Gebetbuch

Gebetbuch

Der Ausdruck Gebetbuch bezeichnet eine im 19. Jahrhundert auch unter den Andachtsbüchern gefasste Gruppe von Publikationen. Sie wurden einerseits zur privaten Erbauung verfasst und enthielten vorformulierte Texte zur intimen Hinwendung an Gott. In Hinblick insbesondere auf die weibliche Leserschaft vor dem 19. Jahrhundert wurde auf ihre Gestaltung besonderer Wert gelegt. Sie entwickelten eine besondere Außenwirkung: Gebetbücher wurden aufwändiger als andere Bücher gebunden, in die Kirchen mitgenommen, in der Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Schmuck-Schlösser signalisierten gleichzeitig die Intimität der hier gepflegten Zwiesprache mit Gott.

Inhaltsverzeichnis

Zeitgenössische Beschreibung

Katholisches Gebetbuch, Ende 19. Jahrhundert

Amaranthes' Frauenzimmer-Lexicon von 1715 gibt einen Blick auf das Buch in seiner Gestaltung und Außenwirkung wie auf die Texte selbst – die Titel, hier aus dem protestantischen Bereich, sind zum Teil von Frauen für Frauen verfasst, Texte besonderer Spiritualität und besonderen Anspruchs darauf, in schweren individuellen Lebenssituationen beizustehen.

Gebet-Buch. Heisset dasjenige, in Silber Sammet, Saffian, Cordian, Frantzösisch oder anderes Leder eingebundene Buch, mit oder ohne Clausuren, bißweilen auch mit einem silbernen Schloß, so die Mägde dem Frauenzimmer in die Kirche nachtragen, und ihnen selbiges bey Auffmachung des Kirchen-Stuhls in die Hand geben; dergleichen sind Johann Christian Beers andächtiger Jungfer tägliches Hand- und Gebet-Buch. Leipzig 1715. it. Beers andächtigen Frauenzimmers geistliches Hand- Hauß und Kirchen-Buch. Leipzig 1714. Johann Cundisii geistl. Perlen-Schmuck des Frauenzimmers 1710. Nicolai Haasens die in GOtt andächtige Jungfer. Leipzig 1712. Haasens in GOtt andächtiges Frauenzimmer. Leipzig 1715. Salomon Liscovii Frauenzimmers Tugendspiegel in 12. Joh. Olearii Cristlicher Wittiben und Waysen-Trost. Hieronymi Ortelii geistlicher Frauenzimmer-Spiegel. Joh. Quirsfelds des mit Jesu verlobten Frauenzimmers allerschönster Seelen-Schmuck. Joh. Georg Schiebels andächtige Jungfer. Schiebels andächtige Wittwen. Barbaren Elisabeth Schubartin Jesum liebender Seelen Hertzens Zufriedenheit. Nürnberg 1699 Ejusdem Creutzes Probe. Annen-Marien Schwedendörfferin andächtige Hertzens-Seufftzer. Christian Zeisens Königliche Braut-Kammer 1714. Zeisens Frauenzimmers Gebet- und Andachts-Cabinet. Zeisens himmlischer Braut-Schmuck. Catharinen de Genua Göttlicher Liebes-Weg. Die GOtt wohlgefällige Priester-Frau. u.a.d.g.m

Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon [...] von Amaranthes [=Siegmund Corvinus] (Leipzig: J. Fr. Gleditsch & Sohn, 1715), Sp. 638–39.

Die große Phase der Gebetbücher endete im 19. Jahrhundert, als Gedichtbändchen mit Goldschnitt und kostbaren Einbänden die intime Lektüre auf sich zogen und als repräsentative Ausgaben der Klassiker der Nationalliteratur in heimischen Bücherregalen ähnliche Repräsentationswirkung zugewiesen erhielten.

Gebetbuch im Judentum

Siehe dazu Siddur und Machsor.

Siehe auch

Literatur

  • Lawrence A. Hoffman, Gerard Achten, Frieder Schulz, Peter Constantin Bloth: Gebetbücher I. Judentum II. Mittelalter III. Reformations- und Neuzeit IV. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 12 (1984), S. 103–124

Weblinks

 Commons: Gebetbücher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Gebetbuch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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