Gewieft

Gewieft
Buchillustration zur Klugheit in Orbis sensualium pictus von Johann Amos Comenius

Klugheit (griechisch φρόνησις phrónesis "Vernunft", lat. prudentia) ist die Fähigkeit zu angemessenem Handeln im konkreten Einzelfall unter Berücksichtigung aller für die Situation relevanter Faktoren, individueller Handlungsziele und sittlicher Einsichten. Seit Platon zählt die Klugheit zu den vier Kardinaltugenden. Kant hält sie für ein pragmatisches Wissen um die der Beförderung der eigenen Glückseligkeit dienlichen Mittel, womit der Begriff eher die Bedeutung der „Verständigkeit“ annimmt.

Klugheit ist in zwei Richtungen abzugrenzen: Im Gegensatz zum auf das Allgemeine gerichtete Wissen (griech. epistéme), richtet sich die Klugheit auf den einzelnen konkreten Fall mit der Absicht in ethischer Hinsicht das Gute, Zuträgliche und Angemessene zu erreichen. Auf der anderen Seite grenzt sie ihre Bindung an die moralische Lebensführung von Schlauheit, Gerissenheit, Tücke und Verschlagenheit ab. Letztere arbeiten zwar mit denselben Mitteln, haben jedoch nur einen praktischen Nutzen oder einen persönlichen Vorteil zum Ziel. Daher werden sie auch als minder wertvolle Formen der Handlungskompetenz betrachtet.

Inhaltsverzeichnis

Zitate

„Klugheit: Lässt in jeder Lage wahres Gut erkennen und richtige Mittel zu dessen Erlangung wählen; sie lenkt unmittelbar das Gewissensurteil.“

Malteserorden

„Zum Segen des Glücks bekennen sich nur die Unglücklichen; die Glücklichen führen alle ihre Erfolge auf Klugheit und Tüchtigkeit zurück.“

Jonathan Swift

„In dieser praktischen Anwendung nun wird der Verstand Klugheit, und, wenn sie mit Überlistung Anderer geschieht, Schlauheit genannt, auch wohl, wenn seine Zwecke sehr geringfügig sind, Pfiffigkeit, auch, wenn sie mit dem Nachtheil Anderer verknüpft sind, Verschmitztheit. Hingegen heißt er im bloß theoretischen Gebrauch Verstand schlechtweg, in den hohem Graden aber alsdann Scharfsinn, Einsicht, Sagacität, Penetration; sein Mangel hingegen Stumpfheit, Dummheit, Pinselhaftigkeit u.s.w.“

Arthur Schopenhauer[1]

„Die Klugheit macht die Vernunft bereit, in jeder Lage unser wahres Glück zu erfassen und die richtigen Mittel zu wählen, um es zu verwirklichen. Sie steuert die anderen Tugenden, indem sie ihnen Regel und Maß gibt.“

Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche

Literatur

  • Josef Pieper: Traktat über die Klugheit. München 1949;
    neu aufgelegt in Josef Pieper: Das Viergespann – Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß. Kösel, München 1998, ISBN 3-466-40171-2;
    neu aufgelegt in Josef Pieper: Über die Tugenden. Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß. Kösel, München 2004, ISBN 3-466-40172-0.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schopenhauer: Ueber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde. DB Sonderband: 100 Werke der Philosophie, S. 40527 (vgl. Schopenhauer-ZA Bd. 5, S. 95)

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