Georg Witzel

Georg Witzel
Georg Witzel Kupferstich 16. Jahrhundert

Georg Witzel (Wicelius) (* 1501 in Vacha; † 16. Februar 1573 in Mainz) war Theologe und Gegner Luthers.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach der Schule in Vacha besuchte er ab 1513 weitere Schulen in Schmalkalden, Eisenach und Halle (Saale). Er studierte ab dem Wintersemester 1516 in Erfurt, wo er vom Humanismus geprägt wurde, und erwarb 1518 den Baccalaureus. 1520 ging Witzel für 28 Wochen nach Wittenberg, wo er Martin Luther, Andreas Bodenstein, gen. Karlstadt und Philipp Melanchthon hörte und dort pro Magisterio ein zeit lang complirt hatte, den Grad aber letztendlich nicht erwarb. Auf Verlangen des Vaters musste er das Studium abbrechen und 1521 Priester werden. Noch im gleichen Jahr trat er in Vacha eine Stelle als Vikar an.

Ab 1522/1523 predigte in seiner Heimatstadt Vacha zusammen mit Balthasar Raid im Sinne Luthers, heiratete 1524 Elisabeth Kraus aus Eisenach und verlor seine geistliche Stelle. Witzel ging nach Eisenach, wo er sich Jacob Strauß anschloss und eine Pfarrstelle im benachbarten Wenigenlupnitz antrat.

Seine Stellung im Bauernkrieg war lange umstritten. Als Mitstreiter von Strauß wirkte er im April 1525 im Eisenacher Raum an der ersten bekannten evangelischen Visitation mit, wobei er auch seine Heimat, das Amt Vacha, mit einbezog und neue Geistliche einführte. Der Wunsch der Einwohner der benachbarten Herrschaft Völkershausen nach einem lutherischen Prediger blieb unerfüllt, worauf diese sich gegen ihren Grundherrn auflehnten. Damit begann der Aufstand der Bauern im Werratal, ein Fanal für ganz Thüringen. Die Verdächtigungen gegen Witzel als Aufrührer waren aber unbegründet, er schrieb Thomas Müntzer sogar einen mahnenden Brief, trotzdem mußte er seine Pfarrstelle in Wenigenlupnitz aufgeben. Auf Empfehlung von Martin Luther wurde er darauf Pfarrer in Niemegk.

Witzels Anliegen war die sittliche Besserung des Menschen, darin folgte er Erasmus von Rotterdam. Von Luthers Lehre wandte er sich ab, da er mit Johannes Campanus Umgang hatte und deshalb ging das kurfürstliche Gericht gegen ihn vor.

1531 verließ Witzel sein Pfarramt, ohne zunächst ein neues zu finden. In diesem Jahr war er rege schriftstellerisch tätig.

In Eisleben stand er nun wieder als katholischer Pfarrer im ständigen Kampf mit den lutherischen Theologen, bis er nach Dresden berufen wurde.

Seine Schrift Typus ecclesiae prioris (1540) übte starken Einfluss aus. Seit 1539 führte er ein Wanderleben. Nach 1548 verteidigte er das Interim. 1553 ging er mit seiner Familie nach Mainz, wo er noch zwanzig Jahre lebte.

Auf Anregung Kaiser Maximilians II. schrieb er 1564 die Via regia, in der er für den Vergleich der Konfessionen eintrat. Als Abgeordneter der Stadt Mainz nahm er auch am Wormser Religionsgespräch von 1557 teil.

Werke

  • Pro defensione bonorum operum adversus novos evangelistas auctore Agricola 1532
  • Confutatio calumnosissimae responsionis Justi Jonae, it est Jodoci Koch, una cum assertione bonorum operum per Georgium Vuicelium, 1533, Leipzig
  • Typus ecclesiae prioris, 1540
  • Der heiligen Messen brauch wie er in der alten Kyrchen vor tausend jahren gewesen. Aus S. Joan. Chrysostomo verdeutscht (Mainz 1540)
  • Hagiologium (Mainz, 1541)
  • Liturgia S. Basilii Mag. nuper e tenebris eruta, et in lucem nunc primum edita (Mainz 1546).
  • Via regia 1564
  • Annotationes In Sacras Literas; Druck: Franz Behem, in kosten des Ehrnhafften Johan Quentels zu Coeln Erben, 1557; Stadtbibliothek Mainz: Signatur VI g :2°/923

Literatur

Remigius Bäumer: Georg Witzel, in: Katholische Theologen der Reformationszeit 1 (Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung 44), Münster 1991 3-402-03343-7

Johannes Beumer: Erasmus von Rotterdam und Georg Witzel. Ihr gegenseitiges Verhältnis und ihre Stellungnahme zur Reformation (Catholica 22), 1968

Johannes Beumer: Zwei Vermittlungstheologen der Reformationszeit. Philipp Melanchthon u. Georg Witzel, in: Theologisches Jahrbuch, 1971

Wolfgang Breul-Kunkel: Herrschaftskrise und Reformation (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte, Band 71), Heidelberg 2000 3-579-01739-X

Adalbert Böning: Georg Witzel als Hebraist und seine Lobrede auf die Hebräische Sprache (Texte und Thesen 35), Schwerte 2004 3-927382-49-3

Otto Clemen: Georg Witzel und Justus Jonas, in: Archiv für Reformationsgeschichte 17, 1920

John Patrick Dolan: The influence of Erasmus, Witzel and Cassander in the church ordinances and reform proposals of the United Duches of Cleve during the middle decades of the 16th century (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 83), Münster 1957

Barbara Henze: Aus Liebe zur Kirche Reform - Die Bemühungen Georg Witzels (1501-1573) um die Kircheneinheit (Reformationsgeschicht-liche Studien und Texte, Band 133), Münster 1995 3-402-03795-3

Werner Kathrein/Karlheinz Diez/Barbara Henze/Cornelius Roth: Im Dienst um die Einheit und die Reform der Kirche - Zum Leben und Werk Georg Witzels (Fuldaer Hochschulschriften, Band 43), Frankfurt am Main 2003 3-7820-0876-6

Rudolf Padberg: Georg Witzel der Ältere, ein Pastoraltheologe des 16. Jahrhunderts, in: Theologische Quartalschrift 135, 1955

Christian Pleuger: Der humanistische Reformkatholozismus am Beispiel der Auseinandersetzung zwischen Martin Luther und Georg Witzel (Sekundärliteratur 1 des Georg-Witzel-Archivs), Hagen 1980

Gregor Richter: Die Schriften Georg Witzels bibliographisch bearbeitet (Veröffentlichungen des Fuldaer Geschichtsvereins 10), Fulda 1913

Paul Ludwig Sauer: Der Dialog bei Georg Witzel (Sekundärliteratur 2 des Georg-Witzel-Archivs), Hagen 1981

Winfried Trusen: Um die Reform und Einheit der Kirche - Zum Leben und Werk Georg Witzels (Katholisches Leben und Kämpfen im Zeitalter der Glaubensspaltung 14), Münster 1957

Thomas Witzel: Studien zum Wirken Georg Witzels in Würzburg und Fulda (1540-1554), Magisterarbeit Neuere Geschichte masch. Würzburg 1986

Weblinks



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