Funpunk

Funpunk

Fun-Punk ist ein Sub-Genre des Punk das in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren entstand. Obwohl mitunter schon spaßbetonte 77er Punk Rock Gruppen wie Johnny Moped oder the Damned als „Fun-Punk“ oder zumindest als dessen Vorläufer gelten, taucht der Begriff doch erst 1983 im Musikexpress/Sounds in einem Artikel über die britische Gruppe Toy Dolls auf.

Inhaltsverzeichnis

„Punk Pathetique“

Im Großbritannien wurde vom Musikjournalisten Garry Bushell der Begriff „Punk Pathetique“[1] im Zusammenhang mit Gruppen, die einfachen Oi! oder Streetpunk mit Comedyartigem satirischem Humor und oftmals exzessivem Alkoholkonsum kombinierten (weshalb einige britische Fanzines mitunter von „Ciderpunk“ sprachen[2]), geprägt. Andere spätere Punk-Pathetique Gruppen, die die Bands der mittleren 80er musikalisch beerbten, hatten mitunter einen wesentlich politischeren Hintergrund wie z. B. the Bus Station Loonies, die ideologisch dem Anarcho-Punk entstammten. In den 1990er Jahren traten jedoch auch in Großbritannien vermehrt Gruppen wie Busted hervor, die den amerikanischen „Bubble-gum-Pop-Punk“ Kaliforniens kopierten.

Fun-Punk in Deutschland

In Deutschland wurde Fun-Punk ab Mitte der 1980er Jahre ein eigenes Punk-Subgenre und eine eigene Sub-„Szene“ deren Angehörige Fun-Punk mitunter als szene-internen Gegenentwurf zum, damals stark von political correctness und negativen Endzeit-visionen geprägten Hardcore-Punk auffassten [3], sodass sich bei Konzerten beider Genre das Publikum zum Teil stark unterschied [4]. Fun-Punk sollte „lustige Partymusik“ sein und handelte als solche häufig von absurden Themen oder Alkohol- bzw. Drogen-Exzessen, konnte sich jedoch auch durchaus zynisch-ironisch mit sozialkritischen Themen auseinandersetzen, weshalb manche Bands als satirischer Politpunk bezeichnet werden können. Den ersten deutschen Fun-Punk-Pionieren wie Normahl, Amoklaufende Frittenbuden und Marionetz [5] folgten ab Mitte der 1980er Jahre Gruppen wie Die Toten Hosen, Die Ärzte, Die Goldenen Zitronen und Abstürzende Brieftauben nach, mit denen das Genre erstmals mainstreamtauglich wurde, da viele Bands es schafften Plattenverträge bei Major-Labeln zu ergattern und die Musikindustrie hoffte eine zweite Neue Deutsche Welle auszulösen[4]. Nachdem viele Bands wie Die Ärzte und Abstürzende Brieftauben sich getrennt hatten und sowohl Die Goldenen Zitronen als auch Die Toten Hosen sich musikalisch und textlich vom Fun-Punk distanziert hatten, blieb die verhoffte zweite NDW jedoch aus und ein szeneintern gemeinhin als „Sauf-Punk“, „Assi-Punk“ oder „Prollpunk“ bezeichneter Stil mit derberen, musikalisch härter untermalten Texten, die wieder mehr mit den ursprünglichen Streetpunk-Wurzeln des Genres zu tun hatten kam auf. Zu dessen Vertretern werden Gruppen wie Die Kassierer, Die Lokalmatadore oder Eisenpimmel gezählt. Daneben existierten aber auch weiterhin melodischere stark von US-Pop-Punk beeinflusste Bands wie WIZO oder Terrorgruppe.

Amerikanischer „Fun-Core“ und „Bubble-Gum-Punk“

Ab Mitte der 1980er Jahre wurde der Begriff „Fun-Punk“ oder „Fun-Core“ auch zunehmend von amerikanischen Fanzines benutzt, die damit vornehmlich Bands von der Westküste umschrieben die melodic Hardcore mit Bubblegum-Pop-Melodien verbanden[6]. Zu den Begründern dieses Pop-Punk-Stils zählen unter anderem Bands wie the Vandals, Descendents oder The Queers, ein großer Einfluss auf diese Entwicklung wird 77er Pop-Punk Bands wie den Ramones oder den Dickies zugesprochen, die Band Operation Ivy brachte zudem Ska-Einflüsse mit ein[6]. Vor allem für die frühen und mittleren 1990er Jahre wird dieser Stil als typisch für kalifornischen Pop-Punk angesehen, da Bands wie NOFX, Green Day oder No Use for a Name, die musikalisch fast lückenlos an ihre Vorbilder aus den 80ern anknüpften, durch Rotation auf Musiksendern wie MTV, ungeahnte kommerzielle Erfolge verbuchen konnten. Der Trend zum „Bubble-Gum-Punk“ konnte sich durch Gruppen wie Blink-182 und Sum 41 bis in die 2000er hinein halten.

britische „Punk Pathetique“ und Fun-Punk Bands
  • The Postmen
  • The shapes
  • Snuff
deutschsprachige dem Fun-Punk zugeordnete Bands
amerikanische dem Fun-Punk oder Fun-Core zugeordnete Bands 

Siehe auch

Quellennachweise

  1. http://www.garry-bushell.co.uk
  2. A Companion to Science Fiction, David Seed, Print ISBN 978-1-4051-1218-5, Online ISBN 978-0-470-99705-5, Copyright © 2005 by Blackwell Publishing Ltd
  3. Punk Rock BRD 1, Begleitheft
  4. a b Taugenix Fanzine Nr. 4, Interview mit „Die Frohlix“
  5. Punk-disco.com, Punk Diskographie 1977-84
  6. a b FLEX - US punk & hardcore discography, Reviews zu operation Ivy, hectic 7’’, Big Boys lullabies help the brain grow LP, Sloppy Seconds germany 7"

Literatur

  • Martin Büsser: If the kids are united. Von Punk zu Hardcore und zurück, (5., überarb. u. erw. Aufl.), 1995, ISBN 3-930559-19-6
  • Punk Rock BRD 1, (Weird System (Indigo), 24. November 2006), ASIN: B000JK9Y2Q

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