Future Combat System

Future Combat System
Vision des zukünftigen Waffensystems.

Future Combat Systems (dt. Waffensysteme der Zukunft) ist ein Programm des amerikanischen Heeres und wichtigster Teil der Transformation der United States Army. Ziel ist es, neue bemannte und unbemannte Fahrzeuge und Fluggeräte sowie Ausrüstungsgegenstände zu entwickeln und in ein Netzwerk, genannt Global Information Grid einzubinden, um die Effektivität der einzelnen Einheiten zu steigern. An 44 Einzelbestandteilen wird geforscht. Jede Einheit des Netzwerks soll Datenströme von allen anderen Elementen des Systems empfangen und an diese versenden können (Netzwerkzentrierte Kriegsführung). Die Systeme sollen einen großen Teil der derzeit gebräuchlichen Waffensysteme des US-Heeres ersetzen. Für die zukünftige Beschaffung siehe hier.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am Ende des 20. Jahrhunderts begannen Bemühungen, die US-Landstreitkräfte in kleineren und dafür schnell weltweit verlegbaren Verbänden zu organisieren. Damit versuchte die US-Regierung auf die veränderte militärische Lage nach dem Ende des Kalten Krieges zu reagieren. Die Bezeichnungen "Future Combat System" für das Rüstungsprogramm im Rahmen dieser Veränderung wurde erstmals 1999 verwendet. Die überlegene Ausrüstung sollte dazu beitragen, dass die kleineren Verbände zahlenmäßig überlegene Gegner überlisten und ausmanövrieren ("outsmart and outmaneuver") könnten. Federführend für das Entwickeln von Anforderungsprofilen und für die Ausschreibung der Entwicklungsaufträge war die Rüstungsforschungsbehörde Darpa. Im Mai 2000 vergab die Behörde vier Entwicklungsaufträge für Vorstudien zum FCS-Programm, im März 2002 erhielten die Unternehmen Boeing und Science Applications International Corporation den Auftrag, das Programm als Haupt-Entwickler zu betreuen. Im August 2004 vergaben die beiden Firmen ihrerseits 21 FCS-Entwicklungsaufträge an andere Unternehmen.

Anfang 2007 wurden Teile des Programms wegen Geldmangels gestrichen. Die vorgesehenen Drohnen der Klassen II und III sowie der bodengebundene Kampfroboter wurden gestrichen und die Entwicklung des bewaffneten Aufklärungsroboters vorerst eingestellt. Darüber hinaus soll die erste Brigade nun nicht mehr 2014 sondern 2015 mit den neuen Waffen ausgerüstet sein. Danach soll eine Brigade pro Jahr auf FCS umgerüstet werden und nicht drei in zwei Jahren, wie zunächst geplant. Auch die Anzahl verschiedener Waffen pro Brigade wurde im Rahmen dieser Sparvorschläge geändert. Allerdings sollen ab 2011 sechs und nicht nur drei Brigaden bereits vorab einzelne Systeme aus dem Programm erhalten. Diese Veränderungen sollen bis 2014 rund 3,4 Milliarden Dollar einsparen. Die Kosten für die Ausrüstung einer FCS-Brigade sollen von 6,2 auf 5,9 Milliarden Dollar sinken.

2008 wurde die Entwicklung "intelligenter" Minen (Intelligent Munitions System) gestrichen. Die beteiligten Firmen betreiben das Projekt aber auf eigene Kosten weiter. Das Maschinengewehr-Projekt XM-307 wurde ebenfalls eingestellt. Ende 2008 begann die Produktion von XM501 Non Line of Sight Launch System in kleiner Stückzahl zu Erprobungszwecken.

Geplanter Programmverlauf

Falls das Vorhaben nicht grundsätzlich überarbeitet oder eingestellt wird, ist für 2011 eine weitere grundlegende Überprüfung der bisherigen Entwicklungserfolge vorgesehen. 2013 soll die Produktion zunächst in kleinerer, dann in größerer Stückzahl erfolgen. 2015 soll die erste Brigade voll einsatzfähig sein, 2017 eine größere Streitmacht auf FCS-Basis. Am Ende des Programms sollen 15 von dann 48 Kampfbrigaden des US-Heeres vollständig mit FCS-Ausrüstung ausgestattet sein.

Komponenten

Netzwerk

Das Netzwerk sorgt für eine ständige Verbindung aller Einheiten auf dem Schlachtfeld und darüber hinaus. Es ist möglich Daten (unter anderem Bilder, taktische Karten, Videos) und Befehle zu senden und empfangen.

  • Global Information Grid (System of Systems)
  • Transformation Communications Satellite, Kommunikationssatellitenprogramm der Air Force, kein Bestandteil des FCS, sollte aber die Fähigkeiten erhöhen und die Kommunikationsgeräte verkleinern helfen, 2009 eingestellt.
  • Joint Tactical Radio System ("Jitters"), zentrales Funknetz zur Übertragung von Sprache und (bewegten) Bildern, erste Tests 2009 geplant.

Bemannte Fahrzeuge

Die NLOS-C ist das erste Fahrzeug der Manned Ground Vehicle Plattform

Alle bemannten Fahrzeuge basieren auf der Manned Ground Vehicle Plattform. Diese wiegt rund 20 Tonnen und beinhaltet:

  • Das "Crew Compartment", einen besonders geschützten Raum im Fahrzeug, von dem aus die Besatzung, die aus zwei Personen besteht, das Fahrzeug steuern kann. Dies erfolgt über Drive-by-Wire und Flachbildschirme, die herkömmliche Winkelspiegel durch außen montierte Videokameras ersetzen. Auf den Bildschirmen können auch andere Informationen dargestellt werden.
  • Ein dieselelektrisches System als Antrieb, das heißt der Verbrennungsmotor treibt einen Generator an, der Strom produziert und in Akkumulatoren speichert, von wo aus er wieder durch Elektromotoren die Gummiketten antreibt. Am 16. August 2005 wählte General Dynamics Land Systems den Motor 5L890, hergestellt von der Detroit Diesel Corporation und MTU aus, um die Manned Ground Vehicle Plattformen anzutreiben. Er basiert auf der MTU-Serie 890, hat 552 kW (750 PS), ein maximales Drehmoment von 1235 Nm bei 4250 U/min bei einem Gewicht von 470 Kilogramm[1].
  • Abstandsaktive Schutzmaßnahmen, die Schutz vor Panzerabwehrlenkwaffen, Granaten und Wuchtgeschossen bieten, möglicherweise das Quick Kill APS von Raytheon.[2]

Es werden folgende Versionen der Manned Ground Vehicle Plattform entwickelt:

Soldat

Bei der persönlichen Ausrüstung besteht das Ziel hauptsächlich darin, den Soldaten "netzwerktauglich" zu machen. Zu diesem Zweck werden eine Reihe von Sensoren sowie Funkgeräten zur Datenübertragung für Fahr- und Flugzeuge sowie einzelne Soldaten entwickelt. Außerdem fließen die Waffen und Erkenntnisse aus den Programmen Objective Individual Combat Weapon und Lightweight Small Arms Technologies ein. Dazu kommen ein unbemannter Roboter (sugv) und ein unbemanntes Fluggerät (Class I UAV) für die Infanterie.

Bestandteile:

Unbemannte Fahrzeuge

Die unbemannten Fahrzeuge sollen so genannte "dangerous, dirty & dull"-Aufgaben übernehmen, also solche, die für Menschen zu gefährlich, zu dreckig oder zu monoton sind. Mit dem MULE wird versucht, den Nachschub für die kämpfende Truppe zu automatisieren.

Unbemannte Bodensysteme

Unbemannte Fluggeräte

Geplante Auslieferung nach derzeitigem Stand

2008

2010

2012

2014

  • Alle bemannten Fahrzeuge

Die FCS-Brigade

Mit der neuen Ausrüstung geht auch eine neue Struktur der damit ausgestatteten Verbände einher. Wenn sämtliche FCS-Systeme zur Verfügung stehen, soll eine Brigade aus drei Waffenbataillonen (Combined Arms bataillons - CABs), einem Artilleriebataillon (Non-Line-of-Sight-Cannon battalion - NLOS), einer Aufklärungs-, Überwachungs- und Zielerfassungsschwadron (Reconnaissance, Surveillance, and Target Acquisition squadron - RSTA), einem Unterstützungsbataillon (Forward Support battalion - FSB), einer Nachrichten- und Fernmeldekompanie (Brigade Intelligence and Communications company - BICC) und dem Brigadehauptquartier bestehen.

Die so gegliederte und ausgerüstete Einheit soll in der Lage sein, 72 Stunden auf sich gestellt ein schweres Gefecht zu führen oder sieben Tage lang in einer Umgebung mit geringer bis mittlerer militärischer Herausforderung zu operieren. Gegenüber heutigen, gleichgroßen Einheiten, sollen sie 30 bis 70 Prozent weniger Treibstoff, Wasser, Munition und Ersatzteile benötigen, erheblich schneller über eine strategische Entfernung zu verlegen sein und mit einer geringeren Anzahl Soldaten ein größeres Gebiet beherrschen können.

Kritik

Hauptkritikpunkt sind die Kosten. Nachdem ursprünglich Kosten von bis zu 100 Milliarden US-Dollar für das komplette System veranschlagt waren, stiegen diese in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich an. Die Entwicklung von vier der ursprünglich 18 geplanten Systeme wurde deshalb eingestellt. Eine Schätzung des US-Rechnungshofs vom März 2006 geht davon aus, dass bisher bereits 161 Milliarden Dollar in FCS investiert wurden. Das Verteidigungsministerium ging Mitte 2006 von 300 Milliarden Dollar Kosten bis zur Einsatzfähigkeit aller im FCS-Programm veranschlagten Waffen aus, die Heeresführung von 230 Milliarden. Verbunden mit dem Kostenanstieg ist das Verfehlen des vorgesehenen Zeitplans. Eine für 2009 vorgesehene Bewertung des Programmfortschritts durch das Verteidigungsministerium wird vermutlich nur teilweise möglich sein, da zahlreiche Bestandteile des FCS nicht die dafür nötige Entwicklungsreife erreicht haben.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Kontrolle über die große Menge unbemannter Systeme. Da diese nie vollständig autonom arbeiten, sondern immer mehr oder weniger menschliche Kontrolle benötigen, ergibt sich ein Personalbedarf, der eigentlich durch diese Systeme eingespart werden sollte. Zudem ist zu erwarten, dass insbesondere die komplizierten Kommunikations-, Aufklärungs- und Führungsgeräte hohe Anforderungen an Fähigkeiten und Ausbildung ihrer Bediener stellen, was wiederum einen höheren Bedarf für die Einstellung ziviler Vertragsarbeiter mit militärischen Aufgaben nach sich ziehen könnte. Ein Gegenargument lautet, dass viele Geräte vergleichbar mit zivilen Computerprogrammen oder Videospielen bedienbar sein werden - Fähigkeiten, die insbesondere jüngere Soldaten bereits in ihrem zivilen Leben erworben haben.

Bemängelt wird auch, dass FCS wegen seines vernetzten Charakters anders als andere Waffensysteme erst sehr spät als "Prototyp" getestet werden kann. Manöver mit größeren Einheiten und der vollständigen Ausrüstung unter realistischen Bedingungen werden für 2013 erwartet, wenn die Serienproduktion bereits angelaufen ist.

Darüber hinaus gibt es Zweifel an der Leitungsfähigkeit einzelner Bestandteile, etwa der aktiven Abwehrsysteme für Fahrzeuge, sowie Befürchtungen, dass die zur Verfügung stehenden Funk-Bandbreiten für FCS und verschiedene ähnliche Projekte nicht ausreicht. Insbesondere einige der größeren Bodenfahrzeuge haben nach derzeitigem Entwicklungsstand die ursprüngliche Begrenzung auf 20 Tonnen Gewicht überschritten, ebenso Abmessungen, die sie in ein Transportflugzeug des Typs Lockheed C-130 verladbar machen.

Verweise

Interne Verweise

Literatur

  • Andrew Feickert: The Army’s Future Combat System (FCS): Background and Issues for Congress, Congressional Research Service, 18. Mai 2008. pdf-Dokument
  • Hans Ulrich Kaeser: The Future Combat System - What Future can The Army Affort? CSIS-Report, 5. Februar 2009 pdf-Dokument

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.mtu-online.com/mtu/produ/proddies/proddiesspec/proddies890/
  2. http://www.defense-update.com/products/a/aps.htm
  3. http://www.defense-update.com/newscast/0608/news/news0706_nlosc.htm
  4. https://www.fcs.army.mil/news/pdf/US_Army_Developed_Missile_System_Aids_New_%20Class_of_Navy_Ship.pdf
  5. http://defense-technologynews.blogspot.com/2008/11/honeywell-wins-production-contract-for.html
  6. https://www.fcs.army.mil/news/pdf/Army_to_Accelerate_FCS_Deliveries_to_IBCTs.pdf

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