Georg III. (Großbritannien)

Georg III. (Großbritannien)
Georg III.

Georg III. Wilhelm Friedrich (engl. George William Frederick; * 4. Juni 1738 in London; † 29. Januar 1820 in Windsor Castle) war von 1760 bis 1801 König von Großbritannien und Irland, danach bis zu seinem Tod König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation regierte er als Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg, nach dem Zusammenbruch des Reiches als König von Hannover (1815). Er führte den nominellen Titel eines Herzogs von Braunschweig-Lüneburg.

Georg war der dritte britische Monarch aus dem Haus Hannover, doch der erste, der in Großbritannien geboren wurde und dessen Muttersprache Englisch war. Während seiner Herrschaft gingen zahlreiche Kolonien in Nordamerika verloren, die sich zu den Vereinigten Staaten zusammenschlossen. Daneben wurden die Königreiche Großbritannien und Irland, die zuvor in Personalunion regiert worden waren, zum Vereinigten Königreich verschmolzen.

Die zweite Hälfte seiner Herrschaft war geprägt von einer zunächst sporadisch auftretenden und schließlich permanenten Geisteskrankheit. Heute wird angenommen, diese sei durch eine Stoffwechselstörung (Porphyrie) verursacht worden. 1811 hatte sich sein Geisteszustand derart verschlechtert, dass sein ältester Sohn als Regent eingesetzt werden musste und die Amtsgeschäfte übernahm. Dieser trat dann 1820 als Georg IV. die Thronfolge an.

Wegen seiner Vorliebe für das Landleben und seinem relativ bescheidenen Lebensstil erhielt Georg III. den Spitznamen „Farmer George“ (Bauer Georg).

Inhaltsverzeichnis

Frühe Lebensjahre

Georg wurde am Morgen des 4. Juni 1738 im Norfolk House in London geboren. Er war ein Mitglied des Fürstengeschlechts der Welfen, zu seinen Vorfahren gehörte unter anderem Heinrich der Löwe. Sein Vater war Friedrich Ludwig von Hannover, seine Mutter war Augusta von Sachsen-Gotha. König Georg II. war sein Großvater.

Friedrich Ludwig starb am 31. März 1751, woraufhin der Titel des Herzogs von Edinburgh an seinen Sohn fiel. Der neue Herzog war nun Thronfolger und erhielt dementsprechend den Titel Prince of Wales. Seine Mutter misstraute ihrem Schwiegervater, der ihren Ehemann vom Königshof ferngehalten hatte; aus diesem Grund lebte Georg von seinem Großvater getrennt. Einen großen Einfluss in Georgs Kindheit übte der Earl of Bute aus, der später Premierminister wurde.

Heirat

Georgs Ehefrau, Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz

Nach dem Tod seines Großvaters am 25. Oktober 1760 trat Georg die Nachfolge an und wurde König von Großbritannien, König von Irland sowie Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg („Kurhannover“). Daraufhin wurde in den verschiedenen europäischen Herrscherhäusern nach einer geeigneten Gemahlin gesucht. Am 8. September 1761 heiratete der König in der Chapel Royal des St. James's Palace die aus Deutschland stammende Prinzessin Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz. Zwei Wochen später wurden beide in der Westminster Abbey gekrönt. Zusammen hatten sie fünfzehn Kinder – neun Söhne und sechs Töchter – mehr als alle anderen Monarchen in der britischen Geschichte. Zwei seiner Söhne wurden später Könige des Vereinigten Königreichs, ein Sohn König von Hannover und eine Tochter Königin von Württemberg.

Über einhundert Jahre später kursierten Gerüchte, Georg habe bereits am 17. April 1759 eine Quäkerin namens Hannah Lightfoot geheiratet. In diesem Falle wäre Georg ein Bigamist gewesen und sämtliche Kinder aus der Ehe mit Charlotte wären als illegitim erklärt worden. Doch es stellte sich heraus, dass Hannah Lightfoot gar nicht mit Georg hätte verheiratet sein können. Sie war bereits seit 1753 die Gattin von Isaac Axelford und starb im Dezember 1759, womit aus einer im April 1759 geschlossenen Ehe gar keine Kinder hätten entstammen können. Die angebliche Heirat wurde 1866 in einem Gerichtsprozess gegen die Tochter der Hochstaplerin Olive Wilmot erwähnt, die sich als „Prinzessin Olive“ ausgegeben hatte. Eine vorgelegte Heiratsurkunde wurde als Fälschung entlarvt; diese befindet sich heute in den königlichen Archiven von Windsor Castle.

Konflikt in Nordamerika

Georg III. war bestrebt, möglichst viele der Machtbefugnisse, die seine Vorgänger an das Parlament abgetreten hatten, wiederzuerlangen. Aus diesem Grund bevorzugte er wann immer möglich Politiker der königstreuen Tories. Diese Bestrebungen führten dazu, dass die Whigs in Georg einen Autokraten im Stile von Karl I. sahen. Der inkompetente Lord Bute (der wahrscheinlich nur deshalb Premierminister geworden war, weil er Georgs Auslegung der königlichen Macht befürwortete) trat 1763 zurück, was den Whigs die Rückkehr an die Macht ermöglichte. Im selben Jahr erließ die britische Regierung auf Anordnung Georgs die Königliche Proklamation von 1763, welche die Ausdehnung der nordamerikanischen Kolonien westlich der Appalachen einschränkte. Das Ziel der Proklamation war es, die Kolonisten zu Verhandlungen mit den Ureinwohnern zu zwingen. Dadurch sollten Landkäufe rechtmäßig durchgeführt werden können, was wiederum die kostspieligen Kriegshandlungen wegen Landkonflikten an den Grenzen reduzieren sollte.

Die Proklamationslinie, wie sie bald hieß, war bei den amerikanischen Kolonisten äußerst unbeliebt und führte zu einer noch größeren Entfremdung mit der britischen Regierung. Die Kolonisten mussten bis dahin fast keine Steuern bezahlen. Die britische Regierung hingegen bekundete zunehmend Mühe, militärische Operationen zum Schutz der Kolonisten vor Aufständen der Ureinwohner zu finanzieren. Nachdem George Grenville Premierminister geworden war, führte er das Stempelgesetz (Stamp Act) ein, mit dem auf sämtlichen Druckerzeugnissen in den nordamerikanischen Kolonien eine Gebühr erhoben wurde; dadurch sollte ein Teil der Kosten gedeckt werden. Grenville versuchte, Georgs Rolle auf die einer Marionette zu reduzieren. Der König bat William Pitt den Älteren, das Amt des Premierministers zu übernehmen, jedoch ohne Erfolg. Er entschied sich dann für den Marquess of Rockingham und entließ Grenville im Juli 1765.

Rockingham hob Grenvilles unpopuläres Stempelgesetz auf. Er hatte jedoch Meinungsverschiedenheiten mit dem Kabinett und wurde im Juli 1766 durch William Pitt ersetzt, der von Georg III. den Titel Earl of Chatham erhielt. Pitt erwies sich als pro-amerikanisch und kritisierte das harte Vorgehen seiner Vorgänger gegen die amerikanischen Kolonisten. Georg hingegen war der Ansicht, dass die oberste Pflicht der Kolonisten darin bestand, sich seinem Willen zu beugen und treue Untertanen zu sein; er verabscheute die rebellische Natur der Kolonisten. Pitt erkrankte Ende 1767, woraufhin Augustus FitzRoy, 3. Herzog von Grafton die eigentlichen Regierungsgeschäfte übernahm (das Amt des Premierministers trat er formell erst im Oktober 1768 an). Politische Differenzen führten im Januar 1770 zu seinem Rücktritt, womit die Tories erneut an die Macht gelangten.

Die Regierung des neuen Premierministers Lord North musste sich vor allem mit der Amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung auseinandersetzen. Die Amerikaner reagierten zunehmend feindselig auf britische Versuche, in den Kolonien Steuern zu erheben. Bei der Boston Tea Party im Jahr 1773 wurden als Zeichen des politischen Protestes 340 Kisten Tee in das Hafenbecken von Boston geworfen. Als Reaktion darauf erließ Lord North Gesetze, welche die Kolonisten bestrafen sollten. Der Hafen von Boston wurde geschlossen und die Wahlen in Massachusetts wurden suspendiert.

Der bewaffnete Konflikt brach im April 1775 aus. Am 4. Juli 1776 erklärten die Kolonien ihre Unabhängigkeit von Großbritannien. Die Unabhängigkeitserklärung enthielt mehrere Passagen, die gegen den britischen König, das britische Parlament und die Briten im Allgemeinen gerichtet waren. Über Georg hieß es: „Er hat hier abgedankt ... Er hat unsere Meere geplündert, unsere Küsten verwüstet, unsere Städte niedergebrannt und das Leben unserer Leute zerstört“ (He has abdicated Government here ... He has plundered our seas, ravaged our Coasts, burnt our towns, and destroyed the lives of our people).

Georg III. war entrüstet, als er erfuhr, was die Kolonisten von ihm hielten. Obwohl die Briten im nachfolgenden Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu Beginn im Vorteil waren, wendete sich das Blatt nach der Kapitulation von Generalleutnant John Burgoyne während der Schlacht von Saratoga im Jahr 1778. Frankreich verbündete sich mit den neuen Vereinigten Staaten. Lord North bat darum, zugunsten von William Pitt zurücktreten zu dürfen, da er ihn für fähiger hielt. Georg III. ging jedoch überhaupt nicht darauf ein und schlug vor, dass Pitt als untergeordneter Minister in Norths Regierung arbeiten sollte. Pitt weigerte sich zu kooperieren und starb noch im selben Jahr. Großbritannien befand sich nun im Krieg mit Frankreich, ab 1779 auch mit Spanien.

Georg III. hielt hartnäckig daran fest, den Krieg gegen die amerikanischen Rebellen fortzuführen, obwohl die eigenen Minister ihm davon abrieten. Der Marquess of Stafford und der Marquess of Bath traten lieber zurück, als die Demütigung zu ertragen, mit dem Krieg in Zusammenhang gebracht zu werden. Lord North teilte Georg mit, dass er die Meinung seiner Ministerkollegen teile, blieb jedoch im Amt.

Nachdem die Nachricht von Cornwallis' Kapitulation London erreicht hatte, trat Lord North im März 1782 zurück. Georg nahm die Niederlage in Nordamerika hin und erteilte die Ermächtigung, Friedensverhandlungen zu führen. Der Frieden von Paris und die damit verbundenen Verträge von Versailles wurden 1783 ratifiziert. Das erste Abkommen regelte die Anerkennung der neuen Vereinigten Staaten durch Großbritannien. Das zweite Abkommen verpflichtete Großbritannien dazu, Florida an Spanien abzutreten und Tobago an Frankreich, dem auch der Zugang zu den Gewässern von Neufundland gewährt werden musste.

Auseinandersetzungen mit dem Parlament

Nach dem Verlust der Kolonien wurden mehrere Veränderungen in der Struktur der britischen Regierung vorgenommen. Seit 1660 hatte es zwei Hauptministerposten gegeben, bekannt als Staatssekretär des südlichen Departements (Secretary of State for the Southern Department) und Staatssekretär des nördlichen Departements (Secretary of State for the Northern Department). Der erste war zuständig für den Süden Englands, Irland sowie die Beziehungen mit nichtprotestantischen Staaten Europas; der zweite war zuständig für den Norden Englands, Schottland und die Beziehungen zu den protestantischen Staaten Europas. Ersterer war ursprünglich auch für die Kolonien zuständig, doch dieser Bereich war 1768 dem Staatssekretär für die Kolonien (Secretary of State for the Colonies) übertragen worden. Alle drei Ämter wurden nach dem Verlust der amerikanischen Kolonien aufgehoben und durch zwei neue Minister ersetzt. Dies waren der Außenminister (Secretary of State for Foreign Affairs) und der Innenminister (Secretary of State for the Home Department).

Nach zwölf Jahren endete 1782 die Amtszeit von Lord Norths Tory-Regierung. Lord Rockingham, welcher der Whig-Partei angehörte, wurde ein zweites Mal Premierminister, starb jedoch nach wenigen Monaten. Der König wählte daraufhin William Petty, 2. Earl of Shelburne als Ersatz. Charles James Fox verweigerte aber die Zusammenarbeit mit Shelbourne und verlangte die Ernennung von William Henry Cavendish-Bentinck, 3. Herzog von Portland. 1783 zwang das House of Commons die Regierung Shelbournes zum Rücktritt, die durch die Fox-North-Koalition abgelöst wurde. Der Herzog von Portland war zwar Premierminister, doch die eigentliche Macht lag bei Charles James Fox und Lord North, dem Außen- und dem Innenminister.

Georg III. war verärgert darüber, dass er Minister ernennen musste, die nicht in seiner Gunst standen. Doch die Portland-Regierung sicherte sich rasch eine Mehrheit im House of Commons und konnte deshalb nicht so leicht ersetzt werden. Als Fox jedoch den India Bill einbrachte, sah Georg eine Gelegenheit, die ungeliebte Regierung loszuwerden. Das geplante Gesetz sah vor, die Ostindien-Kompanie stärker zu überwachen und die Verwaltung der indischen Kolonien direkt der britischen Regierung zu unterstellen. Das umstrittene Gesetz wurde im House of Commons angenommen. Doch dann ließ Georg das House of Lords wissen, dass er jeden Peer, der für das Gesetz stimmte, als seinen Feind betrachten würde (was eine soziale Ächtung zur Folge gehabt hätte). Am 17. Dezember 1783 lehnte das House of Lords das Gesetz ab und einen Tag später trat Portlands Regierung zurück. Georg ernannte William Pitt den Jüngeren zum Premierminister und löste im März 1784 das Parlament auf; bei den darauf folgenden Wahlen erhielt Pitt eine komfortable Mehrheit.

Erste Krankheitsphase

Pitts Ernennung war für Georg III. ein großer Erfolg. Der König glaubte, dass er noch immer die Macht besaß, Premierminister nach seinem eigenen Willen zu ernennen, ohne auf bestimmte Gruppen im Parlament Rücksicht nehmen zu müssen. Georg unterstützte eifrig viele von Pitts politischen Zielen. Um ihn zu unterstützen, schuf Georg eine sehr große Anzahl neuer Adelstitel. Die neuen Peers nahmen bald im House of Lords ihre Sitze ein und erlaubten es Pitt, mit einer komfortablen Mehrheit zu regieren. Während Pitts Amtszeit genoss Georg eine außerordentlich große Popularität. Die Öffentlichkeit unterstützte die Entdeckungsreisen im Pazifischen Ozean. Georg förderte mit großzügigen Zahlungen aus seinem Privatvermögen die Royal Academy of Arts. Zu seiner Beliebtheit trug auch bei, dass er treu zu seiner Ehefrau hielt und im Gegensatz zu seinen beiden hannoverschen Vorgängern keine Mätressen hatte.

Georgs Gesundheit hingegen verschlechterte sich zusehends. Er litt an einer Geisteskrankheit, nach heutigen Erkenntnissen Symptome einer Stoffwechselstörung (Porphyrie). Damals wurde bei Hofe sehr oft das Medikament Brechweinstein verschrieben, welches einen hohen Anteil an Antimon enthält. Da in der Natur Antimon und Arsen häufig zusammen vorkommen, wurde Georg III. durch Arsen nach und nach vergiftet. In Betracht kommt auch die Fowlersche Lösung, die Arsen enthält und damals als Kräftigungsmittel galt. In einer Untersuchung einer Haarlocke des Monarchen durch Martin Waren von der University of Kent (2004) wurden erhebliche Spuren von Schwermetallen entdeckt, die weit über den üblichen Konzentrationen liegen. Ausgerechnet die mit Arsen verunreinigten Medikamente könnten die Symptome der Krankheit wie Koliken und Erbrechen noch deutlich verschlimmert haben. Auch die fünf schweren psychotischen Schübe, die der König während seiner Regentschaft erlitt, könnten durch das Schwermetall provoziert worden sein ([1]).

Der König hatte bereits 1765 eine kurze Krankheitsphase gehabt, doch eine längere Phase begann 1788. Er war zwar während des ganzen Sommers krank, war jedoch einigermaßen bei Sinnen, um die Vertagung des Parlaments vom 25. September bis zum 20. November 1788 zu veranlassen. Während der Sessionspause war Georg zunehmend verwirrt und versuchte sogar sich umzubringen. Als das Parlament im November wieder zusammentrat, war der König nicht in der Lage, wie vorgeschrieben, das Programm für die kommende Legislaturperiode bekanntzugeben. Gemäß einer lange bestehenden Tradition konnte das Parlament nicht mit den Sitzungen beginnen, bis der König die Thronrede gehalten hatte. Das Parlament ignorierte den Brauch und begann über die Notwendigkeit einer Regentschaft zu debattieren.

Charles James Fox und William Pitt stritten darüber, wer berechtigt sei, während der Krankheit des Königs die Rolle des Staatsoberhauptes zu übernehmen. Beide Seiten waren sich einig, dass wahrscheinlich Georgs ältester Sohn, der Prince of Wales, zum Regenten ernannt würde. Doch in der Frage der gesetzlichen Grundlage waren sie unterschiedlicher Meinung. Fox war der Meinung, es sei auf jeden Fall das Recht des Thronfolgers, im Namen seines kranken Vaters zu regieren. Pitt argumentierte, es sei die Aufgabe des Parlaments, einen Regenten zu nominieren.

Die Vorkehrungen wurden weiter verzögert, da nun schon das Recht des Parlaments, ohne die formelle Eröffnung durch den König zusammenzutreten, in Frage gestellt wurde. Pitt schlug einen juristischen Kunstgriff vor. Damals war es üblich, dass der Monarch durch das Anbringen des Großen Reichssiegels auf einem Erlass zahlreiche seiner Herrschaftsrechte an einen Lordkommissar übertragen konnte. Nun sollte der Lordkanzler, der Verwahrer des Großen Reichssiegels, das Siegel ohne Zustimmung des Monarchen selbst anbringen. Zwar war die Handlung an sich eigentlich unrechtmäßig, doch die Gültigkeit des Erlasses konnte wegen des angebrachten Siegels vor Gericht nicht in Zweifel gezogen werden.

Georgs zweitältester Sohn Friedrich August verurteilte Pitts Vorschlag als „verfassungswidrig und illegal“. Trotzdem wurden die Lordkommissare ernannt und das Parlament eröffnet. Im Februar 1789 wurde der Regency Bill vom House of Commons angenommen, womit der Prince of Wales ermächtigt wurde, als Prinzregent zu herrschen. Doch bevor das House of Lords das Gesetz ebenfalls verabschieden konnte, hatte sich Georg III. wieder von seiner Krankheit erholt. Er erkannte nachträglich die Rechtmäßigkeit des Vorgehens an und übernahm wieder vollständig die Amtsgeschäfte.

Napoleonische Kriege

Georgs Beliebtheit nahm nach seiner Genesung weiter zu. Die Französische Revolution, während der die französische Monarchie gestürzt wurde, verunsicherte zahlreiche britische Grundbesitzer. Frankreich erklärte Großbritannien 1793 den Krieg und Georg wurde zum Symbol des britischen Widerstands. Er gab William Pitt die Erlaubnis, die Steuern zu erhöhen, Armeen zu mobilisieren und während des Krieges die Habeas-Corpus-Akte zu suspendieren. Großbritannien war zwar gut vorbereitet, doch Frankreich war zu jener Zeit stärker. Die erste Koalition mit Österreich, Preußen und Spanien wurde 1798 besiegt, die zweite Koalition mit Österreich, Russland und dem Osmanischen Reich im Jahr 1800. Nur noch Großbritannien stellte sich Napoléon Bonaparte, dem französischen Militärdiktator entgegen.

Eine ruhigere Kriegsphase im Jahr 1800 erlaubte es William Pitt, den seit 1798 anhaltenden Aufstand in Irland niederzuwerfen. Das Parlament verabschiedete dann den Act of Union 1800. Mit diesem Gesetz wurden am 1. Januar 1801 das Königreich Großbritannien und das Königreich Irland zu einem einzigen Staat mit dem Namen Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland verschmolzen. Georg nutzte die Gelegenheit, um den Anspruch auf den französischen Thron aufzugeben, den die englischen und britischen Monarchen seit Eduard III. erhoben hatten.

William Pitt hatte im Sinn, gewisse rechtliche Benachteiligungen, die den Katholiken auferlegt worden waren, zu beseitigen. Georg stellte klar, dass mit der „Katholikenemanzipation“ sein Krönungseid gebrochen würde, mit dem die Monarchen versprechen, den Protestantismus zu verteidigen. Er erklärte Folgendes: „Wo ist die Macht auf Erden, mich von der Befolgung jedes Satzes dieses Eids loszusprechen; insbesondere von jenem Satz, der mich dazu verpflichtet, den Protestantismus aufrecht zu erhalten? Nein, nein, ich würde eher durch ganz Europa von Tür zu Tür gehen und um Brot betteln, als irgendeiner solchen Maßnahme zuzustimmen. Ich kann meine Krone aufgeben und von der Macht zurücktreten. Ich kann meinen Palast verlassen und in einer Hütte leben. Ich kann meinen Kopf auf einen Block legen und mein Leben verlieren, aber ich kann nicht meinen Eid brechen.“

Als seiner religiösen Reformpolitik immer mehr Widerstand erwuchs, drohte Pitt mit dem Rücktritt. Etwa um dieselbe Zeit erlitt der König einen Wahnsinnsanfall, erholte sich aber rasch wieder. Pitt wurde im März 1801 formell durch Henry Addington ersetzt, den Speaker des House of Commons. Da Addington ein enger Freund war, hatte Pitt als privater Berater weiterhin Einfluss auf die Regierungsgeschäfte. Addingtons Regierungszeit war ungewöhnlich ereignislos, weil fast keine Reformen durchgeführt und fast keine neuen Gesetze erlassen wurden. Tatsächlich war die Bevölkerung damals gegen jegliche Art von Reformen, weil sie ähnliche Zustände wie im revolutionären Frankreich befürchtete. Die Öffentlichkeit verlangte, in Europa mit militärischen Mitteln die Ordnung wiederherzustellen, doch Addington weigerte sich. Im Oktober 1801 schloss er Frieden mit Frankreich und unterzeichnete 1802 den unvorteilhaften Frieden von Amiens.

Half-Crown-Münze mit dem Bildnis Georgs III. aus dem Jahr 1816. Die Inschrift lautet GEORGIUS III DEI GRATIA (Georg III. durch die Gnade Gottes).

Georg nannte den Vertrag mit Frankreich einen „experimentellen Frieden“. 1803 erklärten sich beide Länder gegenseitig den Krieg. 1804 war Georg erneut für kurze Zeit von einem Anfall betroffen. In der Zwischenzeit hatte sich die öffentliche Meinung gegen Henry Addington gewandt, da man ihm nicht zutraute, das Land in den Krieg zu führen. Im Mai 1804 übernahm William Pitt der Jüngere wieder sein Amt. Er wollte Charles James Fox in sein Kabinett aufnehmen, doch Georg verweigerte die Zustimmung. Der König konnte Fox nicht ausstehen, da dieser den Prince of Wales zu einem ausschweifenden und teuren Lebensstil ermutigt hatte. William Wyndham Grenville hielt dies für eine Ungerechtigkeit Fox gegenüber und weigerte sich, der neuen Regierung anzugehören.

Pitt ließ nun stark aufrüsten und brachte die dritte Koalition gegen Frankreich zustande, mit Österreich, Russland und Schweden. Diese Koalition brach jedoch im Dezember 1805 nach der Schlacht von Austerlitz zusammen. Die Gefahr der Eroberung Großbritanniens durch Napoléons Truppen war wenige Wochen zuvor durch Horatio Nelsons Sieg in der Schlacht von Trafalgar gebannt worden.

Die Rückschläge auf dem Festland wirkten sich negativ auf Pitts Gesundheit aus. Nach dessen Tod im Januar 1806 übernahm William Wyndham Grenville das Amt des Premierministers. In seiner „Regierung aller Talente“ war nun auch Charles James Fox vertreten. Georg war betrübt darüber, dass er nun aufgrund der öffentlichen Meinung gezwungen war, dessen Ernennung zu akzeptieren. Nach Fox' Tod im September 1806 gab es zwischen dem König und der Regierung heftige Meinungsverschiedenheiten. Die Regierung hatte ein Gesetz vorgeschlagen, das es den Katholiken erlauben sollte, in der Armee zu dienen. Georg forderte die Regierung auf, den Gesetzesvorschlag fallenzulassen. Die Regierung entsprach diesem Wunsch, weigerte sich aber, eine Erklärung zu unterschreiben, dass sie diese Frage in Zukunft nicht mehr erörtern würde.

Im März 1807 wurde William Henry Cavendish-Bentinck, 3. Herzog von Portland ein zweites Mal zum Premierminister ernannt, doch die eigentliche Macht lag beim Schatzkanzler Spencer Perceval. Das Parlament wurde aufgelöst und bei den nachfolgenden Wahlen erhielt die Regierung eine deutliche Mehrheit im House of Commons. Georg III. traf während seiner restlichen Herrschaftszeit keine wichtigen politischen Entscheidungen mehr. Die Ablösung des im Oktober 1809 verstorbenen Herzog von Portland durch Spencer Perceval war nur eine Formsache und hatte keine größere politische Bedeutung.

Letzte Lebensjahre

Der älteste Sohn, der spätere König Georg IV., übernahm als Regent die Amtsgeschäfte

Ende 1810 erkrankte Georg ernsthaft. Wahrscheinlich wurde die Krankheit ausgelöst, als er vom Tod seiner jüngsten Tochter Amelia erfuhr, die an Wundrose oder Porphyrie litt. Eine Arsenvergiftung liegt ebenfalls im Bereich des Möglichen. Zu Beginn des Jahres 1811 verfiel Georg endgültig dem Wahnsinn. Er wurde für den Rest seines Lebens im Windsor Castle betreut. Oft sprach er ununterbrochen während Stunden; er behauptete, mit Engeln zu reden und grüßte eine Eiche, die er für den preußischen König Friedrich Wilhelm III. hielt. Seine Ärzte verschrieben ihm Kalomel und Brechweinstein (Kaliumantimonyltartrat). Außerdem ließen sie ihn regelmäßig zur Ader und verordneten Bäder im Meer. Zu diesem Zweck wurde der König meistens nach Weymouth gebracht. Dieser Ort erlangte dadurch Bekanntheit und stieg zu einem der ersten Touristenziele des Landes auf.

Das Parlament erließ den Regency Act 1811. Die dazu erforderliche königliche Zustimmung erfolgte durch die Lordkommissare (die auf die gleiche illegale Weise ernannt worden waren wie bereits im Jahr 1788). Der Prince of Wales übernahm die Regentschaft bis zum Tod seines Vaters. Premierminister Spencer Perceval wurde 1812 ermordet; auf ihn folgte der Earl of Liverpool. Während dessen Regierungszeit errang Großbritannien den endgültigen Sieg in den Napoleonischen Kriegen. Der nachfolgende Wiener Kongress führte zu bedeutenden territorialen Gewinnen für Hannover und das Kurfürstentum wurde zu einem Königreich aufgewertet.

Georgs Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends. An Weihnachten 1819 erlitt er einen besonders heftigen Wahnsinnsanfall, sprach während 58 Stunden ununterbrochen wirr und fiel ins Koma. Am 29. Januar 1820 starb der blinde, taube und verwirrte König im Windsor Castle im Alter von 81 Jahren. Er hatte während 59 Jahren geherrscht, länger als jeder englische oder britische Monarch vor ihm. Nur seine Enkelin Victoria sollte noch länger herrschen. Georg wurde am 16. Februar in St. George's Chapel in Windsor begraben.

Sein ältester Sohn trat als Georg IV. die Thronfolge an. Nach ihm folgte Georgs drittältester Sohn Wilhelm IV. Auch dieser starb ohne legitimen Nachkommen, so dass die Krone an Victoria überging, der letzten Monarchin aus dem Haus Hannover und Begründerin des Hauses Sachsen-Coburg-Gotha.

Vermächtnis

Georg III. war in Großbritannien außerordentlich beliebt, bei den rebellischen Kolonisten in Nordamerika jedoch zutiefst verhasst. Die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung machte den König persönlich für alle politischen Probleme verantwortlich, mit denen sich die Kolonien auseinandersetzen mussten. Die Erklärung gibt weder dem britischen Parlament noch der britischen Regierung die Schuld. Die einseitige Darstellung in der Erklärung führte dazu, dass die amerikanische Öffentlichkeit Georg für einen Tyrannen hielt.

Georgs Wahnsinn wird im 1994 gedrehten Film „King George – Ein Königreich für mehr Verstand“ (The Madness of King George) thematisiert. Der Film basiert auf dem Theaterstück „The Madness of George III“ von Alan Bennet. Die teils humoristische, teils tragische Handlung spielt während Georgs erstem Wahnsinnsanfall in den Jahren 1788/89, hält sich jedoch nur zum Teil an die historischen Fakten. Die Rolle des Königs wurde von Nigel Hawthorne verkörpert, der dafür den Laurence Olivier Award erhielt und für einen Oscar nominiert war.

In Carol Reeds Spielfilm The Young Mr. Pitt (1942) wurde er von Raymond Lovell dargestellt und in Beau Brummell - Rebell und Verführer (Beau Brummell, 1954) von Robert Morley.

Georg III. und seiner Krankheit ist das Musiktheater-Werk Eight Songs for a Mad King des Avantgarde-Komponisten Peter Maxwell Davies gewidmet.

Titel

In Großbritannien verwendete Georg III. den offiziellen Titel “George the Third, by the Grace of God, King of Great Britain, France and Ireland, Defender of the Faith, etc.” (Georg der Dritte, durch die Gnade Gottes König von Großbritannien, Frankreich und Irland, Verteidiger des Glaubens, etc.) Als im Jahr 1801 Großbritannien und Irland vereinigt wurden, nahm Georg die Gelegenheit wahr, den rein theoretischen Anspruch auf den französischen Thron fallenzulassen. Auf offiziellen Dokumenten war der Titel König von Frankreich jedoch noch bis 1815 enthalten und wurde erst 1820 endgültig aufgegeben. Auch ließ er die Phrase „etc.“ streichen, die während der Herrschaft von Elisabeth I. angefügt worden war. Von da an lautete sein Titel “George the Third, by the Grace of God, King of the United Kingdom of Great Britain and Ireland, Defender of the Faith” (Georg der Dritte, durch die Gnade Gottes König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland, Verteidiger des Glaubens).

Nachkommen

Literatur

  • Christopher Hibbert: George III - A Personal History. Penguin Books, London 1998, ISBN 0-14-025737-3

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Georg II. König von Großbritannien
1760–1801
Aufgehen im Vereinigten Königreich
König von Irland
1760–1801
--- König des Vereinigten Königreiches
1801–1820
Georg IV.
Georg II. Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg
1760–1806
---
--- König von Hannover
1815–1820
Georg IV.


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