Georg Kasper Kirchmaier

Georg Kasper Kirchmaier

Georg Kaspar Kirchmaier (auch Georg Casper Kirchmayer; * 1635 in Uffenheim; † 27. September 1700 in Wittenberg) war ein deutscher Universalgelehrter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Georg Kaspar Kirchmaier wurde 1635 in Uffenheim als Sohn des brandenburgischen Stadt und Amtsvogts Georg Abel Kirchmaier geboren. Nachdem er zunächst von Privatlehrern erzogen wurde, besuchte er ab 1649 die Schule in Ansbach und bezog - durch ein Stipendium gefördert - 14. Juli 1655 die Universität Wittenberg. Hier besuchte er die Vorlesungen von Johann Sperling, August Buchner, Michael Wendler, Christoph Notnagel und Andreas Sennerts. Nach zwei Jahren erwarb er am 15. Oktober 1657 den akademischen Grad eines Magisters. Zudem besuchte er theologische Vorlesungen bei Johannes Scharff, Abraham Calov, Johann Meisner und Andreas Kunad. Auch muss er die Vorlesungen an der juristischen Fakultät bei Caspar Ziegler, Christian Klengel und Wilhelm Leyser I. besucht haben. Zudem beschäftigte sich Kirchmaier mit Chemie, wirkte an der Darstellung des Phosphors mit und wurde Mitglied der Leopoldina, unter dem Namen „Phosphorus“.

Dadurch dass er gut besuchte Privatvorlesungen in Wittenberg gehalten hatte, fand er als Adjunkt am 5. November 1660 Aufnahme in die philosophische Fakultät und wurde 1661 zum Professor der Rhetorik berufen. So im Ansehen der Universität gestiegen, wurden ihm auch im Sommersemester 1672 und 1692 die organisatorischen Aufgaben des Rektors der Wittenberger Akademie übertragen. Zudem war er mehrfach Dekan der philosophischen Fakultät. Noch größeres Ansehen genoss Kirchmaier vor allem bei seinen auswärtigen Fachkollegen.

Er korrespondierte mit Johann Heinrich Boecler und Hermann Conring, mit dem französischen Astronomen Ismael Boulliau und dem Sekretär der Londoner Royal Society Heinrich Oldenburg. Zu seinen Freunden zählten der Philologe und Kritiker Johann Georg Graevius aus Naumburg, der niederländische Anatom Frederik Ruysch und der gelehrte Politiker und Diplomat Nicolaas Witsen. Eine Reise, die er nicht lange vor seinem Ende nach Holland unternahm, markiert die Hauptrichtung seiner Auslandskontakte, bei deren Pflege ihm die Kenntnis der französischen, italienischen, holländischen und englischen Sprache zustatten kam.

Die Schriften des Universalgelehrten reichen thematisch von der klassischen Literatur und der Philologie über Physik, Bergbau und Metallurgie zur Tierwelt, Botanik, Mythologie, Geschichte, Rechtswissenschaft, Volkskunde und Theologie. Zwischen 1661 und 1699 verfasste er im Namen der Universität über 600 Programme, die wertvolle Informationen zur Geschichte der Wittenberger Akademie enthalten. Auf dem Gebiet der öffentlichen Lehre sah sich Georg Kaspar Kirchmaier natürlich an sein eigentliches Berufungsgebiet, die Erklärung der klassischen Autoren, gebunden.

Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen erteilte ihm indes 1663 die Erlaubnis, in Privatvorlesungen und öffentlichen Disputationen auch den historischen und politischen Hintergrund jener Autoren zu behandeln. Daraus sind seine Kommentare zu römischen Historikern und Rednern erwachsen. Er hielt es für sein Recht, privat auch über Logik, Metaphysik, Pneumatik, Geschichte und anderes mehr zu lesen und zu disputieren. Dabei brachte ihn sein Exercitium Logicum mit dem Logiker Christian Trentzsch in Konflikt. Nach dem er die kurfürstlichen Schulen seinem Tode wurde er in der Wittenberger Schlosskirche beigesetzt.

Genealogisch wäre zu erwähnen dass er sich am 20. November 1661 mit Elisabeth, der Tochter des Christoph Notnagel verheiratet hatte. Aus dieser Ehe gingen drei Töchter und sieben Söhne hervor. Der Sohn Georg Wilhelm Kirchmaier erlangte ebenfalls Bedeutung und gab die gesammelten Werke seines Vaters heraus. Zudem sind die Söhne Karl Christian, Georg Kasimir und Heinrich Julius bekannt.

Werkauswahl

Literatur

  • Jöcher: Gelehrtenlexikon; Bd. 2 S. 2097
  • Wilhelm Heß: Kirchmayer, Georg Kaspar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 16.
  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817, Böhlau, Köln 2002 ISBN 3412044024
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917,
  • Matrikel der Universität Wittenberg

Weblinks


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