Gerhard-Löwenthal-Preis für Journalismus

Gerhard-Löwenthal-Preis für Journalismus
JUNGE FREIHEIT
Beschreibung deutsche Wochenzeitung
Verlag Junge Freiheit
Erstausgabe Mai/Juni 1986
Erscheinungsweise wöchentlich
Auflage
(IVW Q4/2008)
19.793[1] Exemplare
Chefredakteur Dieter Stein
Herausgeber Junge Freiheit Verlag GmbH & Co
Weblink jungefreiheit.de
ISSN 0932-660X

Die Junge Freiheit ist eine deutsche Wochenzeitung für Politik und Kultur. Sie versteht sich als unabhängiges, konservatives Medium.

Die Junge Freiheit wird verschiedentlich als Sprachrohr der „Neuen Rechten“ bezeichnet. Laut einer Überblicksdarstellung aus dem Jahre 2008 ist diese Auffassung in der Wissenschaft „durchaus verbreitet“.[2] Dieser Zuordnung werde jedoch auch widersprochen, meist mit Verweis auf Differenzen in der Autorenschaft.[3] Dem Blatt wird von einigen Autoren eine „Scharnier-“ oder „Brückenkopf“-Funktion zwischen demokratischem Konservatismus und Rechtsextremismus zugesprochen. In verschiedenen Berichten der Landesverfassungsschutzbehörden wurde die Zeitung bis 2005 in der Rubrik Rechtsextremismus geführt.[4] Das Bundesverfassungsgericht untersagte diese Praxis am 25. Mai 2005, da verfassungsfeindliche Bestrebungen nicht erwiesen seien. Es lägen lediglich Anhaltspunkte für einen solchen Verdacht vor.[5] Die Junge Freiheit grenzt sich mittlerweile von dem Begriff „Neue Rechte“ ab und bemüht sich, nicht mit Rechtsextremisten in Verbindung gebracht zu werden.[6]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Chefredakteur Dieter Stein gründete die Junge Freiheit (JF) im Mai 1986 in Freiburg im Breisgau ursprünglich als Organ für die Jugendorganisation der von Franz Handlos gegründeten Freiheitlichen Volkspartei. Sie erschien seit 1986 zunächst alle zwei Monate als parteilose Schüler- und Studentenzeitung mit einer Auflage von 400 Stück. In einigen Universitätsstädten wurden durch Verteilung kostenloser Exemplare neue Leser angeworben, die Leserkreise bildeten.

1990 gründeten zehn Hauptautoren der Zeitung die Junge Freiheit Verlag GmbH. 1993 beschlossen die Verlagsgründer den Ausbau zur Wochenzeitung und die Gründung einer Kommanditgesellschaft, an der die Leser Anteilsscheine erwerben konnten.

Seit der Ausgabe 4/1994 (21. Januar 1994) erscheint das Blatt als Wochenzeitung mit 20 bis 28 Seiten. Im 4. Quartal 2008 erreichte sie mit rund 20.000 Exemplaren ihre bis dahin größte Verbreitung.[1] Nach einem Brandanschlag auf die Druckerei im Jahr 1994, zu dem sich „Revolutionäre Lesbenfrauengruppen und andere revolutionäre Gruppen“[7][8][9] bekannt hatten, zog die Redaktion 1995 von Potsdam nach Berlin.[10] Finanziert wird das Blatt neben dem Verkaufs- und Abonnementerlös durch Anzeigen und Spenden.

Ab 1996 ist das Blatt auch als Online-Ausgabe im Internet zu beziehen.

Als die Leipziger Buchmesse die Junge Freiheit wegen befürchteter Proteste gegen deren geplantes Jubiläumsfest von der Teilnahme 2006 ausschließen wollte, fand diese mit einem Aufruf eine Reihe auch prominenter Unterstützer, darunter Helmut Markwort und Arnulf Baring.[11]

Im September 2007 kündigte die Junge Freiheit die Kooperation mit der FPÖ-nahen österreichischen Wochenzeitung Zur Zeit wegen der Zusammenarbeit des Herausgebers Andreas Mölzer mit der NPD.[12]

Selbstverständnis

Die Junge Freiheit sieht sich als „eine der letzten überregionalen, verlagsunabhängigen Zeitungen Deutschlands“, die „wirtschaftliche, politische und publizistische Freiheit“ zu ihren wesentlichen Grundprinzipien zähle. In der Tradition des klassischen Journalismus stehend, leiste man „einen Beitrag zur Vergrößerung der Vielfalt und Lebendigkeit der demokratischen Meinungsbildung“ und verteidige „die Presse- und Meinungsfreiheit gegen wirtschaftliche und politische Einflußnahme“.

Man wolle „die große kulturelle und geistige Tradition der deutschen Nation in Ehren“ halten und so „die politische Emanzipation Deutschlands und Europas und die Bewahrung der Identität und der Freiheit der Völker der Welt“ erreichen.[13]

Aufbau und Themenbereiche

Die Junge Freiheit deckt das für politisch-kulturell orientierte Wochenzeitungen übliche Themenspektrum ab. Die Titelseite kommentiert aktuelle Ereignisse aus Autorensicht. Es folgen die Rubriken Meinung, Im Gespräch, Politik, Wirtschaft & Umwelt, Hintergrund, Kultur, Literatur, Geschichte & Wissen, Forum, Leserforum, Zeitgeist & Medien.

Die Seite „Im Gespräch“ enthält jeweils ein Interview mit einer Person der Zeitgeschichte. Dabei beziehen sich diese Interviews und weitere Artikel der Folgeseiten oft ebenfalls auf Tagesthemen der Titelseite, so dass Kommentare dazu ein großes Gewicht erhalten.

Zu besonderen Ereignissen druckt die Junge Freiheit teils umfangreiche Sonderbeilagen. Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 2005 dokumentierten Zeitzeugenberichte auf 20 Seiten die verschiedene Wahrnehmung des Ereignisses. Am 20. Juli 2007 erinnerten 28 Seiten an die „Helden der Nation“ (Dieter Stein), die das gescheiterte Attentat vom 20. Juli 1944 durchführten. Artikel und Interviews aus Sonderbeilagen veröffentlicht der Verlag auch in Buchform.

Das online-Archiv enthält sämtliche Artikel ab April 1997.

Interviewpartner

Eine Reihe von Publizisten, Wissenschaftlern und Politikern gaben der Jungen Freiheit ein Interview. Darunter waren Egon Bahr[14], Ephraim Kishon, Joseph E. Stiglitz, Joachim Kaiser, Ernst Benda, Hans Apel, Hans-Georg Gadamer, Charlotte Knobloch[15], Vera Lengsfeld und Udo Voigt.

In der Vergangenheit verursachten wiederholt Interviews mit der Jungen Freiheit öffentliche Kritik an den Gesprächspartnern. Im Jahr 2002 sprach der ehemalige Grünen-Politiker Jamal Karsli von einer „zionistischen Lobby“ in Deutschland[16], 2005 nahm Rolf Hochhuth ebenfalls in einem Interview den britischen Holocaustleugner David Irving in Schutz. Er lobte darin Irvings Arbeit als Publizist und erklärte vor dessen Verurteilung, der Vorwurf von Holocaustleugnung an Irving sei „idiotisch“.[17]

Der Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), sprach in einem Interview 2005 in der Jungen Freiheit im Blick auf Integration von Ausländern von „Gutmenschen“ und „sozialromantischen Multikultiträumern“. Daraufhin forderten Grüne, Linke und Christdemokraten seinen Rücktritt, den er mit einer öffentlichen Entschuldigung abwenden konnte.[18]

Bewertung der politischen Ausrichtung

Politikwissenschaft und Publizistik

Eine einheitliche Bewertung der JF existiert in der Politikwissenschaft und Publizistik nicht. Kritik, die die JF im Bereich des Rechtsextremismus oder dessen Nähe verorten, stammt von Politik-, Sozialwissenschaftlern und Publizisten. Es gab auch Kritik an der JF aus dem Lager der Unionsparteien wie etwa von Friedbert Pflüger. Auch innerhalb der den Verfassungsschutzbehörden inhaltlich nahestehenden Extremismusforschung um das "Jahrbuch Extremismus und Demokratie" hat es bislang keine einheitliche Einschätzung der JF gegeben.

Die Junge Freiheit verwendete zwischen 1992 und 1993 für ihre Abonnentenwerbung den Slogan „Eine Konservative Revolution. Dieser Umstand wie auch die Auswahl der Themen und Stammautoren zeigt nach Einschätzung der Extremismusforscher Wolfgang Gessenharter und Armin Pfahl-Traughber die politische Ausrichtung des Blattes: Sie knüpfe geistig und strategisch an die antidemokratische Strömung gleichen Namens in der Weimarer Republik an. Gessenharter führte im Juni 2008 aus, die JF „vermeide“ seit Jahren zwar sämtliche direkten Anklänge an den Rechtsextremismus, pflege jedoch ein zweifelhaftes Verhältnis zu den Menschenrechten. Daher müsse „jeder, der sich mit dieser Zeitung gemein macht, wissen, dass er damit einer gefährlichen Relativierung des Grundgesetzes Vorschub leistet“[19]. Dagegen bescheinigte der Extremismusforscher Steffen Kailitz von der TU Chemnitz bereits 1996 im Jahrbuch Extremismus und Demokratie (Band 8/1996) Chefredakteur Dieter Stein und dem damaligen JF-Redakteur Roland Bubik eine demokratische Gesinnung. Für Uwe Backes, der die Junge Freiheit 2001 in einem Aufsatz für die Bundeszentrale für Politische Bildung im Zusammenhang mit „intellektuellem Rechtsextremismus“ [20] erwähnt, kann die Junge Freiheit 2003 zwar „in einer Grauzone zwischen rechtsextremer Szene und demokratischer Mehrheitskultur“ angesiedelt werden. Er merkt aber auch an, in ihr sei ein „Meinungsspektrum vertreten“, bei dem ihm für eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz die „größten Skrupel“[21] kämen. 2008 meinte Eckhard Jesse, dass die Junge Freiheit zwar „vor zehn Jahren in einer Art Grauzone angesiedelt“ gewesen sei; inzwischen gehöre sie „im Kern zum demokratisch-konservativen Spektrum mit einigen Facetten nach Rechtsaußen“.[22]

Verfassungsschutzbehörden

In der ersten Ausgabe des Jahres 1992 wies der Chefredakteur der Jungen Freiheit, Dieter Stein, auf einen Trend zur Gründung von privaten Initiativen als „Aktivitäten im nationalkonservativen vorpolitischen Raum“ hin. In vielen deutschen Großstädten entstanden nach Aussage der JF innerhalb von zwei Jahren bis zu 50 JF-Leserkreise mit insgesamt rund tausend Teilnehmern. Der damalige Redakteur, Hans-Ulrich Kopp, beschrieb diese Kreise wie folgt (JF 27/1994, S. 4):

„Erfreulich ist auch, dass parteipolitische Differenzen hier keinerlei Bedeutung haben und die von totalitären Parteistrategen gewünschte scharfe Abgrenzung zwischen CDU-Mitgliedern und Angehörigen rechtsgerichteter Gruppierungen nur mit einem Lächeln quittiert wird.“

Derartige, als Anzeichen für rechtsextreme Tendenzen in diesen Leserkreisen gedeutete Äußerungen, waren für einzelne Verfassungsschutzbehörden zusammen mit einer vermuteten Nähe der Zeitung zur Partei Die Republikaner, Anlass zur systematischen Auswertung und Erwähnung der JF in Verfassungsschutzberichten. Erstmalig fand die JF im Verfassungsschutzbericht des Bundes über das Jahr 1995 Erwähnung. Auf eine parlamentarische Anfrage der PDS-Bundestagsfraktion äußerte die Bundesregierung 1991, es lägen „keine ausreichenden Anhaltspunkte für Bestrebungen im Sinne der Paragraphen 3, 4 des Bundesverfassungsschutzgesetzes“ vor. „Eine systematische Auswertung der Zeitschrift durch das Bundesamt für Verfassungsschutz kam deshalb bislang aus rechtlichen Gründen nicht in Betracht“ (BT Drucksache 12/1053). Auch später war die JF trotz regelmäßiger Nennung im Verfassungsschutzbericht des Bundes lediglich ein „Prüffall“. So stellte die Bundesregierung 1996 auf eine Anfrage der PDS klar: „Im Verfassungsschutzbericht 1995 ist die ‚Junge Freiheit‘ nicht als rechtsextremistische Publikation dargestellt“ und die „Prüfung ist .. noch nicht abgeschlossen“ (BT Drucksache 13/5394 vom 7. August 1996). 2004 wurde im Verfassungsschutzbericht des Bundes festgestellt, die JF sei „selbst nicht Gegenstand der nachrichtendienstlichen Beobachtung durch das BfV“ (S. 101), gleichwohl wurde sie ausführlich im Bericht behandelt.

Nachdem sich die Redaktion 1996 von ihren Leserkreisen distanziert und eine Zusammenarbeit mit diesen Kreisen offiziell für beendet erklärt hatte, schrieben die Verfassungsschutzbehörden des Bundes, Nordrhein-Westfalens und Baden-Württembergs bis 2005 der Jungen Freiheit dennoch eine Scharnierfunktion zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus zu. Sie sahen teilweise rechtsextreme Argumentationsmuster bei der Redaktion und ihren Stammautoren. Sie sei ein wichtiges Sprachrohr für die Bemühungen von Neuen Rechten und Rechtsextremisten, im konservativen Lager und unter Intellektuellen Fuß zu fassen. Sie benutze Beiträge und Interviews von Personen aus dem demokratischen Spektrum, um ihr Image zu verbessern und damit Werbung für sich zu machen. Hierbei wiesen die veröffentlichten Bewertungen von Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen große Differenzen auf, denn nach Auffassung des BfV waren Beiträge von rechtsextremistischen Autoren lediglich „vereinzelt“ in der JF zu finden, während der Verfassungsschutz NRW die JF insgesamt als rechtsextremistisch in seinen Berichten darstellte, die lediglich einzelne Interviews von Demokraten - als Beiwerk und Tarnung - enthalten habe. Nordrhein-Westfalen nahm die JF erstmals in den Landesverfassungsschutzbericht für das Jahr 1994 auf mit der Begründung, es existierten „tatsächliche Anhaltspunkte für den Verdacht rechtsextremistischer Bestrebungen“. Das LfV Baden-Württemberg erklärte die JF erst im Jahr 2000 zu seinem offiziellen Beobachtungsobjekt, obwohl sie schon mindestens seit 1997 im dortigen Landesverfassungsschutzbericht erwähnt wurde.

Mit dieser Einschätzung standen die Länder Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen nach den Worten des Hamburger Verfassungsschutzpräsidenten Heino Vahldieck jedoch „allein auf weiter Flur“ [23]. Der Verfassungsschutz des Landes Bayern bewertete in der Antwort auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Florian Ritter die gegen die Junge Freiheit erhobenen Vorwürfe folgendermaßen:„Einerseits hat die Junge Freiheit auch bekannten Rechtsextremisten ein Forum geboten. Andererseits ist unübersehbar, dass die Junge Freiheit zum größten Teil keinen extremistischen Inhalt hat. Angesichts der Tatsache, dass als Interviewpartner oder Autoren fast ausschließlich Personen aus dem demokratischen Spektrum fungieren, ist die Junge Freiheit in der Gesamtschau als rechtskonservatives Blatt am rechten Rand des demokratischen Spektrums einzuordnen.“[24]

Aufgrund der vom Bundesverfassungsgericht im Urteil zur Jungen Freiheit aufgestellten Maßstäbe zur Berichterstattung darf die Zeitung seit 2005 nicht mehr ohne konkrete Darlegung von Anhaltspunkten für rechtsextremistische Gesinnung in Verfassungsschutzberichten erwähnt werden. Noch im Jahr 2004 hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz über die Junge Freiheit geschrieben: „Bisweilen finden sich in Beiträgen von Redakteuren und Stammautoren gängige rechtsextremistische Argumentationsmuster oder positive Kommentare zu rechtsextremistischen Organisationen, Personen oder Publikationen. Besonderes Augenmerk scheint die JF auf die Relativierung der deutschen Schuld am Zweiten Weltkrieg zu legen.“ (S. 103). In seinen Verfassungsschutzberichten 2004 und 2005 erwähnte das Innenministerium in NRW die Zeitung zum letzten Mal, nun aber nicht mit einer inhaltlichen Einschätzung, sondern mit Verweis auf den laufenden [25] bzw. abgeschlossenen [26] Rechtsstreit. Der Rechtsstreit selbst war nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 24. Mai 2005 beigelegt worden. Zwar hatte das Verfassungsgericht die Streitsache an das Verwaltungsgericht Düsseldorf zurückverwiesen, die Streitgegner verzichteten aber auf ein erneutes Urteil zu dem mehr als zehn Jahre zurückliegenden Streitgegenstand.[27] Auch Baden-Württemberg und der Bund haben die Erwähnung der JF im Verfassungsschutzbericht eingestellt.

Kampagne der Jungen Freiheit gegen Kritik

Die Junge Freiheit selbst, aber auch Vertreter liberaler Medien und international renommierte Autoren, wehren sich seit 2001 verstärkt gegen die vorgebrachte Kritik von Wissenschaft und Behörden.

Im Juni 2002 startete die Redaktion unter dem Titel „Appell für die Pressefreiheit“ eine Anzeigenkampagne, um gegen die Auswertung ihrer Artikel durch den nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz zu protestieren. Zu den Erstunterzeichnern gehörten Martin Hohmann und Otto von Habsburg. Auch Vertreter anderer Medien, wie zum Beispiel Focus-Chefredakteur Helmut Markwort oder prominente Autoren wie Ephraim Kishon sprechen der Zeitung jede rechtsextreme Tendenz ab. Das gilt auch für Erwin Scheuch (1928–2003) und seiner Witwe, der Medienwissenschaflerin Ute Scheuch. Letztere spricht 2006 in einer Abhandlung von „Rudeljagden“ auf die JF durch Vertreter eines „totalitären Zeitgeistes von links“.[28] In praktischer Konsequenz sind die Scheuchs auch als JF-Autoren und vor allem -Interviewpartner in Erscheinung getreten.

Günter Rohrmoser sieht eine Tendenz zur „Hetzjagd“ aus dem Geiste einer „gängigen antifaschistischen Sprachregelung“, nach der Differenzierungen kaum vorgenommen und „liberalkonservativ bis ganz rechts“ ineinander übergehen würden. Rohrmoser sieht mediale Ausschließungsmechanismen, die auf einer „Uminterpretation des Begriffes von Demokratie“ beruhen würden.[29]

Peter Scholl-Latour, selbst Gastautor der Jungen Freiheit, bezeichnete die Redakteure und Autoren als „unabhängige Geister“.[30]

Rechtsstreit

Hauptartikel: Junge-Freiheit-Urteil

Politische Aufmerksamkeit erhielt der jahrelange Rechtsstreit der Jungen Freiheit gegen den Verfassungsschutz von Nordrhein-Westfalen. Dieser hatte die Zeitung in seinen jährlichen Verfassungsschutzberichten zwischen 1995 und 2004 in die Kategorie Rechtsextremismus eingeordnet. Dagegen hatte deren Verlag vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf geklagt und sich dabei vom ehemaligen Generalbundesanwalt Alexander von Stahl vertreten lassen. Dessen Verfassungsbeschwerde war erfolgreich: Am 24. Mai 2005 hob das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) die bisherigen Urteile mit Verweis auf die Pressefreiheit auf. Demnach können Texte von Autoren, die im Verdacht verfassungsfeindlicher Bestrebungen stehen, nicht ohne weiteres dem Blatt zugerechnet werden.

Der Verfassungsschutz von Nordrhein-Westfalen zog daraufhin eine die Junge Freiheit betreffende Passage aus seinem letzten Jahresbericht zurück. Der Rechtsstreit endete am 23. Juni 2006 durch Verzicht beider Parteien auf ein weiteres Urteil. Ein ähnlich gelagerter Rechtsstreit wegen der Erwähnung der Jungen Freiheit in den Jahresberichten des baden-württembergischen Verfassungsschutzes (2000 bis 2004) endete am 7. Juli 2006 ebenfalls durch Vergleich.

Im Juli 2006 bemühte sich Stephan Braun, SPD-Abgeordneter des Landtags von Baden-Württemberg, vergeblich darum, die Wiederaufnahme der Jungen Freiheit in den nächsten Jahresbericht des dortigen Landesamtes für Verfassungsschutz zu erwirken.[31]

Gerhard-Löwenthal-Preis

Seit 2004 vergibt die Junge Freiheit den von der Witwe Gerhard Löwenthals gestifteten, mit 5000 Euro dotierten Gerhard-Löwenthal-Preis für Journalisten und einen undotierten Gerhard-Löwenthal-Ehrenpreis für Publizisten. Damit soll „die Erinnerung an das politische und publizistische Vermächtnis Gerhard Löwenthals aufrechterhalten und herausragende Publizistik“ geehrt werden. Den Journalistenpreis erhielten bisher Thorsten Hinz (2004), Stefan Scheil (2005), Thomas Paulwitz (2006), Andreas Krause Landt (2007) [32] und Ellen Kositza (2008). Bis auf Krause Landt waren alle Preisträger zuvor als Autoren für die Junge Freiheit tätig.

Den Ehrenpreis für Publizisten nahmen Herbert Fleissner (2004), Caspar von Schrenck-Notzing (2005), Elisabeth Noelle-Neumann (2006), Wolf Jobst Siedler (2007) und Peter Scholl-Latour (2008) entgegen.

Seit 2007 ist die „Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung“ (FKBF) die Trägerin des Löwenthal-Preises, der in Kooperation mit der JF verliehen wird.[33]

Einzelbelege

  1. a b IVW: Die Auflagenliste 4. Quartal 2008 im PDF-Format (S. 145)
  2. In einer neueren Arbeit wird der Forschungsstand dahingehend zusammengefasst, dass die Zuordnung zur Neuen Rechten zwar „durchaus verbreitet“ sei, dass es aber in der Wissenschaft auch andere Stimmen gäbe, die etwa zwischen einzelnen Autoren differenzieren wolle. Zwar diene die Zeitung „je nach Definition zum Teil oder überwiegend den Vertretern der Neuen Rechten als Forum für ihre politischen Kommentare“, sie könne aber „nicht allein und ausschließlich als Publikation der Neuen Rechten betrachtet werden“. Kellershohn und Pfahl-Traughber zitiert in: Klaus Kornexl, Das Weltbild der Intellektuellen Rechten in der Bundesrepublik Deutschland, 2008, S. 31. Laut Kornexl weißt die Junge Freiheit ein heterogen rechtes, also rechtskonservativ bis rechtsextremes Weltbild auf (S. 29). Auch die Autoren entstammten sowohl dem konservativen wie dem rechtsextremistischen Umfeld (S. 33).
  3. s. Fußnote zuvor
  4. Wolfgang Gessenharter/Thomas Pfeiffer: Die Neue Rechte – Eine Gefahr für die Demokratie? Wiesbaden 2004
  5. Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 25.5.2005. BVerfG, 1 BvR 1072/01 vom 24.5.2005, Absatz-Nr. (1 - 92), http://www.bverfg.de/entscheidungen/rs20050524_1bvr107201.html
  6. Chefredakteur Dieter Stein erklärt in einem programmatischen Artikel (Troja läßt grüßen. Warum der Begriff der „Neuen Rechten“ in eine politische Sackgasse führt, in: Junge Freiheit Nr. 3 (2009) vom 9. Januar 2009), dass der Begriff politisch kontaminiert sei. Wer ihn verwende, schließe sich selbst aus: „Dieser Begriff ist das sichere Ticket in eine Sackgasse – quasi zur 'Endstation Rechts', wie sich ein Internetportal nennt, das über NPD, Skinheads und 'Neue Rechte' aufklären will und darunter die JF subsumiert.“
  7. Anschlag auf die Avantgarde (Die Zeit Nr. 51 (1994) vom 16. Dezember 1994)
  8. Fahnder enttäuscht. Bei der Razzia in der linken Szene entkamen die „Feierabend-Terroristen" (Focus Nr. 25 (1995) vom 19. Juni 1995)
  9. Das große Schweigen im Blätterwald (Junge Freiheit Nr. 50 (2004) vom 3. Dezember 2004)
  10. Die Geschichte der Jungen Freiheit
  11. Prominente setzen sich für „Junge Freiheit“ ein Netzzeitung vom 7. Februar 2006
  12. Junge Freiheit: FPÖ-Abgeordneter Andreas Mölzer kooperiert mit der NPD / Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT beendet Zusammenarbeit mit der Wiener Wochenzeitung „Zur Zeit“, Pressemitteilung, 27. September 2007
  13. Junge Freiheit: Selbstverständnis
  14. Bahr verteidigt umstrittenes Interview Der Tagesspiegel vom 9. November 2004
  15. Das Direktorium des Zentralrats der Juden in Deutschland nahm dieses Interview zum Anlass und fasste den Beschluss, dass in Zukunft "rechtsgerichtete Medien kein Gesprächspartner" für den Zentralrat mehr seien. Bericht in der Berliner Zeitung vom 30. Oktober 2000
  16. WDR.de
  17. Erneute Kritik an Karsli [Lob für einen notorischen Holocaustleugner http://www.hagalil.com/archiv/2005/02/hochhuth.htm Hagalil]
  18. Tagesspiegel, Interview vom 13. Juli 2008: Wer ist Heinz Buschkowsky?
  19. http://www.netz-gegen-nazis.com/artikel/ein-kommentar-zur-jungen-freiheit
  20. Gestalt und Bedeutung des intellektuellen Rechtsextremismus in Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 46, 2001 (PDF)
  21. Uwe Backes in Wolfgang Gessenharter: Die neue Rechte - eine Gefahr für die Demokratie? Mit einem Abdruck der Podiumsdiskussion anlässlich der Fachtagung „Neue Rechte“ am 8. Oktober 2003 in Düsseldorf. VS, 2004, S. 230
  22. Eike Kellermann: Viel Lärm um fast nichts, Interview mit Jesse in der Leipziger Volkszeitung, 5. Mai 2008.
  23. Gespräch mit Hamburgs oberstem Verfassungsschützer Heino Vahldieck Neues Deutschland vom 14. Juni 2004
  24. Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Florian Ritter SPD Bayerischer Landtag, Drucksache 15/3832 vom 9. August 2005 (PDF)
  25. Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen über das Jahr 2004. Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Abteilung Verfassungsschutz, 2005, S. 35ff (PDF)
  26. Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen über das Jahr 2005. Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Abteilung Verfassungsschutz, 2006, S. 79 (PDF)
  27. Klageverfahren der 'Jungen Freiheit'. Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Juli 2006 (PDF)
  28. Ein Sieg für die Pressefreiheit – aber auch ein Sieg über Rudeljagden?, Naturkonservativ heute, Band 6, 2006
  29. G. Rohrmoser, „Konservatives Denken im Kontext der Moderne“ (2006, S. 35 ff, 70)
  30. Der Menschheitsreporter, Jungle World vom 11. April 2007
  31. Stellungnahme des Innenministeriums vom 10. August 2006 zum Antrag des Abg. Stephan Braun (SPD), Landtag von Baden-Württemberg, Drucksache 14/128 (PDF)
  32. Jörg Plath: Nachschub für die Schrankwand, Der Tagesspiegel, 12. Januar 2007
  33. Gerhard-Löwenthal-Preis

Literatur

Junge-Freiheit-Autoren:

  • Alexander von Stahl: Kampf um die Pressefreiheit. Chronologie eines Skandals. Die Verfassungsbeschwerde der Wochenzeitung 'Junge Freiheit' wegen Verletzung der Meinungs- und Pressefreiheit durch Verfassungsschutzberichte des Landes NRW. Reihe Dokumentation, Bde. 5-7, Edition JF, Berlin 2003–2004: ISBN 3-929886-15-4, ISBN 3-929886-17-0, ISBN 3-929886-18-9
  • Dieter Stein: Phantom „Neue Rechte“ – Die Geschichte eines politischen Begriffs und sein Mißbrauch durch den Verfassungsschutz. Reihe Dokumentation, Band 10, Edition JF, Berlin 2005, ISBN 3-929886-22-7
  • Götz Kubitschek: 20 Jahre Junge Freiheit – Idee und Geschichte einer Zeitung. Edition Antaios, Schnellroda 2006, ISBN 3-935063-40-7

Wissenschaftliche Arbeiten:

  • Wolfgang Gessenharter: Neue radikale Rechte, intellektuelle Neue Rechte und Rechtsextremismus: Zur theoretischen und empirischen Neuvermessung eines politisch-ideologischen Raumes. In: Wolfgang Gessenharter, Helmut Fröchling (Hrsg.): Rechtsextremismus und Neue Rechte in Deutschland. Neuvermessung eines politisch-ideologischen Raumes? Leske+Bundrich, Opladen 1998
  • Stefan Kubon: Die bundesdeutsche Zeitung „Junge Freiheit“ und das Erbe der „Konservativen Revolution“ der Weimarer Republik. Eine Untersuchung zur Erfassung der Kontinuität „konservativ-revolutionärer“ politischer Ideen. (= Spektrum Politikwissenschaft; 35). Ergon, Würzburg 2006, ISBN 3-89913-527-X (zugl. Dissertation, Universität Augsburg 2005)
  • Kurt Lenk: Ideengeschichtliche Dispositionen rechtsextremen Denkens. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 48.1998, 9/10, S. 13-19.
  • Michael Minkenberg: Die Neue Radikale Rechte im Vergleich: USA, Frankreich, Deutschland. Westdeutscher Verlag, Opladen 1998, ISBN 3-531-13227-X
  • Thomas Pfeiffer: Junge Freiheit. Das professionelle Scharnierorgan. In: Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts. Dissertation, Ruhr-Universität Bochum 2000, S. 177-219; Auch in: ders.: Für Volk und Vaterland. Das Mediennetz der Rechten – Presse, Musik, Internet. Aufbau, Berlin 2002, ISBN 3-7466-7037-3, S. 105-144
  • Klaus Kornexl: Das Weltbild der Intellektuellen Rechten in der Bundesrepublik Deutschland – Dargestellt am Beispiel der Wochenzeitschrift JUNGE FREIHEIT. Herbert Utz Verlag, München 2008, ISBN 3-8316-0761-3

Sonstige Arbeiten:

  • Stephan Braun, Ute Vogt (Hrsg.): Die Wochenzeitung „Junge Freiheit“ – Kritische Analysen zu Programmatik, Inhalten, Autoren und Kunden. VS, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15421-3
  • Helmut Kellershohn (Hrsg.): Das Plagiat. Der Völkische Nationalismus der Jungen Freiheit. DISS, Duisburg 1994, ISBN 3-927388-44-0
  • Martin Dietzsch, Siegfried Jäger, Helmut Kellershohn, Alfred Schobert: Nation statt Demokratie – Sein und Design der »Jungen Freiheit«. Edition DISS, Band 4, Duisburg 2003, ISBN 3-89771-733-6 (Auszug: Wenn die ‚Junge Freiheit’ das Gespräch sucht...)
  • Felix Krebs: Mit der Konservativen Revolution die kulturelle Hegemonie erorbern. Das Zeitungsprojekt Junge Freiheit. In: Jean Cremet, Felix Krebs, Andreas Speit: Jenseits des Nationalismus. Ideologische Grenzgänger der „Neuen Rechten“ – Ein Zwischenbericht. Unrast, Münster 1999, ISBN 3-928300-94-6, S. 53-89
  • Alexander Ruoff: Verbiegen, verdrängen, beschweigen. Die Nationalgeschichte der „Jungen Freiheit“. Auschwitz im Diskurs des völkischen Nationalismus. Unrast, Münster 2001, ISBN 3-89771-406-X
  • Regina Wamper: Das Kreuz mit der Nation. Christlicher Antisemitismus in der Jungen Freiheit. Unrast, Münster 2008, ISBN 978-3-89771-747-3

Weblinks

Kritik

Über die Kritik an der JF


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