German Open (Tennis)

German Open (Tennis)

Als German Open bezeichnet man die internationalen deutschen Meisterschaften im Tennis. Sie werden in den Herren-Wettbewerben am Hamburger Rothenbaum ausgetragen, in den Frauen-Wettbewerben am Berliner Hundekehlesee, auf dem Gelände des LTTC Rot-Weiß Berlin. Das Herrenturnier gehörte bis 2008 zur Mastersserie der ATP und hieß bis dahin Hamburg Masters. Ab 2009 ist es Bestandteil der ATP 500 Series. Das Damenturnier trägt seit 2006 den offiziellen Titel Qatar Telecom German Open und wird vom Tennisverband von Katar veranstaltet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg

Die ersten „Internationalen Deutschen Meisterschaften im Tennis“ fanden 1892 in Hamburg statt. Sie gehören somit wie die heute als Grand Slam-Turniere bekannten Offenen Meisterschaften von Australien, Frankreich, England und die US Open zu den ältesten und traditionsreichsten Turnieren der Welt. Wie dort waren auch hier anfangs nur die Männer teilnahmeberechtigt.

Die Internationalität des Turniers bestand zu Beginn nur in der Tatsache, dass auch österreichische Staatsbürger zugelassen sind. Als Ort wählte man die Anlage des „Eisenbahnvereins auf der Uhlenhorst“, die heute unter dem Namen „Klipper THC Hamburg“ bekannt ist. Die erste Austragung vom 27. August 1892 an war vom Ausbruch der Cholera überschattet; das Turnier wurde unterbrochen und fand erst einen Monat später mit dem 19-jährigen Walter Bonne seinen ersten Sieger.

1894 fand das Turnier erstmals auf dem Areal des heutigen Rothenbaums (Club an der Alster) statt. 1896 waren erstmals auch Damen startberechtigt. Das Jahr 1897 sah die ersten wirklich „offenen“ deutschen Meisterschaften und den Engländer Hillyard als Sieger. Von 1898 bis 1901 wurde das Turnier in Bad Homburg vor der Höhe ausgetragen. Grund hierfür waren Finanzierungsschwierigkeiten der austragenden Hamburger Eisenbahnvereine.

1902 wurde der Deutsche Tennis Bund gegründet. Im selben Jahr kehrten die German Open an den heutigen Austragungsort, den Hamburger Rothenbaum, zurück. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden die Meisterschaften noch im örtlichen Wechsel mit der Anlage „Uhlenhorst“ durchgeführt. Erstmals wurde ein Herren-Doppel-Titel ausgelobt. 1906 wurde erstmals ein Mixed-Titel vergeben.

Zwischen 1914 und 1919 wurde Deutschland aus dem Internationalen Tennisgeschehen ausgeschlossen, so dass die Meisterschaften entfielen. Seit 1924 ist die Anlage am Rothenbaum der endgültige Standort des Turniers. Ein Jahr später gewann Otto Froitzheim seinen siebten Titel. Er ist bis heute Rekord-Sieger der German Open. Im Jahre 1939 gewann Hilde Sperling-Krahwinkel ihren sechsten Titel. Zwischen 1940 und 1947 werden als Folge des Zweiten Weltkriegs keine Meisterschaften ausgetragen.

1948 bis 1978

1949 gewann der mittlerweile 39-jährige Gottfried von Cramm seinen sechsten und letzten Titel. Im Alter von 45 Jahren gewann er 1955 seinen letzten Doppeltitel. 1956 fanden die German Open zum 50. Mal statt. Zu diesem Anlass wurde der Centre Court auf 5.000 Plätze ausgebaut. 1964 wurde der Hauptplatz erneut ausgebaut und fasste nunmehr 8.000 Zuschauer. Im selben Jahr kam es zum bisher einzigen Mal seit dem Zweiten Weltkrieg zu einem rein deutschen Finale: Wilhelm Bungert schlug Christian Kuhnke in vier Sätzen.

1966 traten auch die German Open in die Ära des professionellen Tennis ein: Amateure und Profis sind seitdem gleichermaßen startberechtigt. Seit 1969 wird ein offizielles Preisgeld gezahlt – bei der ersten Austragung wurde um 17.500 US-Dollar gespielt. Nachdem 1970 Jack Kramer den Grand Prix gründete, wurde das Turnier ab 1971 mit Wimbledon, Paris, Forest Hills und Rom in die Grand-Prix-Turniere eingereiht. Hierzu wurden die Meisterschaften in den Juni verlegt.

1979 kam es zu einer Reihe von Neuerungen. Wichtigste Innovation war eine Auslagerung des Damen-Turniers, welches fortan zu einem eigenen Termin in Berlin auf der Anlage des „LTTC Rot-Weiß“ am Hundekehlesee ausgespielt wurde.

Herrenturnier ab 1979

Tennisstadion Rotherbaum

Ab 1979 wurde das Herren-Turnier nicht mehr von der traditionsreichen Hamburger Tennis-Gilde, sondern vom Hamburger Tennis-Verband veranstaltet.

1980 wurde die Anlage am Rothenbaum umfassend ausgebaut; ein Turnierhaus entstand, der Center Court erhielt eine elektronische Anzeigetafel und wurde auf 9000 Plätze ausgebaut. Mit 67.000 Besuchern erzielte die Herrenveranstaltung im selben Jahr einen neuen Zuschauer-Rekord. Ein Jahr später wurde das Preisgeld zum 75. Jubiläum des Turniers auf 200.000 US-Dollar erhöht.

In den 1980ern erlebten beide Turniere aufgrund der Erfolge von Boris Becker, Steffi Graf und Michael Stich einen enormen Boom. 1984 trat Becker erstmals beim Herrenturnier an – gewinnen konnte er es nie. Jährlich wurden neue Zuschauerrekorde aufgestellt; 1989 kamen insgesamt 102.000 Besucher auf die Anlage; der Centre Court wurde auf ein Fassungsvermögen von 10.000 Zuschauern ausgebaut. Im selben Jahr verlegte der DTB seine Geschäftsstelle auf die Rothenbaum-Anlage.

1990 überstieg das Preisgeld des Herrenturniers erstmals die Millionenmarke. 1993 wurde Michael Stich erster deutscher Sieger des Turniers seit Wilhelm Bungert. Bis 1997 wurde die Anlage erneut massiv ausgebaut. Für knapp zehn Millionen Euro erhielt der Centre Court eine Kapazität von 13.200 Plätzen sowie ein mobiles Dach. Nicht zuletzt die enormen Umbaukosten brachten den Deutschen Tennis Bund in eine prekäre finanzielle Situation. Darüber hinaus trug das Ende des deutschen Tennis-Booms zu einem starken Rückgang des Besucherinteresses und der für das Turnier gezahlten Fernsehgelder bei.

1999 wurde das Herrenturnier mit neun anderen Turnieren in die neu gegründete Masters Series aufgenommen, 2009 wurde dieser Status durch die Einordnung in die neue ATP 500 Series wieder aberkannt. 2003 wurde Boris Becker zum Chairman des von finanziellen Problemen gebeutelten Turniers berufen.

2006 fanden vom 13. bis 21. Mai die 100. Offenen Deutschen Tennismeisterschaften statt.

Damenturnier ab 1979

Seit 1979 findet das Turnier der Damen in Berlin statt. Anfang der 1980er konnten sich mit Bettina Bunge und Claudia Kohde-Kilsch zwei Deutsche in die Siegerlisten eintragen. Ab 1986 dominierte mit Steffi Graf eine weitere Deutsche das Turnier. Innerhalb von elf Jahren gewann sie das Turnier insgesamt neun Mal und wurde damit zur Rekordsiegerin der Veranstaltung.

Ähnlich wie das Herrenturnier in Hamburg erlebte auch das Damenturnier einen enormen Aufschwung und gehörte nach den Grand-Slam-Turnieren zu den wichtigsten Tennisturnieren der Damen. Auch die Anlage am Hundekehlensee wurde Mitte der 1990er ausgebaut. Der Centre Court fasst seitdem maximal 7000 Zuschauer. Sein Fassungsvermögen kann mithilfe von mechanisch ausfahrbaren Tribünenteilen seitdem variabel dem Bedarf angepasst werden.

Nach dem Rücktritt von Steffi Graf ging das Interesse von Besuchern und Fernsehanstalten am Turnier stark zurück, was zu großen finanziellen Problemen für den DTB führte. Nachdem er das Turnier mehrere Jahre defizitär betrieb, verkaufte er die Rechte an der Veranstaltung 2004 an die Qatar Tennis Federation, den Tennisverband von Katar. Seitdem firmiert das Turnier zwar weiterhin als „Deutsche Meisterschaft“, wird allerdings nicht mehr vom deutschen Verband veranstaltet.

Der Name des Turniers wechselte aufgrund nicht-erfüllter Sponsorenerwartungen seit 1997 mehrfach: Von 1997 bis 2002 hieß das Turnier EuroCard Ladies German Open, 2003 MasterCard German Open, 2004 Ladies German Open, 2005 Qatar TOTAL German Open und 2006 Qatar Telecom German Open.

Im Jahr 2009 wird das Turnier nicht mehr in Berlin ausgetragen werden. Das katarische Konsortium, welches 2004 die Rechte übernommen hatte, verkaufte selbige an die WTA zurück. Wo das Turnier stattfinden wird ist noch nicht bekannt.[1]

Sieger

Hauptartikel: Liste der Sieger der German Open (Herreneinzel), Liste der Sieger der German Open (Dameneinzel)

In die Siegerliste der Herren konnten sich unter anderem Rod Laver, Gottfried von Cramm, Budge Patty, Fred Stolle, Tony Roche, Roger Federer und Rafael Nadal eintragen. Rekordsieger ist der Deutsche Otto Froitzheim mit sieben Siegen.

Das Damenturnier gewannen unter anderem Cilly Aussem, Hilde Sperling, Margaret Smith Court, Chris Evert, Steffi Graf, Monica Seles und Justine Henin-Hardenne. Zwischen 1986 und 1996 gewann Graf das Turnier insgesamt neun Mal und ist somit Rekordsiegerin.

Einzelnachweise

  1. Aus für die German Open (sport1.de) (abgerufen am 14. Januar 2009)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • German Open (tennis) — Infobox WTA Tennis Tournament Name = Qatar Telecom German Open Current = Logo size = 150px City = Berlin Country = GER Venue = Rot Weiss Tennis Club Tier = Tier I Surface = Clay / Outdoors Draw = 56M/32Q/28D Prize Money = $1,340,000 Web site =… …   Wikipedia

  • German Open Tennis Championships — German Open Hamburg  ATP World Tour Location Hamburg  Germany Venue Am Rothenbaum Category World Tour 500 (2009–) …   Wikipedia

  • 2008 German Open (tennis) — TennisEventInfo|2008|German Open date=May 5 – May 11 edition=37th champs=flagicon|RUS Dinara Safina champd=flagicon|ZIM Cara Black / flagicon|USA Liezel HuberThe 2008 Qatar Telecom German Open was a women s tennis event that was played from May 5 …   Wikipedia

  • German Open — is a name given to many Sports events established in Germany, and include: *German Open (badminton) *German Open (golf) *German Open (snooker) *German Opens of Tennis **Hamburg Masters (men), known as the German Open before 1990 **German Open… …   Wikipedia

  • 2007 German Open (tennis) — PAGENAME is a Tier I tennis event on the 2007 WTA Tour, held from May 5 13.Ana Ivanović won her second Tier I title, and her first tournament on clay. Svetlana Kuznetsova lost her third consecutive final of the year.ChampionsWomen s… …   Wikipedia

  • German Open — (engl., frei übersetzt Offene Deutsche Meisterschaften) ist eine Bezeichnung für in Deutschland ausgetragene, offene internationale bzw. nationale Turniere. German Open werden in den verschiedensten Sportarten veranstaltet: im Badminton, siehe… …   Deutsch Wikipedia

  • WTA German Open — Qatar Telecom German Open WTA Tour Location Berlin  Germany …   Wikipedia

  • 2007 German Open — can refer to: *2007 German Open (tennis) *2007 German Open (badminton) …   Wikipedia

  • 2008 Qatar Telecom German Open — #REDIRECT 2008 German Open (tennis) …   Wikipedia

  • 2007 Qatar Telecom German Open — #REDIRECT 2007 German Open (tennis) …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”