Fürst von Leubingen

Fürst von Leubingen
Grabhügel von Leubingen

Der Grabhügel von Leubingen ist ein sogenanntes Fürstengrab der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur, welches sich bei Sömmerda-Leubingen in Thüringen (nördlich von Erfurt) als monumentales Denkmal erhebt.

Dendrochronologisch datiert der Grabhügel in die Zeit um 1942 (± 10) v. Chr. (3892±10 BP=before Present: vor 1950)[1]. Der Hügel hatte eine Höhe von ca. 8,5 m und einen Durchmesser von ca. 34 m, einen Umfang von 145 m und ein Bauvolumen von 3270 m³.

Im Innern wurden bei der 1877 unter Leitung des Universitätsprofessors Friedrich Klopfleisch durchgeführten Ausgrabung im oberen Bereich 70 slawische Gräber aus der Zeit von 700 bis 1100 n. Chr. freigelegt. Auf Bodenniveau stießen die Ausgräber auf eine unversehrte, zeltförmige Grabkammer aus Eichenholz, welche aus der Bronzezeit stammt. Die Kammer war mit Schilf bedeckt, mit Kalkmörtel verfugt und mit Steinen abgedeckt. Diese Steinabdeckung bestand aus weißem und rotem Sandstein, welcher aus Entfernungen bis zu 30 km herbeigeschafft wurde. Eine Nachbildung der Grabkammer befindet sich im Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar und in der Leubinger Heimatstube.

Die Grabkammer barg eine Doppelbestattung, wobei die Hauptbestattung - ein männlicher Erwachsener - eine herausragende Persönlichkeit gewesen sein muss (etwa ein Stammeshäuptling oder Priester, Kriegsherr oder Metallurg). Die in den Grabbeigaben enthalten Werkzeuge könnten darauf hinweisen, dass Reichtum und Macht aus einer Kontrolle der regionalen Metallwirtschaft resultierten. Manche Forscher sehen im Grabhügel von Leubingen deshalb ein spätes Metallurgengrab. Allerdings fanden sich hier nicht die sonst dafür typischen Tondüsen.

Quer über den Hüften des auf dem Rücken liegenden Toten wurde das Skelett eines etwa zehnjährigen Kindes gefunden. Da zum Zeitpunkt der Graböffnung keine anthropologische Untersuchung stattfand, ist ungeklärt, ob es sich um Totenfolge oder um ein gleichzeitig verstorbenes Kind handelt.

Die reichen Grabbeigaben, bestehend aus Goldschmuck (ein goldener Armring, zwei goldene Ösenkopfnadeln, ein goldenes Spiralröllchen, zwei goldene Noppenringe), bronzenen Waffen (eine Stabdolchklinge, drei Dolchklingen, zwei Randleistenbeile) und Werkzeugen (zwei Knickwandmeißeln, zwei Randleistenmeißeln, ein Schuhleistenkeil aus Serpentin, ein Wetzstein), einen großem Grabgefäß sowie weitere Keramikbeigaben und nicht zuletzt der gewaltige Aufwand für die gesamte Begräbnisstätte, bezeugen die Bestattung eines Mächtigen aus der frühen Bronzezeit.


Weblinks

Quellen

  1. Ilona Knapp: „Fürst“ oder „Häuptling“ ? Eine Analyse der herausragenden Bestattungen der frühen Bronzezeit in Archäologie Digital 1, Freiburg 2001 ISBN 3-935846-00-2 S. 53

51.19027777777811.1697222222227Koordinaten: 51° 11′ 25″ N, 11° 10′ 11″ O


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