Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte

Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte

Das Handbuch der deutschen Geschichte wird nach seinem Gründungsherausgeber Bruno Gebhardt auch „der Gebhardt“ genannt. 1891 begonnen, erscheint mittlerweile (seit 2001) die 10., völlig neue Auflage. Das anspruchsvolle Handbuch ist mit Einschränkungen auch für historische Laien verständlich; es richtet sich nicht zuletzt an Studierende der Geschichtswissenschaft für eine erste fachliche Orientierung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bruno Gebhardt (1858-1905) war Gymnasiallehrer, der für seine Kollegen ein praktisches Handbuch über die wichtigsten Daten und Entwicklungen der deutschen Geschichte an die Hand geben wollte. Das zweibändige Handbuch erschien erstmals 1891/92 als Zusammenarbeit von elf Gymnasiallehrern, Bibliothekaren und Archivaren.

Die zweite Auflage ist von 1901, herausgegeben von dem ältesten Schüler Gebhardts Ferdinand Hirsch (1843-1915), Aloys Meister (1866-1925) und Robert Holzmann (1873-1946), die damals bereits damit begannen, mehr und mehr Universitätslehrer hinzuzuziehen. Die 3. Auflage ist von 1906, die 4. von 1910 und die 5. von 1913.

Ab der 6. Auflage (1922/1923 in drei Bänden) unter Aloys Meister wurden die Beiträge von Universitätsprofessoren verfasst, und die zuvor eher politische Geschichte wurde durch Sozialgeschichte bereichert. Die 7. Auflage von 1930 unter Robert Holzmann bestand wieder aus zwei Bänden.[1]

Die 8. und 9. Auflage: Der Gebhardt unter Herbert Grundmann 1954–1970

Der Mediävist Herbert Grundmann strukturierte das Werk völlig neu. Die 8. Auflage kam 1954–1960 in vier Bänden beim Stuttgarter Union-Verlag heraus.[2]

Die 9. Auflage von 1970 wurde bis zu den Ereignissen der Jahre 1949/1950 fortgeführt. Der vierte Band wurde in zwei Teilbände gegliedert. Zwischen 1973 und 1980 wurde auch eine 22-bändige Taschenbuchausgabe dieser Auflage bei dtv herausgebracht [3]. Nachdrucke der 9. Auflage erschienen bis 1999.

Die 9. Auflage hat als ereignisgeschichtliches Kompendium heute noch eine gewisse Berechtigung, die 10. Auflage verfolgt einen anderen Ansatz.

Die 10. Auflage seit 2001

Die 10. Auflage erscheint beim Klett-Cotta Verlag und ist eine abermalige Neukonzeption, mit anderen Autoren als bei der 8./9. Auflage. Herausgeber sind vier Professoren: der Mediävist Alfred Haverkamp, der Frühneuzeitler Wolfgang Reinhard, der Sozialhistoriker Jürgen Kocka und der Zeitgeschichtler Wolfgang Benz. Es wird zwischen vier Epochen unterschieden:

  • Spätantike bis zum Ende des Mittelalters (Herausgeber Band 1 bis 8: Alfred Haverkamp)
  • Frühe Neuzeit bis zum Ende des Alten Reiches 1495–1806 (Herausgeber Band 9 bis 12: Wolfgang Reinhard)
  • 19. Jahrhundert 1806–1918 (Herausgeber Band 13 bis 17: Jürgen Kocka)
  • 20. Jahrhundert 1918–2000 (Herausgeber Band 18 bis 23: Wolfgang Benz)

Zusammen mit einem allgemeineren Abschlussband, der auch das Gesamtregister enthalten wird, werden es schließlich 24 Bände sein (Stand: 21. März 2007).[4] Im Vorwort heißt es, das Handbuch solle die deutsche Geschichte in ihrer regionalen Vielfalt und europäischen Zusammenhängen darstellen und dabei die Teildisziplinen integrieren. Für ein breites Publikum solle der Stand der deutschen Geschichtsforschung gezeigt werden. Weiter meinen die Herausgeber in ihrem Vorwort:

„Der neue Gebhardt unterscheidet sich klarer als frühere Auflagen von einer bloßen Chronik deutscher Geschichte. Er ist analytischen Ansätzen verpflichtet, stellt explizit Fragen, macht Angebote für weiterführende Interpretation. Er versammelt das gesicherte Wissen und berichtet über gültige Interpretationen. Er bezeichnet aber auch Lücken im Forschungsstand, identifiziert das Fragwürdige, stellt sich Kontroversen und weist auf offene Probleme hin.“[5]

Band 1

Alfred Haverkamp: Perspektiven des Mittelalters; Friedrich Prinz: Europäische Grundlagen deutscher Geschichte, 4.-8. Jahrhundert, Stuttgart: Klett-Cotta 2004; 672 Seiten

Band 2

Rudolf Schieffer: Die Zeit des karolingischen Großreichs, 714 – 887, Stuttgart: Klett-Cotta 2005; 239 Seiten

Band 3

Gerd Althoff / Hagen Keller: Die Zeit der Ottonen. Vom ostfränkischen Teilreich zum römisch-deutschen Imperium 888–1024, Stuttgart: Klett-Cotta 2008; 475 Seiten

Band 4

Hanna Vollrath: Die Zeit der Salier 1024–1125, in Vorbereitung

Band 5

Alfred Haverkamp: Zwölftes Jahrhundert 1125-1198, Stuttgart: Klett-Cotta 2003; 319 Seiten

Tobias Weller (H-Soz-u-Kult) zufolge legt Haverkamp im darstellenden Teil großen Wert auf Strukturgeschichte, von 20 Kapiteln seien nur neun der politischen Geschichte im engeren Sinne gewidmet, im Gegensatz zur stärker ereignisgeschichtlichen 9. Auflage. Haverkamp, ein souveräner Kenner der Materie, arbeite die neueste Literatur ein. Seine Darstellung sei notgedrungen hochkonzentriert und richte sich daher eher an Leser mit Vorwissen als an diejenigen, die eine erste Orientierung suchen. Der Rezensent lobt die sorgfältige Lektorierung, weist aber auch auf die schmucke Aufmachung und den entsprechend hohen Preis (36 Euro) hin, der Studenten abschrecken dürfte. Daher sei in Zukunft eine Taschenbuchausgabe wie bei der 9. Auflage zu wünschen.[6]

Band 6

Wolfgang Stürner: Dreizehntes Jahrhundert 1198-1273, Stuttgart: Klett-Cotta 2007; 446 Seiten

Band 7

Die Zeit der Luxemburger Könige bis zur Wahl Sigismunds 1346–1410, in Vorbereitung

Band 8

Hartmut Boockmann / Heinrich Dormeier: Konzilien, Kirchen- und Reichsreform 1410-1495, Stuttgart: Klett-Cotta 2005; 319 Seiten

Martina Hartmann verweist auf die Leistung Dormeiers, der ein älteres Manuskript des 1998 verstorbenen Boockmann aktualisieren und korrigieren musste. Das Resultat sei eine „leicht lesbare, mitunter auch spannende und gut gegliederte Darstellung“. Wegen seiner Fülle an weiterführender Literatur sei der Band von Spezialisten von Interesse, verliere aber auch die Studenten nicht aus dem Blick. Erläutert werde beispielsweise, warum zunächst nicht die Erfindung des Buchdrucks, sondern des Papiers wichtiger war. Mit großen Einfühlungsvermögen stelle Boockmann etwa die Situation des spätmittelalterlichen Klerus dar und räume mit alten Vorurteilen auf. Hartmann hofft auf eine für Studenten erschwingliche Taschenbuchausgabe.[7]

Detlev Mares schreibt, Boockmann zeichne „das Bild umsichtiger Herrscher“ (wie Friedrich III.), die geschickt und nicht ohne Erfolg agiert hätten, und auch wirtschaftsgeschichtlich lasse sich nicht ohne weiteres von der spätmittelalterlichen Krise sprechen. „Kontinuität statt krisenhaftem Ende des Mittelalters“ konstatiere Boockmann auch bei den ausführlich untersuchten kulturellen Entwicklungen. Es mute ironisch an, dass Boockmanns „meisterlich präzise formulierter Abschnitt“ im neuen Gebhardt das Mittelalter beende, denn Boockmann unterhöhle die Epochenscheide um 1500.[8]

Band 9

Wolfgang Reinhard: Probleme deutscher Geschichte 1495 - 1806; Reichsreform und Reformation 1495-1555, Stuttgart: Klett-Cotta 2001; 435 Seiten

Bernd Roeck in der Zeit meint, der Gebhardt liefere nur „historische Hausmannskost“ und bleibe hinter den selbst gestellten Ansprüchen weit zurück. In den Bänden 9 und 10 (1495-1648) fehlen seiner Ansicht nach Themen wie Kulturtransfers, Mentalitäten oder „das soziale Gedächtnis der Deutschen“, und auch die Frauen kämen zu kurz. „Den Leser erwartet ein 16. Jahrhundert ohne die Kunst Arcimboldos und der anderen Manieristen mit ihren kryptischen Borschaften, ein Dreißigjähriger Krieg ohne Gryphius, ja selbst ohne Grimmelshausen“.[9]

Band 10

Maximilian Lanzinner: Konfessionelles Zeitalter 1555-1618; Gerhard Schormann: Dreißigjähriger Krieg 1618-1648, Stuttgart: Klett-Cotta 2001; 370 Seiten

Der Franzose Christophe Duhamelle ist im Online-Rezensionsjournal Sehepunkte beeindruckt vom Gebhardt, „diesem einzigartigen Monument der deutschen Geschichtsforschung“, und er preist die „knappe Dichte“ und die Präzision. Prägnant an der Darstellung von Lanzinner sei die Neubewertung des Alten Reiches und seiner Institutionen. Überhaupt findet Duhamelle gut, dass die im vorherigen Gebhardt vernachlässigte Frühe Neuzeit mehr Raum erhalte, was auch die Entwicklung der Lehrstühle seit damals widerspiegele. Kritischer ist der Rezensent gegenüber der seiner Meinung nach „massive[n] Akzentsetzung auf das Konfessionelle und das Politische“, die durch Lanzinners Auseinandersetzung mit Leopold von Ranke zurückführt: „Wer mit Ranke ringt, steht auf demselben Kampfplatz.“ Er gesteht Lanzinner aber zu, dass man in einer knappen Synthese nicht alles umfassen könne. Sie erörtere aber vieles, „und das auf sehr angenehme und klare Weise“.[10]

Helga Schnabel-Schüle (PERFORM über Sehepunkte) glaubt nicht, dass der Band mit seinen vielen nicht erklärten Fachausdrücken (vor allem im ersten Teil) wirklich einem breiten Publikum zugänglich ist. Auch andere Leser hätten Mühe, Begriffe wie „flacianisch gesinnte Reichsstände,“ „ostelbische Schlossgesassen“ oder „Piastenherzöge Schlesiens“ zu verstehen. Ferner kritisiert sie, dass einerseits die „Quellen und Literatur“ mit über fünfzig Seiten zuviel Raum bei 280 Textseiten insgesamt einnehme, andererseits die Auswahl der Literatur aber stellenweise unverständlich sei. Die Kritikpunkte seien aber nicht den Autoren, sondern der Konzeption des Handbuches anzulasten. In der Präsentation des Forschungsstandes zur Frühen Neuzeit seien die Reihen „Oldenbourg Grundriss der Geschichte“ und „Enzyklopädie deutscher Geschichte“ überlegen, in der Allgemeinverständlichkeit vor allem die Reihe „Das Reich und die Deutschen“ aus dem Siedler-Verlag.[11]

Auch Heinz Duchhardt (PERFORM über Sehepunkte} findet, dass zumindest der Beitrag Schormanns etliche Titel in der Literatur vermissen lasse, außerdem gehe Schormann beispielsweise nicht auf die russisch-polnischen-schwedischen Komponenten des Dreißigjährigen Krieges ein. Gefallen hat Duchhardt, wie im Band die Forschung in ihren Tendenzen und Defiziten diskutiert werde, auch da biete Lanzinner mehr als Schormann. Der Rezensent wünscht sich etwas mehr Kultur- und Kunstgeschichte, etwas mehr Beleuchtung von Randgruppen und einen „mehr erkenntnisleitenden roten Faden“. Der Wert des Bandes liege in der Verlässlichkeit der Fakten und die Aufarbeitung des Forschungsstandes.[12]

Band 11

Johannes Burkhardt: Vollendung und Neuorientierung des frühmodernen Reiches 1648-1763, Stuttgart: Klett-Cotta 2006; 563 Seiten

Band 12

Walter Demel: Reich, Reformen und sozialer Wandel 1763-1806, Stuttgart: Klett-Cotta 2005; 448 Seiten

Band 13

Jürgen Kocka: Das lange 19. Jahrhundert, Stuttgart: Klett-Cotta 2002; 300 Seiten

Nils Freytag (Sehepunkte) hält Kocka für den besten Kenner der Epoche, dem es immer wieder souverän gelänge, in den Kernabschnitten des Bandes „die fundamentalen Triebkräfte des Jahrhunderts analytisch“ vorzustellen, „ohne sich in Detailprobleme zu verstricken“. Er findet aber, Kocka habe seine Ausführungen zu sehr auf Preußen-Deutschland zugeschnitten. Die Stärken des Bandes lägen in den sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Passagen, detailliertere kultur- und politikgeschichtlichen Ausführungen dürfe der Leser nicht erwarten. Da aber Vorwissen vorausgesetzt sei, seien Studienanfängern zunächst andere Werke zu empfehlen.[13]

Band 14

Helmut Berding / Hans-Werner Hahn: Kriege, Vormärz und Revolution 1806 bis 1848/49 , in Vorbereitung

Band 15

Friedrich Lenger: Industrielle Revolution und Nationalstaatsgründung 1849-1870/71, Stuttgart: Klett-Cotta 2003; 451 Seiten

Christian Jansen (Sehepunkte) meint, die Herausgeber Haverkamp, Reinhard, Kocka und Benz stünden für eine „auch methodisch reflektierte, theoretisch informierte Sozialgeschichte, die die konservativ-nationalistische Ausrichtung“ einer älteren deutschen Geschichtswissenschaft hinter sich gelassen habe. Dementsprechend hoch sei ihr Anspruch, die Sozial-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte zu integrieren. Das sei im vorliegenden Band gelungen, die Politikgeschichte beginne gar erst auf Seite 257. Im Bereich Wirtschaftsgeschichte lägen Lengers Stärken, dort sei er „leicht verständlich und innovativ zugleich“. Dagegen fielen die übrigen Teile ab. Konventionell und wenig inspirierend nennt der Rezensent die Gliederung dort, und teilweise sei die ältere, Bismarck entschuldigende nationalliberale Deutung übernommen worden.Gelungen wiederum sei hingegen das Kapitel über Bildung, Wissenschaft und Kultur, die ethnischen Minderheiten kämen aber zu kurz . Für Studierende könne die gut lesbar Überblicksdarstellung besonders empfohlen werden, trotz einiger zu speziellen Formulierungen. Schließlich beklagt er ein „typisch deutsche[s] Bilderverbot (keine Karten, keine Karikaturen, keine Kunst)“.[14]

Band 16

Volker Berghahn: Das Kaiserreich 1871-1914, Stuttgart: Klett-Cotta 2006; 486 Seiten

Frank Becker (Sehepunkte) sieht im neukonzipierten Band eher ein Lesebuch als ein Nachschlagewerk. Bei aller Kompaktheit und Faktensättigung sei die Darstellung gefällig formuliert. Der in New York lehrende Autor profitiere offenkundig von der angelsächsischen Schule. Innovativ im Aufbau des Bandes sei die Integration von Politikgeschichte und Sozialgeschichte. Die Politik rücke sogar an die letzte Stelle. Vielversprechend sei auch die breite Themenpalette. Das Bild, das Berghahn vom Kaiserreich zeichne, sei jedoch wenig differenziert immer noch das eines autoritären Obrigkeitsstaates, mit dem Reichstag als pseudo-demokratischem Feigenblatt. Man habe „bedauerlicherweise den Eindruck, als hätten Herausgeber und Verfasser der Versuchung nicht widerstehen können, nach den langen Kämpfen ihrer Jugendzeit gegen das vorherrschende politikgeschichtliche Paradigma nun die Neuauflage des 'Gebhardt' dazu zu benutzen, mit derselben Halsstarrigkeit die Ansätze und Positionen der kritischen Sozialgeschichte der Siebzigerjahre zu kanonisieren.“[15]

Band 17

Wolfgang Mommsen: Die Urkatastrophe Deutschlands. Der Erste Weltkrieg 1914-1918, Stuttgart: Klett-Cotta 2002; 400 Seiten

Wilfried Rudloff im Online-Rezensionsjournal Sehepunkte vermutet für den „Gebhardt“ in der 10. Auflage eine größere Konkurrenzsituation als für die Vorgänger, da es mehr andere Gesamtdarstellungen als früher gebe und „die Ansprüche an eine darstellerische Integrationsleistung“ gestiegen seien. Am Band zum Ersten Weltkrieg von Wolfgang Mommsen lobt Rudloff, wie Mommsen die Fäden der Forschung auf nur 150 Seiten souverän zusammenziehe. Neben anderen Ursachen, die den Krieg unvermeidlich gemacht hätten, nenne Mommsen immer noch die umstrittene Sozialimperialismus-These: Die Eliten hätten die Zuflucht im Kriege gesucht, um innenpolitische, gesellschaftliche Reformen zu vermeiden.[16]

In H-Soz-u-Kult weist Jost Dülffer zunächst darauf hin, der Imperialismusforscher Wolfgang J. Mommsen gehöre zu den Wiederentdeckern des Ersten Weltkrieges als Themengebiet der jüngeren Geschichte. Der Gebhardt-Band gebe einen guten Überblick, beziehe Vor- und Nachgeschichte sowie die internationale Situation ein, nehme aber auch das Militärische und die Kriegstechnik ernst. In einem Schlüsselkapitel beziehe Mommsen die deutsche Gesellschaft mit ein, neu seien die breiteren Ausführungen über die kulturellen Eliten einschließlich der beiden großen Kirchen. „Die Darstellung atmet insgesamt den Geist des juste milieus der deutschen Geschichtswissenschaft dieser Generation von Historikern“, doch Kontroversen seien „insgesamt sehr stark einer ausgleichenden Sicht gewichen, die alte Grabenkämpfe [...] weitgehend überwindet“. Dülffer lobt neben der klaren und schnörkellosen Diktion daher auch die „Lernfähigkeit [!] und Integrationskraft“ Mommsens. Dülffer findet übrigens den Preis des Bandes für Studierende eher zu hoch.[17]

Band 18

Wolfgang Benz / Ursula Büttner: Weimarer Republik 1919-1933, in Vorbereitung

Band 19

Michael Grüttner: Das Dritte Reich 1933–1939, in Vorbereitung

Band 20

Jürgen Matthäus: Der Holocaust 1933-1945. Nationalsozialistische Rassenpolitik, in Vorbereitung

Band 21

Rolf-Dieter Müller: Der Zweite Weltkrieg 1939-1945, Stuttgart: Klett-Cotta 2004; 503 Seiten

Dieter Pohl (Sehepunkte) hält den Experten Müller für die Herausforderung prädestiniert, „die globalen Implikationen des Krieges in ein Handbuch für deutsche Geschichte zu integrieren“ und gleichzeitig die Herrschaftsstruktur des NS-Staates und den Mord an den Juden anderen Bänden zu überlassen. Müller interpretiere die größte Schlacht des Krieges neu, die Auseinandersetzung bei Kursk; in den Mittelpunkt der deutschen Niederlage rückt die Landung 1944 in der Normandie, nicht Moskau oder Stalingrad. Müller lasse die Kriegsphase 1943-1945 endlich zu ihrem Recht kommen. Die Geschichte der Kriegsgesellschaft nehme ausreichend Platz ein, bleibe aber blass. Pohl kritisiert aber deutlich einige Aussagen wie die, die sowjetische Beherrschung Ostpolens ab 1939 sei von Anfang an brutaler gewesen als die deutsche im Westteil Polens. Die Zahl der polnischen Opfer beim Warschauer Aufstand sei zu niedrig, die der Opfer von französischen Racheaktionen nach der Befreiung zu hoch angesetzt. „Müllers Versuch Korrekturen am inzwischen dominierenden Narrativ der Kriegsgeschichte anzubringen ist also nicht durchweg gelungen.“[18]

Band 22

Wolfgang Benz / Michael F. Scholz: Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949, in Vorbereitung

Band 23

Edgar Wolfrum: Die Bundesrepublik Deutschland 1949-1990, Stuttgart: Klett-Cotta 2005; 696 Seiten

Konrad H. Jarausch (H-Soz-u-Kult) sieht im Gebhardt eine „Meistererzählung in einer pluralen Interpretationslandschaft“. Am 23. Band kritisiert er die Entscheidung der Herausgeber, den Band erst mit dem Jahre 1949 beginnen zu lassen (wegen des Bandes 22). Außerdem habe man die DDR-Geschichte besser in diesen Band integriert, als Betrachtung der deutschen Teilung. Die DDR-Geschichte sei leider weitgehend ausgeblendet. Zu den Stärken des Bandes zählt Jarausch das breite Themenspektrum (darunter die „dritte industrielle Revolution“ und die Popmusik) sowie die „klare, flüssig geschriebene Darstellung“. Vom Handbuchcharakter gesehen bemängelt der Rezensent jedoch einige gefällige, überzogene Formulierungen: So habe die RAF angeblich keinen Rückhalt in der Bevölkerung gehabt, wo doch Wolfrum kurz darauf von der Sympathisantenszene spreche. Die Behauptung, Jimmy Carters Menschenrechtspolitik sei verfehlt gewesen, gehe wohl auf eine Beeinflussung durch die Memoiren von Helmut Schmidt zurück. Insgesamt aber biete der Band mit seiner informativen Darstellung gerade Studenten einen guten Einstieg.[19]

Band 24

Alfred Haverkamp / Wolfgang Reinhard / Jürgen Kocka / Wolfgang Benz (Hrsg.): Deutschland seit 1990; Gesamtregister: Namen und Orte; Anhänge: Karten, Stammtafeln etc., Redaktion: Dr. Häfele, in Vorbereitung

Gesamtwürdigung und Kritik

Der Gebhardt, sowohl in der 9. als auch in der 10. Auflage, ist für ein breites Publikum gedacht, setzt aber für historische Laien viel Vorwissen voraus und verwendet teilweise sehr viele Fachbegriffe. Darüber hinaus kritisieren die Rezensenten der einzelnen Bände es, wenn Teilgebiete nicht oder kaum beachtet wurden, die sie selbst für sehr wichtig halten, oder wenn sie einer anderen Forschungsrichtung angehören. Die allgemeine fachliche, traditionelle Qualität des Gebhardts wird jedoch in der Regel anerkannt. Mehrere Rezensenten weisen auf die solide äußere Ausgestaltung der 10. Auflage hin, die den Preis in die Höhe treibe und damit der Zielgruppe von Studierenden nicht entspreche. Da seit Erscheinen der 9. Auflage 1970 die Zahl der Handbücher und Überblicksdarstellungen zur deutschen Geschichte zugenommen hat, werde es für die 10. Auflage schwieriger sein, sich durchzusetzen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Siehe: Karl Dietrich Erdmann: Der Erste Weltkrieg (= Gebhardt, 9. Auflage, Band 18), Klett: Stuttgart 1982 (1973), S. 242; Herbert Grundmann: Vorwort. In: Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, 9. Auflage, Band 1, Stuttgart 1970, S. VII/VIII.
  2. Siehe: Herbert Grundmann: Vorwort. In: Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, 9. Auflage, Band 1, Stuttgart 1970, S. VIII.
  3. 1. Auflage 1974: Deutscher Taschenbuch Verlag, letzte (6.) Auflage: 1986.
  4. Siehe zu den bibliografischen Angaben, auch der noch nicht veröffentlichten Bände, die Verlagsseite: <http://www.klett-cotta.de/gebhardt_handbuch.html>
  5. Siehe Verlagsseite: <http://www.klett-cotta.de/gebhardt_neuauflage.html>
  6. Tobias Weller: Rezension zu: Haverkamp, Alfred: Zwölftes Jahrhundert. 1125-1198. Stuttgart 2003. In: H-Soz-u-Kult, 20. März 2003, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2003-2-167>.
  7. http://cma.gbv.de/dr,cma,009,2006,r,07.pdf
  8. Geschichte, Politik und ihre Didaktik 34 (2006), S. 141-143.
  9. Siehe <http://www.zeit.de/2002/09/200209_p-gebhardt.xml?page=all>
  10. Christophe Duhamelle: Rezension von: Wolfgang Reinhard (Hg.): Gebhardt. Handbuch der Deutschen Geschichte Band 10: Maximilian Lanzinner: Konfessionelles Zeitalter 1555-1618. Gerhard Schormann: Dreißigjähriger Krieg 1618-1648, 10., völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart: Klett-Cotta 2001, in: sehepunkte 2 (2002), Nr. 12 [15. Dezember 2002], URL: <http://www.sehepunkte.de/2002/12/3608600108_3.html>
  11. Helga Schnabel-Schüle: Rezension von: Wolfgang Reinhard (Hg.): Gebhardt. Handbuch der Deutschen Geschichte Band 10: Maximilian Lanzinner: Konfessionelles Zeitalter 1555-1618. Gerhard Schormann: Dreißigjähriger Krieg 1618-1648, 10., völlig neu bearb. Aufl, Stuttgart: Klett-Cotta 2001, in: PERFORM 3 (2002), Nr. 12, URL: <http://www.sehepunkte.de/perform/reviews.php?id=312>.
  12. Heinz Duchhardt: Rezension von: Wolfgang Reinhard (Hg.): Gebhardt. Handbuch der Deutschen Geschichte Band 10: Maximilian Lanzinner: Konfessionelles Zeitalter 1555-1618. Gerhard Schormann: Dreißigjähriger Krieg 1618-1648, 10., völlig neu bearb. Aufl, Stuttgart: Klett-Cotta 2001, in: PERFORM 3 (2002), Nr. 12, URL: <http://www.sehepunkte.de/perform/reviews.php?id=304>
  13. Nils Freytag: Rezension von: Jürgen Kocka: Das lange 19. Jahrhundert. Arbeit, Nation und bürgerliche Gesellschaft, Stuttgart: Klett-Cotta 2002, in: sehepunkte 4 (2004), Nr. 5 [15. Mai 2004], URL: <http://www.sehepunkte.historicum.net/2004/05/6198.html>.
  14. Christian Jansen: Rezension von: Friedrich Lenger: Industrielle Revolution und Nationalstaatsgründung. (1849-1870er Jahre), Stuttgart: Klett-Cotta 2003, in: sehepunkte 4 (2004), Nr. 5 [15. Mai 2004], URL: <http://www.sehepunkte.de/2004/05/2288.html>.
  15. Frank Becker: Rezension von: Volker Berghahn: Das Kaiserreich 1871 - 1914. Industriegesellschaft, bürgerliche Kultur und autoritärer Staat, Stuttgart: Klett-Cotta 2003, in: sehepunkte 4 (2004), Nr. 5 [15. Mai 2004], URL: <http://www.sehepunkte.de/2004/05/5078.html>,
  16. Wilfried Rudloff: Rezension von: Wolfgang J. Mommsen: Die Urkatastrophe Deutschlands. Der Erste Weltkrieg 1914-1918, Stuttgart: Klett-Cotta 2002, in: sehepunkte 4 (2004), Nr. 7/8 [15. Juli 2004], URL: <http://www.sehepunkte.de/2004/07/6594.html>
  17. Jost Dülffer: Rezension zu: Mommsen, Wolfgang J.: Die Urkatastrophe Deutschlands. Der erste Weltkrieg 1914-1918. Stuttgart 2002. In: H-Soz-u-Kult, 18. August 2004, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2004-3-105>.
  18. Dieter Pohl: Rezension von: Rolf-Dieter Müller: Der letzte deutsche Krieg 1939-1945, Stuttgart: Klett-Cotta 2005, in: sehepunkte 5 (2005), Nr. 4 [15. April 2005], URL: <http://www.sehepunkte.de/2005/04/8302.html>.
  19. Konrad H. Jarausch: Rezension zu: Wolfrum, Edgar: Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 2006. In: H-Soz-u-Kult, 1. Juni 2006, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2006-2-152>.

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