Albrecht Wolfgang Graf zu Schaumburg-Lippe

Albrecht Wolfgang Graf zu Schaumburg-Lippe

Albrecht Wolfgang Graf zu Schaumburg-Lippe (* 8. Mai 1699 in Bückeburg; † 24. September 1748 ebenda), war ein Militär und Heerführer. Von 1728 bis 1748 war er der regierende Landesherr des kleinen Staates Schaumburg-Lippe.

Leben

Albrecht Wolfgang wurde als Sohn von Friedrich Christian Graf zu Schaumburg-Lippe (1681–1728) und dessen erster Frau Johanna Sophie zu Hohenlohe-Langenburg geboren. Seine erste Ehefrau war Margarete Gertrud, geb. Gräfin von Oeynhausen (1701–1726), die Tochter von Kurfürst Georg Ludwig (dem späteren König Georg I. von Großbritannien) und seiner langjährigen Mätresse Melusine von der Schulenburg (1667–1743), der späteren Herzogin von Kendal. Nach ihrem Tode heiratete er 1730 Charlotte Friederike Amalie (1702-1785), die Witwe des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen und Tochter von Fürst Friedrich Wilhelm I. von Nassau-Siegen. Albrecht Wolfgangs jüngerer Bruder Friedrich Ludwig Carl Graf zu Schaumburg-Lippe (1702–1776) war zwanzig Jahre französischer Offizier und lebte deshalb zeitweise in Paris, von wo er den Bückeburger Hof laufend über literarische Neuigkeiten informierte, so auch über die Aufklärer um Voltaire.

Albrecht Wolfgang hatte zwei Söhne: der ältere, Georg (1722–1742), starb bei einem Duell, der jüngere Wilhelm (1724–1777), sollte später der berühmteste Vertreter des Hauses Schaumburg-Lippe werden. Das Jahr 1740 brachte (im Mai) nicht nur die Geburt von Albrecht Wolfgang unehelichem Sohn Charles, die Mutter war seine Mätresse, die Gräfin Charlotte Sophie Bentinck (1715–1800), mit der (und seiner Ehefrau) er zu dieser Zeit in einem trauten Dreiecksverhältnis in Bückeburg lebte. Im November 1740 wurde auch gemeinsam (mit der Gräfin Bentinck und Johann Heinrich Meister, dem der Erzieher von Albrecht Wolfgangs Sohn Wilhelm) der „Antimachiavell“ des hoffnungsvollen preußischen Prinzen Friedrich gelesen. Der berühmte Voltaire hielt sich vom 9. bis 11. Dezember 1740 in Bückeburg auf, er war auf der Rückreise von Berlin und man führte Gespräche – wieder gemeinsam mit der Gräfin Bentinck, die hier ihre vertraute Freundschaft mit Voltaire schloss. Von dem Besuch zeugt auch der Dankbrief Voltaires an Albrecht Wolfgang aus Herford vom 12. Dezember 1740.

1743 nahmen Albrecht Wolfgang und Sohn Wilhelm im englisch-hannoverschen Heer am österreichischen Erbfolgekrieg in Deutschland und an der Schlacht von Dettingen (27. Juni) teil. Am 11. Mai 1745 kämpfte Albrecht Wolfgang mit seinem Regiment (auf Seiten des englisch-hannoversch-holländischen Heeres) in der Schlacht bei Fontenoy gegen die Franzosen im österreichischen Erbfolgekrieg. 1747 erfolgte Albrecht Wolfgangs Abschied aus holländischem Militärdienst wegen Differenzen mit dem Prinzen von Oranien. Bei seinem Tod im Jahre 1748 hinterließ Albrecht Wolfgang seinem Sohn Wilhelm ein stark verschuldetes Land.

Albrecht Wolfgang war das erste Oberhaupt eines regierenden deutschen Hauses, der Freimaurer wurde. Er erschien 1725 in den Mitgliederlisten der Loge Rummer and Grapes in London, einer der vier Gründungslogen der Vereinigten Großloge von England. Er war dort mit den Großmeistern John Theophilus Desaguliers und George Payne befreundet. 1738 war er die ausschlaggebende Person, die Friedrich den Großen zur Freimaurerei gebracht hat.

Literatur

  • Curd Ochwadt: Voltaire und die Grafen zu Schaumburg-Lippe. Bremen, Wolfenbüttel: Jacobi-Verlag 1977. ISBN 3-87447-230-2
  • Hella S. Haasse: Ich widerspreche stets. Das unbändige Leben der Gräfin Bentinck. Roman. Aus dem Niederländischen von Maria Csollány. Reinbek bei Hamburg: Wunderlich 1997. ISBN 3-8052-0580-5 - Taschenbuchausgabe: Rowohlt 1999 (rororo. 22465) ISBN 3-499-22465-8
  • Anna-Franziska von Schweinitz: Zum 300. Geburtstag des ersten deutschen Freimaurers, Albrecht Wolfgang, regierender Graf zu Schaumburg-Lippe. In: Quatuor Coronati Nr. 35, Jahrbuch 1998, S.69-96
  • Frédéric Deloffre: Die Entstehung von Voltaire's 'Candide'. Von Bückeburg bis Konstantinopel. In: Schaumburg und die Welt. Zu Schaumburgs auswärtigen Beziehungen in der Geschichte. Hrsg. von Hubert Höing. Bielefeld (u.a.) 2002, S. 143-152. ISBN 3-89534-411-7
  • Eugen Lennhoff/Oskar Posner: Internationales Freimaurer-Lexikon. Almathea-Verlag München 1980, Reprint von 1932, ISBN 3-85002-038-X



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