Generalgouvernement Berg

Generalgouvernement Berg

Das Generalgouvernement Berg war eine provisorische preußische Verwaltungseinheit am rechten Rheinufer und im westlichen Westfalen in den Jahren 1814 bis 1815.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach der Niederlage Napoleons in der Schlacht von Leipzig am 16.-19. Oktober 1813 wurde seitens der Alliierten die Verwaltung der von Napoleon eroberten Gebiete neu organisiert. Es wurde ein Zentralverwaltungsdepartement eingerichtet und Generalgouverneure für die einzelnen Länder ernannt. Gebiete, die vor 1805 den Verbündeten gehört hatten, fielen sogleich an diese zurück. Am 13. November 1813 erreichten russische Truppen bei Düsseldorf den Rhein. Die französische Beamtenschaft hatte sich schon am Vortag über den Rhein abgesetzt. Am 25. November 1813 wurde dann, per Dekret des Freiherrn vom Stein, das Generalgouvernement Berg mit Verwaltungssitz in Düsseldorf gebildet.

Das Generalgouvernement

Der gebürtige Osnabrücker Karl Justus Gruner übernahm als Generalgouverneur die Verwaltung des neuen Staates, der sich in einer Größe von 71 Quadratmeilen über das ehemalige Herzogtum Berg und die Herrschaften Gimborn, Homburg und Wildenburg erstreckte und rund 350.000 Einwohner umfasste. Das Generalgouvernement Berg zählte zu den damals am dichtesten besiedelten Regionen Deutschlands und verfügte über eine Gewerbelandschaft mit Stahl- und Eisenindustrie, Woll-, Leinen- und Seidenmanufakturen.

Am 27. Januar 1814 wurde das Generalgouvernement in vier Kreise mit den Hauptorten Düsseldorf, Elberfeld, Mülheim a. Rhein und Wipperfürth aufgeteilt, denen je ein Kreisdirektor vorstand, wobei die französische Munizipalverfassung unverändert beibehalten wurde. Bereits am 3. Dezember 1813 hatte Generalgouverneur Gruner deutsche Amtsbezeichnungen wie Bürgermeister, Stadträte, Schöffen usw. eingeführt.[1] Weitere Reformen wie z.B. die der Finanzverwaltung und des Medizinalwesens folgten. Besonderes Augenmerk richtete Gruner auf die Polizeiverwaltung. Jeder Kanton erhielt einen Polizeivogt. Die amtlichen Bekanntmachungen wurden in dem „Bergischen Gouvernementsblatt“ veröffentlicht.

Im Februar 1814 wurde der nach Trier versetzte Gruner durch Prinz Alexander von Solms-Lich als Generalgouverneur ersetzt, der das Amt bis zum Pariser Frieden im Mai 1814 innehatte. Es kristallisierte sich heraus, dass bei einer Neuordnung Europas das Rheinland an Preußen fallen würde. Am 15. Juni 1814 ging dann die Verwaltung des Generalgouvernements Berg an Preußen über und Gruner kehrte wieder als Generalgouverneur nach Düsseldorf zurück.

Übergang zur Rheinprovinz

Nach dem endgültigen Anfall des Landes an Preußen und der Huldigung am 15. Mai 1815 verließ Gruner seine Wirkungsstätte und der Generalgouverneur vom Mittel- und Niederrhein, August Sack, übernahm am 15. Juni 1815 auch die Verwaltung des Generalgouvernements Berg bis zur endgültigen Einrichtung der preußischen Verwaltungsbehörden im April 1816.

Literatur

  • Max Bär: Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815. Bonn 1919, S. 70-72.
  • Gustav Sichelschmidt: Das Bergische Land unter dem General-Gouvernement Berg. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 133 (1938), S. 1–76 [dient zur Orientierung]
  • Herman Lohausen: Die obersten Zivilgerichte im Großherzogtum und im Generalgouvernement Berg von 1812 bis 1819 (= Rechtsgeschichtliche Schriften, Bd. 8), Köln 1995.
  • Irmgard Hantsche: Atlas zur Geschichte des Niederrheins. Essen 1999, S. 126-127.
  • Neue Bergische Stempel-Verordnung. Dänzer, Düsseldorf 1813 (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Max Bär: Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815. Bonn 1919, S. 70-72

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