Gailingen

Gailingen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Gailingen am Hochrhein
Gailingen am Hochrhein
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Gailingen am Hochrhein hervorgehoben
47.6969444444448.755469Koordinaten: 47° 42′ N, 8° 45′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Konstanz
Höhe: 469 m ü. NN
Fläche: 13,17 km²
Einwohner: 3091 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 235 Einwohner je km²
Postleitzahl: 78262
Vorwahl: 07734
Kfz-Kennzeichen: KN
Gemeindeschlüssel: 08 3 35 026
Adresse der Gemeindeverwaltung: Hauptstraße 7
78262 Gailingen am Hochrhein
Webpräsenz:
Bürgermeister: Heinz Brennenstuhl

Gailingen am Hochrhein ist eine Gemeinde im Landkreis Konstanz in Baden-Württemberg. Gailingen ist ein staatlich anerkannter Erholungsort.

Gailingen mit der Pfarrkirche St. Dionysius

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Gailingen liegt zwischen 400 m (Rheinufer) und 630 Metern (Rauhenberg) über Normalnull. Der Dorfkern liegt auf einer alten Flussterrasse des Rheins und erstreckt sich über weite Teile des Südhangs des Rauhenbergs, auf dem noch Reste der auch „Bürgli-Schloss“ genannten frühen Burg Rauhenberg zu finden sind.

Nachbargemeinden

Die Gemeinde grenzt im Norden an das zur Gemeinde Gottmadingen gehörende Dorf Randegg, im Osten an die Schweizer Gemeinden Buch und Ramsen im Kanton Schaffhausen, im Süden an die Stadt Diessenhofen im Kanton Thurgau und im Westen an Dörflingen im Kanton Schaffhausen. Nach einem 800 Meter breiten Stück Schweizer Territoriums wird im Westen außerdem die Gemarkung der deutschen Exklave Büsingen erreicht, das auf halbem Weg nach Schaffhausen liegt.

Gemeindegliederung

Zur Gemeinde Gailingen am Hochrhein gehören das Dorf Gailingen, der Weiler Obergailingen und die Häuser Lochmühle, Rheinburg und Rheinhalde und Strandweg. Im Gemeindegebiet liegen die abgegangenen Ortschaften Aufhofen, Gaishütte und Hofstetten.[2]

Geschichte

Gailingen wurde erstmals im Jahre 965 urkundlich erwähnt. Der Name geht auf einen alemannischen Sippenführer Gailo zurück, der den Ort wohl im 5. Jahrhundert begründet hat. Der Ort gehörte zunächst den Herren von Gailingen, den vermutlichen Erbauern des Bürglischlosses, ehe er 1465 unter Landeshoheit der Habsburger kam. Im Rahmen der Gebietsveränderungen durch den Reichsdeputationshauptschluss fiel die Gemeinde 1806 an das Großherzogtum Baden.

Religionen

Jüdischer Friedhof in Gailingen

Eine Besonderheit Gailingens war jahrhundertelang der hohe jüdische Bevölkerungsanteil. Nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs war den ersten Juden 1657 die Ansiedlung erlaubt worden, die zwei Jahrzehnte später die mildtätige Bruderschaft Chewra Kadischa gründeten und mit der Anlage eines bis heute gut erhaltenen jüdischen Friedhofes begannen. 1830 weihte man in Gailingen, das von 1827 bis 1925 der Sitz eines Bezirksrabbinates war, eine Synagoge ein, die bis zur Reichspogromnacht 1938 Bestand hatte; gesprengt wurde sie am 10. November wie auch die Synagogen von Konstanz, Wangen und Gottmadingen durch die SS-Verfügungstruppe III./'Germania' aus Radolfzell. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war die Hälfte der Einwohner des Ortes jüdische Bürger (1862 990 gegenüber 982 Christen), und 1870 bis 1884 hatte die Gesamtgemeinde einen jüdischen Bürgermeister, Leopold Guggenheim. Gailingen war damals nicht nur die zweitgrößte Gemeinde im Nellenburgischen Hegau (nach Stockach und noch vor Radolfzell und Singen), sondern besaß auch eine der größten israelitischen Gemeinden Badens. Das Gemeindeleben mit unter der Leitung berühmter Rabbiner und Lehrer geschaffenen religiösen und sozialen Einrichtungen (Rat- und Schulhaus, zentrale Wasserversorgung, Krankenhaus, Altersheim) galt bis zur unrühmlichen Zeit der Naziherrschaft als mustergültig. [3][4]

Politik

Gailingen bildet mit Büsingen am Hochrhein und Gottmadingen eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft.

Bürgermeister

  • 1870-1884: Leopold Guggenheim
  • seit 1986: Heinz Brennenstuhl

Gemeinderat

Die Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 brachte folgendes Ergebnis:

  • FWG 50,2 % (−4,8) – 5 Sitze (−1)
  • CDU/UWG 49,8 % (+4,8) – 5 Sitze (−1)

Partnergemeinde

Wirtschaft und Infrastruktur

Seit 1950 existieren die Schmieder-Kliniken, seit 1972 das Jugendwerk - beides neurologische Rehabilitationszentren (das Jugendwerk für Kinder und Jugendliche).

Seit 1977 ist die Gemeinde als Erholungsort staatlich anerkannt.

Bildung

Die Gemeinde verfügt mit der Hochrheinschule Gailingen über eine Grund- und Hauptschule.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Wichtige Bauwerke in Gailingen sind die katholische St. Dionysius-Kirche, die Nikolaus-Kapelle aus dem 12. Jahrhundert in Obergailingen, das Bürgerhaus (früher das jüdische Schulhaus) mit dem angrenzenden Synagogen-Gedenkplatz, der jüdische Friedhof aus dem 18. Jahrhundert, das Liebenfelsische Schlösschen von 1750, die Villa Rheinburg, mehrere historische Weintrotten sowie die Holzbrücke über den Rhein hinüber zur schweizerischen Stadt Diessenhofen.

Gedenkstätten

Auf dem Jüdischen Friedhof unterhalb des Bürgli-Schlosses erinnert seit 1948 ein Gedenkstein an die Gailinger Juden, die 1940 ins KZ Gurs deportiert wurden und der Shoa zum Opfer fielen. Am Synagogenplatz gedenkt die Bürgerschaft seit 1976 mit Gedenkstein und Gedenktafel der vernichteten Synagoge der jüdischen Gemeinde.

Natur

Der Rhein bei Gailingen

Neben der schönen Umgebung und der Nähe zur Schweiz locken im Sommer vor allem das Rhein-Strandbad und die Schifffahrt. Außerdem wird an den Südhängen in Gailingen auf rund 18 Hektar Wein angebaut. Der Abschnitt des Hochrheins, an dem Gailingen liegt - Auslauf aus dem Bodensee (Untersee) bis zum Rheinfall bei Schaffhausen - zählt zu den schönsten Flussläufen Europas.

Hoch über dem Dorf befindet sich der Aussichtspunkt Bürglischloss mit dem 1998 erstellten Aussichtsturm. Bei guter Fernsicht sieht man von Vorarlberg bis zu den Berner Alpen.

Literatur

  • Walter Wolf: Gailingen – Geschichte einer Hochrheingemeinde. Gulde Druck, Tübingen, ISBN 3-921413-93-1

Weblinks

Quellen

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 731–732
  3. Alemannia Judaica: Bürgerhaus Gailingen - ein Zentrum der jüdischen Geschichte und Kultur am Hochrhein und Bodensee
  4. Singener Wochenblatt, Zeiten im Landkreis Konstanz: Entstehung, Blüte und gewaltsames Ende der Gailinger Judengemeinde

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