Färberresede

Färberresede
Färber-Wau
Färber-Wau (Reseda luteola)

Färber-Wau (Reseda luteola)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Resedagewächse (Resedaceae)
Gattung: Reseda
Art: Färber-Wau
Wissenschaftlicher Name
Reseda luteola
L.

Der Färber-Wau (Reseda luteola), auch Färber-Resede, Echter Wau oder Gelb- oder Gilbkraut ist eine Pflanzenart aus der Familie der Resedagewächse. Sie ist aufgrund ihres Farbstoffs Luteolin eine alte, heute kaum mehr verwendete Färberpflanze, die zum Gelbfärben verwendet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Färber-Wau ist eine zweijährige Pflanze mit aufrechten Stängeln, die eine Wuchshöhe von 40 bis 120 Zentimtetern erreicht. Die Blätter sind ungeteilt, kahl und von linealischer bis lanzettlicher Form.

Der Blütenstand ist eine ährenartige Traube, steif und besitzt viele dicht stehende Blüten. Der Blütenstiel ist höchstens 2,5 Millimeter lang. Die Blüten sind vierteilig und geruchlos. Die Krone ist blassgelb. Die Blüte besitzt je vier Kelch- und Kronblätter. Das obere Kronblatt ist vier- bis fünfzipfelig, die seitlichen sind dreizipfelig. Blütezeit ist zwischen Juni und September. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten oder Selbstbestäubung.

Die Fruchttraube hat eine verlängerte Achse und trägt zahlreiche, vier Millimeter lange Kapseln. Diese sind kugelig und aufrechtstehend und enthalten viele Samen.

Vorkommen

Der Färber-Wau ist in Westasien und dem Mittelmeergebiet beheimatet. Als alte Färbepflanze ist er in weiten Gebieten Europas als Kulturrelikt alteingebürgert (Archäophyt). Lediglich in Skandinavien tritt er nur vereinzelt auf und in Osteuropa fehlt er[1]. Er ist seit der Jungsteinzeit als Kulturbegleiter nachgewiesen. Möglicherweise ist er in Deutschland jedoch auch indigen[2]. In Amerika, Australien und Neuseeland wurde die Art eingeschleppt.[1]

Färber-Wau wächst auf Waldschlägen und trockenen Ruderalfluren wie Wegrändern, Schuttplätzen und Gesteinsschutt. Er ist ein Rohboden-Pionier und bevorzugt trockene, nährstoffreiche Standorte. Die Art wächst bis in die montane Höhenstufe.

Verwendung und Geschichte

Der Färberwau dient zum Färben von Stoffen. Verwendet werden dabei die oberirdischen Pflanzenteile, wobei vor allem die oberen blühenden Äste reich am Farbstoff Luteolin sind. Die Färbekraft für Wolle und Baumwolle ist gering, die Verwendung für Leinen ist nicht überliefert. Am längsten hielt sich die Färbung von Seide mit Färberwau.

Die ältesten Funde von Samen stammen aus jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlungen am Pfäffikersee und Neuenburgersee sowie am Zürichsee. Es ist jedoch nicht klar, ob die Pflanzen genutzt oder nur mit Saatgut nach Mitteleuropa verschleppt wurden; für einen sicheren Nachweis der Nutzung zum Färben wären Reste von Blättern oder Stengeln oder massenhaftes Vorkommen von Samen erforderlich. Das Auftreten von weiteren Färbepflanzen in der eisenzeitlichen Siedlung von Eberdingen-Hochdorf deutet ebenfalls auf eine solche Nutzung hin. Vergil und Vitruv beschrieben eine Pflanze lutum, die zum Gelb- und Grün-Färben verwendet wurde. Es ist wahrscheinlich, dass es sich dabei um den Färber-Wau handelte. Ab dem Mittelalter (12. Jahrhundert) sind wieder Samenfunde bekannt.

Die Hauptanbaugebiete lagen im 19. Jahrhundert in Südfrankreich und Italien. Pflanzen aus nördlicheren Breiten hatten eine geringere Farbwirkung. Vor 1800 war der Färber-Wau der wichtigste gelbe Farbstoff. 1927 wurde er nur mehr zum Färben von Seide verwendet.

Quellen und weiterführende Informationen

  • Manfred A. Fischer (Red.): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6
  • Udelgard Körber-Grohne: Nutzpflanzen in Deutschland von der Vorgeschichte bis heute. Theiss, Stuttgart 1995 (Nachdruck ISBN 3-933203-40-6). (Verwendung und Geschichte)

Einzelnachweise

  1. a b Arealkarte
  2. Schmeil-Fitschen 2001/2002.

Weblinks


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