Geschichte und Geschichten. 2005, ISBN 9783000231230

Weblinks


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