Gerhard Krüger (Philosoph)

Gerhard Krüger (Philosoph)

Gerhard Krüger (* 30. Januar 1902 in Berlin-Wilmersdorf; † 14. Februar 1972 in Baden-Baden) war ein deutscher Philosoph und Kulturwissenschaftler.

Krüger erhielt seine Schulbildung auf dem Gymnasium in Friedenau. Er studierte Philosophie, Evangelische Theologie und Geschichte in Jena, Tübingen und vor allem Marburg bei Bruno Bauch, Johannes Haller, Paul Natorp, Martin Heidegger, Nicolai Hartmann und Rudolf Bultmann. Er promovierte 1925 bei Hartmann. Nach der Habilitation 1929 mit der Arbeit Philosophie und Moral in der Kantischen Kritik wirkte er als Privatdozent in Marburg. Er war ein Schüler und Freund von Rudolf Bultmann. Mit seinem Marburger Lehrer Martin Heidegger und seinem Marburger Kollegen Hans-Georg Gadamer stand er auf der Unterzeichnerliste des Wahlaufrufes der Nationalsozialisten vom 11. November 1933: Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. Da ihm eine Nähe zur Bekennenden Kirche nachgesagt wurde, verzögerte sich seine Ernennung zum außerordentlichen Professor an der Universität Marburg bis 1938. Nach Lehrstuhlvertretungen in Göttingen und Frankfurt/Main wurde er 1940 als Nachfolger von Peter Wust ordentlicher Professor der Philosophie in Münster. 1946 folgte er einem Ruf nach Tübingen. 1950 trat er zur katholischen Kirche über. 1952 wechselte er als Nachfolger Gadamers, der den Lehrstuhl von Karl Jaspers in Heidelberg übernommen hatte, nach Frankfurt/Main, wo er bis zu seiner Emeritierung 1956 einen Lehrstuhl für Geschichte der Philosophie, Geschichtsphilosophie und Metaphysik innehatte. Ende 1952 erlitt er einen sehr schweren Schlaganfall, so dass er die Lehre aufgeben musste. Seit 1957 wohnte er in Heidelberg. Krüger ist einer der philosophischen Lehrer von Richard Schaeffler und Klaus Oehler. Sein Buch Einsicht und Leidenschaft. Das Wesen des platonischen Dialogs (1939) erschien 1992 in sechster Auflage und wurde von Enrico Peroli (Professor für Philosophie an der Università di Chieti) ins Italienische übersetzt (Ragione e passione. L'essenza del pensiero platonico).

Werke (Auswahl)

  • Kants Lehre von der Sinnesaffektion. Diss. phil. masch. Marburg 1925.
  • "Philosophie und Moral in der Kantischen Philosophie" (1931)
  • "Die Herkunft des philosophischen Selbstbewußtseins", in: Logos 22 (1933), separat Darmstadt: WBG 1962
  • "Einsicht und Leidenschaft. Das Wesen des platonischen Denkens" (1939), jetzt: Frankfurt am Main: Klostermann 6. Aufl. 1992 (xxi, 336 S.). - ISBN 978-3-465-02570-2. - Das Werk stellt einen intensiven Kommentar zu Platons Dialog 'Symposion' dar.
  • "Abendländische Humanität. Zwei Kapitel über das Verhältnis von Humanität, Antike und Christentum" (1952).
  • "Grundfragen der Philosophie. Geschichte, Wahrheit, Wissen". Frankfurt am Main: Klostermann 1958, 2., durchges. Aufl. 1965 (xii, 288 S.).
  • "Freiheit und Weltverwaltung. Aufsätze zur Philosophie der Geschichte". Freiburg i.Br. / München: Alber 1958 (254 S.) - Wichtige Aufsatzsammlung.
  • "Religiöse und profane Welterfahrung". Hrsg. von Richard Schaeffler. Frankfurt am Main: Klostermann 1973. - ISBN 978-3-465-01018-0

Literatur

  • Internationales Biographisches Archiv 23/1972 vom 29. Mai 1972
  • Frank Lilie: Das Verhältnis von Philosophie und Theologie bei Gerhard Krüger. Diss. theol. Fachbereich Evangelische Theologie, Marburg/Lahn 1991.
  • Frank Lilie: Schöpfung und menschliche Freiheit in der Philosophie Gerhard Krügers. In: Neue Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie 37 (1995), S. 223-237.

Weblinks


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