Gesellschaft für Bürgerrechte und Menschenwürde

Gesellschaft für Bürgerrechte und Menschenwürde

Die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V. (GBM) wurde am 3. Mai 1991 in Berlin von Künstlern, Vertretern von Sozialverbänden, Theologen sowie entlassenen DDR-Wissenschaftlern, Juristen und Stasi-Mitarbeitern gegründet.[1] Die Gründung erfolgte als Reaktion eines Teils der ehemaligen DDR-Bevölkerung und linker Gruppierungen im westlichen Teil Berlins auf den Verlauf der Vereinigung und um sich gegen die empfundene Diskriminierung von Bürgern aus den neuen Ländern zur Wehr zu setzen. Diese Klagen über eine Ungleichbehandlung und Herabsetzung bestimmter Bevölkerungsschichten wurden von der GBM aufgegriffen, umfassend thematisiert und in ihren sozialen, rechtlichen und kulturellen Auswirkungen analysiert.

Inhaltsverzeichnis

Gesellschaftlicher Hintergrund

Medien

Titelblatt "Icarus" April 2008

Die GBM gibt die monatliche Zeitschrift „Akzente“ und die vierteljährliche „Zeitschrift für soziale Theorie, Menschenrechte und Kultur: Icarus“ heraus. Daneben war die GBM Herausgeber verschiedener politischer Bücher über die Nachwendezeit sowie einiger Karikaturbände.

Mitgliederstruktur

Mit zunehmender Distanz zur Wiedervereinigung treten in die GBM auch jüngere und aus anderen sozialen Milieus stammende Personen ein. Prägend für ihr Bild in der Öffentlichkeit sind aber nach wie vor ältere Personen mit und ohne SED-Kader-Vergangenheit. Die GBM selbst sieht sich als parteiunabhängig an. Mit 3500 natürlichen Mitgliedern in vierzig Ortsverbänden ist die GBM heute eine große Menschenrechtsorganisation im Osten Deutschlands. Zunehmend beschäftigt sich die GBM auch mit Fragen der internationalen Wahrung von Menschenrechten. Sie kooperiert dabei vor allem mit ost- und mitteleuropäischen Menschenrechtsorganisationen.

Angeschlossen als korporative Mitglieder sind verschiedene weitere Vereine, u. a. die Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung. Deren Mitglieder werden nicht zu den GBM-Mitgliedern gerechnet.

Einordnung durch Dritte

Der Historiker Christian von Ditfurth ordnete 1998 die GBM als eng verflochten mit der PDS ein, ebenso wie die Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung und die Initiativgemeinschaft zum Schutz der sozialen Rechte [2]. Gleichlautend äußerten sich auch der DDR-Bürgerrechtler Konrad Weiß [3], sowie eine Referatsleiterin im Thüringer Sozialministerium, die erklärte, die „Stasi-Leute“ seien heute gut organisiert in Vereinigungen wie der „Gesellschaft für Bürgerrechte und Menschenwürde“ oder der „Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären Unterstützung“ [4]. Der Historiker Hubertus Knabe kennzeichnete die Mitglieder 2007 als „DDR-Nostalgiker“, deren Tätigkeit „ein organisierter Kampf für die Interessen von Stasi- und SED-Kadern“ sei [5].

Die bayerische Landeszentrale für politische Bildung nennt sie als ein Beispiel für Organisationen, die sich mit der politischen und juristischen Unterstützung von SED- und MfS-Aktiven befassen[6].

2004 erwirkte die GBM eine Unterlassungsverfügung gegen die Autorin Anna Funder, die in einem Buch von ihr nicht bewiesene Anschuldigungen gegen die GBM erhoben hatte.[7] Auch der NDR verpflichtete sich inzwischen, »zukünftig zu unterlassen, zu behaupten oder zu verbreiten, Stasi-Offiziere hätten die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde gegründet«. Das war zunächst in der Talkshow "Anne Will – Unrecht vergeht nicht: der lange Schatten der DDR" am 30. September 2007 behauptet worden.

Ziele und Aktivitäten

Als obersten Zweck nennt der Verein den Schutz der Menschenwürde, die Aufdeckung von Menschenrechtsverletzungen und Beiträge zur inneren Einheit Deutschlands. Die Vereinssatzung verpflichtet die GBM zu religiöser, weltanschaulicher und parteipolitischer Neutralität.

Die GBM setzt sich nach eigener Einschätzung ein gegen:

  • „einigungsbedingte Menschenrechtsverletzungen“ (insbesondere auf dem Gebiet der DDR)
  • Berufsverbote (insbesondere „einigungsvertragsbedingte Kündigungen“)
  • „Diskriminierung ostdeutscher Wissenschaft, Bildung und Kultur“
  • das Ausbleiben einer Angleichung der Renten in Ost und West
  • 1997 schloss sich das zuvor selbständige „Insiderkomitee zur kritischen Aufarbeitung der Geschichte des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS)“ der GBM an.

Darüber hinaus beschäftigt sie sich intensiv mit Wahlen und Bürgerbewegungen in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.

Arbeitskreise

  • Menschenrechte
  • Freundeskreis „Kunst aus der DDR“,
  • Deutsche Sektion des Europäischen Friedensforums epf
  • Berliner Alternatives Geschichtsforum,
  • Insiderkomitee zur kritischen Aufarbeitung der Geschichte des MfS
  • Solidarität / Kultur- und Bildungsreisen

weitere Aktivitäten

Regelmäßig veranstaltet die GBM Rentensprechstunden und Kunstausstellungen.

GBM-Logo

Blaue Rose der GBM

Das GBM-Zeichen ist eine „Blaue Rose“. Das Logo wurde von Walter Womacka [8] - mehrfacher Träger des Nationalpreises der DDR - entworfen.

Mitgliedschaft in Organisationen

  • Mitglied im Internationalen Forum nationaler Bürgerbewegungen
  • Mitglied des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden e. V.
  • Mitglied des Forums Menschenrechte e. V.

Menschenrechtspreis

Die GBM vergibt jährlich einen Menschenrechtspreis. Bisherige Preisträger sind:

Einzelnachweise

  1. http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0703/berlin/0045/index.html
  2. Christian v. Ditfurth Ostalgie oder linke Alternative, Verlag Kiepenheuer & Witsch, ISBN 3462027069
  3. Berliner Morgenpost vom 12. April 1999 Wo die DDR beatmet wird
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. November 2006: Die Opfer leiden immer noch
  5. Hubertus Knabe Die Täter sind unter uns, Propyläen Verlag 2007, ISBN 3-549-07302-X, S. 43
  6. http://www.km.bayern.de/blz/eup/02_06/1.asp
  7. Die Welt vom 8. August 2006: Anna Funder dreht einen Film über die alten Kader der DDR-Staatssicherheit - Interview
  8. lemo /dhm

Weblinks


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