Generalsiedlungsplan

Generalsiedlungsplan

Beim Generalplan Ost (GPO) handelt es sich um eine Reihe von Plänen, Planungsskizzen und Vortragsmaterialien zu einer möglichen neuen Siedlungsstruktur im Rahmen der nationalsozialistischenOstpolitik“ in den von der NS-Regierung während des Zweiten Weltkrieges eroberten und besetzten Gebieten Polens und der Sowjetunion. Der Generalplan Ost war ein auf der Grundlage der NS-Rassendoktrin erarbeitetes theoretisches Konzept, das als Planungsgrundlage für die Kolonisierung und „Germanisierung“ von Teilen Ost- und Ostmitteleuropas dienen sollte. Diese Schriften wurden seit Frühjahr 1940 durch das Planungsamt des Reichskommissariates für die Festigung deutschen Volkstums (RKF), die Planungsgruppe Gr. lll B, beim Sicherheitsdienst des Reichssicherheitshauptamtes der SS (RSHA) und des Institut für Agrarwesen und Agrarpolitik der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität erstellt. An den verschiedenen Planungen in den Jahren von 1940 bis 1942, die unter dem Oberbegriff Generalplan Ost zusammengefasst werden, wurde zunächst im Auftrag des Reichsführer-SS Heinrich Himmler, später auch im Auftrag des NS-„Chefideologen“ Alfred Rosenberg gearbeitet. Aufgrund der Kriegsereignisse und der Widerstände in der einheimischen Ostbevölkerung scheiterte sowohl der Generalplan Ost als auch der später auf diesen aufbauende Generalsiedlungsplan endgültig. Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes im Jahre 1945 sowie einschneidenden Umbrüchen in der internationalen Politik im Rahmen des Ost-West-Konflikts verlor der Generalplan Ost seine politische Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Das Konzept vom „Lebensraum im Osten“

Hauptartikel: Lebensraum im Osten

Während die Deutschen sich im 19. Jahrhundert noch um einen einheitlichen Nationalstaat bemühten und ihn erst mit der Reichsgründung 1871 verwirklichen konnten, trat von den westeuropäischen Staaten aus der Imperialismus bereits in seine Blütezeit. Reichskanzler Bernhard von Bülow begann 1897 für Deutschland zunächst vor dem Reichstag „unseren Platz an der Sonne“ zu beanspruchen, was Kolonien und Einflusszonen und insgesamt „Weltpolitik“ heißen sollte.[1] 1916 knüpfte Bülow an den von Gustav Freytag seit 1859 entfalteten Gedanken von der mittelalterlichen Ostsiedlung als der „größten That des deutschen Volkes in jenem Zeitraum“ an und hält fest: „Die gewaltige östliche Kolonisationsarbeit ist das beste, das dauerndste Ergebnis unserer glanzvollen mittelalterlichen Geschichte.“[2] Im ersten deutschen Historikerstreit über die Ausrichtung nationaler Außenpolitik, dem Sybel-Ficker-Streit, ging es vorwiegend um die Hochschätzung mittelalterlicher Ostexpansion und daran anschließend für den entworfenen Nationalstaat um die Akzentuierung preußisch orientierter Germanisierung von angrenzendem slawischen Gebiet (→ Deutscher Grenzkolonialismus). Mit Gustaf Kossinna und Friedrich Ratzel traten der historischen Betrachtungsweise archäologische und geographische Gesichtspunkte an die Seite, die im imperialistischen Konzert auf die grenzkolonisatorische deutsche Expansion zum Lebensraum im Osten setzten. Paul de Lagarde übersetzte sie seit 1875 am wirkungsvollsten und nachhaltigsten in politische Forderungen, indem er die „allmähliche Germanisierung Polens“ als höchstes Ziel deutscher Politik propagierte.[3] Das ließ in Osteuropa zunehmend die Vorstellung von einem naturgegebenen spezifischen „deutschen Drang nach Osten“ entstehen. Eine erste Realisierung erfuhren die deutschen Lebensraumgedanken im kurzfristig bestehenden Gebiet Ober Ost im Ersten Weltkrieg.

Ostimperialismus in der Zeit des Nationalsozialismus

Mit der Eroberung des Westteils von Polen sollten Vorstellungen zur Besiedelung dieses Gebietes verwirklicht werden. Aufschlussreich ist die Verwendung des Begriffs „Ober Ost“ in Hitlers Geheimerlass vom 7. Oktober 1939 zur „Festigung deutschen Volkstums“. In Abschnitt II heißt es: „In den besetzten ehemals polnischen Gebieten führt der Verwaltungschef Ober-Ost die dem Reichsführer-SS übertragenen Aufgaben nach dessen allgemeinen Anordnungen aus. Der Verwaltungschef Ober-Ost und die nachgeordneten Verwaltungschefs der Militärbezirke tragen für die Durchführung die Verantwortung.“[4] Der Agrarwissenschaftler Konrad Meyer, seit 1939 in enger Beziehung zu der von Albert Brackmann geleiteten und für Ostforschung zuständigen Publikationsstelle Berlin-Dahlem stehend[5] und wie Brackmann ein Anhänger der „ostkolonisatorischen Mission“[6], war nach dem Angriff auf Polen schon im April/Mai 1940 planerisch für den „deutschen Neuaufbau im Osten“ in den eingegliederten Ostgebieten Reichsgaue Wartheland und Danzig-Westpreußen tätig geworden. Ein größerer Gesamtplan wurde zwei Tage nach dem Angriff auf die UdSSR am 22. Juni 1941 durch Heinrich Himmler bei Meyer in Auftrag gegeben, mit dem Himmlers Siedlungsprogramm konkretisiert werden sollte. Die erste Fassung des Plans lag am 15. Juli 1941 vor, und Himmler ordnete am 20. Juli 1941 bei einem Besuch in Lublin gegenüber dem dortigen SS- und Polizeiführer Odilo Globocnik an, „ein Großsiedlungsgebiet im Raum um die bereits vorhandenen volksdeutschen Kolonien bei Zamosch“ zu schaffen (vgl. Aktion Zamosch). Von einigen Historikern wird angenommen, dass es sich bei dieser Maßnahme möglicherweise um ein erstes umgesetztes Teilelement des GPO mit der Zielsetzung, zwischen den „einzudeutschenden“ Gebieten im Wartheland und den künftig von Deutschen zu besiedelnden Teilen der UdSSR eine „Siedlungsbrücke“ zu bilden, gehandelt haben könnte.

Einige Planungen sahen vor, Teile der Bevölkerung Polens und der westlichen Teile der Sowjetunion nach Sibirien zu verbannen. Nach der am 28. Mai 1942 vorgelegten und im Dezember noch einmal überarbeiteten Version sollten das Wartheland, Ostoberschlesien und Westpreussen einschließlich von Teilen des „Generalgouvernements Polen“ (GG) völlig „eingedeutscht“ und in Teilen der eroberten Sowjetunion drei „Reichsmarken“ gebildet werden: 1. „Ingermanland“ südlich von Leningrad; 2. das Narewgebiet mit Bialystok und Litauen; 3. der „Gotengau“ mit Krim und dem Gebiet um Cherson. Die für die „Eindeutschung“ zunächst gesetzte Frist von 25 Jahren wurde am 23. Dezember 1942 noch einmal auf 20 Jahre herabgesetzt, und Böhmen und Mähren, Elsaß-Lothringen, die Untersteiermark und Oberkrain wurden auf Himmlers Wunsch ebenfalls der Planung zugeordnet. Die „frei gewordenen Gebiete“ in Osteuropa sollten mit mehreren Millionen Deutschen besiedelt werden. Voraussetzung zur vollen Umsetzung der Pläne wäre der militärische Sieg gegen die Sowjetunion gewesen.

Nach den Niederlagen der Deutschen von Moskau (Winter 1941/42) und Stalingrad (1942/43) rückte die Verwirklichung des Plans jedoch in immer weitere Ferne. Der Grad des tatsächlichen Umfangs und die Frage, welche Teile des GPO tatsächlich umgesetzt worden wären bzw. wurden, ist bis heute Gegenstand verschiedener wissenschaftlicher Kontroversen. Hierbei ist anzumerken, dass es sich beim GPO um verschiedene, teils konkurrierende Planungen unterschiedlicher Stellen handelte. Diese Planungskonkurrenz kann hierbei als typisch für viele NS-Projekte angesehen werden, da das Führerprinzip zumeist eine klare Abgrenzung der Planungshoheiten verhinderte. Insofern ist unklar, welche Planungen oder Planungsaspekte tatsächlich weiter verfolgt worden wären. Auch das Fehlen einiger Planungsdokumente (seit 1945 verschollen) erschwert die Forschung. Himmler selbst entwarf aber in einer Rede vor SS-Junkern in Bad Tölz am 22. November 1942 unter der Überschrift „Heute Kolonie, morgen Siedlungsgebiet, übermorgen Reich!“ ein aufschlussreiches Bild von seinen eigenen Vorstellungen.[7]

Ausgearbeitete Varianten des Generalplans Ost

Diese Schriften wurden durch das Planungsamt des Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums (RKF), die Planungsgruppe Gr. lll B, beim Sicherheitsdienst des Reichssicherheitshauptamtes der SS (RSAH) und des Institut für Agrarwesen und Agrarpolitik der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität erstellt. Im einzelnen handelt es ich um folgende Dokumente:

Dokument 1: „Planungsgrundlagen“ erstellt im Februar 1940 durch das Planungsamt des RKF (Umfang: 21 Seiten). Inhalt: Beschreibung des Umfangs der geplanten Ostsiedlung in Westpreußen und im Wartheland. Das beplante Gebiet sollte eine Fläche von 87 600 km² umfassen, davon 59 000 km² landwirtschaftliche Nutzfläche. In diesem Gebiet sollten rund 100.000 Siedlerhöfe zu 29 ha eingerichtet werden. Insgesamt sollten rund 4,3 Millionen Deutsche in diesen Gebieten angesiedelt werden; davon 3,15 Mio. im ländlichen Raum und 1,15 Mio. im städtischen Raum. Hierzu sollten sukzessive 560.000 Juden (100 % aller Personen dieser Ethnie im Planungsgebiet) und 3,4 Mio. Polen (44 % aller Personen dieser Ethnie im Planungsgebiet) entfernt werden. Zu den Gesamtkosten des Plans wurden keine Schätzungen vorgenommen.

Dokument 2: Materialien zum Vortrag „Siedlung“, erstellt im Dezember 1940 durch das Planungsamt des RKF (Umfang 5 Seiten). Inhalt: Grundsatzartikel zu „Landbedarf für die notwendige Aussiedlung aus dem Altreich“ mit konkreter Forderung von 130.000 km² für 480.000 neue, lebensfähige Siedlerhöfe zu 25 ha, dabei 40 % Zuschlag für Wald, Wehrmacht, Reserveflächen im Wartheland und Generalgouvernement Polen.

Dokumente, erstellt nach dem Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941.

Dokument 3 (verschollen, genauer Inhalt unbekannt): „Generalplan Ost“, erstellt im Juli 1941 durch das Planungsamt des RKF. Inhalt: Beschreibung des Umfangs der geplanten Ostsiedlung in der Sowjetunion mit konkreter geographischer Abgrenzung der einzelnen Siedlungsgebiete.

Dokument 4 (verschollen, genauer Inhalt unbekannt): „Gesamtplan Ost“, erstellt im Dezember 1941 durch die Planungsgruppe Gr. lll B des Sicherheitsdienstes des RSAH. Inhalt: Beschreibung des Umfangs der geplanten Ostsiedlung in der Sowjetunion und dem Generalgouvernement mit konkreter geographischer Abgrenzung der einzelnen Siedlungsgebiete.

Dokument 5: „Generalplan Ost“ erstellt im Mai 1942 durch das Institut für Agrarwesen und Agrarpolitik der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität (Umfang 68 Seiten).

Inhalt: Beschreibung des Umfangs der geplanten Ostsiedlung in der Sowjetunion mit konkreter geographischer Abgrenzung der einzelnen Siedlungsgebiete. Das beplante Gebiet sollte 364.231 km² umfassen, einschließlich 36 Siedlungsstützpunkten und drei Siedlungsmarken im Großraum Leningrad (heute Sankt Petersburg), Krim-Chersongebiet und im Gebiet von Bialystok. Hierbei sollten Siedlerhöfe mit 40–100 ha Fläche sowie landwirtschaftliche Großbetriebe mit mindestens 250 ha Fläche entstehen. Die Zahl der hierfür benötigten Siedler wurde auf 5,65 Mio. geschätzt. Hierzu sollten aus dem beplanten Gebiet rund 25 Mio Menschen entfernt werden.[8] Die Kosten der Planungen wurden auf 66,6 Mrd. Reichsmark geschätzt.

Dokument 6: „Generalsiedlungsplan“ erstellt im September 1942 durch das Planungsamt des RKF (Umfang: 200 Seiten einschl. 25 Karten und Tabellen).

Inhalt: Beschreibung des Umfangs der geplanten Siedlungen in allen dafür vorgesehenen eroberten Gebieten mit konkreter geographischer Abgrenzung der einzelnen Siedlungsgebiete. Das beplante Gebiet sollte 330.000 km² mit 360.100 landwirtschaftlichen Betrieben umfassen. Die Zahl der hierfür benötigten Siedler wurde auf 12,21 Mio. Menschen (davon land- und forstwirtschaftl. Berufszugehörige: 2,859 Mio.) geschätzt. Hierzu sollten aus dem beplanten Gebiet rund 30,8 Mio. Menschen entfernt werden. Die Kosten der Planungen wurden auf 144 Mrd. Reichsmark geschätzt.

Siehe auch:

Vertreibung und Vernichtung der slawischen Bevölkerung Osteuropas

Da die Mehrheit der einheimischen slawischen Völker für Eindeutschung ungeeignet schien und eine Germanisierung nur für einen kleinen Teil geplant war, sah die mit einer Besiedlung durch „Volksdeutsche“ beziehungsweise Nordeuropäer einhergehende Dezimierung der 30 Millionen im Einzelnen vor[9]:

  • Vernichtung oder Vertreibung von 80-85% der Polen
  • Vernichtung oder Vertreibung von 50-75% der Tschechen
  • Vernichtung von 50–60 % der Russen im europäischen Teil der Sowjetunion, weitere 15-25% waren zur Verlegung in den Osten (das heißt Umsiedlung bzw. Vertreibung hinter den Kaukasus und nach Sibirien) vorgesehen
  • Vernichtung von 25% der Ukrainer und Weißrussen, weitere 30–40 % der Ukrainer und weitere 30–50 % der Weißrussen sollten in den Osten „ausgewiesen“ werden

Tatsächlich wurden bis Kriegsende etwa 30 Millionen Militärangehörige und Zivilisten slawischer Völker getötet (Russen, Ukrainer, Weißrussen, Polen, Tschechen, Slowaken, Serben, Kroaten, Bosnier usw.), über 20 Millionen davon aus der Sowjetunion (über 10 % der Bevölkerung), über sechs Millionen Polen (über 17 %), über zwei Millionen aus Jugoslawien (über 10 %).[10] Die besondere Brutalität des Vernichtungskriegs in der Sowjetunion, darunter auch zahlreiche militärstrategische Entscheidungen, wie zum Beispiel das bewusste Aushungern Leningrads, wo über eine Million Menschen starben, ist vor dem Hintergrund der langfristigen Ostraum-Pläne zu verstehen.

Die „Lehns“- und „Mark“-Begriffe in den Planungen und ihre Geschichte

Die künftigen Siedler werden im GPO „Lehnsnehmer“ genannt. Weitere in diesem Zusammenhang verwendete Begriffe sind „Belehnung“, „Lehensfähige“, „Lehenshöfe und –stellen“, „Zeitlehen“, „Erblehen“, „Lehensgerichte“. Alle diese Begriffe stammen aus der Zeit des Lehnswesens. Das „Lehen“ als zur Nutzung verliehener Besitz geht als Wort auf das Altgermanische zurück und bestimmte seit dem 8. Jahrhundert die feudale Rechts- und Gesellschaftsordnung des Mittelalters.

In den verschiedenen Entwürfen ist außerdem von den zu schaffenden Siedlungsgebieten als „Siedlungsmarken“ oder „Reichsmarken“ „an der vordersten Front des deutschen Volkstums gegenüber dem Russen- und Asiatentum“ (Entwurf vom 28. Mai 1942) die Rede, an deren Spitze jeweils ein „Markhauptmann“ zu stehen kommen sollte. Insgesamt hätten die Marken unter der Hoheitsgewalt des Reichsführers-SS gestanden.

Auch außerhalb des GPO bestand Bedarf an der „Mark“-Bezeichnung in den in Osteuropa bis 1942 besetzten Gebieten. So hatte der Reichskommissar in der Ukraine, Erich Koch, vor, die Ukraine als neue „deutsche Ostmark“ in ein wirtschaftliches Ausbeutungsobjekt für das Großdeutsche Reich zu verwandeln.[11]

Der „Mark“-Begriff verweist wie der „Lehns“-Begriff auf das Mittelalter. Er findet sich im Fränkischen Reich seit Karl dem Großen z. B. in der Awarenmark als dem Ursprungsgebiet der marchia orientalis bzw. Ostarrîchi und später im Ostfrankenreich seit Heinrich I. und Otto dem Großen (vgl. Sächsische Ostmark). Der Etymologie nach kommt „Mark“ vom althochdeutschen „marcha“, was „Grenze“ heißt und im Mittelhochdeutschen auch „Grenzland“, „Gau“ oder allgemeiner „Gebiet“ bedeuten kann. „Grenze“ ist indessen ein im 13. Jahrhundert aus dem Westslawischen entlehntes Wort, das „sich von den östlichen Kolonisationsgebieten aus allmählich über das dt. Sprachgebiet ausgebreitet [hat] und das heimische Wort Mark […] verdrängt“ (vgl. Duden, Bd. 7: Etymologie).

Folgen des Vorrückens der Ostgrenze

Adolf Hitler hatte am 15. März 1938 nach dem „AnschlussÖsterreichs als seinem „Unternehmen Otto“ vom Balkon der Hofburg in Wien seinen neuen Landsleuten ihre Aufgabe erklärt: „Die älteste Ostmark des deutschen Volkes soll von jetzt ab damit das jüngste Bollwerk der deutschen Nation und damit des Deutschen Reiches sein.“[12] 1942 war mit dem Vorrücken der Grenze im osteuropäischen Kriegsgebiet die Stellung der „ältesten Ostmark“ als „jüngstes Bollwerk“ überholt, so dass sowohl die „Bayerische Ostmark“ in „Gau Bayreuth“ umbenannt[13] wie auch die kurzfristige Bezeichnung „Ostmark“ für Österreich auf Befehl Hitlers am 19. Januar 1942 in „Donau- und Alpenreichsgaue“ umgewandelt wurde.[14] Nachdem die im Sommer 1942 erfolgende Wehrmachtsoffensive die Grenze weiter nach Osten verschoben hatte, befahl Himmler im November die Ausführung der „Aktion Zamosc“, wo er sich auf altem deutschen Kolonialgebiet zu bewegen glaubte, weil „sein Mann im Osten“ Globocnik dort auf Spuren deutscher Siedler gestoßen war.

Anmerkungen

  1. Vgl. Gerd Fesser, „Wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne!“ Triebkräfte und Ziele der Bülowschen „Weltpolitik“, S. 25. In: Gerd Fesser, Der Traum vom Platz an der Sonne. Deutsche „Weltpolitik“ 1897–1914, Donat-Verlag, Bremen 1996, S. 25–34.
  2. Fürst von Bülow, Deutsche Politik, Berlin 1916, S. 221.
  3. Ulrich Sieg, Deutschlands Prophet. Paul de Lagarde und die Ursprünge des modernen Antisemitismus, München (Hanser) 2007, S. 173.
  4. Vgl. Materialien zum „Generalplan Ost“. Am 21. Juli 1940 wurde der Stab Ober Ost in den des Militärbefehlshabers im Generalgouvernement (MiG) umgewandelt (vgl. Bundesarchiv: Heeresgruppen/Oberbefehlshaber.).
  5. Vgl. Michael Burleigh, Germany Turns Eastwards. A Study of Ostforschung in the Third Reich, London 2002, S. 146 f.
  6. Vgl. I. Heinemann, Konrad Meyer und der „Generalplan Ost“, S. 2.
  7. Vgl. Abdruck und Analyse der Rede in Himmlers und Hitlers Symbolpolitik mit mittelalterlichen Herrschern.
  8. Auf der Wewelsburg als ideologischer Zentrale der SS hatte Himmler im Juni 1941 vor Beginn von „Unternehmen Barbarossa“ in der einzigen SS-Gruppenführertagung, die dort je stattfand, das Ziel des Russlandfeldzuges angekündigt: „die Dezimierung der Bevölkerung der slawischen Nachbarländer um 30 Millionen.“ (Vgl. Richard Breitman, Heinrich Himmler. Der Architekt der „Endlösung“, München-Zürich 2000, S. 393, Anm. 12.)
  9. Übereinstimmend The Times Atlas: Zweiter Weltkrieg, Seite 91 (Augsburg 1999) mit Geschichte Lehrbuch für Klasse 9, Seite 161f (Berlin 1984), H. Holborn: Deutsche Geschichte i. d. Neuzeit, Band III, Seite 604 (München 1971), Haack Taschenatlas Weltgeschichte, Seite 186 (Gotha 2002) und R. Giordano: Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte (Köln 2000)
  10. The Times Atlas: Zweiter Weltkrieg, Augsburg 1999, S. 204 f.; Haack Atlas zur Geschichte, Band 2, Gotha 1982, S. 50; vgl. hierzu auch P. Jahn: 27 Millionen.
  11. Artikel „Reichskommissariate ‚Ostland‘ und ‚Ukraine‘“, in: Lexikon der deutschen Geschichte. Personen, Ereignisse, Institutionen. Von der Zeitenwende bis zum Ausgang des 2. Weltkrieges, hrsg. von Gerhard Taddey, Kröner, Stuttgart 1979.
  12. Reden des Führers. Politik und Propaganda Adolf Hitlers 1922-1945, hrsg. v. Erhard Klöss, München 1967, S. 85.
  13. Bayerische Ostmark
  14. Emmerich Tálos, Von der Liquidierung der Eigenstaatlichkeit zur Etablierung der Reichsgaue der „Ostmark“. Zum Umbau der politisch administrativen Struktur, S. 69; in: E. Tálos/E. Hanisch/W. Neugebauer/R. Sieder (Hg.), NS-Herrschaft in Österreich. Ein Handbuch. öbv & hpt. Wien 2002. ISBN 3-209-03179-7, S. 55–72.

Literatur

  • Matthias Burchard: Der Generalplan Ost, ein finsteres Kapitel Berliner Wissenschaftsgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin, 1997, 36 S.
  • Michael Burleigh: Germany Turns Eastwards. A Study of Ostforschung in the Third Reich, London 2002.
  • Bruno Wasser: Himmlers Raumplanung im Osten. Der Generalplan Ost in Polen 1940–1944, Birkhäuser, Basel 1994, ISBN 3-7643-2852-5.
  • Czeslaw Madajczyk (Hrsg.): Vom Generalplan Ost zum Generalsiedlungsplan. Dokumente, Saur, München 1994, ISBN 3-598-23224-1.
  • Mechthild Rössler, Sabine Schleiermacher (Hrsg.): Der „Generalplan Ost“. Hauptlinien der nationalsozialistischen Planungs- und Vernichtungspolitik, Akademie, Berlin 1993.
  • Götz Aly, Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung, Hoffmann & Campe, Hamburg 1991, ISBN 3-596-11268-0. (Aly behandelt den „Generalplan Ost“ nur am Rande: S. 394–440; jedoch relevant in Bezug auf die Entwicklung und Strukturen der allgemeinen Vernichtungsplanung.)
  • Helmut Heiber: Der Generalplan Ost. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Dokumentation 6 (1958), Heft 3, S. 281–325. Online verfügbar im Heftarchiv VfZ

Weblinks


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