Fürstentum Neisse

Fürstentum Neisse
Wappen des Fürstentums Neisse

Das Fürstentum Neisse war ein Fürstentum im Südosten Niederschlesiens, welches nach der Stadt Neisse (Nysa im heutigen Polen) benannt war und sich am Mittellauf der Glatzer Neiße erstreckte. Heute befindet sich das Gebiet des Fürstentums zu 1.231 km² auf polnischem und zu 900 km² auf tschechischem Staatsgebiet.

Geschichte

Zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert begann die regionale Selbständigkeit des Gebiets. Als im Jahre 1199 Jaroslaw von Oppeln, der Pfarrer von Neiße, Bischof von Breslau wurde und sein Land dem Bistum Breslau schenkte, wurde Neisse zur weltlichen Herrschaft des Bischofs.

Im Laufe der Zeit erlangten die Bischöfe von Breslau die weltliche Macht über die Herzogtümer Ottmachau und Neisse. Am 23. Juni 1290 gewährte Herzog Heinrich IV. dem Bistum die uneingeschränkte Landeshoheit über diese Herzogtümer, sodass die Bischöfe in den Landesfürstenstand eintraten und fortan als „Fürstbischöfe“ bezeichnet werden.

Fürstbischof Preczlaw von Pogarell stellte das Land nach seinem Amtsantritt im Vertrag von Namslau unter die Oberlehnshoheit der Krone Böhmen, und erwarb 1344 das Fürstentum Grottkau, das er mit dem Fürstentum Neisse zum „Fürstentum Neisse-Grottkau“ vereinte. Zur Sicherung seines Landes und um das Entstehen von Raubnestern zu verhindern, erwarb Preczlaw mehrere Burgen in den Gebirgszügen an der Grenze zu Böhmen und ließ sie ausbauen, unter anderem die Stadt Neisse. Auch die Stadt Weidenau und Umgebung wurde Teil des Fürstentums.

Dank des Bergbaus von Edelmetallen und des Zustroms deutscher Bergleute und Siedler wurde das Gebiet bereits im 13. Jahrhundert germanisiert. Während der Hussitenkriege sagte sich das Fürstentum gemeinsam mit dem übrigen Schlesien von der böhmischen Krone los, wurde aber bereits 1424 wieder durch die Hussiten eingenommen. Demgegenüber wurde es während des Dreißigjährigen Krieges dreimal vergeblich belagert. Danach wurde ein kleiner Teil des Fürstentums, nämlich die Stadt Zuckmantel, die Landgemeinde Hermannstadt und die Gemarkungen Einsiedel und Buchbergsthal (bei Würbenthal), Teil des Herzogtums Troppau.

Im Jahre 1741 eroberten preußische Truppen das Fürstentum. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg wurde das Gebiet im Vorfrieden von Breslau (1742) zwischen Preußen (größerer Teil 1231 km² - vgl. Schlesien) und Österreich (Österreichisch-Schlesien - 900 km²) aufgeteilt. 1744 wurde der österreichisch-schlesische Teil des Fürstentums Neisse mit dem Neisser Kreis vereinigt. Von Schloss Johannisberg aus übernahm dann 1767 der geflohene Breslauer Bischof Graf Philipp Gotthard von Schaffgotsch (1747–1795) die Herrschaft über den böhmischen Teil des Fürstentums. 1783 kam es zur Vereinigung des Neisser Kreises und des Troppau-Jägerndorfer Kreises zum Troppauer Kreis.

Der preußische Teil wurde während der Koalitionskriege im Jahre 1810 säkularisiert. 1850 kam es auf dem Gebiet Österreichisch-Schlesiens zur Abschaffung der geistlichen Herrschaft und somit auch zum faktischen Ende des Fürstentums Neisse. Gleichzeitig ging auch der Troppauer Kreis unter. Im Jahre 1853 wurde der böhmische Teil des ehemaligen Fürstentums Teil des Politischen Bezirkes Freiwaldau (heute: Jeseník), von welchem die Gemarkungen Einsiedel und Buchbergsthal 1869 in den Bezirk Freudenthal (heute: Bruntál) wechselte.

Mit dem Jahr 1918 wurde der böhmische Teil des ehemaligen Fürstentums gemeinsam mit dem gesamten Österreichisch-Schlesien Bestandteil der neuen Tschechoslowakei. Seit 1945 ist der ehemals preußische Teil des Fürstentums Bestandteil Polens.

Heutige administrative Gliederung

Siehe auch


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