Fruktoseunverträglichkeit

Fruktoseunverträglichkeit
Klassifikation nach ICD-10
E74.3 Sonstige Störungen der intestinalen Kohlenhydratabsorption
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Fruktosemalabsorption (auch Fruchtzuckerunverträglichkeit), nicht zu verwechseln mit der erblichen hereditären Fruktoseintoleranz, ist eine Krankheit, bei der Fruktose (Fruchtzucker) nicht oder nicht in ausreichenden Mengen resorbiert werden kann, da der Transport vom Lumen des Dünndarms in die Dünndarmzellen (Enterozyten) nicht richtig funktioniert. Die Fruktosemalabsorbtion ist in Mitteleuropa sehr häufig anzutreffen, es leiden circa 30% bis 40% der Bevölkerung daran.[1] Normalerweise wird Fruktose über Transportsysteme, die zu den so genannten Glukosetransportern (GLUTs) gehören, resorbiert. Dabei spielt GLUT-5, ein spezifischer Transporter für Fruktose, offensichtlich die entscheidende Rolle. Durch einen Defekt oder verringerte Aktivität oder eine andere Ursache ist die Aufnahme von Fruktose verringert und deswegen die Konzentration im gesamten Darm erhöht. Im Dickdarm wird Fruktose von Darmbakterien unter anderem zu Kohlendioxid und Wasserstoff verstoffwechselt.

Inhaltsverzeichnis

Symptome

Die Hauptsymptome bei Fruktosemalabsorption sind Blähungen, Durchfall, Übelkeit und Bauchschmerzen. Bei Betroffenen, die weiter Fruktose essen, kann sich die Darmflora und damit die Aufnahmefähigkeit im Dünn- und Dickdarm weiter verschlechtern. Es kann zu weiteren Symptomen wie Reizmagen oder Reizdarm kommen.

Primärsymptome

Folgende Symptome treten nach einmaligem Verspeisen von Fruktose auf:

  • Bauchschmerzen (wegen Gärung im Dünn- und Dickdarm)
  • Blähungen (wegen Gärung häufig übelriechend)
  • Breiiger Stuhl (wegen Gärung häufig übelriechend)
  • Durchfall (wegen osmotischer Effekte zum Teil wässriger Durchfall)

Sekundärsymptome

Folgende Symptome sollen nach häufigerem Verspeisen von Fruktose auftreten. Viele sind jedoch spekulativ und nicht durch Studien belegt.

  • Reizdarmsyndrom (wegen Gärung und osmotischen Effekten)
  • Reizmagensyndrom (wegen Übersäuerung des Körpers evtl. auch wegen anderer fehlender Stoffe wird zu viel Salzsäure in den Magen abgegeben)
  • Reflux (chronisches Sodbrennen, im Zusammenhang mit dem Reizmagen, wenn zu viel Säure im Magen ist)
  • Depressionen (als Folge der Resorptionsstörungen in Dick- und Dünndarm sollen auch andere Stoffe z.B. essentielle Aminosäuren nicht aufgenommen werden. Wegen der fehlenden Stoffe – u. a. Tryptophan – könnten Hormone und Botenstoffe nicht synthetisiert werden.)
  • Muskelschmerzen (im Zusammenhang mit der Übersäuerung und direkt in Beziehung zu Gärungsprozessen im Dickdarm z.B. Oberschenkelmuskelkater, wenn Reizdarmsyndrom)
  • Reaktive Arthritis
  • CFS Chronisches Erschöpfungssyndrom
  • ADS Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (s. Diskussion)
  • Erschwerte Atmung (angeblich sollen Botenstoffe fehlen)
  • Häufiger Harndrang
  • Schwindel
  • Wetterfühligkeit
  • Müdigkeit

Tertiärsymptome

In Abhängigkeit zum vorliegenden Schweregrad der FM entstehen im psychischen und sozialen Bereiche Defizite. Folgende zwei Reaktionsmuster von Biosystemen auf Probleme verdienen besondere Beachtung: Flucht und Aggression.

Diagnose

Messung des Wasserstoffs in der Atemluft

Mit Hilfe des Wasserstoffatemtests kann die Diagnose relativ sicher gestellt werden. Bei diesem Test wird die Wasserstoffkonzentration in der ausgeatmeten Luft nüchtern (mindestens 10 Stunden vor dem Test, sowie Zähne putzen nicht erlaubt) und nach Fruktoseaufnahme gemessen. Dabei wird am Morgen nüchtern die Atemluft auf H2 gemessen. Anschließend bekommt die Testperson Fruktose oral verabreicht, in der Regel 20–50 g Fruktose in fünf- bis zehnfacher Menge Wasser. Wenn bei weiteren Messungen, die z. B. alle 30 Minuten vorgenommen werden, der H2-Gehalt signifikant ansteigt (20 ppm), so spricht man von einer Fruktosemalabsorption.

Eine erhöhte H2-Konzentration tritt typischerweise bei Resorptionsstörungen und Verdauungsstörungen von Kohlenhydraten und Fetten auf, da diese dann von den Darmbakterien verstoffwechselt werden und Wasserstoffgas ausgeschieden wird. Da die zu untersuchende Person bei diesem Test nur Fruktose zu sich nimmt, ist der Test sehr spezifisch für die Diagnose der Fruktosemalabsorption.

Messung des Fruktose-Plasma-Spiegels

Der Wasserstoff-Atem-Test ist nicht in allen Fällen aussagefähig, da z. B. durch Einnahme von Antibiotika während oder in der Zeit (mehrere Wochen) vor dem Test die wasserstoffproduzierenden Bakterien abgetötet worden sein könnten und somit kein Wasserstoff produziert wird. Im Gegensatz zum Laktose-Blutzuckertest ist bei der Fruktosemalabsorption jedoch kein Diagnose durch Messung des Blutzuckerspiegels (Glukose) möglich, da Fruktose in der Leber nur sehr langsam in Glukose umgewandelt wird, und ein Blutzuckeranstieg daher nicht signifikant ist. Die oft ebenfalls als Fruktoseintoleranz angekürzte hereditäre Fruktoseintoleranz kann jedoch über einen Blutzuckerabfall nach oraler Fruktoseaufnahme nachgewiesen werden.

Eine Messung des Fruktosespiegels im Blut kann als Diagnoseverfahren für eine Fruktosemalabsorption verwendet werden, allerdings wird dieses Verfahren nicht standardisiert verwendet, und die Bestimmung des Fruktosespiegels ist im Vergleich zur Bestimmung des Blutzuckerspiegels sehr aufwändig.

Weitere Diagnosemöglichkeiten

Die Veränderung bestimmter Laborparameter im Blut kann auf eine bestehende Fruktosemalabsorption hinweisen. Häufig sind die Blutkonzentrationen von Tryptophan, Zink und Folsäure erniedrigt und von Pankreaslipase und Pankreas-Amylase erhöht. Diese Veränderungen sind allerdings relativ unspezifisch, da sie bei vielen Erkrankungen auftreten.

Differentialdiagnosen

Vor einem Fruktose-Belastungstest sollte eine genetisch bedingte Fructose-Intoleranz (FI) ausgeschlossen werden können, da der Test in diesem Fall lebensgefährlich sein kann. (Schlechte Leberwerte und Abneigung gegen Süßes deuten auf die genetisch bedingte FI hin).

Da die H2-Konzentration in der Atemluft auch von der Beschaffenheit der Dickdarmflora abhängt, kann von dem H2-Gehalt der Atemluft alleine nicht auf das Maß der Malabsorption geschlossen werden; hierfür wären zusätzliche Tests mit dem den Dünndarm passierenden Kohlenhydrat Laktulose notwendig. Bei entsprechender Dickdarmflora, kann es beim Fructose-H2-Atemtest daher auch dazu kommen, dass trotz vorliegender Fruktosemalabsorption nur geringe H2-Konzentrationen gemessen werden; negative Befunde sollten daher mit einem positiven Laktulosetest verifiziert werden.

Therapie und Prävention

Derzeit gibt es keine ursächliche Therapie. Die an einer Fruktosemalabsorption erkrankten Patienten müssen daher eine fruktosearme Diät einhalten. Gleichfalls sollte bei der Ernährung die Aufnahme von Sorbit, Mannit und Xylit vermieden werden, da diese Zuckeraustauschstoffe die Fruktoseabsorption zusätzlich behindern. Viele Betroffene berichten, dass Lebensmittel mit einem überwiegenden Anteil Glukose im Vergleich zur Fruktose besser vertragen werden. Es existieren Listen von Lebensmitteln, die mehr Glukose als Fruktose enthalten. Außerdem kann die Aufnahme von fruktosehaltigen Nahrungsmitteln als Nachtisch nach einer Hauptmahlzeit das Anfluten der Fruktose im Dünndarm verzögern und so zu einer besseren Verträglichkeit beitragen. Zink-, Folsäure- und Vitaminmangel kann durch eine entsprechende Ersatztherapie, meist in Form von Tabletten, vermieden werden.

Wenn die oben genannten Symptome trotz fruktosearmer Ernährung nicht deutlich besser werden, sollte untersucht werden, ob noch eine andere Unverträglichkeit vorliegt. 75–80 % der Patienten mit Laktoseintoleranz leiden auch an einer Fruktosemalabsorption.

Quellenangaben

  1. Tryptophan, Serotonin, and Melatonin: Basic Aspects and applications, By Gerald Huether

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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