Germanenmission

Germanenmission

Als Germanenmission bezeichnet man die christliche Missionierung der Germanen in der Spätantike und im Frühmittelalter.

Inhaltsverzeichnis

Spätantike und Völkerwanderungszeit

Im Zuge der Konstantinischen Wende am Ende des 4. Jahrhunderts und dem folgenden Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion in Rom setzte vermehrt eine Missionstätigkeit innerhalb und außerhalb des Reiches ein. Die erste Begegnung mit dem Christentum hatten die aus Südschweden stammenden Westgoten, die sich auf der Balkaninsel nördlich des Unterlaufs der Donau angesiedelt hatten. Sie trafen auf Kriegsgefangene, die in ihrer Gefangenschaft Mission trieben. Schon bald gab es unter den Goten kleine christliche Gemeinschaften, die vom Germanenbischof Wulfila († 383) für den Arianismus gewonnen wurden. Wulfila übersetzte die Bibel ins Gotische und machte so den Goten die christliche Botschaft zugänglich. Vor allem die Goten und germanischen Stämme, die auf dem Boden des römischen Reiches siedelten, konvertierten oft geschlossen zum Christentum; Grund dafür liegt in der religiösen Rolle der germanischen Könige bzw. Stammeshäuptlingen: Mit ihrem Übertritt trat selbstverständlich der gesamte Stamm über, denn König bzw. Häuptling waren dafür verantwortlich, den Kult zu bestimmen. Von geschichtlicher Bedeutung war beispielsweise die Massentaufe von Chlodovechus und den Franken – wahrscheinlich im Jahr 498. Eine Missionstätigkeit außerhalb des Römischen Reiches war jedoch bis zum Untergang des Weströmischen Reiches nur sporadisch und kaum zielgerichtet.[1]

Frühmittelalter

Bis zum Untergang des Weströmischen Reiches konnte das Christentum außerhalb der Reichsgrenzen in Europa nur im keltischen Irland Fuß fassen. Ähnlich war mit dem Wegfall des Kaisers als möglichem Missionsherrn eine staatliche Mission im ehemals römisch kontrollierten Bereich nicht mehr möglich. Erst karolingische Herrscher – umstritten ist, ob möglicherweise auch schon seit dem letzten bedeutenden Merowinger Dagobert I. – nahmen die Missionsarbeit wieder entschlossen auf. Die römische Kirche trat erstmals unter Gregor dem Großen als Missionsleiter im angelsächsischen England auf. Eine gewaltsame Missionierung kam im Frühmittelalter aus kirchlicher Sicht nicht in Frage, wiewohl Gregor auch die Möglichkeit erwog, gegen eine heidnische Obrigkeit, die die Missionierung behinderte, mit Waffengewalt vorzugehen. Ideen, die die späteren Kreuzzüge auch nach Osteuropa inspirierten, stammten aus späterer Zeit.[2]

Die gewaltsame Missionierung der Germanen (Sachsenkriege) fand in Deutschland ihren Höhepunkt während der Expansion des Fränkischen Reiches nach Norden und Osten. Die Nordgermanen, insbesondere die Svaer (namensgebend für Schweden) entzogen sich der Christianisierung teilweise bis ins 12. Jahrhundert.

Literatur

Referenzen

  1. Martin Heimgartner: Mission, in: Der Neue Pauly, Bd. 8 (2000), Sp. 266–268
  2. Ludwig Hödl: Mission: B. Lateinkirchliches Abendland, in: LexMA, Bd. VI., Sp. 670–674

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