Geltwil

Geltwil
Geltwil
Wappen von Geltwil
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Muriw
Gemeindenummer: 4232i1f3f4
Postleitzahl: 5637
Koordinaten: (667204 / 233612)47.258.32639681Koordinaten: 47° 15′ 0″ N, 8° 19′ 35″ O; CH1903: (667204 / 233612)
Höhe: 681 m ü. M.
Fläche: 3.28 km²
Einwohner: 186 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.geltwil.ch
Karte
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Geltwil (schweizerdeutsch: ˈɡɛl.təl)[2] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Muri im Südosten des Schweizer Kantons Aargau. Sie liegt im oberen Bünztal an der Grenze zum Kanton Luzern. Geltwil ist einwohnermässig die kleinste Gemeinde des Bezirks.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die ländlich geprägte Gemeinde liegt am gleichmässig abfallenden Osthang des Lindenbergs und besteht aus den beiden Siedlungen Geltwil und Isenbergschwil. Der östlichste Zipfel befindet sich auf einem Ausläufer des Wagenrains, der durch den tief eingeschnittenen Rüeribach, einem Quellbach der Bünz, vom restlichen Gemeindegebiet getrennt ist. Auf einer Geländeterrasse unmittelbar westlich des Baches liegt auf einer Höhe von 575 Metern der Weiler Isenbergschwil (575 m ü. M.). Rund einen Kilometer weiter westlich liegt am Sörikerbach, dem zweiten Quellbach der Bünz, das nur unwesentlich grössere Geltwil (681 m ü. M.).[3]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 328 Hektaren, davon sind 50 Hektaren bewaldet und 16 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 830 Metern auf dem Grat des Lindenbergs, der tiefste auf 525 Metern am Rüeribach.

Nachbargemeinden sind Buttwil und Muri im Norden, Benzenschwil im Osten, Beinwil (Freiamt) im Süden sowie das luzernische Hitzkirch im Westen.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung von Geltwile erfolgte im Jahr 1160 in den Acta Murensia. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen Geltinwilari und bedeutet «Hofsiedlung des Gelto».[2] Geltwil und Isenbergschwil gehörten zum ältesten Besitz des 1027 gegründeten Klosters Muri, zahlreiche Mönche dieser bedeutenden Benediktinerabtei stammten von hier. Nach der Eroberung durch die Eidgenossen im Jahr 1415 gelangten beide Dörfer zum Amt Muri in den Freien Ämtern, blieben aber weiterhin eng mit dem Kloster verbunden. Am 20. März 1797 vernichtete ein Grossbrand sämtliche Gebäude von Isenbergschwil, die Siedlung wurde mit grösserem Gebäudeabstand wieder aufgebaut.

Denkmal Sonderbundskrieg

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Geltwil bildete zusammen mit Isenbergschwil und Winterschwil (welches heute ein Teil von Beinwil (Freiamt) ist) eine Gemeinde im Distrikt Muri des kurzlebigen Kantons Baden. Nach der Gründung des Kantons Aargau im Jahr 1803 zerfiel die Gemeinde. Doch bereits am 26. Juni 1816 wurden Geltwil und Isenbergschwil endgültig fusioniert. Während des Sonderbundskriegs kam es am 12. November 1847 auf dem Dorfplatz von Geltwil zu einem Gefecht. Die von Guillaume-Henri Dufour angeführten Truppen der Eidgenossenschaft trafen dabei auf Einheiten des Sonderbunds. Bei dem im dichten Nebel geführten Schusswechsel gab es ein Dutzend Tote (siehe auch Gefecht von Geltwil).

1942 musste die Schweiz unter dem Druck der Achsenmächte die Sommerzeit einführen. Doch die Gemeindeversammlung von Geltwil beschloss einstimmig, die Umsetzung dieser von aussen aufgezwungenen Massnahme zu verweigern und damit «ein Zeichen gegen das Anpassertum» zu setzen. So gab es in der Schweiz zwei Zeiten, neben der offiziellen auch eine Geltwiler Zeit. Dieser Entscheid wurde von den Schweizer Medien als eigenwilliges Vorgehen hinterwäldlerischer Bauern belächelt. Bei der zweiten Einführung der Sommerzeit im Jahr 1981 leistete Geltwil hingegen keinen Widerstand mehr.

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot über grünem Dreiberg gelbe Gelte mit schwarzen Reifen, überhöht von gelbem Batzen.» Bis 1955 führte die Gemeinde die Martersäule Christi als Wappen, die jedoch historisch gesehen für die gesamten Freien Ämter steht. Für das neue Wappen griff man auf eine volksetymologische Deutung des Ortsnamens zurück.[4]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[5]

Jahr 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 207 154 139 158 135 150 129 152 137

Am 31. Dezember 2010 lebten 186 Menschen in Geltwil, der Ausländeranteil betrug 10,2 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 69,3 % römisch-katholisch und 15,3 % reformiert; 5,1 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 94,2 % gaben Deutsch als ihre Hauptsprache an.[6]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Muri zuständig. Geltwil gehört zum Friedensrichterkreis Muri.

Wirtschaft

In Geltwil gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 50 Arbeitsplätze, davon 58 % in der Landwirtschaft, 16 % im Kleingewerbe und 26 % im Dienstleistungssektor.[7] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in Muri oder in weiteren umliegenden Gemeinden.

Verkehr

Orteinfahrt von Geltwil

Das Dorf liegt weit abseits des Durchgangsverkehrs und ist durch Ortsverbindungsstrassen mit Muri und Beinwil (Freiamt) verbunden. Geltwil ist die zweitletzte Gemeinde des Kantons, die an das Netz des öffentlichen Verkehrs angeschlossen wurde: Die Postautolinie von Muri nach Buttwil verkehrt seit dem 12. Dezember 2004 weiter nach Geltwil und Isenbergschwil.

Bildung

Die Gemeinde verfügt eine Primarschule, der Kindergarten befindet sich in Beinwil (Freiamt). Die Oberstufen der obligatorischen Volksschule (Realschule, Sekundarschule, Bezirksschule) können in Muri besucht werden. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Wohlen.

Weblinks

 Commons: Geltwil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 173–174.
  3. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1130, Swisstopo
  4. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 164.
  5. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Muri, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  6. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau

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