Garlstedt

Garlstedt
Garlstedt
Wappen von Garlstedt
Koordinaten: 53° 17′ N, 8° 42′ O53.2816666666678.7008333333333Koordinaten: 53° 16′ 54″ N, 8° 42′ 3″ O
Eingemeindung: 1974
Vorwahl: 04795

Garlstedt ist, seit der Eingemeindung im Zuge der Gebietsreform von 1974, der vom Zentrum am weitesten entfernte Stadtteil von Osterholz-Scharmbeck im niedersächsischen Landkreis Osterholz und hat ungefähr 600 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Begriff Garlstedt stammt vermutlich von Garleff ab, einem germanischen Stammesältesten.[1]

Geographie

Garlstedt liegt im Norden der „Langen Heide“ und nahe der Siedlung entspringt die Drepte. Der Gauß'sche Vermessungspunkt liegt auf 48,9 m über NN am Waldweg „An der Forst“. Messpunkt der Hannoverschen Landesvermessung aus dem Jahre 1828 zur Vervollkommnung der Triangulation (Winkelmessung in Dreiecksketten).

Geschichte

Der Ort wurde erstmalig 1250 erwähnt; allerdings weisen zahlreiche Hügelgräber auf eine frühe Besiedelung hin, die der Stein- und Bronzezeit zuzuordnen sind. 1830 wurde eine Lure entdeckt; die „Lure von Garlstedt“ wurde in das Wappen der Gemeinde aufgenommen.



Garnison und Heeresschule

Begrüßung am Kasernentor

In Garlstedt befindet sich die ursprünglich US-amerikanische Lucius D. Clay-Kaserne, die zwischen 1975 und 1978 erbaut und am 17. Oktober 1978 mit einer 200 Mann starken Vorhut eröffnet wurde. Es handelte sich um Soldaten der ehemaligen 75. US-Brigade „Hell On Wheels“, einer Vorausabteilung der 2nd Armoured Division aus Texas, die im Sinne einer neuen NATO-Doktrin in die zum „Frontstaat“ erklärte Bundesrepublik Deutschland teil-vorverlegt wurden. Die Brigade wurde im Juli 1978 umbenannt in 2nd Armoured Division (fwd) - fwd steht für forward - und verlegte im Oktober 1978 in die neu errichtete Kaserne in Garlstedt.

Die Fluktuation der Vorausabteilung war sehr groß; so befand sich bereits nach 18 Monaten kaum ein einziger derjenigen Soldaten mehr in der Kaserne, der dort anfänglich seinen Dienst angetreten hatte. So ergibt sich für die Zeit von 1978 bis 1992 eine Gesamtzahl von 28.000 stationierten US-Soldaten.

Im Kuwaitkonflikt (Zweiter Golfkrieg) wurde der größte Teil der US-Soldaten 1990-1991 an den Golf gebracht, dort wurden 18 von ihnen getötet. Da das militärische Material größtenteils zunächst im Irak bzw. Kuwait verblieb, nutzten die Amerikaner die Gelegenheit, die Kaserne zu schließen. Am 1. Oktober 1992 wurde ein offizielles „Flaggeeinholen“ vollzogen und die Kaserne dem Heer der Bundeswehr übergeben. Sie wird seitdem unter Beibehaltung des Namens als Truppenschule genutzt, in der etwa 15000 Soldaten und zivile Mitarbeiter pro Jahr aus dem gesamten Bundesgebiet ihre logistische Ausbildung erhalten. Anfänglich wurde der Lehr- und Ausbildungsbetrieb an der Nachschubschule des Heeres vorrangig am alten Standort in Bremen-Grohn („Roland-Kaserne“) fortgeführt, im Oktober 1999 aber mit dem Umzug des Kommandeurs der Nachschubschule und Generals der Nachschubtruppe nahm die Truppenschule offiziell ihren Betrieb in Garlstedt auf. Am 1. Oktober 2006 erfolgte aufgrund eines Unterstellungswechsels vom Heer zur SKB (Streitkräftebasis) eine Umbenennung in „Logistikschule der Bundeswehr“.

Sonstiges

1980 erregte die Sichtung eines Lichtphänomens über Garlstedt am 13./14. Januar ein gewisses Aufsehen. Da die neue US-amerikanische Kaserne involviert war, stieg sogar die Alarmrotte der NATO auf, um das vorgebliche UFO abzufangen. Um was es sich letztendlich gehandelte hatte, konnte bis heute nicht geklärt werden.[2]

1996 wurde Garlstedt bundesweit durch die Entführung des Hamburger Multimillionärs Jan Philipp Reemtsma am 25. März bekannt, da die Entführer als Versteck einen Keller in einem Haus in Garlstedt nutzten. (Interessanterweise hat die Reemtsma-Familie durch Philipp Fürchtegott Reemtsma eine ihrer Wurzeln in Osterholz-Scharmbeck und Garlstedt ist Stadtgebiet.)

Sehenswürdigkeiten

  • In Garlstedt finden sich eine Anzahl von Grabhügeln aus der Bronzezeit (1800 - 700 vor unserer Zeitrechnung). Den beeindruckendsten Fund in einem dieser Grabhügel stellt wohl die Garlstedter Lure dar, die auch als Vorlage für das Garlstedter Gemeindewappen diente. Die 1830 bei Straßenarbeiten entdeckten Bruchstücke dieses bronzezeitlichen germanischen Blasinstruments ist zurzeit der südlichste Fund eines derartigen Instrumentes. Zahlreiche urgeschichtliche Grabhügel befinden sich im Forst Die Elm zwischen der Hülseberger Straße und dem Garlstedter Kirchweg.
  • Brockmannsmühle: Hofanlage und Wassermühle aus dem 14. Jahrhundert. Ein Schwungrad mit Transmission und Bleiakkumulatoren sorgte bereits für elektrischen Strom, als in Bremen noch die Gasbeleuchtung dominierte.
  • Schmidts Kiefern: Kiefernwald mit teilweise 150-jährigen Kiefern im Gebiet des Truppenübungsplatzes Garlstedt.
  • Trimmpfad: ein Fitness-Waldpfad mit diversen Stationen zur Leibesertüchtigung
  • Wald-Lehrpfad: mit Schautafeln über das Leben von Flora und Fauna im Garlstedter Forst.

Sport

Garlstedt verfügt mit dem „SV Garlstedt“ über einen Sportverein, dessen Sportler in den Bereichen Badminton, Walking, Gymnastik, Kinderturnen, Aerobic und Fußball aktiv sind. Die beiden Herren- und mehrere Jugendfußballmannschaften spielen allesamt auf Kreisebene. 1965 eröffnete der Bremer „Club zur Vahr“ einen 18-Loch Golfplatz, auf dem 1985, zum 80jährigen Clubjubiläum die "German Open" ausgetragen wurden. Gewinner des internationalen Turniers: Bernhard Langer.

Literatur

Chronik:Garlstedt im Wandel der Jahrtausende; u.a. von Christiane Rambacher

Einzelnachweis

  1. Weser-Kurier Nr. 253 S.3 vom 27. Oktober 2008 von Ilse Okken nach einer Herbstwanderung mit Christiane Rambacher.
  2. Weser-Kurier vom 15. Januar 1980

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