Fußball-Weltmeisterschaft 1934/Deutschland

Fußball-Weltmeisterschaft 1934/Deutschland

Die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1934 (Länderinfo)

Inhaltsverzeichnis

Qualifikation

Da sich in Europa nur 21 Mannschaften um 12 Startplätze bewarben, hatte die deutsche Elf nur ein einziges Qualifikationsspiel zu absolvieren, um die Endrundenteilnahme zu erreichen, am 11. März 1934 in Luxemburg. Sie trat in folgender Aufstellung an:

Fritz Buchloh (VfB Speldorf, 5. Länderspiel) - Eduard Hundt (Schwarz-Weiß Essen, 3.), Sigmund Haringer (Bayern München, 8.) - Paul Janes (Fortuna Düsseldorf, 5.), Fritz Szepan (FC Schalke 04, 4.), Richard Oehm (1. FC Nürnberg, 3.) - Ernst Albrecht (Kapitän, Fortuna Düsseldorf, 17.), Willi Wigold (Fortuna Düsseldorf, 4.), Karl Hohmann (VfL Benrath, 8.), Josef Rasselnberg (VfL Benrath, 5.), Stanislaus Kobierski (Fortuna Düsseldorf, 12.)

Obwohl nur fünf dieser Spieler auch in Italien dabei waren (Buchloh stand als dritter Torwart auf Abruf bereit, Albrecht fuhr zwar mit, wurde aber nicht eingesetzt) und vier (Hundt, Oehm, Albrecht, Wigold) an diesem Tag zum letzten Mal in der DFB-Elf standen, gelang mit 9:1 ein Kantersieg gegen die Auswahl des Großherzogtums. Vier Tore erzielte Rasselnberg, drei gingen auf das Konto von Hohmann, je eines steuerten Albrecht und Wigold bei. Es war übrigens das 100. offizielle Länderspiel des DFB.

Aufgebot

Name Damaliger Verein Geburtstag Sp. Tor Rot
Torhüter
 Hans Jakob  SSV Jahn Regensburg 16.06.1908 1 0 0
 Willibald Kreß  Dresdner SC 13.11.1906 3 0 0
Verteidiger
 Willy Busch  TuS Duisburg 99 04.01.1907 3 0 0
 Sigmund Haringer  FC Bayern München 09.12.1908 3 0 0
 Hans Schwartz  SC Victoria Hamburg 01.03.1913 1 0 0
Läufer
 Jakob Bender  Fortuna Düsseldorf 23.03.1910 2 0 0
 Rudolf Gramlich  Eintracht Frankfurt 06.06.1908 1 0 0
 Paul Janes  Fortuna Düsseldorf 10.03.1912 2 0 0
 Reinhold Münzenberg  Alemannia Aachen 25.01.1909 1 0 0
 Fritz Szepan  FC Schalke 04 02.09.1907 4 0 0
 Paul Zielinski  Union 02 Hamborn 20.11.1911 4 0 0
Stürmer
 Ernst Albrecht  Fortuna Düsseldorf 12.11.1907 0 0 0
 Edmund Conen  FV Saarbrücken 10.11.1914 4 4 0
 Matthias Heidemann  Werder Bremen 07.12.1912 1 0 0
 Karl Hohmann  VfL Benrath 18.06.1908 2 2 0
 Stanislaus Kobierski  Fortuna Düsseldorf 15.11.1910 3 1 0
 Ernst Lehner  TSV Schwaben Augsburg 07.11.1912 4 2 0
 Rudolf Noack  Hamburger SV 30.03.1913 1 1 0
 Otto Siffling  SV 07 Waldhof 03.08.1912 4 1 0
Trainer
  Otto Nerz (Reichstrainer)   21.10.1892
  Sepp Herberger (Kotrainer)   28.03.1897

(Anmerkung: Die Rückennummern wurden im internationalen Fußball erst 1939 eingeführt.)

Auf Abruf standen bereit: Fritz Buchloh (VfB Speldorf, Torwart), Franz Dienert (VfB Mühlburg, Verteidiger) und Josef Streb (FC Wacker München, Läufer).

Mit einem Durchschnittsalter von fast exakt 24 Jahren ist dieses erste deutsche WM-Aufgebot das bis heute jüngste. Besonders fällt auf, dass drei Spieler (Schwartz, Siffling und Zielinski) zuvor kein einziges offizielles Länderspiel bestritten hatten. Mehr als zehn Einsätze hatten allein Kreß, Kobierski und Albrecht vorzuweisen. Allerdings war der Kader im Rahmen eines Trainingslagers in Duisburg aus ursprünglich 38 Kandidaten ausgewählt worden, dabei gab es auch vier Testspiele in unterschiedlichen Besetzungen gegen die englische Profimannschaft Derby County.

Spiele der deutschen Mannschaft

Deutschland gelang bei der WM 1934 ein Achtungserfolg. Unerwartet schlug man Belgien und Schweden, besonders dank der Leistungen von Edmund Conen und Karl Hohmann, bevor man im Halbfinale von einem überragenden Oldřich Nejedlý quasi im Alleingang besiegt wurde. Für einen gelungenen Abschluss sorgte der Überraschungserfolg gegen die deutlich stärker eingeschätzten Österreicher im Spiel um Platz 3.

Deutschland - Belgien 5:2
Deutschland - Schweden 2:1
Tschechoslowakei - Deutschland 3:1
Deutschland - Österreich 3:2

Achtelfinale

27. Mai 1934 in Florenz (Stadio Giovanni Berta)

Deutschland - Belgien 5:2 (1:2)

Deutschland: Kreß - Haringer, Schwartz - Janes, Szepan (Kapitän), Zielinski - Lehner, Hohmann, Conen, Siffling, Kobierski

Belgien: André Vandeweyer (Union Saint-Gilloise) - Philibert Smellinckx (Union Saint-Gilloise), Constant Joacim (K Berchem Sport) - Frans Peeraer (RFC Antwerpen), Felix Welkenhuysen (Kapitän, Union Saint-Gilloise), Jean Claessens (Union Saint-Gilloise) - François Devries (RFC Antwerpen), Bernard Voorhoof (Lierse SK), Jean Capelle (Standard Lüttich), Laurent Grimmonprez (RRC Gent), Albert Heremans (Daring Club Brüssel). Trainer: Hector Goetinck

Zuschauer: 8000 - Schiedsrichter: Francesco Mattea (Italien) - Tore: 1:0 Kobierski (27.), 1:1 Voorhoof (32.), 1:2 Voorhoof (45.), 2:2 Siffling (47.), 3:2 Conen (67.), 4:2 Conen (70.), 5:2 Conen (86.)

Das letzte Aufeinandertreffen mit Achtelfinalgegner Belgien lag erst 7 Monate zurück: Am 22. Oktober 1933 hatte Deutschland in Duisburg 8:1 gesiegt, und auch wenn von der damaligen Elf lediglich Janes, Hohmann und Kobierski auch in Florenz aufliefen, war die DFB-Mannschaft doch klarer Favorit und stand unter entsprechendem Erwartungsdruck. In der ersten Halbzeit fühlte sie sich in dieser Rolle aber denkbar unwohl, agierte übernervös und kam nie zu einem wirklich durchdachten Spielaufbau. Dazu kam, dass Trainer Otto Nerz eine bewusst defensive Taktik verordnet hatte; Kapitän und Mittelläufer Szepan sollte vornehmlich den beiden Verteidigern Haringer und Schwartz beim Verhindern von Gegentoren beispringen und keinesfalls die Mittellinie überqueren, um das Angriffsspiel anzukurbeln. Das führte nun allerdings dazu, dass die deutsche Hintermannschaft eher durch Querpässe für Gefahr vor dem eigenen Tor sorgte, als dass sie sich bei den Belgiern Respekt verschafft hätte. Die deutschen Stürmer - bis auf den erst 19-jährigen Conen allesamt dem Typ nach eher Langstreckenläufer als Muskelpakete - erwiesen sich ihren Gegenspielern im Zweikampf zunächst regelmäßig als unterlegen, so dass einfach kein Durchkommen war, zumal auch die berühmte belgische Abseitsfalle mehrfach zuschnappte. Die Belgier versuchten immer wieder, den Ball hochzuhalten, um ihre körperlichen Vorteile im Luftkampf auszuspielen, zumal sie im ersten Abschnitt die Sonne und den starken Wind im Rücken hatten. Selbst die deutsche Führung - Kobierski, von Siffling bedient, sah alle Anspielstationen abgedeckt, entschloss sich aus ungünstigem Winkel selbst zum Schuss und überraschte Torwart Vandeweyer - konnte nicht für Beruhigung sorgen; nur fünf Minuten später fiel eine missratene Kopfballabwehr von Szepan im eigenen Strafraum vor die Füße Voorhoofs, der aus kurzer Distanz den Ausgleich erzielte. Praktisch mit dem Halbzeitpfiff dann gar die Führung für Belgien: Wieder ging den Deutschen der Ball in der eigenen Hälfte verloren, Linksaußen Heremans eroberte ihn, und dessen präzise Flanke verwertete erneut Voorhoof per Kopf.

Noch unter dem Eindruck dieses Schocks antwortete Reichstrainer Nerz Edmund Conen, der sich in der Pause über die allzu starre Taktik beschwerte: "Mach, was du willst!", und das war das Beste, was er hätte sagen können. Die zweite Hälfte begann für Deutschland ideal mit dem 2:2 durch Siffling auf Flanke von Lehner in der 47. Minute. Die Belgier reagierten noch einmal mit einer viertelstündigen Drangphase, die aber außer einer Serie von Eckbällen nichts Zählbares einbrachte, dann begannen ihre Kräfte zusehends nachzulassen. Die erneute deutsche Führung resultierte aus einem Kobierski-Schuss, der eventuell sogar die Torlinie bereits überschritten hatte, als er von Vandeweyer weggefaustet wurde - allerdings nur zu Conen, der den Ball endgültig eindrückte und in den offiziellen Statistiken auch als Torschütze genannt wird. Dieselben Spieler besorgten kurz darauf auch das vorentscheidende 4:2: Der Düsseldorfer legte auf, der Saarbrücker knallte das Leder aus spitzem Winkel unter die Latte. Danach resignierten die Belgier. Im Angriff waren sie schon zuvor auf deutsche Fehler angewiesen, um zu Gelegenheiten zu kommen, hatten aber in der Verteidigung über weite Strecken dominiert. Nun ließen sie auch in dieser Beziehung stark nach, Deutschland hatte in der Schlussviertelstunde noch eine Reihe guter Torchancen, von denen aber nur noch eine zum Erfolg führte, als Conen fünf Minuten vor dem Ende mit einem verdeckten Gewaltschuss aus der Drehung den Endstand herstellte und damit den ersten echten Hattrick der WM-Geschichte perfekt machte. Auf einen vielleicht zu Unrecht verweigerten Elfmeter nach Foul an Hohmann kam es letztlich nicht mehr an, die erste Hürde war überwunden.

Viertelfinale

31. Mai 1934 in Mailand (Stadio Mussolini in San Siro)

Deutschland - Schweden 2:1 (0:0)

Deutschland: Kreß - Haringer, Busch - Gramlich, Szepan (Kapitän), Zielinski - Lehner, Hohmann, Conen, Siffling, Kobierski

Schweden: Anders Rydberg (IFK Göteborg) - Nils Axelsson (Helsingborgs IF), Sven Andersson (AIK Stockholm) - Rune Carlsson (IFK Eskilstuna), Nils Rosén (Kapitän, Helsingborgs IF), Ernst Andersson (IFK Göteborg) - Gösta Dunker (Sandvikens IF), Ragnar Gustavsson (GAIS Göteborg), Sven Jonasson (Elfsborg Borås), Tore Keller (IK Sleipner), Knut Kroon (Helsingborgs IF). Trainer: Josef Nagy

Zuschauer: 3000 - Schiedsrichter: Rinaldo Barlassina (Italien) - Tore: 1:0 Hohmann (58.), 2:0 Hohmann (64.), 2:1 Dunker (83.)

An diesem Tag regnete es in Mailand, entsprechend gering war der Zuschauerzuspruch. Viertelfinalgegner Schweden hatte sich im ersten Spiel gegen die Argentinier mit 3:2 durchgesetzt. Der Vizeweltmeister von 1930 war allerdings nur mit einer Amateur-Nationalmannschaft angereist, obwohl in der heimischen ersten Liga kurz zuvor das Profitum eingeführt worden war. Auf deutscher Seite ersetzte Otto Nerz den gegen Belgien nicht überzeugenden Schwartz und den angeschlagenen Janes durch Busch und Gramlich, die taktische Grundordnung blieb jedoch die gleiche; Szepan bekam die Aufgabe, den schwedischen Torjäger Jonasson auszuschalten. Diesmal agierte die Hintermannschaft viel konsequenter, so dass sich das Spiel der Schweden meist tot lief. Aber auch die Deutschen erarbeiteten sich in der ersten Halbzeit keine klaren Torchancen, versuchten lediglich den einen oder anderen Fernschuss, ohne Rydberg überwinden zu können.

Erst nach der Pause spielte die DFB-Elf auf Sieg und wurde dann auch nach einer knappen Stunde mit dem Führungstreffer belohnt. Nach Freistoß von Gramlich gewann Hohmann das Kopfballduell, der Ball fiel Conen vor die Füße, der ihn direkt an Hohmann zurückgab. Der Benrather schob ihn schließlich überlegt ein. Als nur wenig später das 2:0 fiel, schien die Partie entschieden. Wiederum Gramlich hatte Conen steil geschickt, der legte zu Hohmann. Torwart Rydberg stürzte sich ihm noch entgegen, aber er schloss rechtzeitig ab, über den Innenpfosten fand der Ball den Weg ins Tor. Allerdings zog sich der deutsche Stürmer beim Zusammenprall mit dem Torhüter noch eine Knieverletzung zu, spielte zwar durch, denn Auswechseln war noch nicht zulässig, fiel aber fürs Halbfinale gegen die Tschechoslowakei aus. Das Tor lähmte zunächst die Schweden und beflügelte die Deutschen, die in der Folgezeit noch mehrere Möglichkeiten vergaben bzw. an Rydberg scheiterten. Das änderte sich erst mit dem überraschenden Anschlusstreffer, als Kreß einen Schuss des Rechtsaußen Dunker passieren ließ. In den letzten acht Minuten hieß es noch einmal Zittern bei jedem schwedischen Angriff; es führte jedoch keiner mehr zum Torerfolg, Deutschland brachte den insgesamt verdienten Sieg über die Zeit.

Halbfinale

3. Juni 1934 in Rom (Stadio del Partito Nazionale Fascista)

Deutschland - Tschechoslowakei 1:3 (0:1)

Deutschland: Kreß - Haringer, Busch - Zielinski, Szepan (Kapitän), Bender - Lehner, Siffling, Conen, Noack, Kobierski

Tschechoslowakei: František Plánička (Kapitän, Slavia Prag) - Jaroslav Burgr (Sparta Prag), Josef Čtyřoký (Sparta Prag) - Josef Košťálek (Sparta Prag), Štefan Čambal (Slavia Prag), Rudolf Krčil (Slavia Prag) - František Junek (Slavia Prag), František Svoboda (Slavia Prag), Jiří Sobotka (Slavia Prag), Oldřich Nejedlý (Sparta Prag), Antonín Puč (Slavia Prag). Trainer: Karel Petrů

Zuschauer: 15.000 - Schiedsrichter: Rinaldo Barlassina (Italien) - Tore: 0:1 Nejedlý (21.), 1:1 Noack (60.), 1:2 Nejedlý (73.), 1:3 Nejedlý (81.)

Im Halbfinale gegen die Tschechoslowakei, gegen die man niemals zuvor gespielt hatte, war die deutsche Elf erstmals nicht in der Favoritenrolle, auch wenn der Gegner zuvor gegen Rumänien (2:1) und die Schweiz (3:2) jeweils nach 0:1-Rückstand nur knapp gewonnen hatte. In der deutschen Elf stand Bender anstelle Gramlichs, der war aus Solidarität mit seinem jüdischen Arbeitgeber, welcher sich zunehmenden Repressalien durch das Naziregime ausgesetzt sah, freiwillig nach Frankfurt zurückgekehrt. (Die offizielle Version gab berufliche Zwänge als Grund an und sang gleichzeitig das Loblied auf den Amateurstatus der deutschen Spieler.) Für den verletzten Hohmann übernahm Siffling die Position des halbrechten Stürmers, die er ohnehin auch bei Waldhof innehatte, als Halblinker rückte Noack in die Aufstellung.

Auch wenn vielerorts zu lesen ist, das Ergebnis des Spiels sei in erster Linie auf die Leistungen der beiden Torhüter zurückzuführen - Kreß wurde in Deutschland anschließend zum Sündenbock gemacht und durfte nie mehr ein Länderspiel bestreiten -, so war es doch insgesamt betrachtet ein verdienter Sieg der Tschechoslowakei. Es machte sich deutlich bemerkbar, dass das ausschließlich aus Spielern der Prager Spitzenclubs Slavia und Sparta bestehende Team besser aufeinander eingespielt war als die eigens für dieses Turnier zusammengestellte deutsche Mannschaft. Die Prager waren ideenreicher und geistig beweglicher, häufig nur durch Fouls zu bremsen, während die Aktionen der Deutschen meist überhastet wirkten und sie nicht in der Lage waren, ein Kombinationsspiel aufzuziehen, das die gegnerische Verteidigung vor ernsthafte Probleme gestellt hätte. Besonders das Flügelspiel wurde zu sehr vernachlässigt, im Angriff fehlten die Anspielstationen, weil zu wenig Bewegung in der Grundformation war. Bezeichnend ist, dass die ersten beiden Gegentreffer als Abstaubertore nach zu kurzen Klärungsversuchen von Willibald Kreß zustandekamen, während im tschechoslowakischen Strafraum nie ein Stürmer zur Stelle war, um von einer der wenigen Unsicherheiten Pláničkas zu profitieren.

Das erste Tor resultierte aus einer Flanke Juneks, die Kreß zwar mit der Faust erreichte, von dort landete der Ball jedoch direkt auf dem Kopf von Nejedlý, der ihn schließlich in die Maschen setzte. Danach vereitelte Plánička noch vor der Halbzeit dreimal den Ausgleich. Erst in der 60. Minute war auch er machtlos, als das Leder über Conen und Siffling den frei stehenden Noack erreichte und dieser mit einem Gewaltschuss ins rechte Toreck vollstreckte. Es schloss sich eine deutsche Drangphase an, die jedoch aus den oben genannten Gründen ohne weiteren Erfolg blieb. Der erneute Rückstand brachte das Strohfeuer dann endgültig zum Erlöschen. Kreß hatte einen Schuss von Puč nach vorne prallen lassen, und noch ehe er nachfassen konnte, war erneut Nejedlý zur Stelle. Als der Dresdner dann auch noch beim 1:3 den von der Strafraumgrenze abgeschossenen Ball über seine rechte Schulter weg ins Tor fliegen ließ, war die Partie entschieden.

Spiel um den dritten Platz

7. Juni 1934 in Neapel (Stadio Giorgio Ascarelli)

Deutschland - Österreich 3:2 (3:1)

Deutschland: Jakob - Janes, Busch - Zielinski, Münzenberg, Bender - Szepan (Kapitän) - Lehner, Siffling, Conen, Heidemann

Österreich: Peter Platzer (Admira Wien) - Franz Cisar (Wiener AC), Karl Sesta (Wiener AC) - Franz Wagner (Rapid Wien), Josef Smistik (Kapitän, Rapid Wien), Johann Urbanek (Admira Wien) - Karl Zischek (Wacker Wien), Georg Braun (Wiener AC), Josef Bican (Rapid Wien), Johann Horvath (FC Wien), Rudolf Viertl (Austria Wien). Trainer: Hugo Meisl

Zuschauer: 9000 - Schiedsrichter: Albino Carraro (Italien) - Tore: 1:0 Lehner (1.), 2:0 Conen (15.), 2:1 Horvath (35.), 3:1 Lehner (40.), 3:2 Sesta (63.)

Mit den Österreichern war noch eine Rechnung offen, denn 1931 hatte die deutsche Nationalmannschaft gegen Hugo Meisls "Wunderteam" zwei deutliche Niederlagen erlitten - 0:6 am 24. Mai im Berliner Deutschen Stadion und 0:5 am 13. September im Stadion Hohe Warte in Wien. Aus dem damaligen Aufgebot Österreichs waren immerhin Smistik, Zischek und Braun auch in Neapel dabei, die beiden wichtigsten Leistungsträger aber, Matthias Sindelar und Torjäger Anton Schall, fehlten wegen Verletzungen, die sich früher im Turnier zugezogen hatten. Trotzdem wurde den Profis aus der Wiener Liga, die nach Siegen über Frankreich und Ungarn im Halbfinale Gastgeber Italien 0:1 unterlegen waren, im Vorhinein mehr zugetraut.

DFB-Trainer Otto Nerz baute seine Formation vollständig um. Janes kehrte zurück und übernahm in der deutschen Verteidigung die Position von Haringer - der Münchner war von Nerz in flagranti mit einer Flasche Bier ertappt worden. Jakob, Münzenberg und Heidemann kamen anstelle von Kreß, Noack und Kobierski zu ihrem einzigen WM-Einsatz. Den Mittelläufer aus Aachen, der sich zuhause bereitgehalten hatte, hatte Nerz eigens für dieses Spiel nachkommen lassen (Münzenberg musste deshalb sogar seinen Hochzeitstermin verschieben), denn seinem Kapitän Szepan hatte er eine neue Aufgabe zugedacht: Als vorgeschobener "zweiter Mittelläufer" sollte er einerseits Smistik frühzeitig stören, sich andererseits aber auch selbst in den Spielaufbau einschalten. Die Überraschung gelang. Das deutsche Team spielte vom Anpfiff weg auf Angriff, Lehners Führungstor bereits nach 24 Sekunden beflügelte das Selbstvertrauen, und Szepan avancierte zum besten Mann auf dem Platz. Schon nach einer Viertelstunde erhöhte Conen, der von Journalisten zum besten Mittelstürmer des Turniers gewählt wurde, mit einem seiner gefürchteten Gewaltschüsse auf 2:0, und bis zur Pause hatte die deutsche Mannschaft eine Vielzahl an Torchancen, jedoch fehlte es an Kaltschnäuzigkeit, um die Partie frühzeitig zu entscheiden. So erzielte Horvath, der es als einziger der österreichischen Stürmer nicht mit einem direkten Bewacher zu tun hatte, den Anschluss, jedoch konnte erneut Lehner den alten Abstand wieder herstellen, als er im Fallen mit dem linken Fuß ins rechte untere Toreck traf.

In der zweiten Halbzeit waren die Deutschen dann vor allem aufs Halten ihres Vorsprungs bedacht, und so wechselte das Übergewicht an Spielanteilen auf die Seite der Österreicher, bei denen Sesta und Braun nach der Pause die Positionen getauscht hatten. Doch auch die deutsche Hintermannschaft hatte einen großen Tag und beherrschte die gegnerischen Angreifer über weite Strecken. So fiel lediglich noch das 3:2, als Hans Jakob bei einen von Sesta aus über 30 Metern Entfernung abgegebenen Schuss die Sicht verdeckt war, so dass der Ball durch die Beine des Torwarts den Weg ins Netz fand.

Noch eine Kuriosität am Rande: Da beide Mannschaften traditionell in weißen Hemden und schwarzen Hosen spielen und Ausweichtrikots in jener Zeit noch nicht üblich waren, hatte das Publikum in der ersten halben Stunde große Schwierigkeiten, die Teams auseinanderzuhalten, und protestierte lautstark. Endlich löste man das Problem dadurch, dass man einen von einem Verein vor Ort zur Verfügung gestellten Satz roter Hemden zum Einsatz brachte. Durch Los wurden die Österreicher zum Trikotwechsel bestimmt.


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