Gaußsche Landesaufnahme

Gaußsche Landesaufnahme
Der Gaußsche Punkt in Bremen von 1824
Vermessungsstein am Dörenberg von 1830

Die Gaußsche Landesaufnahme ist in der Fortsetzung der Kurhannoverschen Landesaufnahme auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern im damaligen Königreich Hannover entstanden.

Vorausgegangen war der Landesaufnahme in den Jahren 1821 bis 1825 die Triangulation des Königreichs Hannover durch den Mathematiker Carl Friedrich Gauß. Aufgenommen wurde sie von jungen Offizieren des Generalstabes und des Ingenieur- und Artilleriekorps in den Jahren 1827 bis 1861. Zur Ausführung dieser Arbeiten wurden Messtisch und Kippregel benutzt.

Die Landesaufnahme beschränkte sich auf jene Gebiete, die 1815 nach dem Wiener Kongress zu Hannover kamen. Dies waren die Niedergrafschaft Lingen, das Herzogtum Arenberg-Meppen, die Grafschaft Bentheim, das Stift Hildesheim, die Stadt Goslar und Bereiche des Untereichsfelds. Das Kartenwerk wird daher auch als Gaußsche Landesaufnahme der 1815 durch Hannover erworbenen Gebiete bezeichnet.

Das Kartenwerk umfasste 61 Blätter, diese stellten eine Fläche von 7.000 m × 7.000 m im Maßstab 1:21.333⅓ dar, sie waren einfarbig und hatten ein quadratisches Format von etwa 33 cm × 33 cm.

Heute sind verkleinerte Reproduktionen auf den runden Maßstab 1:25.000, die zu Großblättern zusammengefügt wurden, bei der Landesvermessung + Geobasisinformation Niedersachsen (LGN) zu bekommen.

Inhaltsverzeichnis

Dreieck Hoher Hagen - Brocken - Großer Inselberg

Im Rahmen der von Carl Friedrich Gauß zwischen 1818 und 1826 per Triangulation durchgeführten Landesvermessung des Königreichs Hannover vermaß Gauß auch sein „großes Dreieck“ Hoher HagenBrockenGroßer Inselsberg. Dieses Dreieck mit den Seitenlängen 69 km (Hoher Hagen – Brocken), 84 km (Hoher Hagen – Inselberg) und 106 km (Brocken – Inselberg) war Basis zur Verknüpfung zahlreicher regionaler Vermessungsdaten.

Gedenktafel auf dem Brockengipfel

Da Gauß schon damals eine Nichteuklidische Geometrie für möglich hielt und er wusste, dass das Parallelenaxiom entbehrlich war, entwickelte sich zur Vermessung des großen Dreiecks die Legende, Gauß habe bei der Gelegenheit der hannoverschen Landesvermessung empirisch nach einer Abweichung der Winkelsumme besonders großer Dreiecke vom Euklidischen Wert von 180° gesucht, wie etwa bei diesem Dreieck, das vom Hohen Hagen, dem Brocken und dem Inselberg gebildet wird. Die Vermessung durch Gauß ist belegt.[1] Die oben erwähnte Vermutung zur Motivation ist dagegen unsicher.[2] Max Jammer schrieb über das Ergebnis dieser gaußschen Messung: „Es braucht kaum eigens gesagt zu werden, daß er innerhalb der Fehlergrenze keine Abweichung von 180° entdeckte und daraus den Schluß zog, die Struktur des wirklichen Raumes sei, soweit die Erfahrung darüber eine Aussage erlaubt, Euklidisch.“ [3]

Einzelnachweise

  1. Eine umfassende Darstellung dieser berühmten gaußschen Messung findet sich beispielsweise bei Charles Kittel et al., Berkeley Physik Kurs 1, Mechanik, 5., verbesserte Auflage, Braunschweig/Wiesbaden, 1991, S. 5, http://books.google.de/books?id=v-epNSZnhtEC&pg=PA5&dq=gauss+brocken+hoher+hagen+inselberg&lr=&sig=uND87sCuyT3ZYzBwEVqa_55Ynyw
  2. Erhard Scholz hält es für durchaus möglich, dass Gauß daran dachte, sein preprint ist hier: [1]. Gauss selber äußert sich in einem Brief an Olbers vom 1. März 1827, zitiert bei Walter Kaufmann-Bühler: Gauß – eine biographische Studie, Springer-Verlag, 1987 S.97, dahingehend, dass die Meßfehler für ein solches Feststellen von Abweichungen zu groß sind.
  3. Max Jammer: Das Problem des Raumes, Darmstadt 1960, S. 164

Siehe auch

Weblinks


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