Gavorrano

Gavorrano
Gavorrano
Kein Wappen vorhanden.
Gavorrano (Italien)
Gavorrano
Staat: Italien
Region: Toskana
Provinz: Grosseto (GR)
Koordinaten: 42° 56′ N, 10° 55′ O42.92510.91273Koordinaten: 42° 55′ 30″ N, 10° 54′ 36″ O
Höhe: 273 m s.l.m.
Fläche: 164,04 km²
Einwohner: 8.982 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 55 Einw./km²
Postleitzahl: 58023
Vorwahl: 0566
ISTAT-Nummer: 053010
Demonym: Gavorranesi
Schutzpatron: San Giuliano (28. August)
Website: Gemeinde Gavorrano

Gavorrano ist eine Gemeinde mit 8982 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010) in der Provinz Grosseto in der südlichen Toskana.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Panorama von Gavorrano
Lage der Gemeinde Gavorrano in der Provinz Grosseto

Gavorrano liegt in einer hügeligen Landschaft ca. 17 km südlich von Massa Marittima am Südrand der Colline Metallifere und ebenso weit östlich von Follonica am Tyrrhenischen Meer.

Zu den Ortsteilen zählen Bagno di Gavorrano, Caldana, Filare, Giuncarico, Grilli und Ribolla.

Die Nachbargemeinden sind Castiglione della Pescaia, Grosseto, Massa Marittima, Roccastrada und Scarlino.

Wegen ihrer Bodenschätze werden diese Hügel manchmal noch als südlicher Fortsatz der Colline Metallifere oder als Colline Metallifere Grossetane bezeichnet. In den nahen Wäldern findet sich noch eine intakte Tierwelt (Damwild, Füchse, Wildschweine). Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen wechseln durch Zypressenhecken abgegrenzte Olivenplantagen mit Weinanbauflächen. Südlich von Gavorrano verläuft Abschnitt B der strada del vino des DOC-Weinanbaugebiets Monteregio di Massa Marittima mit über 300 ha Rebfläche, auf der zu 80 % Sangiovese gestockt wird, in geringerem Umfang aber auch Trebbiano, Malvasia und Vermentino.

Geschichte

Förderanlagen und Steinbruch des Bergwerks

Über eine Besiedlung in der Antike ist nichts bekannt. Die ersten gesicherten Daten gehen auf das 9. Jahrhundert zurück, als Graf Alberto di Mangona das Gebiet als Lehen von Karl dem Großen erhielt. In einem Dokument von 1164 wird ein Kastell erwähnt, mit dem Friedrich I. einen anderen Albert von Mangona belehnt. Es ist nicht klar, ob es das gleiche Kastell ist, das später von dem Grafengeschlecht der Pannocchieschi gehalten wird.

1188 wird das Dorf Gavorrano durch eine Bulle von Papst Clemens III. selbstständige Gemeinde; kirchlich unterstand diese dem Bischof von Grosseto.

1278 wird Graf Nello Pannocchieschi Bürgermeister (podestà) von Gavorrano. Um den Stammsitz dieser Familie, das Castello di Pietra (ca. 15 km nordöstlich von Gavorrano zwischen Via Aurelia und Ribolla), ranken sich einige Legenden, die Dante in Abschnitt V, 133-136, des 2. Buches Purgatorio ("Fegefeuer") seiner Divina Commedia aufgriff. In wenigen Zeilen wird angedeutet, dass Nello Pannocchieschi, der Margarita von Aldobrandeschi nachweislich heiratete, als er schon mit Pia di Tolomei aus Siena verlobt war, Pia auf seiner Burg tötete:

... ricorditi di me, che son la Pia; Siena mi fé, disfecemi Maremma salsi colui che 'nnanellata pria disposando m'avea con la sua gemma.

("Erinnere dich an mich, dass ich die Pia bin. Siena schuf mich, es zerstörte mich die Maremma. Derjenige weiß es, der mir zuerst den Ring gab und mir dann mit seinem Edelstein die Ehe versprach").

Der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte, die genauen Umstände von Pias Tod sowie die Motive der handelnden Personen sind umstritten; überliefert ist ein Sprung (oder Sturz) aus dem Turm, in dem sie eingesperrt gewesen sein soll und bei dem Nello nachgeholfen mag oder auch nicht. Die Person der Pia di Tolomei aus Siena ist auch nicht zweifelsfrei identifizierbar; Indiz sind allein zeitlich passende Keramikgegenstände aus dem Hause Tolomei, die auf der Burg gefunden wurden. Dennoch beschreibt das Klagelied der Pia aus dem Jenseits, das in Italien zum allgemein bekannten Zitaten-Schatz gehört, nach herrschender Auffassung einen Mord auf Grund eines Liebes-Dramas.

Als die Pannocchieschi im frühen 14. Jahrhundert die Gegend verließen, traten sie die Rechte an die Freie Republik Massa Marittima ab. 1335 durch Siena erobert, teilte die Gemeinde fortan das Schicksal dieser Republik: 1555 Eroberung durch Florenz, 1569 Eingliederung ins Großherzogtum Toskana, ab 1737 Habsburgisch und ab 1860 zum italienischen Nationalstaat gehörig.

Der Aufstieg Gavorranos als Sitz eines der größten Pyrit-Bergwerke Europas begann Ende des 19. Jahrhunderts. Damals wurde der Pyrit von Francesco Alberti, einem ehemaligen Mitstreiter Garibaldis, entdeckt. Der Abbau begann 1898 und war seit 1910 in der Hand der Firma Montecatini S.p.A. Die Gesamtmenge des abgebauten Pyrits bis zur Schließung des Werkes im Jahre 1984 wird auf 27 Mio. Tonnen geschätzt.

Die Minen von Gavorrano, die unterirdisch mit weiteren Minen des Ortsteils Ravi auf 250 km Stollen verbunden sind, waren der wichtigste Arbeitgeber der Region. Tourismus spielt erst seit den 90er Jahren eine Rolle. Die aufgegebenen Bergwerksanlagen sind seit 2003 in einem Parco Minerario Naturalistico di Gavorrano als Museum aufbereitet und mit Führung zu besichtigen. Im nahegelegenen Steinbruch ist ein Freilichttheater "Teatro delle Rocce" entstanden. In den Sommermonaten finden hier zahlreiche Konzerte, Theateraufführungen etc. statt.

Gemeindegliederung

Bagno di Gavorrano

Außer dem Kernort (capoluogo) gehören folgende Ortsteile (frazioni) zum Gemeindegebiet:

  • Bagno di Gavorrano liegt in der Ebene. Der Name geht auf eine heiße Quelle zurück, die nicht mehr besteht.
  • Filare liegt ebenfalls in der Ebene.
  • Caldana ist ein mittelalterlicher borgo mit einer Renaissancekirche (San Biagio), deren Fassaden- und Innenraumgestaltung Schülern von Michelangelo zugeschrieben wird. Die Renaissancekunst ist selten in der südlichen Toskana vertreten.
  • Ravi ist ein mittelalterlicher borgo auf einem Hügel.
  • Grilli liegt in der Ebene.

Nachbargemeinden sind Castiglione della Pescaia, Grosseto, Massa Marittima, Roccastrada und Scarlino.

Sehenswürdigkeiten

Via Pannocchieschi

Der Kernort liegt als mittelalterlicher borgo hoch auf einem Hügel. Von der Piazza della Resistenza öffnet sich ein weiter Blick in die Ebene auf den Ortsteil Bagno di Gavorrano.

  • Von der Stadtbefestigung sind ein Mauerrest und ein Turm erhalten.
  • Von den mittelalterlichen Gassen mit Schwibbögen ist eine nach dem Grafen Nello Pannocchieschi benannt.
  • Am Palazzo del Podestà erinnert eine Inschrifttafel mit den bekannten Zeilen Dantes an das Drama um Nello und Pia im Castello di Pietra.
  • Die dem Schutzpatron der Gemeinde geweihte Kirche stammt aus dem 17. Jahrhundert und ersetzt einen älteren Vorgängerbau; die Gestaltung von Apsis und Fassade geht auf den Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Das dreischiffige Innere birgt eine senesische Madonna mit Kind von Giovanni d’Agostino (um 1336, 2006 im Zuge einer Kirchenrenovierung vorübergehend entfernt).
  • An der Rathausfassade erinnert eine Gedenktafel an Giuseppe Bandi, der am 15. Juli 1834 hier geboren wurde (verstorben 1894 in Livorno). Er war Literat, Jurist und Gründer der Zeitung Il Telegrafo.
  • Das ursprünglich den Heiligen Kosmas und Damian geweihte Oratorium vom Allerheiligsten Sakrament (Oratorio del Santissimo Sacramento) geht auf das 14. Jahrhundert zurück; der einschiffige Bau mit Tonnengewölbe trägt eine Fassade aus dem 19. Jahrhundert mit zwei kleinen Fenstern und Oculus. Im Inneren sind keine Werke aufbewahrt.

Lokale Feste

  • Il Salto della Contessa (= Sprung der Gräfin) an dem 6. August folgenden Sonntag ist ein historisches Fest, das die tragische Geschichte um Graf Nello und Pia thematisiert. Auf einen Umzug mit Fahnenträgern folgt ein Pferde-Wettrennen (Palio nach der Art - aber nicht in der Größe und Bedeutung - desjenigen von Siena) zwischen den Contraden (Ortsvierteln) Tolomei und Pannocchieschi. Außer der einheimischen Bevölkerung nehmen an diesem Spektakel auch regelmäßig Touristen teil.
  • Polenta-Kirmes am letzten Wochenende im Oktober im Ortsteil Bivio Ravi.
  • Herbstfest im Oktober/November im Ortsteil Caldana mit folkloristischen Darbietungen und Probierständen mit lokalen Produkten (Steinpilze, Wildschwein, Esskastanien)

Sport

Der örtliche Fußballverein US Gavorrano stieg 2010 in die viertklassige Lega Pro Seconda Divisione auf.

Tourismus

Colline Metallifere Grossetane, gesehen vom Golfplatz (Loch 5)

Der Tourismus der ehemaligen Bergbau-Gemeinde Gavorrano, die über keinen Ortsteil am Meer verfügt, hat erst Ende des 20. Jahrhunderts eingesetzt. Ferienwohnungen und Agrotourismus sind im Angebot für Individualisten, die die Natur der Hügellandschaft, die maremmanische Gastronomie und Weinkultur entdecken.

Hauptattraktion ist der 2003 eingerichtete Naturpark rund um die aufgegebenen Minen (Parco Minerario Naturalistico di Gavorrano). Innerhalb dieses Geländes gibt es auch ein Freilichttheater mit Aufführungen im Sommer.

Weblinks

 Commons: Gavorrano – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Einzelnachweise

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica vom 31. Dezember 2010.

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